Version LX

DER TRIUMPH
Römische Siegesfeiern


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Kunst & Triumph

Beutekunst

Bei den ersten Triumphen spielte Kunst eine sehr untergeordnete Rolle und wenn dann nur in religiösem Zusammenhang. Bekannt sind etwa die Überführungen von Götterbildnissen. Die evocatio (Kultübertragung) fand etwa 396 v.Chr. in Veii und 390 v.Chr. in Praeneste statt. Damit gelangten Kulte nach Rom und nur einzelne Kultbilder.

Kunstwerke in nennenswerter Zahl wurden erstmals 211 v.Chr. beim Syrakustriumph des Marcus Claudius Marcellus mitgeführt. Die griechischen Stücke landeten aber nicht in seiner Privatsammlung, sondern wurden dem Virtus und dem Honos geweiht. Damit waren sie Staatseigentum. Cicero hob diesen Umstand noch anderthalb Jahrhunderte später hervor, nachdem er mit den privaten Beutezügen des Statthalters Varro Bekanntschaft gemacht hatte.

Kunstwerke direkt aus dem griechischen Kernland landeten 194 v.Chr. beim Triumphzug des Titus Quinctus Flamininus zum ersten Mal in Rom. Schon zuvor hatte Quintus Fabius Maximus 209 v.Chr. Tarent erobert und damit den Weg für die führenden hellenistischen Künstler nach Rom geebnet. Berühmte Namen tauchten ab diesem Zeitpunkt in den Triumphberichten auf. Die Ehre, den ersten Künstler nach Rom zu bringen, wurde 189 v.Chr. Lucius Cornelius Scipio Asiagenus zuteil. Aber man verschleppte eben nicht nur die Künstler, sondern besonders deren Werke. Selbst grosse Statuen blieben vom Raub nicht verschont. In Tarent verblieb etwa nur der kolossale Zeus des Bildhauers Lysippos - und das auch nur weil er nicht transportiert werden konnte ohne Beschädigungen davonzutragen. Im gleichen Jahr triumphierte Marcus Fulvius Nobilor, der der griechischen Stadt Ambrakia ihre gesamten Gemälde und Statuen aus Bronze und Marmor abpresste, um sie als Beutestücke präsentieren zu können.

Neben Statuen erfreuten sich auch Silber- und Goldwaren grosser Beliebtheit. Mucius Acilius Glabrio hatte 191 v.Chr. den Seleukidenherrscher Antiochos III. besiegt und verwendete dessen königliches Tafelgeschirr für seinen Triumph. Gnaeus Manlius Vulso triumphierte 187 v.Chr. über die Kelten und brachte als Beute mannigfaltige Möbelstücke, Teppiche und Musikinstrumente mit. Diese Zusammenstellung muss grossen Eindruck auf seine Zeitgenossen gemacht haben, denn die Historiker meinten fortan, dies wäre der Zeitpunkt gewesen, an dem der Luxus der späten Republik begonnen hätte.

Lucius Aemilius Paullus hatte derartig viel an Kunstwerken erbeutet, dass er seinen Makedonentriumph 167 v.Chr. auf drei Tage ausdehnen musste. Da Rom im Laufe der Zeit damit überschwemmt wurde, gelangten ab der Mitte des 2.Jh.v.Chr. auch zahlreiche Stücke in andere Städte des Imperiums.

Als Publius Cornelius Scipio Aemilianus 146 v.Chr. über Carthago gesiegt hatte, entdeckte man unter den zahlreichen erbeuteten hellenistischen Werken eine grosse Anzahl von den Karthagern geplünderte Stücke. Sogar Beutegut aus der Zeit um 410 v.Chr. konnte identifiziert werden. Darauf liess er Gesandte aus den sizilianischen Städten kommen, damit sie die geraubten Kunstwerke ihrer Ahnen wieder mit nach Hause nehmen konnten.

Im 1.Jh.v.Chr. änderte sich der Charakter des „Beutemachens“. Bislang ging es rein um Präsentation vor dem Volk, Weihung für die Götter und natürlich Privatsammlungen. Nun rückte die Möglichkeit einer schnellen Kriegsfinanzierung in den Mittelpunkt des Kunstraubes. Da das Aerarium in Rom Sulla kaum finanzielle Unterstützung bei seiner Eroberung Griechenlands und Kleinasiens bieten konnte, griff der Feldherr eben auf das zurück, was er vorfand. Sogar Teile der Säulen vom Tempel des olympischen Zeus in Athen wurden nach Rom verbracht. Nicht weniges landete aber ganz woanders - am Meeresgrund, wenn die Schiffe in einem Sturm untergingen.

Kein Kunstsinn veranlasste die Römer zu solchen Vorgangsweisen, sondern der schlichte Umgang mit Kunst als Kriegsbeute - mehr waren die vielen Gemälde und Statuen nicht. Es war wie gesagt kein Raub sondern praeda (Kriegsbeute), die nach damaligem Recht dem Sieger einfach zustand. Das wurde von jeder Nation so gehandhabt. Die Verteilung der Beute lag ausschliesslich in den Händen des Feldherrn. Man erwartete von ihm die Spende des Grossteils für sakrale oder staatliche Zwecke. Lucullus liess etwa sogar seine Abrechnungen am eigenen Tafeln im Triumphzug mitführen, um zu beweisen welch grosse Wohltat er dem römischen Volk erwiesen hat.

