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Gaius Flavius Valerius Constantinus (Konstantin d.Gr.)

Herrschaft III (Christentum)

Den wichtigsten Wendepunkt setzte Constantinus in der Religionspolitik indem sich das Reich erstmals offiziell dem Christentum zuwandte. Noch einige Jahre zuvor wurden die Christen unter Diocletian, Galerius und Maximinus Daia auf das härteste verfolgt. Schliesslich mussten sie aber die Aussichtslosigkeit ihres Unterfangens erkennen. Kurz vor seinem Tod erliess Galerius 311 sein Toleranzedikt schon gemeinsam mit Constantinus und Licinius.

Maxentius hatte sich den Christen nicht in den Weg gestellt, wollte jedoch den alten Kulten wieder die nötige Aufmerksamkeit und Anerkennung verschaffen. Mit dem Sieg an der Milvischen Brücke fand diese Politik ein Ende. Constantinus behauptete später, dass er kurz vor der Schlacht ein Himmelskreuz erblickt hätte. Es soll ihm die Anweisung gegeben haben, die Anfangsbuchstaben von grch. christos (der Gesalbte) auf die Schilde seiner Soldaten zu malen. Ein Jahr nach diesem Ereignis erneuerten er und Licinius gemeinsam das Toleranzedikt, das als solches von Mailand in die Geschichte einging. Es wurde tatsächlich in Mailand verfasst, aber in Nicomedia erlassen.

Constantinus war beseelt von dem Gedanken einen göttlichen Bundesgenossen und Helfer in der Not zu besitzen. Dieser Wunsch war schon seit geraumer Zeit im Volk verbreitet gewesen und die Kaiser vor ihm hatten  aus diesem Grund den Kult des Sonnengottes gefördert. Zwar erfreute sich dieser auch weiterhin einer überaus grossen Popularität, aber der Kaiser hatte mit Erklärungen wie „die gesetzmässigsten und heiligste Religion“ dem Christentum eindeutig den Vorrang gegeben.

In den auf das Mailänder Edikt folgenden Jahren erliess Constantinus zahlreiche Erlasse zugunsten der Christen. So hatte er auch die Idee, dass Kirche und Staat organisiert zusammenarbeiten sollten. Ähnliche Gedanken - aber mit dem Heidnischen Glauben - hatte auch schon Maximinus Daia gehabt. Licinius hingegen befürwortete eine Trennung beider Sphären.

All dies setzte sich immer mehr in der Gedankewelt des Kaisers fest. Schliesslich war er von seinem göttlichen Sendungsauftrag so überzeugt, dass er auf den Synoden von Arles 314 und dem Konzil von Nicaea 325 entsprechend auftrat. Auf besagtem Konzil wurde das Nizänische Glaubensbekenntnis in die Welt gesetzt, wonach Jesus Christus das gleiche Wesen wie sein göttlicher Vater besitzen soll. Die Arianer, Anhänger der gegenteiligen Ansicht, dass Christus nicht mit Gott wesensgleich ist, wurden verfolgt.

Gleiches war zuvor mit den Donatisten passiert, die beinahe eine Abspaltung der afrikanischen Kirche herbeiführten. Ihre Güter wurden vom Kaiser enteignet und die Beschlüsse des Konzil von Arles offiziell gutgeheissen. Constantinus liess damit die Christenheit wissen, dass er notfalls Abweichungen vom rechten Glauben persönlich verfolgen würde.

Das Sendungsbewusstsein des Kaisers führte zur Entscheidung der Christianisierung des Römischen Reiches. Im nachhinein betrachtet ist dieser Entschluss nicht so einfach und logisch, als es den Anschein hat. Die christlichen Gemeinden hatten selbst zur Zeit der grössten Verfolgungen Zulauf erhalten, doch besass die Kirche keine grossen Einflussmöglichkeiten in Kultur, Politik und Wirtschaft. Die heidnischen Kulte wurden auch nicht verboten und bis ins Jahr 320 finden sich Symbole des Sonnengottes auf den Münzen Constantinus.

Zwar setzten die Bischöfe voll auf den Kaiser und ihn damit auch unter Druck, doch war Constantinus als Person mehr abergläubisch als es den Christenführern recht sein konnte. Dass er vor allem kein theologischer Denker war, ist daran zu erkennen, dass er seine religiösen Überzeugungen mehrmals änderte. Bezeichnend deshalb auch die Tatsache, dass er sich erst am Sterbebett taufen liess, als er keine Sünden mehr begehen konnte. Bevor er sich 312 zum Christentum bekannte dürfte er ein Anhänger des Sonnenkultes gewesen sein, wie die meisten Kaiser vor ihm.

Er und sein Beraterstab kamen schlussendlich wohl zu der Erkenntnis, dass es in den unruhigen Zeiten der vergangenen Jahrzehnte nur eine wirklich effiziente Organisationsform gab - die christlichen Kirchen. Sie sollten schaffen, was bislang als undurchführbar galt; die gespaltene Gesellschaft zu einen um einen inneren Zusammenhalt gewährleisten zu können.

