RELIGION |
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AESCULAPIUS |
Volcanus Volcanus (auch Vulcanus, grch. Hephaistos, dt. Vulkan) war ein altitalischer Feuergott, der im Gegensatz zu Vesta die tödliche Gefahr des Feuers versinnbildlichte. Sein Name erschien schon den antiken Historikern rätselhaft und ist bis heute nicht restlos erklärbar. Am besten fundiert scheint eine Ableitung von der etruskischen Stadt Vulci zu sein. Ein etruskischer Gott gleicher Funktion hiess zwar Sethlans, doch ist auch Dionysos mythologisch unter Fufluns und im kultischen unter Pacha bekannt. Auch beim Sonnengott gab es zwei Bezeichnungen. So dürfte Sethlans eine Entsprechung für Volcanus sein; besonders deshalb da seine Attribute dem des griechischen Hephaistos entsprechen. Auch in Rom besass Volcanus zwei verschiedene Namen. Schon bei Plautus ist die lateinische Bezeichnung Mulciber (Besänftiger) erwähnt. Vergil verwendete ihn eigenständig für Volcanus. Schon die Griechen gaben Gottheiten von gefürchtetem Charakter in euphemistischem Sinne einen besänftigenden Zweitnamen. Volcanus wurde gefürchtet für das Feuer, das er über die Ansiedlungen bringen konnte. Wie real die Gefahr des ständigen Abbrennens war, ist nicht nur aus antiken Schriften, sondern auch durch die Archäologie belegt. Der griechische Hephaistos war der Sohn der Hera die ihn ohne Zeus geboren hatte, weil ihr Mann wiederum Athene ohne ihr Zutun das Licht der Welt geschenkt hatte. Hephaistos war hässlich und hinkte seitdem ihn Zeus vom Olymp gestossen hatte. Unter der Erziehung von Thetis entwickelte er sein geschicktes Kunsthandwerk; denn Thetis und Eurynome waren zwei Göttinnen, in deren Grotte am Okeanos er neun Jahre lang kostbaren Schmuck herstellte. Er fertigte aus Rache auf seine Eltern einen prachtvollen Thronsessel, der keinen frei liess, der sich einmal darauf niedergelassen hatte. Hera konnte sich nur befreien, als sie ihren Sohn wieder die Rückkehr auf den Olymp möglich gemacht hatte. Seine Gemahlin wurde die schöne Aphrodite, die sich jedoch aufgrund seines Äusseren zahlreichen Liebhabern hingab. Als Ort seiner Werkstatt wurde in der Antike der Untergrund des Vulkans Ätna angenommen. Dort schuf Hephaistos für die Götter die herrlichsten Kunstgegenstände, so das Schlafgemach der Hera, den Wagen des Helios, den Thyros des Dionysos und das Szepter des Zeus. Auch die erste Frau des Menschengeschlechts, Pandora, wurde im Auftrag des Zeus von Hephaistos hergestellt. Er war es auch, der Prometheus an die Felsen schmiedete. (Links: Ausschnitt aus einem
Marmorfries aus Ostia, Iuppiter und Iuno werfen den kleinen Volcanus
aus dem Himmel, unten die Meeresgöttin die ihn auffangen wird,
mittleres 2.Jh.n.Chr. Neben dem Feuer lag so die zweite Funktion des Gottes in der des göttlichen Schmiedes. Schon die Einwohner von Hephaistos' Heimatinsel Lemnos waren für ihre Metallkunst bekannt. Dort zähmte der Gott das natürlich vorhandene Erdfeuer für seine Arbeiten. Auch in Latium und Eturien gab es bedeutende Metallvorkommen und -verarbeitung, die dem grossen Schmiedegott huldigten. Das latinische Praeneste gab sich mit Caeculus im 7.Jh.v.Chr. sogar den Sohn Vulkans zum Gründer. Dem Mythos nach wurde er ausgesetzt und später an einem Feuer aufgefunden. Auch König Servius Tullius galt als