DER TRIUMPH |
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CHARAKTER |
Name & Charakter
Herkunft
der Bezeichnung Das
Wort triumphus kam über das Etruskische in den römischen Wortschatz.
Diese hatten es wiederum aus dem grch. thriambos
entlehnt. Es steht in Zusammenhang mit tripudium
(rhythmisch-musikalischer Teil) aus den Prozessionen der Arvalbrüder.
Triumpe war zudem ein
ritueller Ruf beim Erscheinen eines Gottes. Die Quelle des Wortes thriambos
liegt in Kleinasien, wo es ein Beiname des Gottes Dionysos darstellt. Thriambe
- die Vokativform (= An- bzw. Ausrufung) - wurde gebraucht, wenn sich
der Gott des beständigen und immer wiederkehrenden Wachstums zeigen
sollte. Charakter Kurz
könnte man einen Triumph als Sieges- und Reinigungsfeier mit religiös-politischem
Hintergrund beschreiben. Anhand der Zeremonie zeigt sich das komplexe
Denkmuster der antiken Welt und die Verwobenheit der einzelnen
Lebensbereiche. Die
Wurzeln lagen in etruskischen Siegesfeiern, über deren Charakter
allerdings nur sehr wenig bekannt ist. Immerhin hatten die Etrusker
mit dem Verlust ihrer militärischen Macht im 4.Jh.Chr. keine
ausreichende Basis mehr für Siegesfeiern. Die Entwicklung dürfte
sich somit schon sehr früh in Rom verselbständigt haben. Die
Ehrung war für Feldherrn beschränkt, die das Imperium besassen. Nach
45 v.Chr. erscheinen aber auch Legaten als Triumphatoren. Durch das
Imperium musste der Feldherr mit dem Senat über die Abhaltung eines
Triumphes ausserhalb des pomeriums
(religiös-rechtliche Stadtgrenze) von Rom verhandeln. Damit
ein Triumph abgehalten werden konnte, hatten zudem einige Bedingungen
erfüllt zu werden. Zum einen musste es ein bellum
iustum (gerechter Krieg) gewesen sein, was konkret hiess, dass man
für militärische Siege in einem Bürgerkrieg keinen Triumph feiern
konnte. Ausnahmen von dieser Regel gibt es erst in der Spätantike, wo
etwa 312 Konstantin einen Triumph über
Maxentius feierte,
Constantius
II. 357 über Magnentius oder Theodosius über
Magnus Maximus 389
triumphierte. Die
zweite Bedingung über das Mindestquantum an 5.000 getöteten Feinden,
wurde wohl erst im Laufe der Republik eingeführt. Die Totenzählung
war Auslegungssache und wurde nicht immer eingehalten. Bevor der
Feldherr um den Triumph ansuchen konnte, musste er auch noch durch
Akklamation bei seinen Soldaten in der Befehlsgewalt bestätigt
werden. Die
Entscheidung über die Durchführung eines Triumphs lag prinzipiell
beim Senat, manchmal hatten auch Volkstribunen und die
Volksversammlung ein Wörtchen mitzureden. Da es sich beim Triumph um
eine offizielle Feier hatte, wurden die Kosten vom Staat getragen und
der Senat setzte die dafür aufzuwendende Summe fest. Kam
es zu einer Verweigerung der Feier, stand es dem Feldherrn offen,
entweder einen „kleinen Triumph“ - ovatio
genannt - oder einen triumphus
in monte Albano (Ziel des Zuges war nicht das Capitol, sonder der
Albaner Berg) auf eigene Rechnung durchzuführen. Letzteres wurde
erstmals 231 v.Chr. durchgeführt. Die
hohe Zeit der Triumphzüge reichte vom 4.Jh.v.Chr. - dem Ende der
Samnitenkriege - bis zum 1.Jh.v.Chr. - der Machtübernahme Octavians.
Während dieser Zeit wandelte sich das Bild des Triumphes merklich.
Sowohl religiöser als auch rechtlicher Rahmen blieben bestehen, doch
mutierte die Veranstaltung immer mehr zu einer Parade von Kunst- und
Beutestücken. In
der Kaiserzeit stand der Triumph nur mehr dem Kaiser oder Thronfolgern
(z.B. Titus 71 n.Chr.) zu. Der
erste Triumph wurde von Romulus angeblich am 1. März 753 v.Chr.
