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Wohnhäuser der 2. Region in Pompeji
Anmerkung: diese Seite ist inhaltsbedingt einigermassen scrollbedürftig

Domus rituum magicorum (ital. Complesso dei riti magici; dt. Haus der magischen Riten)

Das an einer Seitenstrasse der Via del'Abbondanza gelegene Haus wurde nach aufgefunden magischen Gegenständen und Malereien benannt. An der Fassade fanden die Archäologen auf weissem Grund Bilder des Mercurius, des Bacchus und der Venus mit einem Delphin. Um die wertvollen Malereien vor den Witterungseinflüssen zu schützen wurden sie abgenommen und in die nahe schola armaturarum gebracht.

Links vom Eingang befindet sich ein oecus (Saal), wo noch immer die Vertiefungen der Klinen erkennbar sind. Die Wanddekoration besteht aus blaugrünen, gelben und roten Feldern mit Stilleben von Fisch, Obst und Wild. Herausragend war hier der Fund zweier „magischer“ Bronzehände, wovon eine sogar mit einem Bleisockel versehen war. Sie repräsentieren durch ihre Geste des eingerollten kleinen und Ringfingers bei ansonst ausgestreckten Fingern eine Segensgeste. Damit sollte göttlicher Segen angelockt und der böse Blick abgewendet werden.

Diese rituellen Gegenstände gehörten zum Kult des thrakischen Gottes Sabazius, der als Vegetationsgott auch mit dem phrygischen Attis und dem römischen Bacchus in Zusammenhang gebracht wurde. Alleine in der Campania fand man zehn derartige Hände vor allem im rituellen Zusammenhang mit Frauen, die gerade entbunden hatten. Die beiden vorliegenden und eine aus Herculaneum stechen jedoch durch ihre Symbolflut hervor.

Auch weitere Fundgegenstände aus dem Haus lassen eine rituelle Zuordnung als Opfergefässe erkennen. Im grossen Portikus fand man zwei bauchige mit Reliefs verzierte Amphoren. Die Bilder zeigen Brot, Panflöte, Eidechse, Schlange, Schildkröte, Stierschädel, Leiter und Weintrauben.

Hinter einem freistehenden Altar im Garten gelangt man in eine exedra (Nische) mit zwei gelben Pfeilern und einem erhöhten Podium im Hintergrund. Am linken Pfeiler fand sich die Kritzelei antru(m) „Höhle“, was ebenfalls mit dem Kult des Sabazius in Verbindung gebracht werden kann. Sein Reich soll sich dem Mythos nach in ländlicher Abgeschiedenheit befunden haben. Neben dem Wort stand noch der Name des Sextilius Pyrricus, für den man annimmt, er sei Tänzer beim Theater gewesen. Der rechte Pfeiler beherbergte die Ritzung eines tanzenden ithyphallischen Priesters samt einem Ibis. Offenbar diente der Raum für rituelle Handlungen und der anfangs erwähnte Saal für die feierlichen Bankette.

Domus Octavii Quartionis (dt. Haus des Octavius Quartio; falsch: Haus des Loreius Tiburtinus)

Der an der Via del'Abbondanza gelegene Komplex gehört zu den bekanntesten Privathäusern von Pompeii und wurde nach seinem vermutlichen Besitzer benannt. Zuvor hatte man es einem Loreius Tiburtinus zugerechnet, der jedoch nie existiert hatte. Die Fehlkonstruktion entstand durch einige der 26 Wahlaufrufe - jeweils getrennt Loreius und Tiburtinus - an der Fassade und einer Namensnennung Tiburs unter dem Gemälde eines Isispriesters. Es wird angenommen, dass Loreius genau vis-à-vis wohnte, weil dort ganze neun Wahlaufrufe seinen Namen nennen. Ursprünglich nahm das Haus die gesamte insula (Gebäudeblock) mit einer Fläche von 2770 m² ein, doch wurde nach dem grossen Beben von 62 n.Chr. ein Teil abgetrennt und so ein eigenständiges Atriumhaus geschaffen.

