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Wohnhäuser der 8. Region in Pompeji

Villa Imperialis (ital. Villa Imperiale)

Die unterhalb südwestlich des Venustempels und des Antiquariums gelegene Anlage besticht vor allem durch die zahlreichen Säulen und Portiken sowie dem grandiosen Ausblick auf das Meer. Dies hatte die Ausgräber wohl veranlasst ihr die Bezeichnung Villa imperiale (kaiserliche Villa) zu geben. Ein tatsächlich kaiserlicher Besitz ist dagegen durch nichts zu rechtfertigen.

Das grosse Erdbeben von 62 n.Chr. scheint dazu geführt zu haben, die Anlage vorübergehend aufzugeben und die langsamen Restaurierungsmassnahmen abzuwarten. Ob ausgebaute Fussböden und Malereien jedoch antiker Rettung bzw. Raubgrabung zum Opfer gefallen sind ist unbekannt; denkbar wäre auch ein Ausbau in der frühen Neuzeit. Zunächst war man sich der Existenz der Villa gar nicht bewusst und man nutzte das noch nicht aufgedeckte Gelände als Schutthalde. Erst nach einem amerikanischen Bombentreffer im Antiquarium entdeckte man 1943 die Anlage.

Das Gebäude wurde an die Stadtmauer gebaut und ein entsprechender Abschnitt aus Kalk- und Tuffsteinquadern ist hinter dem Portikus noch erkennbar. Die Anlage steht auch auf einer alten aufgeschütteten Strasse, sodass man das Panorama maximal ausnutzen konnte. Die Ziegelsäulen im Portikus waren mit weissem kannelierten Stuck überzogen. Die Wanddekoration - vor allem im Portikusbereich - repräsentiert exzellent den frühen dritten Stil, jedoch noch mit gewisser Liebe zum zweiten Stil. Folglich datiert man den Bau in das letzte Jahrzehnt des 1.Jh.v.Chr. Die langen Fluchten waren mit zierlichen Ädikulen samt bekrönenden Figürchen versehen, die von Pergolen unterbrochen wurden. Dazwischen lagen noch Bildchen und Medaillons, die jedoch im 18.Jh. entfernt wurden.

Das Triklinium hinter dem Portikus war im Vierten Stil ausgebracht worden und zeigt Spuren einer Restaurierung, die aber wahrscheinlich noch vor dem grossen Erdbeben stattgefunden hatte. Vom Fussboden aus achteckigen, wohl bunten Marmorplättchen mit einer Einfassung aus weissem Palombinomarmor hat sich kaum etwas erhalten, denn bereits bei der ersten Grabungskampagne hatte sich gezeigt, dass er ausgebaut worden war. Lediglich die Abdrücke der einzelnen Estrichplatten sind nach wie vor erkennbar; sowie einige wenige Bruchstücke an den Rändern.

An den Wänden ist der Sockel mit Mäandern verziert und die Felder in der Mitte tragen kostbares Zinnoberrot als Farbe. Die drei Mittelbilder präsentieren Ausschnitte aus dem kretischen Sagenkreis rund um Theseus sowie Daedalus und Ikarus. Die Namen der handelnden Personen wurden in Griechisch angeführt. Von höchster Qualität, könnte es durchaus sein, dass die Bilder als Vorbild ähnlicher Malereien in Pompeji gedient haben.

Neben diesen Bildern besticht das Triklinium auch durch seine feine Ornamentik. Säulen sind mit goldenem Blattwerk umwickelt und den obersten Teil der Wände zieren Portraits von Dichtern und weibliche, Girlanden haltende Figuren. Stilisierte Bäume und Ädikulen ergänzen das Gesamtbild. Diese Zone wurde im Zuge der Erneuerung eines Wandteils bereits Mitte des 1.Jh.n.Chr. restauriert. Auch der Stuck des Tonnengewölbes erhielt in dieser Zeit eine Erneuerung. In dessen Mitte befand sich ein achteckiges Medaillon mit der Darstellung eines schwebenden Paares, von dem man annimmt es handle sich um Mars und Venus.

Das Triklinium wurde durch ein dreiteiliges Fenster erhellt, durch das der Blick auf einen an der Seite gelegenen Garten freigegeben wurde. Hier lassen sich auch mehrere antike Restaurierungsepochen an einer Wand im Dritten Stil festmachen; u.a. wurde eine eindrucksvolle Landschaftsmalerei samt Satyr und Bacchantin zentral auf eine neue Stuckschicht gemalt. Ähnlich verfuhr man im Oberteil, wo die Säulenschäfte neu in Palmen aufregten.

Linkerseits des Trikliniums lag ein cubiculum (Schlafzimmer) mit einem Alkoven (Schlafnische) und zwei breiten Fenstern samt Meeresblick. Die Grundierung der Wände ist weiss und die zarte Bemalung hebt die Schlafnische besonders hervor. Die Seitenwände präsentieren neben einem Räuchergefäss je zwei Bildchen. Eines zeigt den Helden Meleager, wie er vor dem von Atalante erlegten Eber sitzt. Von den anderen Bildern hat sich wenig erhalten, denn sie zeigten bereits bei der ersten Grabung Spuren einer Entfernung von Gemäldeteilen; möglicherweise in antiker Zeit.

