GEOGRAFIE |
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ÖFFENTL.BAUTEN
I TEMPELANLAGEN I
FREIZEITANLAGEN
I
BASILICA HÄUSER
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Tempelanlagen in Pompeji Der Isistempel Der Tempel der Isis - gelegen an der Via del Tempio d’Iside, die in die Via Stabiana mündet - grenzte an das grosse Theater von Pompeji. Dieses bestand bereits, als das Heiligtum errichtet wurde, sodass bezüglich der Raumaufteilung Kompromisse mit der verbleibenden Grundfläche geschlossen werden mussten. Der Isiskult - wie auch jenes des Serapis - stammte aus Ägypten und wurde im 3.Jh.v.Chr. durch Ptolemaios I. völlig neu organisiert. Er stützte sich dabei auf die Erkenntnisse von zwei Fachleuten; zum einem des ägyptischen Priesters Maneton und zum anderen des Griechen Timotheus, der als Experte für die eleusinischen Mysterienkulte galt. Sie schafften es beide Kulturen unter einen Hut zu bekommen und so die Basis für gemeinsame Kulte zu generieren. Interessanterweise wurden die Schöpfer dieser adaptierten Kulte vom Erfolg ihres Werkes überrascht. Vor allem die weniger Begüterten sahen in Isis und Serapis Gottheiten der Hoffnung auf ein besseres Leben. Für Italien ist ein Serapis-Isis-Heiligtum bereits vor 105 v.Chr. in Puteoli (Pozzuoli) nachgewiesen. Als die Römer im Zuge der Eroberung Süditaliens mit diesen Kulten Bekanntschaft machten, war ihnen die geradezu magische Anziehungskraft äusserst suspekt und bis zum Ende der Republik versuchte der Senat in Rom mit mehr oder minder erfolgreichen Verboten die weitere Verbreitung gen Norden einzuschränken. Staatlich sanktionierten Charakter erhielten Isis und Serapis erst nach Caesars Tod. Octavianus, Marcus Antonius und Lepidus - also die Triumvirn - liessen nach 44 v.Chr. in Rom einen Tempel errichten und legitimierten dadurch die Kulte. Eine Aufnahme in den offiziellen Kultkalender Roms vollzog Caligula, was überraschenderweise keinen Schub an neuen Gläubigen brachte. Vielmehr ignorierte man - nicht nur in der Oberschicht - die östlichen Religionen und so führten die Kulte sowohl in Rom selbst, als auch auf dem Land eher ein Schattendasein. Sie blieben bis in hadrianische Zeit auf Süditalien beschränkt. Wichtige Daten zur Baugeschichte des Gebäudes konnten durch eine oberhalb des Eingangs gefundene Inschrift ermittelt werden: N(umerius) Popidius N(umeri) f(ilius) Celsinus aedem Isidis terrae motu conlapsam a frundamento p(ecunia) (s)ua restituit; hunc decuriones ob liberalitatem, cum esset annorum sex[s], ordini suo gratis adlegerunt. (Numerius Popidius Celsinus, Sohn des Numerius, baute den Tempel der Isis, der beim Erdbeben eingestürzt war, auf eigene Kosten wieder auf; zum Dank für die Grosszügigkeit nahmen ihn die Dekurionen in ihre Versammlung auf, obwohl er nur sechs Jahre alt war.) Wegen des Alters sollte man sich nicht täuschen lassen; hinter der Restaurierung standen handfeste persönliche politische Gründe des Vaters mit cognomen (Sippenname) Ampliatus, der aufgrund seines Status als Freigelassener nicht in den Stand der Dekurionen aufgenommen werden konnte. Dadurch sicherte er der Familie durch die Arbeiten im Namen seines Sohnes den sozialen Aufstieg, da der Sohn eines Freigelassenen als freier Bürger galt und eben Stadtrat werden konnte - auch wenn er erst sechs Jahre alt war.
