RELIGION |
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AESCULAPIUS |
Saturnus Saturnus (grch. Kronos, dt. Saturn) war der Gott des Staatsschatzes, ein Wächter und zugleich Friedensfürst einer verklärten, aber auch grausamen, Vorzeit.. Die frühen Deutungen seines Namens bereiteten grosse Schwierigkeiten. Schon Cicero deutete ihn als Gott der Zeit und nahm damit die kultische Verwandtschaft mit dem griechischen Kronos an. Beiden Göttern waren ähnliche Feste und Bräuche zugedacht und beide gehörten zu den ältesten Gottheiten der jeweiligen Religionen. Bis vor kurzem dachte man sich Saturn als Gott mythologischer Herleitung, doch spielten derartige Überlegungen in der frühen römischen Religion so gut wie gar keine Rolle. Die neuesten Forschungen schliessen auf eine indogermanische Wurzel für das Gebundensein, denn schon in seiner Frühzeit wurde dem Saturn ein Numen mit Namen Lua (= das Lösen) beigegeben. Er galt als Gemahl der Ops und wurde später mit den griechischen Kronos gleichgesetzt. Wie dieser von seinem Sohn Zeus entmachtet wurde, so wurde auch Saturnus von Iuppiter entthront. Er floh anschliessend nach Latium und traf dort auf Ianus, der ihn gastlich aufnahm und die Herrschaft mit ihm teilte. Zum Dank lehrte er den Einwohnern Latiums die Kunst des Acker- und Weinbaus. Seine Regentschaft ging als Saturnia regia (Goldenes Zeitalter des Saturn) in die römische Mythologie ein, in der eine paradiesische Fülle, aber auch unkultivierte Riten geherrscht haben. Die später regierenden Götter haben diesen Zustand zugunsten einer religiösen und nicht von Grausam- und Grauslichkeiten beherrschten Ordnung beendet. Der Gott wurde schliesslich in schwere Eisenketten gelegt und wenn er auf magische Rufe reagierte soll man diese klirren gehört haben. Zu seinen Symbolen gehörte die Harpe, ein gebogenes und gezahntes Erntemesser. Manchmal erscheint auch die falx, das Messer des Silvanus. Mythologisch wurde das Messer so erklärt: Die metallreiche Erdmutter Gaia schob es dem griechischen Kronos heimlich unter, damit er seinen Vater Uranos entmannen konnte. Mit dem gleichen Gerät köpfte auch Perseus die Medusa. Somit ist das angesprochene Messer schon immer neben seinem ursprünglichen Charakter (Ernteschnitt) mit Blut in Verbindung gebracht worden. Es repräsentiert, da zuweilen auch Hellebardenartig bezeugt, ein vielseitig verwendbares Eisengerät der Frühzeit, das eben nicht nur für friedliche Zwecke diente. Dass er die Sichel trug, lag daran, dass man während der aurea aetas (Goldenes Zeitalter) nicht säen, sondern nur ernten musste. Der capitolinische Hügel trug zuvor den Namen Mons Saturnius nach einer gleichnamigen kleinen Siedlung. An seinem Fuss befand sich schon zur Königszeit ein Altar. Dieser dürfte ähnlich dem Ara Maxima für Hercules bzw. Melkart eine Gründung phönizischer Händler sein. Orientalische Bräche dürften die beiden Tempel miteinander verbunden haben. Später gingen sie als Ritus Graecus in die Religionsgeschichte Roms ein. Bereits in der Frühzeit der Republik (möglicherweise 497 v.Chr.) wurde auf dem Forum Romanum ein Saturntempel erbaut. Der Tag der Einweihung, der 17. Dezember, bildete zugleich den Auftakt für das populärste römische Fest, die Saturnalien. Zuerst an nur einem Tag gefeiert weitete es sich in der Kaiserzeit bis zum 23. Dezember aus. Es soll an die glückliche Regentschaft des Saturnus erinnern. Bei diesem karnevalartigen Fest nahm man den Sklaven ihre Fussfesseln ab und die soziale Hierarchie wurde manchmal umgestellt indem die Herren ihre Sklaven bedienten. Auch herrschte an den Saturnalien Redefreiheit und jeder musste sich die Kritik gefallen lassen. Der Wein floss bei diesen Festlichkeiten in Strömen und selbst der sonst so gestrenge Cato billigte seinen Sklaven eine Extraration Wein zu. Horaz berichtete, dass nüchtern