Links und rechts neben dem Eingang befanden sich zwei cauponae (Gaststätten), die man auch über Türen vom Atrium aus betreten konnte. Im Eingangsbereich selbst stehen steinerne Bänke für wartende Kundschaft bereit. Auch gab es zwei Treppen um in das Obergeschoss gelangen zu können. Frontseitig waren dort oben - in gut 7 m Höhe - ursprünglich eine Loggia und Wohnungen untergebracht, die an Reisende oder Besucher des Amphitheaters vermietet wurden.

links: Blick von der Eingangstür durch das Atrium in Richtung viridarium
rechts: Blick vom viridarium zum nördlichen Kanal
e ludo computatrali "Pompei"

Das impluvium (Regenwasserbecken) im eher nüchtern gehaltenen tuskischen Atrium war seiner ursprünglichen Funktion beraubt und diente - vermutlich seit dem grossen Erdbeben - als Pflanzgarten für Blumen und kleine Sträucher. Auf der doppelten Ummauerung waren Basen für Statuetten hergerichtet worden.

Im ersten cubiculum (Schlafzimmer) gleich links im Atrium fanden die Archäologen jenes Bronzesiegel mit dem Namen Decius Octavius Quartio, das dem Haus seinen Namen gab. Auch das Schlafzimmer war zweckentfremdet worden und diente als Werkstatt mit einem Ofen entweder zum Brennen oder Glasieren von Kleinkeramik oder zur Farbverfeinerung während der bei der Vesuvkatastrophe immer noch laufenden Restaurierungsarbeiten; vielleicht auch beides. Jedenfalls kamen bei den Ausgrabungen zahlreiche Terrakottagegenstände und eine behenkelte Schale mit eingedrücktem Muster zum Vorschein. Die Wände des Raumes sind grob verputzt und präsentieren noch ein Stück Gesims aus dem Ersten Stil.

Die linke ala (Seitengang) wurde vermauert um einen Weg zu den Toiletten und der weiter hinten liegenden Küche zu erhalten. Die rechte ala hat ihre Funktion bewahrt und präsentiert Malereien einer fischenden Venus samt Narziss in den Mittelfeldern. Die seitlichen Felder kann man nackte Krieger bewundern und im oberen Fries eine ziemlich klein gehaltene Isispriesterin.

Wie sich bereits in römischer Zeit die Stilmode änderte ist in den hinteren Räumlichkeiten zu erkennen, die nach dem künstlerischen Empfinden der letzten Epoche Pompeiis gestaltet wurde. Hier dominieren kleine Zimmer mit leichter Innenarchitektur bis hin zum Kitschigen.

Gleich hinter dem verbauten Teil der Anlage liegt das an drei Seiten von Portiken eingerahmte viridarium (kleine Grünanlage), an dessen südlicher Seite ein euripus (Kanal) seinen Anfang nimmt. Hier fanden die Archäologen einen marmornen Ibis, diverse Statuetten von ägyptischen Gottheiten aus glasiertem Ton und 28 Terrakotta- sowie zwei Bronzelampen. Von letzteren zeigt eine das Bildnis von Zeus-Ammon, die andere eine Lotosblüte. All diese Utensilien wurden vermutlich bei rituellen Zeremonien verwendet.

In der vom Kanal gebildeten Achse befindet sich westlich ein Raum mit Feinmalerei von hoher Kunstfertigkeit. Die zahlreichen Grotesken, kleinen Figuren, Trophären und Ranken unter Aädikulen brauchen einen Vergleich mit den Palästen Roms nicht scheuen. In der vorhandenen Nische stand leider keine Kultstatue - sie wurde wohl von den Bewohnern rechtzeitig in Sicherheit gebracht.