Domus Apri (ital. Casa del Cinghiale; dt. Haus des Ebers)

Das Haus mit Eingang von der Via dell'Abbondanza her hat seinen Namen von einem Mosaik im Eingangsbereich. Es zeigt einen Eber, der gerade von zwei Jagdhunden angegriffen wird. Die Szene ähnelt einer Bronzeskulptur, die im Haus des Kitharaspielers gefunden worden war. Im Inneren dominieren Mosaike aus schwarzen und weissen Steinchen und selbst am Gehsteig gab es opus signinum (Ziegelpulvermörtel) mit weissen Steinchen.

Erst längere Zeit nach der bereits in den Jahren 1816/17 erfolgten Ausgrabung konnte auf den Wohnungseigentümer mit Namen Coelius Caldus geschlossen werden. Er gehörte einem Zweig der in Latium heimischen Familie der Coelii an. Durch Adoption gelang der Familie in den Jahren 52/53 n.Chr. mit Quintus Coelius Caltilius Iustus gar der Sprung in den Duumvirat. Coelius Caldus hat dagegen sein cognomen (Sippennamen) vom in Rom politisch bekanntesten Zweig der Familie (Konsulat 94 und 50 v.Chr.) übernommen.

Auch das vorliegende Haus war während des Erdbebens von 62 n.Chr. beschädigt worden. Bei der Verschüttung durch den Vesuv waren die Renovierungsarbeiten aber bereits kurz zuvor eingestellt worden. Opus mixtum (gemischte Mörteltechnik) aus Ziegeln und Tuffstein hebt sich deshalb besonders deutlich vom alten opus incertum (unregelmässig aneinandergefügte Steine) aus Kalkbrocken ab. Die meisten Wände besassen noch keine Dekoration und der Fussboden stammte auch noch aus der Zeit vor dem Erdbeben. Die ausgebrachten Mosaiken stammen allesamt aus der ersten Hälfte des 1.Jh.n.Chr. und sind typisch für diese Epoche mit ihren Schwarz-Weisseffekten. Durch die Mannigfaltigkeit der Motive kann man archäologisch fast von einem Musterbuch für diesen Mosaiktyp sprechen.

Das Mosaik im Atrium stellt einen Teppich aus Mäanderbändern mit doppeltem T dar und ist von zinnenbewehrten Mauern und Türmen eingefasst. Um das impluvium (Regenbecken) verläuft noch ein Wellenmuster. Im linken Flügel wird die Schwelle aus Amazonenschildern gebildet, wohingegen der Boden in Sechseckmuster mit radial eingeschriebenen Rechtecken ausgebracht ist. An der Schwelle zum tablinum (Galeriegang) findet sich ein nach beiden Seiten rankender Akanthusbusch und der Boden zeigt eine Art von Korbgeflecht aus Rechtecken mit einem von dreiteiligem Flechtband umschlungenen kleinen Quadrat in der Mitte.

Das Peristyl im hinteren Teil des Hauses bestand aus 14 Säulen und dahinter lag noch eine rechteckige exedra (Sitznische). Die Abtrennung erfolgte über zwei auf Sockeln stehende Säulen. Dies ist der älteste Teil des Gebäudes, das vermutlich Ende des 2./Anfang des 1.Jh.v.Chr. erbaut worden war. Der Raum rechts von der Nische enthält noch Wanddekorationsreste aus Erstem und Zweitem Stil.

Domus parietum rubrorum (ital. Casa delle Pareti rosse; dt. Haus der roten Wände)

Das an der Via del Tempio d'Iside gelegene Gebäude enthält ein Zimmer mit hochqualitativen Malereien des Vierten Stils. Diese rotgrundigen Wände gaben dem Haus auch seinen Namen. Die linke Malerei zeigt in der Mitte ein Bild von Polyphem und Galatea, die rechte Mars und Venus und auf der rückseitigen Wand befindet sich Phrixos auf dem Widder dargestellt. Über die Eigentumsverhältnisse des Hauses ist nichts bekannt.

Domus sculptoris (ital. Casa dello Scultore; dt. Haus des Bildhauers)

Das direkt neben dem Tempel des Aesculapius und der Salus an der Via Stabiana und hinter dem Theater gelegene Haus hat seinen Namen nach den hier gefundenen Steinmetzwerkzeugen. Hervorzuheben ist eine Peristylmalerei, welche sehr lebendige Szenen vom Nil zeigt. Darin tanzen Pygmäen auf einem Schiff, das aus einem riesigen Phallus besteht. Der imposanteste Teil des Gemäldes wurde abgenommen und ins Museum verbracht. Über die Besitzverhältnisse ist nichts bekannt.

Blick vom Sommertriklinum
 in den Schankraum
im Thermopolium an
der Via dell'Abbondanza

e ludo computatrali "Pompei"


Quellen: Coarelli, La Roca, De Vos "Pompeji", J.-A.Dickmann "Pompeji", H.Pleticha & O.Schönberger "Die Römer", N.Harris & P.Dennis "Feuerregen auf Pompeji", "Der kleine Pauly" sowie das Computerspiel "Pompei - The Legend of Vesuvius"

 

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(PL)