gebliebene beinahe auffielen und Martial nennt das Fest "die feuchten Tage". Das sonst von der Obrigkeit verpönte Würfelspiel konnte offen gespielt werden. Unter einem rex bibendi (Saturnalienkönig) pflegte man in gebildeten Kreisen geistreiche Konversation. Ausserdem schenkte man sich gegenseitig Öllämpchen und Tonfiguren. Eigene Marktstände lieferten dazu das Material (vgl. den Glücksbringerverkauf zu Silvester der heutigen Zeit) Selbst für die Schüler bedeuteten die Saturnalien endlich Ferienzeit, da der Erziehungsbetrieb im allgemeinen auf Feiertage sonst keine Rücksicht nahm. Die Saturnalien erhielten sich bin in die christliche Zeit als Fest von ausgesprochen volkstümlich-ausgelassenem Charakter, dem modernen Fasching/Karneval nicht unähnlich. Links: Büste des Saturnus mit
Harpe auf Marmoraltar, Mitte 1.Jh.n.Chr.; Bereits in archaischer Zeit hatte der Saturn und sein grosser Tempel eine wichtige städtische Funktion. Im Keller des Tempels wachte der Gott über das aerarium populi Romani (der römische Staatsschatz). Ort und Typ (ionischer Baustil) legen nahe, dass das Gebäude mehr zum Zweck eines thesauros (grch. Schatz, Schatzhaus), denn als reine Kultstätte angelegt worden war. Auch die thesauroi der grossen Heiligtümer von Delphi und Olympia waren ähnlich gestaltet. Am comitium versammelte sich das Volk und es nur recht und billig, dass dort auch der Staatsschatz aufbewahrt wurde. Auch Saturn eignete sich als Beschützer, da er ja an Ketten gebunden gleich einem Cerberus der ideale Wächter war. Ausserdem befand sich neben dem Tempel auch der Zugang zum wichtigsten Heiligtum in Rom, dem Tempel des Iuppiter Optimus Maximus. Das aerarium war lange vor der ersten römischen Münzprägung errichtet worden. Deshalb lagerten in seinen Kellern wohl zunächst nur Rohmaterialien, vermutlich in Barrenform. Ein Beleg dafür könnte die Nähe zum Volcanal, der Kultstätte des Schmiedegottes Volcanus, sein. Caesar liess am Beginn des Bürgerkrieges den Staatsschatz plündern und konnte sich neben gemünztem Vermögen auch an 15.000 Gold- und 30.000 Silberbarren bedienen. Damit war der Saturntempel garantiert der reichste Bau der römischen Republik. Die caesarische Plünderung hatte gezeigt, dass das Gebäude schon ziemlich baufällig war und nach der Ermordung des Diktators begann man mit einem Neubau, der dann bis in die Spätantike bestehen sollte. Die Kosten dafür trug L. Munatius Plancus, ein Verbündeter von Octavian. Das Gebäude wurde in der schon christlichen Spätantike noch einmal renoviert und die Mauern der cella (Kultraum mit Kultbild) standen im Jahre 1402 noch aufrecht und verschwanden erst später. Der Neubau bedingte auch eine Neuschaffung eines Kultbildes des Saturn. Die republikanischen Münzen zeigen den Gott bärtig und stets unverhüllt. Das neue Kultbild hatte einen Mantel über den Kopf gezogen und die linke Hand stützte den Umhang in der Höhe der Stirn. Für das Gewand ist literarisch Purpur als Farbe überliefert und der nackte Oberkörper war mit Elfenbein furniert. Das rechte Bein war über das linke geschlagen um die Fussfessel besser sichtbar zu machen. In der Hand hielt er eine wirkliche Sichel als Erntewerkzeug. Der Saum des Mantels machte über dem Knie einen Bogen und fiel im Zipfel zwischen den Beinen herab. Diese Nuancen waren von dem bereits jahrzehnte früher geschaffenen Kultbild des Iuppiter übernommen worden. Saturn wurde so dem Iuppiter angeglichen, aber durch die Verhüllung seines Hauptes von ihm doch deutlich getrennt. Beabsichtigt war hier vor allem die Hervorhebung des Hintergründigen und Geheimnisvollen. Hier ist anzumerken, dass in Orakelsprüchen die Wiederkehr des Goldenen Zeitalters versprochen wurde. Die düsteren Eigenschaften Saturns wurden nun vollends beiseite gelegt. Vergil fasste ihn bereits als reinen Astralgott auf (Planet