KULTUR |
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ÄGYPTEN |
Medizin im römischen Kaiserreich Die Bürgerrechtsverleihungen an griechische Ärzte blieben in republikanischer Zeit eher eine Ausnahme, bis es Caesar Ärzten und Lehrern allgemein verlieh. Aufgrund seiner positiven Erfahrungen mit seinem Leibarzt Antonius Musa, befreite Augustus Ärzte von verbliebenen Abgaben und erhob Musa in den Ritterstand. Sein Standbild wurde im Äskulaptempel auf der Tiberinsel aufgestellt. Diese Vorgehensweise während des Prinzipats zog noch mehr Ärzte aus dem Osten an und auch Einheimische, wie Marcus Artorius und Aulus Cornelius Celsus, konnten sich nun für diesen Beruf begeistern. Eine erfolgreiche Praxis zu führen bedeutete in der römischen Kaiserzeit auch eine Menge an Honoraren einzunehmen. Im Schuldrecht wurden aushaftende Arzthonorare bevorrangt, solange das Honorar im gesunden Zustand vereinbart worden war. Die hohe Qualität sicherten sich natürlich auch die Kaiser samt ihrer Familien. Unter Nero erscheint erstmals ein archiater (Oberarzt), von dem sich auch das deutsche Wort "Arzt" herleitet, aber erst Antoninus Pius schuf mehrere archiatri populares (öffentliche Oberärzte), die jeweils für die vierzehn Regionen Roms und einer für die Vestalischen Jungfrauen zuständig waren. Ausserhalb der Hauptstadt kamen fünf bis sieben solcher Volksärzte für kleinere Städte zum Einsatz. Die Spezialisierung auf Fachdisziplinen erreichte in Rom einen Höhepunkt, der erst in der Neuzeit wieder erreicht wurde. Schon früh kannte man Zahnärzte (5.Jh.v.Chr.), doch die meisten Spezialisten etablierten sich erst in der Kaiserzeit unter dem Eindruck von Ärzteschulen. Konkret schied man vom allgemeinen Arzt und vom Chirurgen folgende Bereiche: Augen, Ohren, Zähne, Gynäkologie, Fistelbehandlung, Knochenbehandlung und Steinbehandlung (Niere, Galle). Die ärztliche Kunst unterlag keiner staatlichen Kontrolle, sodass es auch viele Scharlatane gab, die sich Ärzte nannten und nur auf Honorare aus waren. Manche Städte verlangten aber für die Ausübung einen Nachweis über Wissen bzw. Referenzen einer absolvierten Ärzteschule.
links:
der Mysierkönig Telephos bei einer medizinischen Behandlung, röm.
Kaiserzeit Erstmals tatsächlich von der ärztlichen Kunst abgekoppelt wurden im alten Rom die Apotheker, denn nur mehr Spezialisten kannten die über 1000 verwendeten Grundstoffe für Heilmittel. Meist mischten die Mediziner ihre Medikamente selbst - besonders wenn es sich um Geheimrezepturen handelte. Aber viele einfache Arzneien waren Allgemeingut, sodass man schon Rezepte ausstellte, die dann ein Salbenspezialist zusammenmischte. Natürlich gab es schon "Wunderarzneien", die vor allem der Heilung des Geldbeutels der Apotheker dienten. Nur selten zeigten diese öffentliches Engagement, wie etwa Apuleius Celsus, der die Einnahmen aus seinem erfundenen Heilmittel gegen die Hundstollwut seiner Vaterstadt Cenorbi auf Sizilien spendete. Die sichere Versorgung mit Rohstoffen bedeutete führte auch in der pharmazeutischen Literatur zu neuen Erkenntnissen durch die Vereinigung der Erfahrungen aus allen Teilen des Imperiums. Bekannte Werke hierzu stammten von Dioskurides (Pharmakologie/Botanik), Soranos (v.a. Gynäkologie) und Rufus (Anatomie, Medizintheorie, aber auch einige praktische Anwendungen). Die ärztliche Kunst erreichte unter Galenos im 2./3.Jh.n.Chr. ihren Höhepunkt. Danach beschränkte man sich darauf das vorhandene Wissen immer wieder neu zusammenzufassen. Durch diese Vorgehensweise hielten sich jedoch Spezialhandbücher bis in die christliche Zeit. Hervorzuheben sind die Kompilatoren Oreibaskios und Alexandros von Tralleis. Machtlosigkeit von Heilkulten und Ärzten zeigten sich abseits der täglichen Medizin beim Auftreten der grossen Seuchen des 3.Jh.n.Chr. Aber erst die Justinianische Pest von 541/52 n.Chr. erschütterte die religiöse und medizinische Weltsicht. Deshalb ist an jenes Datum auch die Wende vom Altertum zum Mittelalter festzumachen. Selbst in der Spätantike dominierte das griechische Element die römische Medizin. Mittlerweile waren die Ressentiments verschwunden, was sicher auch auf die offizielle Einführung griechischer Heilgottheiten wie Aesculapius zurückzuführen war. Die neuen Texte der Spätantike konzentrierten sich fast ausschliesslich auf die praktische Medizin. Allenfalls gelangte theoretisches Wissen noch durch lateinische Übersetzungen alter griechischer Schriften in die Medizin. Kennzeichnend für die spätantike Heilkunst war das erneute Hervortreten magischer Aspekte. |
Mangelnde Getreidequalität bot in der
Antike ein grosses Potenzial für Massenerkrankungen |
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Quellen: K-H.Leven "Antike Medizin", M.Meier "Pest", F.Conti "Das römische Reich", "Der kleine Pauly" |
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(PL) |