KULTUR |
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Tafelluxus Der Tafelluxus der Römer hielt sich in bis in die späte Republik in Grenzen. Festessen fielen zwar üppig aus, doch konnte von echtem Luxus keine Rede sein. Dies änderte sich mit der Expansion Roms über Italien hinaus. Durch diese Beutezüge kumulierte sich nicht nur genügend Geld in den Händen von wenigen Feinschmeckern, sondern sie sorgten auch dafür, dass neue Pflanzen und Tiere auf den Speiseplan der Römer kamen. So führte etwa Lucullus die Kirsche in Italien ein. Plutarch überliefert, dass Lucullus für jedes seiner Esszimmer den Wert der dort abzuhaltenden Mahlzeiten im vorhinein festgesetzt hatte und er selbst immer mit einem Aufwand von 50.000 Sesterzen zu speisen pflegte. Seine Gastmähler galten als Meilenstein der Verschwendungssucht schlechthin. Dennoch hört man auch von noch grösseren Summen. Kaiser Gaius soll es geschafft haben den Tribut dreier Provinzen in der Höhe von 10 Millionen Sesterzen an einem einzigen Tag zu verprassen. Lucius Verus, der Mitregent von Marcus Aurelius, wandte einmal 6 Millionen Sesterzen für ein Bankett auf. Bei diesen ausufernden Gastmählern kam es nicht wie früher auf die Menge, sondern auf die Exklusivität der dargebrachten Speisen an. Dies führte zu so eigenartigen Gerichten wie Feigenleber, Pfauenhirnragout oder gebratene Flamingozungen. Schon alleine ob ihrer Seltenheit kosteten diese Gerichte ein Vermögen. Der Sohn des Schauspielers Aesopos, soll abgerichtete Singvögel und sprechende Vögel konsumiert haben, die pro Schüssel auf 100.000 Sesterzen kamen, da er sie zu unermesslichen Preisen einkaufen musste. Königin Kleopatra gleich, schlürfte auch er in Essig aufgelöste Perlen, die damit seinerzeit pro Schluck um bis zu eine Million Sesterzen ärmer war. Wie man zu den Überlieferungen auch stehen mag - ihre 100-%ige Wahrheit kann nicht bewiesen werden - sind die Aufwendungen für die Dekoration der Tafel besser überliefert. Auch hier wurden horrende Summen ausgegeben. Ein Freund des Kaisers Nero gab bei einem Gastmahl alleine für die Rosendekoration 4 Millionen Sesterzen aus. Dabei muss man sich vor Augen halten, dass das wirklich Wertvolle vor allem das kostbare Geschirr war. Ausserdem war es üblich bei einem Gastmahl die Gäste mit Geschenken zu bedenken. Das konnte von einfachen Toiletteartikeln bis hin zu kostbaren Sklaven reichen. Der Phantasie war so nur durch den Geldbeutel eine Grenze gesetzt. Diese Entwicklung hatte vor allem Lucullus angestossen. Seine Gastmähler am Ende der Republik waren der Massstab des Luxus. Drei Dinge waren für seine Bankette charakteristisch: ausgefallene Spitzenküche, verschwenderisches Ambiente und stimmiges Rahmenprogramm. Die Abendgesellschaft dauerte dann auch mehrere Stunden. Um nicht von der Saison abhängig zu sein, liess Lucullus Tiergehege und Fischteiche (er liess deswgen einen Bergrücken für einen Frischwasserkanal durchstechen) anlegen, Volieren für Speisedrosseln errichten (damit war er auch der Erste) und eine frühe Form des Wintergartens für Gemüse bauen. Andere Reiche sprangen auf den Zug auf und machten mit der Belieferung der gehobenen Haushalte ein Vermögen; so ein M.Aufidius Lurco (das Cognomen Lurco bedeutet süffisanterweise: Schlemmer) im 1.Jh.v.Chr. mit seiner Pfauenzucht. Bei Getränken galt Eiswasser als absolutes Luxusprodukt. In speziellen Kellern zu Eis verdichteter Schnee liess eine Art Eiswürfeln entstehen, die man in den Wein tat. Nero hat hierbei den Vogel abgeschossen, indem er sich nicht mit dem Eiswasser abfand, sondern Wasser durch Eiswasser kühlen liess. Selbst im Sommer schaffte man Schnee von den Bergen nach Rom. Trotz der massiven