Saturn). Planetengötter wurden bereits damals gerne mit einer Aura um das Haupt dargestellt. Hierin dürfte auch ein Grund für die Verhüllung des Kopfes an besagtem Standbild liegen. Auf der berühmten Panzerstatue des Augustus erscheint Saturn über dem Gespann des Sonnengottes mit seinem Mantel als Nimbus (Glorienschein). Der neue Tempel wurde seit Augustus als aerarium Saturni bezeichnet und war nicht mehr die alleinige Schatzkammer der Hauptstadt. Da der grösste Teil in den Händen des kaiserlichen Fiskus war, enthielten die Keller nur stadtsenatlichen Gelder. Die Bedeutung von Saturn als Hüter des Goldes war nun weniger real denn mythologisch verklärt. In späterer Zeit spielte seine Funktion als Wächter keine Rolle mehr. Schon Varro und Cicero verkannten hier die Wurzeln des Gottes. Wie Ianus auf Assen erscheint Saturn auf dem Semis als beliebtes Münzmotiv. Beide wurden seit der mittleren Republik als Verwalter dargestellt. Ersterer der Türen, letzterer des Staatsschatzes. Seit der hohen Kaiserzeit führte Saturn als König des Goldenen Zeitalters mehr und mehr ein Zepter statt einer Sichel. Auch bekam er den Adler des Iuppiter zugedacht. Den Umhang stützt er nun mit der rechten und nicht mehr mit der linken Hand. Er blickt also zurück in eine Zeit, in der alles viel besser war. Ein melancholischer Blick ergänzte die Szenerie eines nun reinen Friedensfürsten. Da Pferde im Krieg zum Einsatz kamen, dachte man ihm Eselskentauren als Gespann zu. An Saturn erkennt man die Wandelfähigkeit der römischen Religion. Der unheimliche Gott der Frühzeit, der seine Kinder verschlungen hat, wurde zum gefesselten Wächter über den Staatsschatz und am Ende zum Friedensfürsten eines vergangenen Goldenen Zeitalters. Alle Schilderungen über Saturn sind entweder verklärt oder verdüstert worden. An den Saturnalien erinnerte man sich aber bewusst nur an die positiven Seiten des Gottes. Wie Rom war auch Athen in religiösen Dingen eine sehr konservative Stadt. So verwundet es kaum, dass in beiden Metropolen die entsprechenden Feste (in Rom die Saturnalien, in Athen die Kronien) bis in die Spätantike gefeiert wurden. Noch unter den christlichen Kaisern wurde nach einem Brand der Saturntempel noch einmal aufgebaut. Der Saturnkult war von seinem Ursprung her ein typisch stadtrömischer Kult, der sich in der Kaiserzeit bis nach Nordafrika ausdehnen konnte. Der dort verehrte Baal Hammon wurde Saturn gleichgesetzt. Im Mittelalter zählte man Saturn vor allem zu den Planetengöttern. Hier fiel ihm die leidige Aufgabe des Unglücksplaneten zu. Die unter seinem Zeichen Geborenen galten als Kinder des Saturn und waren Ausgestossene der Gesellschaft. In der Renaissance versuchten Künstler und Gelehrte die dunklen Seiten des Saturn sowie seine spätantike Melancholie positiv zu bewerten. Man sah in ihnen nun die notwendigen Voraussetzungen und Eigenschaften für schöpferisches Denken sowie zur Schaffung grosser Werke. Die Kinder seines Zeichens galten nun als besonders begabt für eben diese Leistungen. Da Saturn als äusserster Punkt im Sonnensystem galt (Der Planet Uranus wurde erst 1781, Neptun 1846 und der mittlerweile entplanetierte Pluto 1930 (dessen Mond Charon übrigens erst 1978 !) entdeckt), symbolisierte er den Planeten der Kälte. In den meisten Darstellungen, vor allem in der Gartenplastik, steht seine Figur deshalb für den Winter. |
Vorderseite eines Denars mit dem Kopf des Saturnus. Daneben eine Harpe (gebogenes & gezahntes Messer), um 100 v.Chr. ex libro E.Simon "Die Götter der
Römer" (c) Hirmer Fotoarchiv 2000.011 V |
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Quellen: E.Simon "Die Götter der Römer", W.Vollmer "Wörterbuch der Mythologie", H.Gärtner "Kleines Lexikon der griechischen und römischen Mythologie", "Der kleine Pauly" |
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