links:
Reste des Isistempels Der Isistempel gehörte zu den wenigen Bauwerken in Pompeji, die nach dem Erdbeben von 62 n.Chr. noch vor der Verschüttung durch den Vesuv zu Ende restauriert worden waren. Wohl stand die Geschwindigkeit in Zusammenhang mit den erwähnten politischen Zielen der Familie. Der ursprüngliche Bau stammte vom Ende des 2. bzw. Anfang des 1.Jh.v.Chr. Von ihm haben sich sogar einige Fragmente erhalten. Der rasche Aufbau auf Privatkosten, die Genehmigung durch den Stadtrat und die Aufnahme des Knaben in das Kollegium der Dekurionen dürfte erst durch den Aufstieg unterer sozialer Schichten im Gefolge des grossen Erdbebens ermöglicht worden sein. Immerhin erstrahlte der Isistempel bereits in neuem Glanz, als die Tempel der klassischen Gottheiten teilweise noch in Trümmern lagen. Vor allem ist der Bau aber aus familiärer Sicht zu sehen und eben dem Willen zum gesellschaftlichen Aufstieg. Der Eingang wurde in einer Ecke der Aussenmauer angebracht und ihn betrag man einen von Portiken umfassten Hof mit dem Tempel in der Mitte. Bei der Restaurierung wurden zahlreiche Elemente des Vorgängerbaus wiederverwendet und gegebenenfalls neu mit Stuck überzogen, wie etwa die korinthischen Kapitelle. Da in der frühesten Bauplanung oskische Masse verwendet worden waren - die Säulenreihen sind 50 respektive 60 oskische Fuss lang - kann der erste Bau mit Sicherheit vor die Einrichtung der sullanischen Kolonie von 80 v.Chr. datiert werden. Die Portiken an Nord- und Südseite umfassten je acht, an der Westseite sieben und an der Ostseite vier Säulen und zwei Halbsäulen an Pfeilern. Im unteren Drittel war massiver und mit einem Stabmuster ausgestattet. Insgesamt waren sie mit ihrer dicken Stuckschicht und der groben Ausführung typisch für die erstem Renovierungsarbeiten nach dem grossen Erdbeben von 62 v.Chr. Der Tempel selbst wurde auf einem hohen Podium vollkommen in opus latericium (Ziegelwerk) erbaut. Möglicherweise aus kultischen Gründen wich die Form von klassischen Vorbildern ab, indem der Bau besonders breit ausgebracht wurde. Um der antiken Ästhetik zu genügen hatte man hernach versucht den Gesamteindruck mittels einer grossen Vorhalle zu verbessern. Sie bestand aus vier vorderfrontigen und je einer seitlichen Säule auf niedrigen attischen Basen und korinthischen Kapitellen. Um in den Tempel zu gelangen fügte man neben der vorne angebrachten Haupttreppe noch eine kleine Seitentreppe an der linken Seite an, durch die man direkt in die Cella kam. Ausserhalb der Vorhalle hatte man an jeder Seite kleine aediculae (Kultnischen) angebracht, die mit Giebel und korinthischen Pilastern ausgestattet waren. In ihnen dürften die Statuen von Anubis und Harpokrates gestanden haben, die mit Isis und Serapis eine enge Kultgemeinschaft hatten. An der Rückwand der Cella existierte eine breite Basis für die Hauptkultstatuen, die jener des Tempels der kapitolinischen Trias ähnelte. Interessant waren die im Tempelinneren aufgefundenen Kultgeräte: eine Marmorhand, zwei Kästchen aus Holz, eine kleine Schale aus Gold, ein kleines Gefäss aus Glas, zwei Bronzeleuchter sowie zwei menschliche Schädel. Diese standen jedoch nicht im Zusammenhang mit der Vesuvkatastrophe, sondern müssen tatsächlich kultische Bedeutung gehabt haben. Von der Farbgebung her war der Tempel in unschuldigem weiss ausgebracht worden und die Flächen durch Stuck gegliedert. Ein schwarzgrundiertes Fries war mit Ranken in kräftigen Farben bemalt worden. Ebenfalls reich dekoriert war der Portikus über gelbem Sockel mit symmetrischen Delphinen und Sphingen. Darüber erhoben sich rote, durch Malereien von Gebäuden gegliederte Wände. In Summe dominieren bunte und zarte Darstellungen von Girlanden, Priestern und Vögeln. Hinter dem Tempel fand man in einer Nische eine Bacchusstatue und in Stuck geformte Ohren, welche die stetige Bereitschaft des Gottes den Gläubigen zuzuhören repräsentierten. Das Kultbild war von Numerius Popidius Ampliatus, dem Vater des in der Eingangsinschrift genannten Knaben, gestiftet worden. Links der
Eingang zu den Räumen der Priester; rechts das Purgatorium. Im Gegensatz zu anderen Anlagen war der Tempelhof mit verhältnismässig vielen zusätzlichen Bauelementen bestückt; vor allem kleinen Tempelchen. In der südöstlichen Ecke lag das für rituelle Reinigungszeremonien verwendete purgatorium (Reinigungsraum). Obwohl von aussen mit einem Backsteingesims und Giebel - in der Mitte von einem Bogen durchschnitten - versehen besass der Raum kein Dach. An der Nordseite verzierten vier Blendpfeiler mit korinthischen Kapitellen das kleine Gebäude. Stuck und bläuliches Fries an der Aussenfassade zeigten Priesterinnen und Priester sowie das heilige Gefäss und ägyptische Figuren. Unter jeder Figur befand sich ein in die Wand gemauerter kleiner Altar aus Tuffstein. An den