GEOGRAFIE |
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ÖFFENTL.BAUTEN
I TEMPELANLAGEN
I
FREIZEITANLAGEN
I
BASILICA HÄUSER
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Tempelanlagen in Pompeji Der Tempel der Venus Der Venuskult gehörte auch in Pompeji zu den ältesten verehrten Gottheiten, besass jedoch bis zur Gründung der sullanischen Kolonie keine wirkliche Bedeutung. Lokal verehrt wurde Venus Fisica, deren Beiname Kultverwandtschaft mit der griechischen Aphrodite Urania, der samnitischen Mefitis sowie der phönizischen Astarte nahe legt. Alles mächtige Göttinnen die sowohl die Sphäre des Himmels, als auch der Erde abdeckten. Einen eigenen Tempel gab man der Venus erst nach besagter Koloniegründung auf einer Terrasse mit Meeresblick an der Via Marina westlich der Basilica. Dafür riss man einige Privathäuser ab; lediglich jene am Südhang gelegenen Gebäude wurden weiterverwendet - für die Priester des Tempels. Von der Anlage hat sich sehr wenig erhalten, was auf gezielte Bergung, aber auch Raubgrabungen kurz nach der Verschüttung 79 n.Chr. zurückzuführen ist. Das Gelände war etwas weniger stark mit Asche bedeckt, als der Rest der Stadt. So hat sich praktisch kein Marmor erhalten, der infolge der Restaurierungsarbeiten nach dem grossen Erdbeben jedoch vorhanden gewesen sein muss. Wie der Apollotempel wurde auch diese Anlage an einer Nord-Südachse ausgerichtet. Die Abgrenzung zur Via Marina bestand aus einer hohen Mauer in opus reticulatum (Netzmauerwerk) aus den letzten Jahren Pompejis. Der Tempelhof war zumindest nord-, ost- und westseitig von Portiken eingefasst. An der Südseite sind die Zerstörungen zu gross um Schlüsse zu ziehen. Der Haupteingang lag im Nordosten, ein weiterer Zugang wurde durch eine schmale Öffnung in der Mitte der Ostseite gewährleistet. Der Tempel stand auf einem Podium von 29,15 Metern Länge und 15,05 Metern Breite mit einem Kern aus opus caementicium (Gussmauerwerk) und einer Verkleidung aus Vesuvlava in opus quadratum (gleichmässige rechteckige Steinblöcke). Grabungen ergaben ein kleineres älteres Podium, das einfach mitverbaut worden war. Auch fand man eine Basaltmauer, welche den Unterbau zur Cella bildete. Vom älteren Tempel hat sich sogar ein Fussbodenrest erhalten aus einem Aussenstreifen mit weissen Steinchen und einem breiten Band bunter Marmorplättchen samt Mittelbild. Dieses wurde entweder völlig zerstört oder war wegen seines künstlerischen Wertes zur Restaurierung abgenommen worden. Die Cella war von einer niedrigen Mauer eingefasst und man fand vier Löcher im Boden, welche hölzerne Stützen trugen. Um den Kultbetrieb weiter aufrecht zu erhalten wurde nach dem grossen Erdbeben von 62 n.Chr. eine provisorische aedicula (Schrein) eingerichtet. Von der Anlage vor diesem Ereignis sind nur wenige Einzelstücke vorhanden. Das Gebäude bestand vollkommen aus Marmor, wie Reste des Architravs, des Giebels und der 80 cm starken Säulen belegen. In iulisch-claudischer Zeit scheinen Renovierungen vonstatten gegangen zu sein, wie ein marmorner Pilaster belegt. Seine untere Hälfte war mit Rundstäben verziert, die obere Hälfte kanneliert. Von der Kultstatue hat sich nichts erhalten - sie wird nach dem Vesuvausbruch geborgen worden sein -, doch kennt man aufgrund von Malereien ihr ungefähres Aussehen. Als schützende Stadtgottheit trug sie eine lange Tunika, einen Mantel, ein Diadem und ein Szepter. Insgesamt lassen sich für den Venustempel drei Bauphasen erkennen. Die Fundamente eines Portikus mit Abzugsrinne