DER TRIUMPH |
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CHARAKTER |
Ende & Renaissance
Nachdem
Kaiser Theodosius die heidnischen Tempel endgültig schliessen hatte
lassen, gab es für die klassischen Triumphzüge keine religiöse
Basis mehr. Die letzte offizielle pompa
triumphialis mit den damit verbundenen Opfern an Iuppiter hatte am
17. November 303 unter Kaiser Diocletian für seinen Sieg über die
Perser stattgefunden. Siegesfeiern wurden weiter abgehalten, doch war
bereits den frühbyzantinischen Historikern bewusst, dass der
klassische Triumph eine Sache der Vergangenheit war. Prokopius
verglich den Triumph des Belisarios in Konstantinopel nach einem Sieg
über die Vandalen 533/534 zwar mit der klassischen Version, grenzte
ihn aber gleichzeitig wieder davon ab. Belisarios hatte dabei übrigens
die Beutestücke des Titus von Rom nach Konstantinopel überführen
lassen. Kaiser Iustinianus vermachte sie angeblich der Kirche von
Jerusalem. Danach verlieren sich die Spuren dieses wertvollen Güter
im Nebel der Geschichte. Das
byzantinische Reich und die christlichen Germanenstaaten hatten zwar
dem klassischen Triumph entsagt, die zahlreichen Triumphalsymbole
hingegen allesamt bewahrt. Auch die Kirche griff seit dem 4.Jh.n.Chr.
in ihrer Architektur darauf zurück im Sinne des Triumphes von Jesus
Christus. Im
Mittelalter begann mit Friedrich II. in der ersten Hälfte des 13.Jh.
eine Renaissance dieser alten Symbole, die bis heute angehalten hat.
Die Kaiser im römisch-deutschen Kaiserreich trugen auf den Münzen
wieder Lorbeer und erstmals seit der Antike wurden wieder profane
Bauwerke im Rahmen politischer Programme errichtet. Danach begannen
sogar triumphale Einzüge in Städte wieder in Mode zu kommen. 1442
liess sich Alfonso von Aragon in Neapel von einer Quadriga
chauffieren. Man verewigte diesen Einzug sogar auf einem Torbogen.
1518 entwarf Albrecht Dürer für Kaiser Maximilian einen phantastisch
anmutenden Triumphwagen, der durch eine Mechanik im Inneren (Männer
liefen in Treträdern) ohne Pferde bewegen konnte. Für
die Wiedereinführung von Siegesdenkmälern brauchte es allerdings
noch einige Zeit. Erst die Renaissance selbst brachte Ehrensäulen,
Reiterstandbilder und den klassischen Bogen hervor. Die Bezeichnung
Triumphbogen stammt aus dieser Zeit. Die Weiterentwicklung dieser
Architektur führte zu Monumentalbauten. Das
beste Beispiel ist der Arc de Triomphe du Carrousel, der 1806 bis 1808
in Paris errichtet wurde. Nach dem Italienfeldzug und dem Frieden von
Campoformio 1797 liess ihn Napoleon erbauen. Obenauf waren erbeutete
Bronzepferde und eine Napoleonstatue vorgesehen. Die heutige Quadriga
ist eine Ersatzkonstruktion. Beim Planen nahm man sich die ganze
Palette stadtrömischer Bögen als Vorbild. Beim Triumphzug selbst
wurden übrigens die erbeuteten Kunstwerke Italiens mitgeführt. Von 1806 bis 1836 baute man den Arc de l’Étoile als eintorigen Triumphbogen mit übertriebener Höhe (immerhin 49,5 m). Das eigentliche Ziel, hindurchzugehen wird durch die Wuchtigkeit des Monuments ins Gegenteil verkehrt und man wird so eher auf Distanz gehalten.
links:
Arc de Triomphe in Paris, 1836 fertiggestellt; 49,5 m hoch Im
19. und 20.Jh. berief man sich bei der Bogenkonstruktion nicht immer
nur auf die antiken Vorbilder. Man griff auch auf die barocken Schöpfungen
zurück, die wenig mit der klassischen Baukunst zu tun hatten. Auch
die Revolutionsarchitektur entwickelte eigene, zum Teil überdimensionierten
und grotesk wirkende, Formen. Oft bildeten nicht Siegesmonumente
sondern gewöhnliche Torkonstruktionen (z.B. ägyptische) die Basis für
Entwürfe. Immer
wieder taucht seit damals die Idee auf, an Plätzen und wichtigen
Kreuzungen derartige Kolossalbauten zu errichten. Wirklich realisiert
wurden Bögen nur in Paris. Alle anderen Entwürfe erschienen bereits
damals als unrealistisch. Als Gipfel der Gigantomanie darf ein Entwurf
aus 1925 gelten, den Adolf Hitler für Berlin vorgelegt hat. Es hätte
ein 117,5 m hohes Bauwerk werden sollen. Jeder Mensch wäre daneben
zur Grösse einer Küchenschabe verkommen. Mittlerweile
haben auch aussereuropäische Kulturen die Idee einer
Bogenkonstruktion als Siegeszeichen entdeckt, doch tat man sich seit
dem Ende des 2. Weltkrieges ein bisschen schwer mit der
Triumphalkunst. Man kopierte die antiken Vorbilder ohne über die
Seele der Veranstaltungen nachzudenken. Man verband den Siegeskult mit
dem niedergerungenen NS-Regime und einer Deutschtümelei. Dabei wurde
übersehen, dass die „barbarischen“ Germanen keine klassische
Hochkultur erreicht und folglich keine Ausprägung einer überragenden
Siegespräsentation praktiziert hatten. |
Der Astronaut John Glenn wird von den
Amerikanern in triumphzugähnlicher Prozession
gefeiert |
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Quellen: E.Künzl "Der römische Triumph", H.Pleticha, O.Schönberger "Die Römer, E.Simon "Die Götter der Römer", J.-C.Fredouille "Lexikon der römischen Welt", "Der kleine Pauly" |
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