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Wohnhäuser der 9. Region in Pompeji

Domus Diadumenorum (dt. Haus der Diadumeni)

Das an der Via dell'Abbondanza gelegene Haus wurde nach den letzten Bewohnern benannt. Es hebt sich alleine von seiner Vorderfront her durch ein Podium vor der Fassade von den anderen Gebäuden an der Strasse ab. Links und rechts des Podiums liegen die zugehörigen kleinen Treppen.

Bemerkenswert ist auch das korinthische Atrium mit 16 dorischen Tuffsteinsäulen. Die Räume um das Atrium wurden in für Pompeji seltener Symmetrie angelegt. Die alae (Seitenflügel) liegen denn auch exakt in der Mitte der Anlage. Je ein paar ionische Säulen tragen den Architrav. Die in korinthischem Stil ausgebrachten Kapitelle der Eckpfeiler des Atriums tragen linkerseits ein Paar (möglicherweise Mars und Venus) und rechterseits die Köpfe von Bacchantinnen aus Stuck. Gäbe es nicht ein impluvium (Regenwasserbecken), so hat die Anlage eher den Charakter eines Hofes, denn eines Atriums. Die Malereien sind grundsätzlich mit Marmorimitationen im Ersten Stil ausgeführt worden; lediglich die Restaurierungen weisen Züge des Vierten Stils auf.

Der rechte Seitenflügel enthält einen Altar mit der Nennung der Namen der letzten Bewohner. In den letzten Jahren vor der Vesuvkatastrophe weihten ihn hier zwei Freigelassene mit dem übernommenen Namen Diadumenus den Laren und dem Genius des Hausherren. Dieser ist auf der Marmorplatte nur mit dem Vornamen Marcus angeführt. Es könnte sich um Marcus Epidius Sabinus oder Marcus Epidius Rufus handeln, die beide aus einer alten einheimischen Familie stammen. Sie wurden auch in einigen Wahlempfehlungen der Umgebung genannt.

Der hintere Teil des Hauses wurde von einem viridarium (Garten, Baumgarten) eingenommen. Zu ihm gelangte man durch das tablinum (Galeriegang) und ein einseitiges Peristyl. Ganz am rückwärtigen Ende gelangt man über eine kleine Treppe in einen zum Garten hin offenen Raum. Dort ist auch der Hintereingang zu einer Parallelstrasse der Via dell'Abbondanza zu finden.

Domus C.Iulii Polybii vel Philippi (dt. Haus des Gaius Iulius Polybius oder des Gaius Iulius Philippus)

Das an der Via dell'Abbonanza gelegene Haus beansprucht ein Viertel der insula (Block) und wurde nach den letzten Bewohnern benannt. Die Fassade hat ihren Ursprung im 2.Jh.v.Chr. und zeigt durch sich nach oben hin verjüngende Türen und Zahnschnittmuster über dem Gebälk Merkmale des Ersten Stils. Auch die Malereien im Atrium entsprechen diesem Stil mit Scheingalerie und -tür. Die Schäden vom grossen Erdbeben von 62 n.Chr. waren immer noch nicht völlig beseitigt, wie ein Berg an Kalk und Amphoren beweisen. Auch waren einige Bereiche des Hauses noch weit davon entfernt eine Endfassung zu besitzen.

Das zweite, tuskischeAtrium konnte vom ersten aus durch ein tablinum (Galeriegang) betreten werden. Sein Fussboden war in opus signinum (Ziegelpulvermörtel) ausgebracht worden. Das impluvium (Regenwasserbecken) besass eine Verkleidung aus einer Mischung von Ziegelscherben und Mörtel. Trotz seiner Grösse verfügte das Haus keinen Anschluss an die städtische Wasserleitung. Somit musste das Wasser über eine Zisterne bezogen werden, die natürlich durch das Regenwasserbecken gespeist wurde.