stammen aus sullanischer Zeit. Die Mitte der Nordseite riss man nach dem Erdbeben beim Tempelausbau ab. An der Rückseite des Westportikus fand man eine Reihe von Räumen, die vermutlich Geschäfte beherbergten. An den anderen Seiten dürfte hinter den Kolonnaden eine schlichte Umfassungsmauer existiert haben. Die Terrasse vergrösserte man in iulisch-claudischer Zeit und passte die Mauern der umgebenden Bebauung an. Sie wurden nach dem Erdbeben auch als erstes saniert. In der letzten - flavischen - Bauphase wurde die Umfassungsmauer im Norden und Osten erneuert. Den Tempel selbst umgaben an der Ost- und Westseite eine doppelte und im Norden eine einfache Säulenreihe. Sie scheinen im unteren Drittel unkanneliert gewesen zu sein und trugen ein korinthisches Kapitell. Der Altar stand wie üblich vor dem Tempel und bestand aus Travertin. Von ihm ist nur Spärliches erhalten geblieben. An der Ostseite fand man zwei Basen für Statuen, wovon eine für ein Reiterstandbild errichtet worden war. Südlich davon gab es eine Treppe die zu einem unterirdischen Gang führte, durch den man zu den Wohnungen am Südhang gelangen konnte. Der Tempel der Minerva & des Hercules oder Dorischer Tempel Das Gebiet des Forum Triangulare (dreieckiges Forum; die lateinische Bezeichnung ist modern) ist durch seine besondere Lage am Ende eines Lavahügels ausgezeichnet, dessen Wände steil zur Ebene hin abfallen. Von hier konnte man einen ausladenden Blick über die Küste hinaus auf das Meer geniessen. Als im 2.Jh.v.Chr. diese Region einer neuen Bebauung unterzogen wurde, verzichtete man deshalb auf eine Umfassung des heiligen Bezirkes mittels Kolonnaden im Südwesten. Blick durch
die Kolonnaden im Forum Triangulare. Die Tür links führt zur
Samnitischen Palästra. In das Forum Triangulare gelangte man durch einen breit gestalteten Haupteingang an der nördlichen Spitze des dreieckigen Grundstücks. Dieser ionische Portikus umfasste sechs Säulen an der Vorderfront und zwei Halbsäulen an den Anten. So wie der Architrav wurde alles aus Tuffstein gefertigt. In der dahinter liegenden Mauer gab es zwei Türen von unterschiedlichem Format und Position. Die eine kleinere öffnete sich in der Mitte zum Tempel hin, die andere bot Einlass in die Kolonnaden entlag der Rückseite des Theaters. Ursprünglich gab es nur diesen rechten Eingang. Nach dem Erdbeben von 62 n.Chr. restaurierte man jedoch die Wand aus opus incertum (unregelmässig aneinander gefügte Steine) und setzte eine zweite Öffnung ein, sodass mehr Menschen gleichzeitig das Gelände betreten konnten. Sämtliche Portiken im Inneren des Geländes wurden im dorischen Stil ausgebracht und der Architrav mittels zweier Bänder gegliedert, wobei das obere ein Metopen-Triglyphen-Fries darstellte. Da die Kolonnaden nur ebenerdig sind und keine Etage zu tragen hatten - wie am Forum - konnten die 95 Säulen in ihrem Erscheinungsbild schlanker gehalten werden. Die Innenwand der rechten Kolonnade ist in opus incertum ausgebracht und nach dem Erdbeben von 62 n.Chr. saniert worden. In ihr gab es drei Türen und einen Treppenaufgang. Die erste, nahe am Eingang gelegene Tür führte in die Samnitische Palästra, die zweite und dritte in das Theater und die Treppe schliesslich in den quadriporticus (rechteckiger Peristylhof). Leider konnte für die gesamte Anlage keine Weiheinschrift gefunden werden. Vom Stil und der Anordnung her geht man jedoch von einer Planung in samnitischer Zeit, konkret dem 2.Jh.v.Chr., aus. Die Einpassung in die gegebene Geografie bzw. vorhandene