Sohn des Herdfeuers. Wie das Amt des flamen Volcanalis (Vulkanpriester) zeigt, wurde der Gott in Latium bereits vor der etruskischen Herrschaft über Rom verehrt. Die ältesten Kultspuren unter dem Lapis Niger (schwarzes Pflaster) auf dem Forum Romanum lassen sich archäologisch in das zweite Viertel des 6.Jh.v.Chr. datieren. Bei Ausgrabungen kam der auf einem Esel reitende Gott der Schmiedekunst zu Tage. Sie belegt die bereits damals erfolgte Verschmelzung mit dem griechischen Hephaistos. Irgendwann in der Republik wurde dem Altar eine Säule beigegeben, auf dem ein bewaffneter Mann stand. Im Volksmund nannte man ihn Horatius Cocles. Am wichtigsten für den Kult waren hierbei die Waffen, denn Volcanus galt als exzellenter Waffenschmied und Hersteller von Kriegstrompeten. Am 23. Mai feierte man das dem Vulkan geweihte Fest Tubilustrum, an dem die Trompeten gereinigt wurden. Ein ähnliches Reinigungsfest für Trompeten gab es zwei Monate zuvor unter der Matronanz der Minerva. Das Fest zu Ehren des Gottes hiess Volcanalia und wurde am 23. August begangen. Man erwartete sich Beistand gegen die grosse Trockenheit jener Jahreszeit. Volcanus wurde seit dem Ende der Republik gerne mit der eine Brust freilassenden Handwerkertracht und einer für diesen Berufstand typischen Filzkappe dargestellt. Handwerk bedeutete in Rom auch Kunst, so fungierte er auch als Schirmherr über Künstler und hatte damit wie bereits erwähnt Bezug zu Minerva. Über die Jahrhunderte wurde das Niveau auf dem Forum angehoben und die als Volcanal bezeichnete Kultstätte musste wie andere Einrichtungen (etwa das Comitium) höher gelegt werden. Den alten Altar beliess man dabei unter der Erde, als zu Zeiten Sullas das schwarze Pflaster gelegt wurde. Die Position der Kultstätte nahe dem Comitium wo zahlreiche wichtige politische Beschlüsse gefasst wurden machten Volcanus zum Zeugen für diese. Die überragende Bedeutung lässt sich am Fund einer archaischen Gesetzessäule belegen. Das Comitium war damals die letzte und höchste gesetzliche Instanz bei der Gründung von römischen Kolonien, deren erste - noch in der Königszeit - Ostia gewesen sein soll. So wurde Volcanus zum Hauptgott dieser Stadt und sein Priester fungierte als Oberaufseher aller anderen Heiligtümer der Hafenstadt. Auf dem Forum lag nun nicht nur das Volcanal in der Nähe des Comitiums, sondern auch der unterirdisch gelegene mundus Cereris. Diese der Ceres geweihte Kultstätte - sie war auch Dispater und Proserpina heilig - war das Jahr über verdeckt und wurde nur am 24. August, dem Tag nach der Volcanalia geöffnet. Zwischen Vulkan und Ceres bestanden somit topografische und kalendarische Beziehungen. Tacitus zufolge erhielten nach dem verheerenden Brand Roms unter Nero die Götter Volcanus, Ceres und Proserpina auf Befehl der Sibyllinischen Bücher Sühneopfer. Für den Kaiser war Vulkan nach der Vernichtung seiner Kunstschätze wahrlich der Feuergott und noch Domitian liess ihm in Erinnerung an diesen Grossbrand noch opfern. Die Verbindung mit Ceres ist nicht direkt erkennbar. Wahrscheinlich herrschten mit beiden Numina über das Comitium, die den breiten Volksmassen vertraut waren. So könnte König Servius Tullius bei seinen Reformen den grössten gemeinsamen Nenner für seine Volksversammlung gesucht und sie in den Gottheiten