Die hohe Qualität und das Vorhandensein zahlreicher auf den Isiskult bezogener Gegenstände in der ganzen Anlage nährt die Vermutung, dass es sich bei diesem Raum um ein Heiligtum zu Ehren der Isis gehandelt haben könnte. Rechts vom Fenster ist denn auch ein Isispriester mit dem typisch rasierten Kopf und dem weissen Leinengewand zu erkennen, wie er ein sistrum (rituelle Rassel), eine situla (ritueller Eimer) und einen Teller hält. Die Verschmelzung von Bacchus-, Venus- und Isis/Serapis-Kult war für die Pompeii nicht ungewöhnlich.

Schräg von dieser Kultstätte und zwischen Kanal und Gebäude gelegen befindet sich der oecus (hier: Speisesaal), der mit einem marmorierten Sockel und doppeltem Fries an der Wand versehen wurde. Der obere präsentiert die Vorgeschichte des Trojanischen Krieges mit Hercules und dem Trojanerkönig Laomedon; der untere rankt sich um Achilles. Eine begleitende Beschriftung erfolgte in Latein. Über dem Fries sind aufgehängte Tücher gemalt. Auch die Aussenwände des Saales wurden verziert und zwar mit Orpheus beim Besänftigen der Tiere mit seiner Leier und mit Venus, wie sie mit einer Muschel auf dem Wasser fährt (vgl. hierzu das Haus der Venus in der Muschel).

links: Blick entlang des nördlichen Kanals
rechts: das biclinium mit den umgebenden Malereien und der Ädikula
e ludo computatrali "Pompei"

Die beiden vorhandenen Kanäle - in T-Form zusammengebracht - wurden von einem Brunnen am östlichen Rand des Gartens mit Wasser versorgt. Der nördliche Kanalteil wurde von einer Pergola beschattet und an seinen Gestaden stand ein Dutzend Statuetten, wovon wenigstens drei ebenfalls mit dem Isiskult in Verbindung gebracht werden können: ein Iuppiter-Serapis, eine Sphinx und der personifizierte Nil, den man bei den Ausgrabungen noch für den Flussgott Sarno gehalten hatte. Die anderen Figuren stehen in Zusammenhang mit dem Bacchuskult.

Am anderen Ende des nördlichen Kanals liegt ein biclinium (zwei steinerne Speisesofas) neben einem von einer Ädikula überdachten Brunnen. Die kleinen Säulen wurden in dunkelblauem Marmor, die Kompositkapitelle in weissem Marmor ausgebracht. Die vier Voluten des ionischen Teils sind mit dem doppelten Kranz aus Akanthusblättern verbunden. Dieser Kapitelltypus wurde erst Anfang der Kaiserzeit in Rom entwickelt. Die Rückseite wurde mit rauen, gelb bemalten Bimssteinchen verkleidet um eine Grotte anzudeuten. Als Brunnenfigur diente ein kniender Satyr, der eine Wasserschale auf dem Kopf hielt. Von dort aus ergoss sich das Wasser in den Kanal. Die Malereien neben Brunnen und Ädikula zeigen Narziss bei der Bewunderung seines Spiegelbildes und das Drama rund um Pyramus und Thisbe. Ganz versteckt auf der rechten Bank des Sommerbikliniums hat sich - was in der Antike äusserst selten vorkommt - der Maler namentlich verewigt - er hiess Lucius.

links: Blick entlang eines gedeckten Spazierweges in den Garten
rechts: realer Blick vom Garten in Richtung Haus
e ludo computatrali "Pompei"; (c) imaginis dextrae J.-M. Ouillion

Am Schnittpunkt der beiden Kanäle - in der Mitte des nördlichen - befindet sich eine kleine Brücke, die zu einem mit Marmor ausgezeichneten und durchlöcherten Halbkreis führt, der als Wasserrückführer diente. Abgestuft darunter liegt das Nymphaeum unter einem von vier Säulen getragenen Tempeldach. Dieser Teil der Wasseranlage wurde nicht nur durch den oberen Kanal, sondern auch durch einen Anschluss an das öffentliche Wassernetz versorgt. Da nach dem grossen Erdbeben praktisch das gesamte Leitungsnetz zerstört war, fiel dieser Teil jedoch aus. Man hatte zur Zeit der Vesuvkatastrophe zwar die alten, beschädigten Teile in der angrenzenden Strasse bereits entfernt, die neuen Rohre jedoch noch nicht verlegt.

