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Wirtschaftsbetriebe in Pompeji

Das Macellum

Das Macellum war eine offene Anlage für den Verkauf von Lebensmitteln und wurde in den Jahren 130 bis 120 v.Chr. in seiner noch heute sichtbaren Form erbaut. Die Grabungen ergaben jedoch auch einen Vorgängerbau ähnlicher Grösse, jedoch ohne den erst später hinzugekommenen polygonalen Mittelbau. Er war im Osten und West etwas geräumiger gewesen und an der Südseite hatten sich bereits damals eine Anzahl von tabernae (Verkaufslokale) befunden; wenn auch sie anders aufgeteilt waren. Die ursprünglichen Wände scheinen im Ersten Stil verziert gewesen zu sein. Auch war der Zugang nicht so beschränkt, sondern es hatte sich der Marktplatz zum Forum hin offen gezeigt. Der Boden des Platzes bestand damals aus einem sorgfältig ausgebrachten Steinpflaster, jener der Läden aus Steinsplittern und einer Stampfmörtelschicht. An der Ostseite fand sich auch Mörtel aus opus signinum (Ziegelpulvermörtel), der nach 62 n.Chr. auch im Zuge der Restaurierungen bei den überdachten Läden Verwendung fand. Die heutige Form geht auf eine grossangelegte Umgestaltung in iulisch-claudischer Zeit zurück, wohingegen der grösste Teil des Gebäudes erst nach dem grossen Erdbeben neu errichtet worden war. Erst in dieser Zeit wurden die Tuffsteinkolonnaden entfernt.

Das Gebäude selbst weicht von der allgemeinen Ausrichtung des Forums ab, da es sich an der Via degli Augustali und des Vico del Balcone Pensile orientierte. Um es dennoch harmonisch in die Forumsgliederung einzupassen wurden die an der Fassade liegenden Läden in abnehmender Tiefe Richtung Forum errichtet. Davor standen noch drei Marmorsäulen des Portikus, die jedoch im Gegensatz zu den anderen nicht ionisch, sondern korinthisch ausgebracht worden waren. Zudem wurden sie im unteren Drittel mit einem Rundstab kanneliert. Hinter ihnen fanden sich noch die Socken für drei Ehrenstatuen. Weitere Ehrenstatuen standen auch vor den Eckpfeilern der äusseren Läden, die von manchen Forschern als Wechselstuben angesehen werden, obwohl es keine archäologischen Hinweise dafür gibt.

links: Blick entlang des Macellums in Richtung Forum
rechts: Blick aus umgekehrter Richtung; links der Iuppitertempel & rechts das sog. Larenheiligtum;
die Sockeln hinter den Säulen und im Vordergrund waren für Ehrenstatuen bestimmt

e ludo computatrali "Pompei"

Die Aussenmauern waren aus opus reticulatum (Netzmauerwerk) in verschiedenfarbigem Tuffstein gefertigt und wurden von Ziegelsteinpilastern gesäumt. Es wird deshalb angenommen, dass infolge der Farbenprächtigkeit auf einen Stucküberzug verzichtet werden sollte. Immerhin ist zu berücksichtigen, dass das Gebäude wie jenes nebenan bei weitem nicht fertiggebaut werden konnte.

Man konnte insgesamt auf dreierlei Wegen den Komplex betreten. Zwei in die Mitte gelegte Haupteingänge im Norden und im Westen boten den Besuchern den bequemsten Zugang. Daneben existierte noch ein kleinerer in der Südwestecke der Anlage. Durch den Haupteingang im Norden gelangte man in die Via degli Augustali mit ihren Läden, die allesamt auf die Strasse ausgerichtet waren.

Der westliche Haupteingang gliederte sich in zwei Durchgänge und in der deren Mitte befand sich eine aedicula (Nische, Schrein) flankiert von zwei eleganten korinthischen Säulen. Der geräumige Innenhof war ursprünglich mit Portiken ausgestattet, doch fanden sich keinerlei Reste der Säulen. Wohl waren sie nach dem Erdbeben von 62 n.Chr. ausgelagert worden und die Restaurierungsarbeiten noch nicht so weit fortgeschritten. Erst bei einer Nachgrabung fand man die Travertinbasen für diese Säulen an der Nord- ein Stück an der Westseite. Während der Restaurierung hatte man dagegen eine innere Umfassungsmauer und im Süden der Anlage eine Ladenreihe für den Verkauf von Lebensmitteln angelegt. Mit Ausnahme der zehn Eckpfeiler in opus listatum (abwechselnd Tuff- und Ziegelsteine) sind sie alle aus opus incertum (unregelmässig aneinandergefügte Steine) gefertigt.

Die Nordwestmauer enthielt bei ihrer Ausgrabung noch eine Dekoration aus dem Viertel Stil; ebenfalls aus der Zeit nach dem grossen Erdbeben. Über dem Sockel fanden sich schwarze, mit Rot eingefasste Felder deren Mitten Szenen aus der Mythologie trugen; so etwa Penelope bei der Ankunft des Odysseus, Io und Argus sowie Medea ob des Todes ihrer Kinder sinnierend. Zwischen den Feldern boten sich scheinarchitektonische Durchblicke vor weissem Hintergrund. Diese überragten die Felder und untergliederten diese oberhalb, wo man auf blauem Hintergrund Figuren gemalt hatte: ein Mädchen mit rituellen Instrumenten sowie einen den aulos (Muschelhorn) blasenden Satyr. Weiter oben kamen auf grossen Feldern noch Fische und Vögel in volkstümlichem Stil zum Vorschein. Vom sicher vorhandenen Stuck der Anlage hat sich praktisch nichts erhalten. Die Pilaster am Haupteingang waren unkanneliert.

