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Öffentliche Bauten in Pompeii

Die Schola Armaturarum

Bei der schola armaturarum - die alte Benennung als schola iuventutis (Lokal einer Jugendvereinigung) ist überholt - handelte es sich um ein Vereinslokal einer lokalen militärischen Organisation. Das Gebäude scheint erst in den letzten Jahren vor der Verschüttung Pompejis erricht worden zu sein. Grabungen ergaben, dass sich zuvor an dieser Stelle ein Privathaus befunden hatte und sogar ein Teil des alten Gehsteiges wurde verbaut. Hätte es sich nicht um eine wichtige Vereinigung gehandelt, wäre der Bau wohl in dieser Art und Weise nicht genehmigt worden.

Im Inneren lagerte man in hölzernen Regalen zahlreiche Waffen. Um den Zutritt zu verwehren und damit Diebstahl zu verhindern, sicherte ein grosses Gitter den Eingang, welches man einigermassen durch Gipsabdrücke rekonstruieren konnte. Von der Ausschmückung her dominieren Gemälde von Waffen, Trophäen, Palmwedel und militärische Zeichen.

Sinn und Zweck der Vereinigung sind nicht bekannt, aber vielleicht handelte es sich um eine Art von Bürgermiliz aus Veteranen (im Inneren fand man das Graffiti eines ehemaligen Legionärs), die im Notfall als Bereitschaftspolizei zur Verfügung stand. Eine Notwendigkeit würde sich schon alleine aus der berühmten Massenschlägerei im Amphitheater von Pompeji ergeben.

Die Befestigungsanlagen

Erbaut wurden die noch existierenden Mauern hauptsächlich aus Sarnokalk und Noceratuff. Die erste Stadtmauer dürfte in der 1. Hälfte des 6.Jh.v.Chr. aus Pappamontetuff errichtet worden sein. Von einigen kleineren Abweichungen abgesehen, verlief diese an den gleichen Stellen wie die letztgültige. Die Erneuerung erfolgte in samnitischer Zeit Ende des 4.Jh.v.Chr. und im Jahrhundert darauf errichtete man einen zweiten inneren Mauerzug, der den äusseren überragte. Dazwischen legte man einen Wehrgang an. Infolge der Bedrohung durch Hannibal verstärkte man die Mauern an ihren schwächsten Stellen. Dafür nahm man leicht bearbeitbaren Tuffstein - die Arbeiten mussten schnell erledigt werden.

An der Ostseite betrug die Höhe der Mauer bis zu sieben Meter, wobei als Bekrönung noch Zinnen von gut einem Meter hinzukamen. Diese dienten der besseren Verteidigung des Wehrganges. Zinnenbewehrt war auch die innere Umfassungsmauer, was aber mehr Dekoration denn echte Verteidigungshilfe darstellt. Um zu verhindern, dass sich in diesem Regenwasser sammelte, baute man in regelmässigen Abständen Wasserspeier in Form von Adlerschnäbeln ein.

Das Amphitheater wurde an einer Seite in die Stadtmauer integriert.
Die Darstellung der Mauer ist insofern falsch, als dass sie in Wirklichkeit von Zinnen gekrönt war.
e ludo computatrali "Pompei"

Wachttürme erschienen an der Befestigungsanlage erst kurz vor der Belagerung durch Sulla. Sie wurden an den exponierten Stellen der Mauer in opus incertum (unregelmässig zusammengefügte Steine) angelegt. Parallel verstärkte man auch die innere Mauer ebenfalls in dieser robusten Bauweise. Vom Umfang her umfasste die Stadtbefestigung nun 3,22 km mit bislang sieben ergrabenen Toren. Ein achtes Tor wird aufgrund von Symmetrieüberlegungen vermutet.

Der bemerkenswerteste und auch zu besichtigende Turm ist jener mit Nr. XI, italienisch Torre di Mercurio genannt. Über dem Erdgeschoss wurden noch zwei weitere Etagen und ein Durchlass zum Wehrgang angebracht. Die sich rechtwinkelig den Aussenmauern entlangwindenden Treppen sind mit einem Tonnengewölbe versehen worden.

Die Stadttore

Das Herkulaner Tor lag im Nordwesten von Pompeji. Es besass drei gewölbte Durchgänge, wobei der mittlere die beiden äusseren überragte. Von der Bauzeit her ist diese Toranlage relativ spät entstanden. Renoviert wurde es vermutlich in den ersten Jahrzehnten der römischen Kolonie.

Die Porta di Ercolano. Der Mittelbogen für den Fahrverkehr ist nicht mehr vorhanden. Die beiden
kleineren Bögen dienten dem Durchlass für die Fussgänger.
e libro Inst.Geografico DeAgostini S.p.A "Etrusker & Römer"

Die Porta Vesuvio brach beim Erdbeben von 62 n.Chr. in sich zusammen und war 17 Jahre später noch nicht wieder instand gesetzt worden. Folglich sind die erhalten gebliebenen Reste sehr spärlich.