Das unterirdische, mit Muränen und anderen Fischen bemalte Nymphaeum erhielt sein Wasser durch eine marmorne Maske des Meeresgottes Oceanus. Die Ausgestaltung sollte ein kleines Aquarium simulieren. Die marmorne Einfassung wird durch einen Ausfluss unterbrochen. Ein kleiner Genius mit Maske wacht über folgende Wasserkaskade. Die Vorderseite des Nymphaeums präsentiert links eine nackte Diana in jenem Moment, da sie von Aktäon überrascht wurde sowie rechts Aktäon, wie er von seinen Hunden zerfleischt wurde. Die Seitenwände zieren Landschaften mit Heiligtümern der Diana und des Apollo.

Entlang des Kanals befanden sich ursprünglich Pfähle für eine ambulatio tecta (gedeckter Spazierweg). Die Archäologen konnten die zugehörigen Pfostenlöcher im Boden nachweisen. Gemalte Gartenlandschaften des Dritten Stils zeigen des öfteren derartige Wege. Aber auch weiter Weg im Garten fanden sich pflanzliche Überreste. Sie gehören zu in regelmässigen Abständen gepflanzten Bäumen und Sträuchern. Abgerundet wird die Gartenidylle durch mächtige Eichen und/oder Platanen entlang der Umfassungsmauer. Selbst an der Mauerkrone hatten die Besitzer Grünzeug angebracht und zwar in grossen Krügen für Zierpflanzen.

Domus Veneris in concha  (ital. Casa della Venere in conchiglia; dt. Haus der Venus in der Muschel)

Das an der Via del'Abbondanza und in der insula (Gebäudeblock) zwischen dem Haus des Octavius Quartio und der Besitzung der Iulia Felix gelegene Haus hat seinen Namen nach einem Gemälde an der Rückwand des Peristyls. Dieses zeigt eine nackte Venus, wie sie auf einer Muschel über das Meer segelt. Die Figur hält in der rechten Hand einen Fächer und mit der linken das geblähte Segel fest. Den Kopf schmückt ein goldenes Diadem, den Hals ebenso goldene Ketten und auch Hand- sowie Fussgelenke sind schmuckumfasst. Die gelockte Modefrisur weist die Entstehung der Malerei in die flavische Epoche und je weiter man sich entfernt, umso mehr wirkt es auf den Betrachter. Die umgebende Dekoration aus gemalten Vorhängen nimmt wie so oft keine Rücksicht auf den Unterbau.

Die namensgebende Venusmalerei im Haus der Venus in der Muschel
e collectione imagum W.Tungsten (c) incognatus

Links und rechts der liegenden Venus finden sich als Begleiter noch zwei Putti. Weitere Malereien stellen eine Statue des Kriegsgottes Mars und Sträucher respektive Bonsaibäumchen in einer Vase dar; augenfällig sind auch die vielen Vogeldarstellungen.

Auf einer in dem Haus ergrabenen Amphoren fanden sich griechische Symbole, die zunächst als christlich angesehen wurden, doch entstanden diese erst gut 250 Jahre später, sodass ganz profan nur eine „firmeninterne“ Kennzeichnung des Inhalts, der Herkunft oder des Lieferortes durch den Besitzer vorliegt.