Schmelzverluste immer noch ein Geschäft, denn das Eis war im Sommer entsprechend teuer und nur für die wirklich Reichen zu haben. Nachfolger des Lucullus am Firmament des Tafelluxus wurde zu Zeiten des Kaisers Tiberius M.Gavius Apicius, der vor allem durch sein überliefertes Kochbuch (für eher durchschnittliche Mahlzeiten) bekannt ist. Für sich selbst liess Apicius Schweine mit getrockneten Feigen mästen und kurz vor der Schlachtung Mulsum (Honigwein) einflössen um die "Feigenleber" noch bekömmlicher zu machen. Er war es auch, der Flamingozungen, Hahnenkämme und Kamelfersen in die Küche einführte. Hier ging es nicht um den Geschmack, sondern um die Extravaganz der Gerichte! Der nächste Feinschmecker, der von sich reden machte war Kaiser Vitellius. Er kompilierte das Vorhandene und erfand eine Speise, die aus Pfauenhirn, Flamingozunge, Papageienfisch und Muränenmilch bestand. Aber im Gegensatz zu Lucullus und Apicius, die sich bezüglich der Essensmenge zurückhielten, liess der Kurzzeitkaiser seinem Appetit freien Lauf: drei oder vier volle Mahlzeiten pro Tag waren keine Seltenheit. Die Bankette wurden in Superlativen gemessen: einmal liess sein Bruder zu seinen Ehren 2000 Fische und 7000 Vögel auftischen. Es war eine Ironie des Schicksals, dass die letzten Getreuen des Kaisers nach dem Sieg Vespasians sein Koch und sein Bäcker waren. Der letzte literarisch bezeugte Nachfolger des Lucullus war Kaiser Elagabal. Er stöberte die alten Rezepte seiner "Vorgänger" auf, wandelte sie manchmal etwas ab (z.B. Nachtigallzungen) oder liess sie verfeinern. Seine Extravaganz machte ihn zum Erfinder der Trennkost. So ernährte er sich jeden Tag mit einem anderen Nahrungsmittel, die allerdings alle aus der obersten kulinarischen Etage kamen. Dies führte zu Fasanenfleischtag, Hühnerfleischtag, Schweinefleischtag, Fischtag, Gemüsetag, Obsttag, Süssspeisentag, etc. Damit er auch genug Aufmerksamkeit erhaschte, legte er als untere Grenze für eine Hauptmahlzeit 100.000 Sesterzen fest. Aber auch seine Angestellten konnten sich an solchen Leckereien bedienen. Selbst die Hunde wurden mit Gänseleber gefüttert und seine Pferde erhielten manchmal aus Syrien importierte Edeltauben als Leckerbissen. Damit seine Löwen im eigenen Zoo nicht zu kurz kamen, wurden ihnen Papageien und Fasane kredenzt. Ein gerne für die römische Dekadenz beim Essen herangezogenes Beispiel entstammt dem Roman Satyricon des Schriftstellers Petronius. Alleine der Name des Werkes legt eine gewisse Karikatur in den Inhalt. Berichtet wird darin vom Gastmahl, das Trimalchio - ein Freigelassener aus dem Nahen Osten - veranstaltete. Durch mehr oder minder illegale Geschäfte hatte er sich ein Vermögen ergaunert. Bei diesem Bankett gab es mit Honig übergossene und mit Mohn bestreute Haselmäuse, mit fetten Feigendrosseln und gepfefferten Eidottern gefüllte Teigeier, Leckerbissen im Zeichen des Tierkreises usw. Aus einem zubereiteten Keiler liess man zur Belustigung der Gäste lebende Drosseln herausfliegen, die sofort eingefangen und frisch zubereitet wurden. All dies wurde mit theatralischen Einlagen und Darbietungen des Küchenpersonals zubereitet. |
Kunstvoll verziertes Silbertablett mit 61 cm Durchmesser aus Britannien, 4.Jh.n.Chr.
Geflügel, Fische, Datteln, Spargel
& Meeresfrüchte auf einem Mosaik aus Tor Marancia
Kaiser Vitellius galt eher als Gourmand, denn als Gourmet
Kaiser Elagabal
erfand die Trennkost. Allerdings nicht aus gesundheitlichen Gründen,
sondern als pure Extravaganz. |
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Quellen: H.Pleticha, O.Schönberger "Die Römer", K.-W.Weeber "Luxus im alten Rom" |
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(PL) |