Kurz nach 324 wurden die heidnischen Opfer erstmals verboten und eigene Beamte ausgesandt, die die Tempelschätze zugunsten der Staatskasse konfiszierten. Ein grosser Teil davon wurde anschliessend für den Neubau von Kirchen, allen voran in Bethlehem und Jerusalem verwendet. Ebenfalls in diese Zeit fiel das Verbot von Gladiatorenkämpfen, die Aufhebung der Tempelprostitution und der Erlass zahlreicher Vorschriften zur Hebung der öffentlichen Moral. In diesem Punkt ging er noch weiter als seinerzeit Augustus. Anfang 325 hielt er in Antiochia eine theologische Rede mit dem Titel „An die Gemeinschaft der Heiligen“, die überall verbreitet wurde und gegen den Senat gerichtet war. Den heidnischen Titel Pontifex maximus legte er indes nicht ab.

Seine Mutter Helena war ebenfalls eine begeisterte Anhängerin des neuen Glaubens. Persönlich bereiste sie 327/328 das heilige Land und suchte die genaue Lage der biblischen Orte ausfindig zu machen. Der frühchristlichen Überlieferung nach, soll sie die Kreuzigungsstätte und das Grabmal Christi gefunden haben ebenso wie den Stall von Bethlehem. Der Legende nach liess sie auf dem Golgatha-Hügel Ausgrabungen durchführen und stiess dabei auf die Reste dreier Kreuze. Ein gerade sich im rechten Augenblick ereignendes Wunder offenbarte das Kreuz Christi. Eine Grabeskirche, die sich von dort bis zum angenommenen Höhlengrab erstreckte, blieb ausser einer Darstellung auf einem Mosaik in der Kirche Santa Pudenziana in Rom kaum etwas erhalten.

Die religiöse Wende brachte dem Römerreich und vor allem der Stadt Rom eine wahre Flut von Neubauten. Grosszügige Spenden an die jeweiligen Bauarbeiten forcierten schon die Pläne für die nächsten Vorhaben. Seinen Kaiserpalast auf dem Lateranhügel vermachte er dem Bischof von Rom und damit in späterer Ausprägung den Päpsten. Archetektonisch gesehen entwickelten sich zwei Typen. Einerseits wurden Zentralbauten mit runden, polygonalen oder kreuzförmigen Grundrissen errichtet, andererseits gab es Gebäude auf schlicht rechteckigem Grund.

Diocletians architektonische Hinterlassenschaft hatte gezeigt, was die Ingenieure leisten konnten. Und wenn sie schon grossartige Thermenhallen errichten konnten, so liesse sich diese Architektur auch für Kirchen, Taufkapellen sowie Grab- und Gedenkstätten verwenden. Berühmt ist auch der Konstantinsbogen, ein dem Kaiser Hadrian errichteter Triumphbogen, der in seinem Sinne umgestaltet und schliesslich nach ihm benannt wurde. Diese Vorgehensweise wurde auch von Licinius praktiziert und zeigt, wie sehr die damalige Zeit bereits von den Werken der Vergangenheit lebte.

Auch ausserhalb Roms wurde grosszügig geplant und gebaut. In Antiochia blieb etwa ein grosser oktogonaler Bau unvollendet, der auf einer Orontes-Insel als eine Art von Reichsheiligtum der Harmonie von Kirche und Staat geweiht werden sollte. Richtungsweisend sollte aber der rechteckige Grundriss werden, der die Basis der künftigen christlichen Basiliken bildete. Das von Maxentius wirkungsvoll eingesetzte Kreuzrippengewölbe erschien allerdings zu heidnisch und wurde vorerst nicht verwendet. Auch wollte man die Kirchen exakt nach Osten ausrichten, damit das Licht des Sonnenaufgangs die Priester umstrahlen konnte. Wo es von Nutzen war, bediente man sich aber gerne heidnischen oder profanen Motiven. So wurden Audienzhallen als Apsiden, Kaiserthrone als Baldachine und Triumphbögen als Chorbögen zu Elementen in Kirchen umfunktioniert. Vergoldungen und allerlei Zierrat verdrängten die bislang geübte Schlichtheit.

Obwohl Constantinus so viele Bauwerke errichten liess, ist kaum etwas davon erhalten geblieben. Die meisten seiner Gebäude wurden entweder bereits in der Antike oder spätestens in der frühen Neuzeit abgerissen und durch Neubauten ersetzt. Die Irenenbasilika Konstantinopels wurde etwa bereits von Iustinianus neu errichtet und seine Peterskirche in Rom musste im 16.Jh. dem heutigen Bauwerk weichen.

Statue des Kaisers Konstantin


 

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(PL)