Praedia Iuliae Felicis (ital. Complesso di Giulia Felice; dt. Besitzungen der Iulia Felix)

Die an der Via del'Abbondanza gelegenen Besitzungen der Iulia Felix wurden bereits 1755 bis 1757 archäologisch erforscht, bemerkenswerte Funde in Museen gebracht und danach zwecks Erhaltung der Substanz wieder zugeschüttet. Die Wiederfreilegung des doppelt grossen Insulakomplexes erfolgte 1936 und 1953. Bei er ursprünglichen Ausgrabung fand man eine Inschrift, welche den Komplex eindeutig ihrer Besitzerin zuordenbar macht: In praedis Iuliae Sp(urii) f(iliae) Felicis locantur balneum venerium et nongentum, tabernae, pergulae, cenacula ex idibus Aug(ustis) primis in idus Aug(ustis) sextas, annos continuos quinque. S(i) Q(uinquennium) D(ecurrerit) L(ocatio) E(rit) N(udo) C(onsensu). „In den Besitzungen der Iulia, der Tochter des Spurius Felix, sind ein elegantes Bad für die besseren Kreise, Läden mit Wohnräumen darüber und Wohnungen im Obergeschoss ab kommenden August bis zum 1. August des 6. Jahres für fünf Jahre zu vermieten. Nach den fünf Jahren endet der Vertrag.“

Nach dem grossen Erdbeben von 62 n.Chr. bestand erheblicher Wohnraumbedarf, sodass mit einer entsprechenden Nachnutzung bis in die Zeit des Vesuvausbruchs zu rechnen ist. Die Nähe zum Sarnotor und zum Amphitheater wird sicher bei der Preisgestaltung eine Rolle gespielt haben.

links: die Via del'Abbondanza kurz vor dem Sarnotor, wo sich die Besitzungen befanden
rechts: das Anwesen rücklings vom Amphitheater aus gesehen.

e ludo computatrali "Pompei"

Die baulichen Massnahmen trennen den Komplex in drei Bereiche: einen wirtschaftlichen, einen privaten und einen gärtnerischen Teil. Iulia Felix bewohnte nach wie vor die schönsten Räumlichkeiten ihrer Immobilie mit zwei Atrien. In einem seitlichen Raum fanden die ersten Ausgräber Wandmalereien, die Apolle und die Musen zeigen. Diese wurden abgenommen und nach Paris in den Louvre verbracht.

An der rechten Seite des Gartens existiert ein nobler Portikus mit rechteckigen kannelierten Marmorpfeilern und korinthischen Kapitellen, der wohl erst nach dem grossen Beben errichtet worden war. Damit verbunden ist ein nobles, viel in Marmor gehaltenes Sommertriklinium. Die obere Wanddekoration besticht durch eine Nillandschaft und das Deckengewölbe mit in Stuck eingebetteten röhrenförmigen Kalksteinstückchen. Die in gelb gehaltene Konstruktion sollte dem Betrachter vermitteln in einer Grotte zu sein.

Raffiniert ist auch die den Raum den letzten Schliff gebende Wasserkaskade. Zwei Wasserbehälter über dem hinter der Mauer liegenden Verbindungsgang speisten durch zwei steile Röhren den kleinen Wasserfall - ähnlich einer Anlage in der Domus Aurea des Nero in Rom. Ein Wasserbecken samt Abzugskanal mit mehreren Nischen und drei Marmorbrückchen sorgten für ein angenehm kühles Klima in der Sommerhitze Kampaniens.