Bausubstanz weist klar hellenistische Züge auf. Man hatte sich bemüht das Gelände zusammen mit Theater, Quadriporticus, Samnitischer Palästra und Odeion (wohl auch des Isistempels) zu einer einheitlichen Region zusammenzufügen. Prägendes Element am Forum Triangulare war der Dorische Tempel. Alleine seine Ausrichtung, die weder zur Geografie noch zu den umliegenden Bauten passt, legt nahe, dass es sich um ein sehr altes Heiligtum handeln muss. Leider ist vom Bauwerk selbst kaum etwas erhalten geblieben. Dazu trug zum einen die pyroklastische Welle beim Vesuvausbruch bei, welche infolge des Geländes die vorhandene Bausubstanz stärker beschädigte als jene der umliegenden Bauten, zum anderen war der Tempel mehrfach nicht gerade konservierend restauriert worden - und das nicht nur nach den Ausgrabungen, sondern bereits mehrfach in der Antike. So war man beim Erkenntnisgewinn hauptsächlich auf die Bodenfunde angewiesen. Blick aus der
nördlichsten Ecke des Forum Triangulare über Brunnen und
Statuensockel. Die Substruktion des Tempels fusst direkt am Fels und der Niveauunterschied wurde an den Seiten durch eine unterschiedliche Anzahl von Stufen in opus caementicium (Gussmauerwerk) aus zerbröselten Kalkstein und Tuff aus Gebäuderesten ausgeglichen. Warum man dafür so ziemlich alles verwendet hatte, was man in die Finger bekam - so auch Gesimse und Säulenschäfte aus der samnitischen Zeit - ist unbekannt. Die oberste Stufe mit dem Plateau wurde irgendwann später einmal restauriert, wobei man einzelne alte Teile an ihrem Platz beliess. Dazu gehörten auch die Sockel von einigen ionischen Säulen und ein Stück der Cellamauer im Osten. Alleine aus diesen wenigen Funden wurde versucht das allgemeine Aussehen des Tempels zu ermitteln. Vermutlich standen an den Längsseiten elf und an den Breitseiten sieben (oder auch nur sechs) Säulen. Von den dorischen Säulen haben sich einige Kapitelle erhalten, welche Ähnlichkeiten mit einem Tempel in Metapont aufweisen, der um 520 v.Chr. erbaut wurde. Die Säulenschäfte wiesen eine Kannelierung auf und sind später zu datieren, was auf eine umfassende Restaurierung - oder gar komplette Rekonstruktion in antiker Zeit - zurückgeht. Die Cella des Tempels lag ebenfalls direkt auf dem Felsen auf und sie scheint eine Vorhalle mit Anten besessen zu haben, zwischen denen vielleicht auch Säulen gestanden haben. Möglich ist auch ein längerer Kultraum ohne Säulen. Etwas versetzt stand dort noch ein kegelstumpfförmiger Sockel, der wohl eine Kultstatue getragen hatte. Alles in allem mussten die Rekonstruktionsversuche sehr vage bleiben. Da eine
Rekonstruktion des Dorischen Tempels nicht wirklich erfolgen konnte,
hat man in dieser Da man in der Anlage keinerlei Spuren von Statuen oder schmückenden Elementen fand, die auf die verehrte Gottheit hinweisen könnte, wurde das Heiligtum zunächst als „Dorischer Tempel“ nach den aufgefundenen Säulenkapitellen benannt. Erst eine oskische Inschrift nahe der Kreuzung von Via die Teatri und Via del Tempio d’Iside aus der Zeit der Belagerung durch Sulla brachte Licht in die Angelegenheit. Dort wird ein Weg „zu dem öffentlichen Gebäude beim Tempel der Minerva“ erwähnt. Aus den Terrakottafunden heraus und additiven Bauten am Gelände wird die gesamte Anlage heute als Doppelheiligtum angesehen, das der Minerva und dem Hercules geweiht war, die in Süditalien besondere Verehrung genossen. Blick über
