Version LV

STAAT
Die stadtrömischen Magistrate


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Quindecimviri

Mit Quindecimvir wurde im alten Rom jemand bezeichnet, der Mitglied in einem Fünfzehnmännerkollegium war. Konkret bezeichnete es die quindecimviri sacris faciundis, welche durch ihre Einsichtnahme in die libri Sibyllini (die Sibyllinischen Bücher) eine Vermittlungsfunktion zwischen dem römischen Staat und den Göttern  inne hatten. Obwohl meistens nicht fünfzehn Personen dafür zuständig waren, brachte man das Kollegium seit der ausgehenden Republik stets mit dieser Zahl in Verbindung.

Ursprünglich hatte der König Tarquinius Priscus ein Duumvriat von angesehenen Männern eingesetzt haben, dem zwei Dolmetscher für die genaue Interpretation der im kapitolinischen Iuppitertempel lagernden Sibyllinischen Bücher begeben worden waren. Die Einsichtnahme war streng geregelt und durfte nur durch diese ausgewählten Personen und auch nur per Auftrag vom Senat durchgeführt werden. Nach der Entschlüsselung der mantischen Texte führten die Duumviri auch die geforderten Rituale zur Abwehr von Unheil aus. Als weitere Tätigkeitsfelder werden vom Schriftsteller Livius noch die Darbringung von Opfern an fremde Gottheiten und seit mindestens 98 v.Chr. auch an Apollo genannt. Besonderes Interesse zeigten die Kollegiumsmitglieder auch am Kult der Magna Mater.

367 v.Chr. erweiterte man das Kollegium zu einem Zehnmännerkollgium aus je fünf Patriziern und Plebejern unter der Bezeichnung decemviri sacris faciundis. Diese Zusammensetzung lässt sich bis in das Jahr 98 v.Chr. belegen. Unter Sulla wurde das Gremium erneut aufgestockt und fortan als Quindecimvirat geführt. Seit 103 v.Chr. wählte man die Mitglieder in den 17 tribus (Wahlbezirke). Caesar fügte vermutlich als Ausgleich von Patriziern und Plebejern noch eine Person hinzu, ohne jedoch die Bezeichnung als Fünfzehnmännerkollegium zu ändern. 17 v.Chr. schienen gar 21 Kollegiumsmitglieder auf - ebenfalls weiterhin unter dem Titel eines Quindecimvirates.

12 v.Chr. liess Augustus die libri Sibyllini vom Iuppitertempel am Kapitol in den Apollotempel am Palatin überführen. Damit einher ging eine weitere Bezeichnung für die Kollegiumsmitglieder: quindecimviri antistites Apollinaris sacri. Als Zeichen sind seit ca. 69 v.Chr. Delphin und dreifüssige Opferschale belegt. Augustus bestimmte, dass fünf Männer als magistri (Vorsitzende) innerhalb des Kollegiums fungieren sollten. Unter Domitianus gab es 88 n.Chr. bloss einen magister - den Kaiser selbst. Die Aufträge an die Quindedimviri nahmen in der Hohen Kaiserzeit deutlich zu.

Da der Senat auch in der Zeit der Christianisierung ein Hort der alten Kulte blieb, gingen auch in der Spätantike die Quindecimviri ihrer Beschäftigung nach. Die letzte Einsichtnahme ist für das Jahr 363 n.Chr. bezeugt, da im Zuge der folgenden theodosianischen Heidenverfolgung keine Gutachten mehr abgegeben werden konnten. Wohl auf Befehl von Kaiser Honorius liess der Feldherr Stilicho die Sibyllinischen Bücher 408 n.Chr. verbrennen, womit den Quindecimviri endgültig die Existenzberechtigung entzogen wurde. Vermutlich hatte man sich schon zuvor aufgelöst.

Das Kollegium erstellte auf Anweisung des Senats eine schriftliches Gutachten über die religiösen Auswirkungen von Handlungen, das von einem Mitglied pro collegio (stellvertretend für das Kollegium) in einer Rede präsentiert wurde. Die Senatoren waren nicht verpflichtet sich dem religiösen Gutachten zu unterwerfen. Dementsprechend hatten die Quindecimviri vor allem eine hohe moralische Funktion. Ein Eingreifen in die aktive Politik seitens des Kollegiums erfolgte eher selten. So sprach man sich etwa 143 v.Chr. gegen die geplante Route der Aqua Marcia aus.

Bekannte Persönlichkeiten, welche den Decemviri angehörten waren: Marcus Porcius Cato 67 v.Chr., Publius Cornelius Dolabella 51 v.Chr., Lucius Aurelius Cotta 44 v.Chr., Marcus Vipsanius Agrippa 38 v.Chr., Gaius Iulius Caesar 37 v.Chr., Augustus 17 v.Chr. (als magister), Domitianus 88 n.Chr. (als magister), Cornelius Tacitus 88 n.Chr. sowie Vettius Agorius Praetextatus Mitte des 4.Jh.n.Chr.

Augustus bestimmte fünf Vorsitzende für das Gremium.


Quellen: "Der kleine Pauly"

 

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(PL)