An der Rückseite des Gartens lag einst ein kleines Isisheiligtum mit Malereien der Isis, des Anubis und des Serapis. Die Ausgräber konnten hier einen Bronzedreifuss mit ithyphallischen Satyrn und eine Silberstatuette des Harpokrates sicherstellen und ins Nationalmuseum von Neapel bringen. Leider wurde der Fundort später zerstört.

links: Sommertriklinium mit Wasserkaskade
ex interrete: vroma.org, (c) P.Chabot
rechts: Eingangsbereich der Gaststätte
ex interrete: pompeiiinpictures.com

Die Baderäume des Komplexes waren durch einen eigenen Eingang von der Via del'Abbondanza aus erreichbar. Dieser Eingangsbereich wurde nach der letzten Geschmack in flavischer Zeit neu gestaltet, wie man an den geglätteten und gemauerten Halbsäulen erkennen kann. Der Hof zum Bad war ist von Portiken eingefasst und mit gemauerten Sitzbänken versehen. Die hier aufgefundenen Malereien und Mosaike präsentierten hatten einen Bezug zum Badebetrieb und sportlicher Betätigung. Das in schwarz-weiss gehaltene Mosaik stellte Delphine und anderes Seegetier dar, wie sie gegen den Uhrzeigersinn rund um einen Brunnen schwimmen. Alle Kunstwerke wurden 1755 infolge ihrer hohen Qualität entfernt.

Das im Freien liegende Schwimmbecken befindet sich vom Eingang aus links vor einer grossen Latrine. Erst danach gelangt man in das frigidarium (Kaltbad) mit rechteckigem Becken, dann in das tepidarium (Laubad) und schliesslich in das caldarium (Warmbad). Ein kleiner kuppelgedeckter Raum diente als laconicum (Schwitzbad), das vom Laubad aus erreichbar war. Lau- und Schwitzbad besitzen doppelte Wände und Hypokausten. Ursprünglich gab es inmitten des Warmbades ein Mosaik, das den furnacator (Heizer) mit einem Pfahl auf den Schultern zeigte. Die Leistung der Anlage wurde durch ungewöhnlich breite Fenster sicher vermindert, aber es ist damit zu rechnen, dass hier bereits Fensterglas eingesetzt war.

Im Wirtschaftsteil des Komplexes sticht eine caupona (Gasthaus) hervor. Zum einen gab es eine Theke für die Ausgabe von Schnellimbissen, zum anderen eine Tür zu einem Raum mit gemauerten Klinen, wo Kunden in ruhigerer Atmosphäre speisen konnten. Auffällig sind hier die signierten Kritzeleien an der Wand. Die eine zeigt einen Phallus mit der Nebenschrift Iuli lingis. Paccatus „Den Phallus des Iulus. Lecke ihn! Peccatus.“ Die andere bezieht sich womöglich auf eine Schwester der Iulia Felix: Celerina Spuri f(ilia) Selinunti. „Celerina, die Tochter des Spurius, war in Selinunt.“

Eine weitere bemerkenswerte Inschrift wurde in der Seitengasse des Komplexes nahe dem zweiten Eingang gefunden. Sie nimmt jemanden aufs Korn - leider gab es keinen Namen dazu - der sich schon in vielen Berufen versucht hatte: (Ded)uxisti octies. Tibi superat ut (h)abeas sedecies! Coponium fecisti, cretaria fecisti, salsamentaria fecisti, pistorium fecisti, agricola fuisti, aere minutaria fecisti, propola fuisti, laguncularia nun facis. Si cunnum linxeris, consummaris omnia. „Du hast acht verbraucht. Du könnest 16 schaffen! Du warst Gastwirt, Töpfer, Salzfischhändler, Bäcker, Bauer, Vertreter, Hausierer und nun stellst du Flaschen her. Wenn du jetzt noch die Fotze leckst, hast du wirklich alles gemacht.“

Malereien im Haus der Venus in der Muschel;
links ein Zierstrauch
in einer Vase,
rechts Statue des Mars
(c) incognatus


Quellen: Coarelli, La Roca, De Vos "Pompeji", J.-A.Dickmann "Pompeji", H.Pleticha & O.Schönberger "Die Römer", N.Harris & P.Dennis "Feuerregen auf Pompeji", "Der kleine Pauly" sowie das Computerspiel "Pompei - The Legend of Vesuvius"

 

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(PL)