Obwohl prinzipiell von freier Verfügungsgewalt, konnte der Feldherr einige Sachverhalte nicht übergehen. Die vota (Gelübde) spielten bei der Beuteverteilung eine gewisse Rolle. Immerhin musste das Gelobte aus der Kriegsbeute finanziert werden (z.B. ein Tempel). Besondere Dinge landeten im Tempel des capitolinischen Iuppiter. Manchmal kam es auch zu Schenkungen an Soldaten und Bürgern. Gab es ludi votivi (gelobte Spiele) so wurden auch sie zur Präsentation von Kunstwerken benutzt. Was nicht im Triumphzug mitgeschleppt werden konnte, brachte man in Säulenhallen, an Plätze oder in Theater und machte es damit der Öffentlichkeit zugänglich.

Von alledem ist beinahe nichts übrig geblieben. Die republikanischen Bauten und Sammlungen wurden in der Kaiserzeit verändert, erweitert und zerstreut. Selbst das Forum pacis (Friedensforum) von Kaiser Vespasian, das durch die Beute aus dem jüdischen Krieg verschönert wurde und in dem wohl auch ein Teil dessen zur Schau gestellt worden war.

Gemälde

Die späteren Darstellungen auf den Triumphsäulen wurden allgemein durch gemalte Bilder in den Triumphzügen vorweggenommen. Nicht nur Schlachtszenen wurden dargestellt, auch die Feldzüge selbst konnten so in ihrem geografischen Kontext dem Publikum vermittelt werden. Gerne verwendete man dafür den „römischen Landkartenstil“.

Diese Gemälde dürften breit gewesen sein, um sie besser tragen zu können; hohe Bilder boten das Risiko des Kippens. Am 23. Februar 175 v.Chr. verwendete Sempronius Gracchus für seinen Sardinientriumph nur ein einzelnes Gemälde, das die Regionen, Schlachtorte und Ereignisse darstellte. Anschliessend liess er es im Tempel der Mater Matuta aufhängen.

Den verwendeten Malstil kennt man noch heute. Es ist einerseits eine hohe, schräge Vogelperspektive auf die Landschaft und andererseits eine leicht ikonisierende Darstellung von Orten und Ereignissen. Selbst moderne Geschichtsatlanten verwenden diese Methode. Eine Stadt wurde etwa durch ein paar kleine Häuser symbolisiert, die Truppen durch ein kleines Häuflein Soldaten usw. Mit Pfeilen, Beschriftungen und sonstigen grafischen Hilfsmitteln konnte damit selbst ein komplexer Feldzug einfach dargestellt werden.

Später übertrug sich dieser Stil auch auf Darstellungen an Triumphbögen (z.B. Severusbogen). Über die Republik hinaus war diese Kunstform weitverbreitet und kam in verschiedenen Abstrahierungsgraden auch in Wandbemalungen von Privathäusern vor.

Eine andere typisch antike Darstellungsform war der Streifenstil, der es ermöglichte eine Geschichte zu erzählen. Wie bei modernen Comics reiht sich Bild an Bild. Zusammen mit dem Landschaftsstil ermöglicht es der Illustrator dem Betrachter sich in die einzelnen Orte und Geschehnisse hineinzudenken. Ein geniales Konzept, das noch heute seine Gültigkeit hat. Ein gutes Beispiel hierfür sind die tabulae Iliacae (trojanische Bilder) aus der Zeit des Augustus. Sie illustrieren die Geschichten Homers auf winzigen Marmorreliefs.

Gemälde spielten bei allen öffentlichen Veranstaltungen eine nicht zu unterschätzende Rolle. Ausser bei Triumphen verwendete man sie an Festtagen, bei Spielen und selbst im Wahlkampf. Besonders in republikanischer Zeit war der Grossteil der verwendeten Kunstwerke beweglicher Natur, d.h. man lagerte sie in Depots (Malereien, Girlanden, Kränze, Skulpturen, Teppiche) bzw. Tempeln (z.B. Kultbilder).

Irgendwann war ein Triumphator so "schlau" und präsentierte Bilder von Schlachten, die nie stattgefunden hatten. Sein Name war Marcus Fulvius Nobilor und der Triumphzug fand am 21. Dezember 187 v.Chr. statt. Die Stadt Ambrakia hatte sich ergeben, doch behandelte er die Einwohner, als hätte er die Mauern eigenhändig erstürmt. Und genau diese fiktive Eroberung präsentierte er den Römern. Die Ambrakioten sandten eine Gesandtschaft nach Rom und legten Protest ein. Man erkannte den Irrtum, doch trotz der Intervention des amtierenden Consuls Marcus Aemilius Lepidus wurde der Triumph genehmigt. Für Nobilor gab es dennoch einen Wermutstropfen: man liess ihm seine Gemälde nirgends ausstellen.

Spätantike Darstellung der Insel Sizilien in einer Vergilhandschrift als Beispiel für den römischen Landkartenstil.


Quellen: E.Künzl "Der römische Triumph", H.Pleticha, O.Schönberger "Die Römer, E.Simon "Die Götter der Römer",  J.-C.Fredouille "Lexikon der römischen Welt", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)