Die Ostseite wurde von drei Räumen dominiert, die gegenüber den anderen Teilen der Anlage erhöht ausgebracht worden waren. Bei den Eingängen zu den beiden äusseren Kammern fanden sich je zwei quadratische Sockel, die einst Säulen getragen haben müssen. Der mittlere über fünf Stufen zu erreichende Raum in opus listatum (abwechselnd Tuff- und Ziegelsteine) und opus incertum (unregelmässig aneinandergefügte Steine) beherbergte ein Heiligtum zu Ehren der kaiserlichen Familie. An seiner Rückwand fand sich ein Sockel und an den Seitenwänden vier Nischen für Statuen. Alles in allem war der Raum sehr schlicht gestaltet. In den beiden rechten Nischen konnte man für Pompeji eher einen seltenen Fund machen: zwei Statuen. Die ursprünglich zugedachten Identitäten als Marcellus und Octavia (Neffe & Schwester des Augustus) ist mittlerweile wieder verworfen worden; es handelt sich aber jedenfalls um Mitglieder des iulisch-claudischen Kaiserhauses. Zudem kam der Rest einer grösseren Statue zum Vorschein und zwar ein Arm mit einem Globus. Wahrscheinlich war dies ein Teil einer Kaiserstatue. Die Mauern bei der kleinen Treppe waren schliesslich in opus latericum (Ziegelmauerwerk) ausgebracht worden und die Pilaster mit Stabmuster verziert.

Der linke Raum diente höchstwahrscheinlich für Feiern im Rahmen des Kaiserkultes, da er einen, etwas nach rechts gerückten niedrigen Altar beinhaltete. Dieser bestand im wesentlichen aus zwei Marmorstufen mit darüber gelegter Platte aus Basalt. Da diese einerseits einen erhöhten Rand und andererseits ein Abflussloch in einer Ecke aufwies, dürften hier Trankopfer vollzogen worden sein. Gleich hinter dem Altar befand sich an der Südwand noch ein Podium über dessen Verwendungszweck nichts bekannt ist (vielleicht Rednerbühne). An Dekoration konnten zwei kleine Wandmalereien mit Eroten aufgefunden werden. Auf dem einen tranken sie Wein und spielten auf der Lyra, am anderen vollzogen sie ein Opfer.

Einen vollkommen profanen Charakter wies der rechte Raum auf. In ihm wurden nämlich Fleisch und Fisch verkauft. Im Inneren lief gleich um drei Seiten eine geschlossene Ladentheke, die nur an der Ostwand für ein Stück unterbrochen war. Der linke Teil der Theke wies eine Besonderheit auf indem er so gebaut war, dass sich abtropfendes Wasser sammeln konnte und über einen eigenen kleinen Abfluss ablaufen konnte. Folglich wird angenommen, dass hier frischer Fisch über den Ladentisch ging.

Gleich neben dem Eingang zu diesem Laden lag südlicherseits der kleinere über Stufen erreichbare Zugang von der Via del Balcone Pensile her, die mit dem Bau des sogenannten Larenheiligtums zur Sackgasse geworden war. Nun konnte man wenigstens durch das macellum das Forum erreichen.

Die Mitte des Gebäudes nahm ein weiter zwölfeckiger Tuffsteinsockel ein, der von einer niedrigen Marmorleiste begrenzt worden war. Bei den ersten Grabungen dachte man, es würde sich - in Anlehnung an andere bekannte macella - um die Basis eines tholos (säulenumfasster Rundbau) mit einem grossen Brunnen in der Mitte handeln, doch konnte dies später widerlegt werden. Man fand im Boden zahllose Fischgräten und einen zur Mitte des Zwölfecks hinlaufenden Abwasserkanal. Der Tuffsockel diente lediglich als Halterung für ein Dutzend hölzerner Pfähle, welche das Dach trugen. In der Mitte am Ende des Kanals befand sich wohl noch ein Brunnen, aber mit Sicherheit kein Becken. Die Zusammensetzung des Bodens wich von der Umgebung ab und bestand aus einem Konglomerat aus zerstossenem Marmor, Travertin und Ziegeln sowie Mörtel. Die Marmorleiste ganz aussen sollte zudem sicherstellen, dass das Wasser nur nach innen floss. Aufgrund all dieser Indizien gilt es als gesichert, dass es sich um eine Fischverarbeitung handelte. Die angelieferten Fische wurden dort geschuppt, entgrätet und ausgenommen; der Verkauf fand wohl im zuvor erwähnten rechten Raum statt.

Forum Holitorium

Hinter dem Portikus an der Nordwestecke des Forums lag ein durch acht Ziegelpfeiler abgetrennter langgezogener Raum, der als forum holitorium (Gemüsemarkt) diente. Neben Obst und Gemüse wurde hier wohl auch Getreide verkauft, da die mensa ponderaria (Eichtisch) samt dem Büro des zuständigen Beamten mit ihren genormten Hohlmassen unweit davon in der Aussenmauer des Apollotempels lag. Als der Vesuv 79 n.Chr. Pompeji verschüttete war der Bau noch nicht vollendet worden. Es fehlte zum einen die Überdachung des Portikus und zum anderen hatte man an den Wänden noch nicht einmal einen Verputz angebracht. Heute wird der Raum als Depot für archäologisches Material verwendet.

Blick vom Sommertriklinum
 in den Schankraum
im Thermopolium an
der Via dell'Abbondanza

e ludo computatrali "Pompei"


Quellen: Coarelli, La Roca, De Vos "Pompeji", J.-A.Dickmann "Pompeji", H.Pleticha & O.Schönberger "Die Römer", N.Harris & P.Dennis "Feuerregen auf Pompeji", "Der kleine Pauly" sowie das Computerspiel "Pompei - The Legend of Vesuvius"

 

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(PL)