Die Porta di Nola lag am östlichen Ende der Stadt und wurde erst relativ spät - vermutlich im 3.Jh.v.Chr. - in die Mauer gebrochen. Bei seiner Erbauung standen vor allem Verteidigungsaspekte im Vordergrund. Das eigentliche Tor bestand aus einem einigermassen quadratischen Tonnengewölbe. Davor erstreckten sich auf der stadtäusseren Seite zwei Bastionen, die in die äussere Stadtmauer eingefügt sind. Um überhaupt an das Tor zu gelangen, hätte sich ein Angreifer erst durch diese Engstelle mühen müssen. Um die Mauern zusätzlich zu sichern, brachte man im Inneren Strebepfeiler an. Zudem ermöglichten links und rechts vom Tor gelegene Treppen einen raschen Zugang von innen her um etwaige Bombardements von den Mauern aus leichter bewerkstelligen zu können. Vom Baumaterial her verwendete man Kalkstein, Tuff und opus caementicium (Gussmauerwerk). Eine Inschrift aus oskischer Zeit nannte einen meddix tuticus namens Vibius Popidius, der für Ausschreibung und Abnahme des Baues verantwortlich zeichnete. Den Schutz der Götter übernahm in diesem Fall übrigens Minerva. Ihr Kopf wurde auf den Schlussstein des Tores gesetzt. Dieser Brauch war in Italien weithin verbreitet.

Von der nahe dem Amphitheater liegenden Porta di Sarno blieb nichts erhalten, sodass die Rekonstruktionsversuche allgemein bleiben mussten. Die Mauern - eigentlich nur die Mauer, denn es gibt in diesem Abschnitt keine Innen-, sondern nur eine Aussenmauer - sind in diesem Bereich aus Kalkstein erhalten geblieben. Offensichtlich hatte man zu Hannibals Zeiten keine Veranlassung gesehen, diese mit anderen Materialien zu verstärken.

Blick durch die Via dell'Abbondanza Richtung Porta di Sarno.
e ludo computatrali "Pompei"

Die Porta Nuceria zeigt grosse Ähnlichkeiten mit dem Nolaner und dem Stabianer Tor. Sie besass ebenfalls vorgelagerte Bastionen und seitliche Treppenaufgänge. Die Aussenmauern sind in diesem Bereich am besten erhalten und auch die Reste vom samnitischen Vorgängerbau können noch eingesehen werden. Das Tor wurde mehrmals saniert, denn die Architektur legt nahe, dass das existierende Tonnengewölbe nicht das erste war. Zudem wurde das Niveau der Strasse stark abgesenkt, sodass man - um einen Einsturz zu verhindern - die Widerlager des Bogens mit Mörtel vermauern musste.

Die Porta di Stabia scheint das älteste Stadttor von Pompeji zu sein und orientiert sich von der Bauweise her ebenfalls am Nolaner Tor. Nur anhand von strukturellen Abweichungen lässt sich das Alter des Tores in die Frühzeit datieren. Im Gegensatz zur Porta Nuceria wurde bei späteren Umbauarbeiten das Strassenniveau nicht abgesenkt. Dafür errichtete man eine kleine Brücke, die in die endrepublikanische oder frühkaiserzeitliche Epoche zu datieren ist. Sie diente vor allem der Erleichterung des Strassenverkehrs mit Wagen. Dem Tor selbst wurden ebenfalls wieder Bastionen vor- und einer Treppe nachgebaut.

Blick Entlang der Stadtmauer an der Porta di Stabia.
e ludo computatrali "Pompei"

Bei der Porta Marina dürfte es sich um das jüngste Tor der Stadt handeln. Es wurde als ein tonnengewölbter Gang völlig aus unregelmässigem opus incertum erbaut. Vom äusseren her besteht es aus einem zinnenbewehrten Torturm mit zwei unterschiedlichen Durchgängen. Der breitere diente dem Fahrzeugverkehr, der schmäler den Fussgängern. Die Überdachung beider Bögen samt Eingliederung in die Stadtmauer scheint erst nachträglich erfolgt zu sein.

Stadtmauer zwischen
Porta di Ercolano
und Porta Vesuvio
e
libro Coarelli, LaRocca & DeVos "Pompeji - Archäologischer Führer"


Quellen: Coarelli, La Roca, De Vos "Pompeji", J.-A.Dickmann "Pompeji", H.Pleticha & O.Schönberger "Die Römer", N.Harris & P.Dennis "Feuerregen auf Pompeji", "Der kleine Pauly" sowie das Computerspiel "Pompei - The Legend of Vesuvius"

 

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(PL)