gefeiert. Dieser trug die Trophäen zu Fuss rund um den Palatinhügel
und weihte anschliessend die erbeuteten Waffen im Tempel des Iuppiter
Feretrius. Alles in allem handelte es sich um eine sehr atypische
Triumphform. Schon die antiken Schriftsteller, allen voran Livius und
Plutarch, liessen den „echten“ Triumph mit König Tarquinius
Priscus beginnen. Die
Triumphe zu ältester Zeit sind für uns heute nicht mehr greifbar,
doch deutet einiges auf regelmässig wiederkehrende rituelle
Handlungen hin (Feldzugsaison!). Heutzutage unterscheidet man folgende
Phasen:
Das
Jahr 19 v.Chr. markierte das Ende des klassischen Triumphes, als die
Triumphallisten nicht mehr weitergeführt wurden. Zwar hatte man in
den Jahren zuvor noch den Seesieg von Antium verzeichnet, doch liess
Augustus die friedliche Rückgabe der Feldzeichen aus Parthien zum
Anlass nehmen um die Listenführung zu beenden. Bewusst sollte ein
neues Zeitalter eingeläutet werden. Nachdem
Drusus und Tiberius die Alpenländer unterworfen hatten und dafür
einen Triumph feierten, war dieser bereits sehr verändert. Auf Münzen
sieht man Augustus auf hohem Podest sitzend und die Lorbeerzweige
seiner beiden Feldherrn entgegennehmend. Tiberius musste bei seinem
Triumph einen tiefen Kniefall machen. Das entsprach in keinem Punkt
der republikanischen Gesinnung, wo höchstens von ausländischen Gäste
ähnliches erwartet wurde. Einen
tieferen Sinn machte der Triumph, als die Inhaber des Imperiums
wechselten. Im Kaiserreich erfolgte eine Verbindung mit dem adventus
(triumphähnlicher Einzug der Kaiser in die Stadt Rom) und sonstiger
Festumzüge zu Ehren der Kaiser. Nach 303 n.Chr. gab es keinen echten
Triumph mehr und alle ähnlichen Veranstaltungen waren triumphale
Einzugsveranstaltungen (z.B. von Konstantin,
Constantius II. oder
Honorius, der eigentlich nur sein Konsulat antrat). Bereits Septimius
Severus verfuhr ähnlich, indem er die Triumphalsymbolik komplett für
sich einnahm, auf einen regulären Triumph verzichtete und die Einzüge
in die Hauptstadt in einen Triumph verwandelte. Schon
in der frühen Kaiserzeit suchte man nach Ersatzveranstaltungen für
die Triumphe, wenn keinerlei kriegerische Anlässe zur Verfügung
standen. Hierbei zeigten interessanterweise jene Kaiser Weitblick, die
als „verrückt“ galten. Zum
einen Caligula, der im Golf von Puteoli eine 3,5 km lange Schiffsbrücke
über doppelte Lastkähne schlagen liess. Man brachte Erde auf die
Fahrbahn und simulierte die Via Appia. An zwei Tagen zog der Kaiser je
einmal hin und her. Einmal als Reiter, anderntags als Wagenlenker. Vor
dem Wagen musste übrigens Darius, eine parthische Geisel,
voranlaufen. Das ganze könnte man als sündteure Triumphparodie eines
Verrückten hinstellen, doch lag dahinter handfeste politische
Propaganda. Caligula hielt nichts von der Partherpolitik seiner Vorgänger
und tat dies mit dieser - zugegebenermassen übertriebenen
Veranstaltung - kund. Etwas
weniger kostspielig, dafür mit einem klar definierten friedlichen
Hintergedanken agierte Nero. Nach seiner grossen Griechenlandreise
triumphierte er von Neapel bis Rom (man hatte die Stadttore schleifen
müssen um Platz für seine Quadriga zu schaffen) nicht als Feldherr
sondern als Künstler und Sieger in zahlreichen Wettkämpfen. Die
gewonnenen Kränze opferte er nicht dem Iuppiter - es gab ja auch kein
Gelübde. Vielmehr liess er sie in seinem Schlafzimmer aufhängen.
Damit bewies er eine sehr moderne Einstellung (vgl. die Sportpokale
bzw. Preisverleihungen heutzutage). Eine
dem Triumph ähnliche Veranstaltung ist schliesslich der processus
consularis (Prozession beim Amtsantritt eines Consul). Der
designierte Consul zog von seiner Wohnung in Rom zum Capitol. Zuhause
legte er die toga praetexta an. Die Liktoren bildeten die Spitze des Zuges.
Begleitet wurde der Magistrat von seinen Freunden. Die Ritter gingen
vor ihm, die Senatoren hinter ihm. Die Benutzung von Wagen für diesen
Zug lässt sich nicht nachweisen und Darstellungen stehen immer im
Zusammenhang mit der Veranstaltung von Spielen. |
Romulus bei seinem Triumph zu Fuss |
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Quellen: E.Künzl "Der römische Triumph", H.Pleticha, O.Schönberger "Die Römer, E.Simon "Die Götter der Römer", J.-C.Fredouille "Lexikon der römischen Welt", "Der kleine Pauly" |
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