An der linken Seite des Atriums befinden sich zwei als cubicula (Schlafzimmer) identifizierte Räume mit Malereien aus dem Zeiten bzw. Vierten Stil. Ein Gang nebenan verbindet den Zentralraum mit einem kleinen Hof mit Zugang zur Küche. Deren Rauch konnte durch einen Dachziegel abziehen. Hier - in der Nähe zum Herd - lag auch das Lararium des Hauses. Den Peristyl malte man eher einfach mit äusserst feiner weissgrundiger Dekoration aus. An Gestaltungselementen finden sich Theatermasken und Stillleben.

Im Obergeschoss fand man ein weiteres Schlafzimmer, das mit spätem Dritten Stil verziert wurde. Im mittleren Bereich sieht man Dädalus, wie er Pasiphae die hölzerne Kuh vorführt und im oberen Bereich tummeln sich Mars und Venus.

Der Speisesaal hinten links besass ebenfalls eine Dekoration im Dritten Stil unter schwarzgrundiger Decke mit Kassetten aus sternförmig angeordneten achteckigen Rhomben. Im Mittelbild wird die Schleifung der Dirke dargestellt. In diesem Raum waren die Restaurierungen gerade im Gange, da der Stuck teilweise entfernt worden war.

Das Triklinium konnte durch eine Türe mit Bronzeriegeln abgeschlossen werden. In ihm fanden die Archäologen wertvolle Bronzegegenstände, wie etwa einen Epheben als Fackelträger in Anlehnung an den Typus des Apollo Philesios. An Gebrauchsware wurden ein Tafelservice sowie ein spätaugusteischer Mischkrug aus getriebener Bronze mit der Darstellung von sieben Heroen bei der Jagd gefunden. Hinzu kommen noch diverse Kandelaberstützen, eine Lampe, ein Schemel und die Reste der drei Klinen. Schlussendlich ist noch ein Wasserkrug aus dem 5.Jh.v.Chr. zu nennen, der mit Sicherheit als Antiquität galt. All diese Gegenstände standen rund um ein Feld aus bunten Marmorstücken in dem sonst in rot gehaltenen Fussboden aus gestossenen Ziegeln und Mörtel.

Das viridiarium (Garten) war mit fünf Obstbäumen ausgestattet, wie man an Wurzelabdrücken ermitteln konnte. Zwei davon waren mit Sicherheit Feigenbäume. Um eine optimale Beschattung zu gewährleisten, waren die Zweige durch Pfähle gestützt. Daneben gab es auch einige kleinere Bäumchen an der zum Himmel offenen Seite.

Über die Bewohner des Hauses zur Zeit der Vesuvkatastrophe ist man durch Inschriften und Funde unterrichtet, wobei man aber nicht entscheiden kann, wem es tatsächlich zuzuschreiben ist. Gaius Iulius Polybius entstammte einer Familie kaiserlicher Freigelassener und kandidierte als Duumvir. Nicht nur an diesem, sondern auch an den Häusern in der Umgebung fanden sich entsprechende Wahlaufrufe. Besonders hervor sticht die Bemerkung, dass er eine gute Brotqualität verspricht. Gaius Iulius Philippus wurde dem Haus infolge eines in einem Schrank des Peristyls aufgefundenen Bronzesiegels zugeschrieben. Auch ein eingeritzter Glückwunsch nebem dem Lararium im kleinen Hof bei der Küche verweist auf ihn. Beide Männer waren sicher eng miteinander verwandt, sodass die Bezeichnung des Gebäudes schlicht „Haus der Familie der Iulii“ lauten sollte.

Blick vom Sommertriklinum
 in den Schankraum
im Thermopolium an
der Via dell'Abbondanza

e ludo computatrali "Pompei"


Quellen: Coarelli, La Roca, De Vos "Pompeji", J.-A.Dickmann "Pompeji", H.Pleticha & O.Schönberger "Die Römer", N.Harris & P.Dennis "Feuerregen auf Pompeji", "Der kleine Pauly" sowie das Computerspiel "Pompei - The Legend of Vesuvius"

 

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(PL)