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EINLEITUNG |
Gaius Flavius Valerius Constantinus (Konstantin d.Gr.) Bewertung
Die
Quellenlage zu Constantinus ist gewaltig, doch zumeist in Auftrag und
damit zu seinen Gunsten geschönt. Gut, dass sich trotzdem manch
kritische Stimme erhebt. Immerhin geht es um jenen Kaiser, der später
als stereotypes Vorbild für einen gerechten christlichen Herrscher
herhalten durfte. Constantinus
empfand tiefe Gefühle und war aus diesem Grund leicht erregbar. Er
liebte die öffentliche Anerkennung und war damit Schmeicheleien sehr
zugetan. Andererseits beflügelte sie ihn zum Wagen des Aussergewöhnlichen.
Die Schattenseiten davon hiessen Launenhaftigkeit und Rücksichtslosigkeit.
Häufige Wutausbrüche konnten Tatendrang, Sendungsbewusstsein sowie
seinen Ehrgeiz aber nicht bremsen. Als
Heerführer glänzte er ebenso wie in der Schaffung neuer Massstäbe
in Religion und Architektur. Seine Entscheidungen hatten nachhaltigen
Einfluss auf den Verlauf der Geschichte. Eine veränderte Armee schützte
das Reich, Italien mit Rom hatte seine Vormachtstellung verloren, die
alten Götter wurden entweiht und die geistigen Grundlagen des
politischen Lebens waren vollends erneuert worden. All dies
beeinflusste Mode (deutlich erkennbar an den folgenden
Kaiserportraits), Kunst, Architektur und Literatur. Unter Diocletian
war das Römische Reich in das Zeitalter der Spätantike eingetreten.
Mit Constantinus hatte sich dieser Wandel nun endgültig vollzogen. Betrachtet
man seine Massnahmen über die Antike hinaus, so ist deutlich zu
erkennen, dass Constantinus das Römische Reich näher an das
Mittelalter herangeführt hatte, als kein anderer Kaiser vor und nach
ihm. Die Dominanz der Kirche, das Hofzeremoniell und die Architektur
waren bereits Vorboten eines neuen Zeitalters. Die
Zwangsinnungen ebneten gedanklich den Weg für die mittelalterlichen Zünfte
und die Festsetzung von Folterstrafen (nicht nur für Sklaven und
Kriegsgefangene) in den Gesetzen hatten ebenfalls eine nachhaltige
Wirkung auf das mittelalterliche Rechtsystem. Am schlimmsten sollte
sich jedoch die überproportionale Hereinnahme von Germanen in das römische
Heer und die Privilegierung ihrer Heerführer auswirken. Im Endeffekt
trug die von Constantinus durchgesetzte Erneuerung des Reiches bereits
den Keim für seinen Untergang in sich - sowohl im Westen als auch
Jahrhunderte später im Osten. |
Rest einer Kolossalstatue des Kaisers Konstantin |
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(PL) |