Seitenwänden wurden von Eroten eingefasste Kultpaare präsentiert, Mars und Venus zum einen, Perseus und Andromeda zum anderen. Das Innere umfasste einen niedrigen Sockel für jenen Krug, der das geheiligte Nilwasser beinhaltete. Ausserdem gab es eine nach unten führende Treppe zu einem kleinen Gewölbe. Vor dem Reinigungsraum befand sich der eigentliche Altar und schliesslich gab es noch eine von einer Mauer eingefasste Abfallgrube im Nordosteck. Die Ostseite des Portikus war nicht durchgehend mit Säulen bestückt, sondern in deren Mitte mit zwei Pfeilern samt seitlich montierten Halbsäulen ausgestattet worden. Ähnlich war man auch in den Stabianer Thermen verfahren. An der dahinter liegenden Wand fand sich eine aedicula (Kultnische) mit einem Fresko des Harpokrates mit Priester und einer vereinfachten Darstellung des Tempels. Unter dem Schrein konnten die Reste einer hölzernen Bank ergraben werden. Malereien im Ecclesiasterion Neben den Ecken des Portikus im Westen hatte man zwei Sockel mit Frauenstatuen in etwa halber Lebensgrösse installiert. Bei der einen handelte es sich um Isis mit dem chiton (Hemd). Die Statue wurde vom Freigelassenen Lucius Caecilius Phocus gestiftet - übrigens mit Zustimmung des Stadtrates. Die andere Statue stellte die gerade dem Meere entstiegene Aphrodite dar, wie sie ihr Haar auswringt. Interessant ist eine weitere Figur im Peristyl. Im Süden stand eine Herme zu Ehren des Schauspielers Gaius Norbanus Sorex, der bei lokalen Theatern der Zweitdarsteller war und ein Verwaltungsamt inne hatte: er war magister pagi Augusti Felicis Suburbani, d.h. Bürgermeister eines vor den Toren der Stadt gelegenen Wohnviertels. Der Mann dürfte der Nachkomme eines bekannten archimimus (Hauptdarsteller) gleichen Namens und ein Verwandter oder Geförderter von Gaius Norbanus - des Konsuls von 83 v.Chr. - sein. Das
Ecclesiasterion vom Peristyl aus gesehen Hinter dem Purgatorium durch den Peristyl konnten einige Räume aufgedeckt werden, die den Priestern des Tempels zugedacht waren. Hierzu gehörten eine Küche, ein Esszimmer, sowie ein Schlafraum. An der Westseite fand sich ein vom Hof her durch fünf Bögen eingefasster Raum, den man als ecclesiasterion (Kultraum für Eingeweihte) bezeichnete. In ihm fand man eine Inschrift, welche zwei Brüder des jungen Tempelrestaurators sowie die Mutter mit Namen Corelia Celsa erwähnt. Die Wände waren prächtig mit Malereien im vierten Stil ausgebracht. Fünf von sieben Feldern präsentierten ägyptische Landschaften, die beiden anderen Szenen aus der Mythologie rund um Io. Als zur Einrichtung gehörig konnten ein grosser Marmortisch, eine Kultrassel, zwei Gefässe aus Terrakotta sowie vier Glasgegenstände - drei Fläschchen & eine Schale - identifiziert werden. Der Grösse des Raumes nach, könnten hier auch Sakralpantomimen aus der Isis- und Serapis-Mythologie aufgeführt worden sein. Zwischen den Pfeilern des Ecclesiasterions fand man die Reste einer Frauenstatue, die in ihrer rechten Hand ein bronzenes sistrum (Kultrassel) hielt. An Materialien waren neben Marmor auch Holz, Metall und Stoff verwendet worden. Über die Zuordnung der Statue ist man sich uneins, aber es könnte sich um das Kultbild einer thronenden Isis handeln und damit vielleicht um die zentrale Kultstatue aus dem Tempel. Umgekehrter
Blick vom Ecclesiasterion ins Peristyl hinter dem Tempel. Lediglich durch eine kleine Tür erreichte man vom Hof aus jenen Raum, der aufgrund der engen Bauweise zwischen Theater und der samnitischen Palästra entstanden war. Man nimmt an, dass auch er für Zeremonien genutzt wurde, da auf weisser Wand grossformatige Darstellungen von Isis, Serapis, Typhon sowie heilige Tiere angebracht waren. Zudem ergrub man die Reste von vier Holzstatuen mit Marmorköpfen. Auf einer Statuette einer ägyptischen Gottheit aus grünem Stein fanden sich Hieroglyphen. Ergänzt wird die Fundlage noch durch zahlreiche kleinere Fragmente diverser ägyptischer Terrakotten und einer Sphinx. Durch einen Vorhang von diesem Raum abgetrennt und durch ein paar Stufen nach unten zu erreichen existierte noch ein kleines Depot. In ihm fand man über 30 Vasen, an die 60 Lampen sowie einen ehernen Dreifuss. Schlussendlich gab es im Süden noch einen Raum, der im Prinzip aus einer Baulücke gewonnen wurde. Durch eine Stufe gelangte man in einen schmalen gerundeten Korridor mit vier Stützpfeilern, welche bereits zum angrenzenden Theater gehörten. |
Reste des Isistempels
Im Isiskult verwendetes sistrum
(Kultrassel) |
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Quellen: Coarelli, La Roca, De Vos "Pompeji", J.-A.Dickmann "Pompeji", H.Pleticha & O.Schönberger "Die Römer", N.Harris & P.Dennis "Feuerregen auf Pompeji", "Der kleine Pauly" sowie das Computerspiel "Pompei - The Legend of Vesuvius" |
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