den Dorischen Tempel. Die hohe Mauer links gehört zum Odeion. Die Bodenfunde brachten eine grosse Zahl von Terrakotten zutage, die alle mit Funden in Capua und Cumae korrespondieren und allgemein in die drei oder vier Bauphasen des Tempels datiert werden. Demnach wäre der erste Tempel in der zweiten Hälfte des 6.Jh.v.Chr. aus Sarnokalk errichtet worden. Es folgte eine Restaurierung Anfang des 5.Jh.v.Chr. Danach scheint das Heiligtum verfallen aus unbekannten Gründen verfallen zu sein. Erst um 300 v.Chr. begann eine umfassende Rekonstruktion der Ruine. Man konzentrierte sich besonders auf den Kultraum und die Vorhalle, deren Säulen nun korinthische Kapitelle trugen. Neben dem dorischen Tempel gab es noch einige andere kleinere Einrichtungen auf dem Gelände. Etwas versetzt vor der Hauptfront des Heiligtums stand ein kleineres rechteckiges Bauwerk mit einer Umfassungsmauer - der Eingang lag zum Tempel hin - und einer zweiten Einfassung im Inneren, die niedriger ausgebracht worden war. Aufgrund einer ähnlichen Anlage vor den Toren der Stadt - nämlich das Grab des Terentius Felix nahe der Porta Ercolano - nimmt man an, dass es sich um ein (Schein)Grabmal handelt. An ihm gedachte man vielleicht dem Heros Hercules. Die anderen
Gebäude im Forum Triangulare. Links drei Altäre (die Säulen sind
nachantik dort deponiert worden), Gleich rechts neben diesem Grabmal fand man drei Tuffblöcke, wobei zwei auf ein und demselben Fundament errichtet wurden. Der dritte dürfte deshalb jüngeren Datums sein. Man geht davon aus, dass es sich um Altäre gehandelt hat. Südlich der beschriebenen sonderbaren Baulichkeiten existierte noch ein tholos (Rundbau) mit sieben dorischen Säulen aus Tuffstein und einem in den Fels gehauenen Brunnenschacht. Glücklicherweise hat sich davon ein Stück des Architravs mit einer samnitischen Inschrift erhalten, welche einen meddix tuticus (ein städtischer Magistrat) namens Numerius Trebius nennt, der als Mitglied der gens Trebia zu einer der führenden Familien Pompejis zählte. Direkt an den Kolonnaden am nördlichen Eingang befand sich ein Brunnen, dessen Wasser sich aus einer stützenden Marmorsäule ergoss, durch das ein Rohr führte. Unweit davon - quasi ums Eck der linken Kolonnade - stand ein marmorverkleideter Statuensockel. Auf ihm fand man die Inschrift zu Ehren des Marcellus, dem Neffen des Augustus: M.Claudio C.f. Marcello patrono (Dem Patron Marcus Claudius Marcellus, Sohn des Gaius). Entlang der rechten Kolonnade verlief im Gras eine Mauer. Sie sollte das offene Gelände sichtlich trennen; und zwar den eigentlichen Tempelbezirk von den Besuchern des Theaters, welche die Säulenhallen als Foyer bei den Pausen benutzten. Die Sitzbank
an der Nordwestecke des Dorischen Tempels. Nahe der Nordwestecke des Tempels hatte man eine halbrunde grosse schola (Sitzbank) erbaut, die von geflügelten Löwenklauen gestützt wurde. Da sie auf einem Teil des Unterbaus des Tempels steht, ist die Bank folglich nach dem Verfall der Anlage errichtet worden. Dahinter befand sich eine Sonnenuhr, die mit einer Widmung versehen war. Sie war von jenen Bürgern aufgestellt worden, die auch die Sonnenuhr im Apollotempel anbringen hatten lassen - Lucius Sepunius Sandilianus und Marcus Herennius Epidianus. |
Rest einer Venusstatue |
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Quellen: Coarelli, La Roca, De Vos "Pompeji", J.-A.Dickmann "Pompeji", H.Pleticha & O.Schönberger "Die Römer", N.Harris & P.Dennis "Feuerregen auf Pompeji", "Der kleine Pauly" sowie das Computerspiel "Pompei - The Legend of Vesuvius" |
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