für Ackerbau und Metallgewerbe gefunden haben. Auch ist zu berücksichtigen, dass es sich bei beiden auch um gefürchtete Gottheiten handelte. Ceres erscheint auf den Zwölftafelgesetzten immerhin als Rächerin auf und Vulkan konnte mit den selbstgeschmiedeten Blitzen Brände entfachen. Jedenfalls war dies die Ansicht der etruskischen Blitzmantik. In Ostia war die Entsühnung von Blitzen eine Hauptaufgabe des Kultpersonals. In der Hauptstadt selbst gab es etwa am Forum das Puteal Libonis (Blitzmal), das mit den Attributen Vulkans geschmückt war. Durch all dies ist Volcanus nicht einseitig als personifizierte Macht des Feuers zu verstehen, sondern er drückt ein komplexes Numen aus, dem man schon in der Frühzeit mit Furcht und Hoffnung entgegenbrachte. Auch die öfters vorkommenden Verbrennungen von (Feind)Waffen, die uns Livius überliefert hat, sind in dieser Sphäre zu sehen. Sie galten Mars, Minerva und Volcanus; den ersten beiden als Kriegsgötter, letzterem als Waffenschmied. Die Waffenschmiedekunst stand in hohem Ansehen und Rüstungsgüter (Schwerter, Lanzen, Schilde, Helme und Panzer) wurden teilweise auch als Geldersatz verwendet. Echtes Geld in Form von Münzen gab es in der Königszeit noch nicht. Die Erfindung des aes signatum (gestempelte Erzbarren als Vorform des Geldes) wird auch dem Servius Tullius zugeschrieben. Der Bezug zum Geld bringt schliesslich Saturnus ins Spiel, der als dritter Gott neben Ceres und Volcanus die Göttertrias am Comitium bildete. Die offizielle Gleichsetzung von Volcanus respektive Mulciber mit dem griechischen Hephaistos seit dem Ende der Punischen Kriege bedeutet nicht notwendigerweise eine einfache Kopie der griechischen Gottesvorstellung. In der Ilias stehen sich etwa Ares und Hephaistos in feindlichen Lagern gegenüber. Mars und Volcanus hingegen sind sich freundlich gesinnt, denn nach altrömischer Ansicht gehören Waffenschmied und -träger untrennbar zusammen. Auf einer Rundbasis spätrepublikanischer Zeit sind Volcanus, Venus und Mars in einer Trias verbunden. Schon Romulus soll dem Gott der Waffenschmiede einen Tempel zu Ehren eines Sieges erbaut haben. In Rom lag der Hauptaltar auf dem Forum, das zweite grosse Volcanus-Heiligtum fand sich auf dem Marsfeld und wurde in mittelrepublikanischer Zeit errichtet. Der Vulkantempel Ostias konnte bislang noch nicht aufgefunden werden; vielleicht lag er ausserhalb der Stadt. In antoninischer Zeit wurde der Tempel mit einem Fries versehen, das schliesslich in einer spätantiken Mauer auftauchte und heute zum Teil in Berlin verwahrt wird. Zu jener Zeit waren Volcanus und Hephaistos endgültig miteinander verschmolzen und die griechische Mythologie war römisches Bildungsgut geworden. Rom und Ostia konnten sich so rühmen, einen ähnlich altehrwürdigen Kult zu besitzen wie das berühmte Athen. In der Antike wurde Volcanus zumeist als arbeitender Handwerker dargestellt. Seine Attribute waren damit sämtliche Werkzeuge, die dem Schmied zugerechnet werden können. Seit der Renaissance wurde in der Kunst vor allem der Gegensatz zwischen den hart arbeitenden und hässlichen Volcanus und der schönen Liebesgöttin Venus hervorgehoben.
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Bronzestatuette des Volcanus,
1.Jh.n.Chr. |
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