KULTUR |
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TAFELLUXUS |
Wohnraum Allgemeines Der aufwändigste Wohnraum der römischen Antike war die römische Villa. Sie wurde in Italien auf einem Landgut errichtet und konnte sich - befreit von der der Enge der Hauptstadt - beliebig ausbreiten. In ihnen wurden entsprechend luxuriöse Einrichtungen verwirklicht, die den Reichtum der Besitzer zur Schau stellen sollten. Groteskerweise wurden zeitweise landwirtschaftliche Güter in reine Wohnkomplexe umgewandelt, sodass man alle benötigten Nahrungsmittel aus der Stadt herbeischaffen musste. Die Reichen wollten eben nicht in der Nähe niederer Arbeiten am Felde leben. Dafür erscheinen Sondereinrichtungen, wie künstliche Fischteiche und Volieren. Obstgärten dienten nun hauptsächlich der Zierde und nicht der Versorgung mit Obst. Tischwahnsinn Was für die Frauen die Perlen, waren für Männer mensae citrae (Tische aus Citrus). Citrusholz (grch. thyon; nicht mit Zitronenbaumholz zu verwechseln!) stammte vom Sandarakbaum. Diese Zypressenart wuchs im Atlasgebirge, in Mauretanien und Numidien. Der Holz- und Harzbedarf von Antike und Mittelalter hatte den Beständen so arg zugesetzt, dass heute nur noch kleine Grüppchen von Bäumen existieren. Citrus war robust, besass eine schöne Maserung und verströmte einen zitronenartigen Geruch (daher der Name). Das Holz wurde natürlich nicht nur für Tische verwendet, sondern man fertigte daraus auch Schalen (kann man heute noch in dieser Gegend kaufen), Schreibtäfelchen, Tabletts, Tafelaufsätze und Kassettendecken. Letztere tauchten schon im 2.Jh.v.Chr. als Luxuseinrichtung auf. Im Handel klassifizierte man die aus Citrus gefertigten Tische nach Farbe und Maserung als getigert, pantherartig, wellenförmig, gekräuselt oder getüpfelt. Um entsprechende Muster zu erhalten mussten die Bäume regelmässig beschnitten und kontrolliert werden, da korrekte Maserungen besonders begehrt waren. Um einen vollen Stammdurchmesser zu erhalten musste man aber bis zu 200 Jahre warten. Da das Holz immer knapper wurde, ging man in der Kaiserzeit dazu über 2-3 mm starke Furniere oder dem Citrus ähnliches Holz zu verwenden. Diese waren oft so geschickt gemacht, dass nur profunde Experten echt und falsch unterscheiden konnten. Infolge des langsamen Wachstums kam grösseres Holz nicht gerade umfangreich in den Handel und sorgte für entsprechende Preise, die sich nach dem Durchmesser der Scheiben richteten. Cicero besass einen solchen Tisch um eine halbe Million Sesterzen. Seneca sagte man nach, er habe 500 Tische aus diesem Holz besessen. Als Höchstpreis sind 1,3 Millionen überliefert. Allein ein solcher Tisch hatte damit den Wert der Einrichtung eines anspruchsvollen Wohnhauses. Plinius schüttelte über solche Summen nur den Kopf und bezeichnete diese Käufe mit mensarum insania (Tischwahnsinn). Wie sahen nun diese Tische aus? Man kann es nur aus Beschreibungen erschliessen, da Holz als organisches Material die Jahrtausende nicht überstehen kann. Die grössten Tische (eigentlich nur die Platten; der oder die Füsse waren in der Regel aus Marmor) hatten einen Durchmesser zwischen 120 und 135 cm. Die Dicke betrug bis 28 cm! Tischplatten mussten allerdings nicht unbedingt aus Holz sein. Für Prunktische verwendete man auch gerne Marmor, Gold und Silber. Diese wurden meist rechteckig gefertigt und hiessen deshalb abaci. Sie dienten rein der Repräsentation und trugen kostbarstes Edelmetallgeschirr. Die Beliebtheit nahm besonders nach dem kleinasiatischen Triumph des Cn. Manlius Volso zu, der sie am 5.März 187 v.Chr. in seinem Zug mitführte. Wer nur ein "kleines Vermögen" für Tische auslegen wollte, konnte sich mit kleinen bronzenen mensae Delphicae begnügen, die aus sorgfältig getriebenen runden Platten und drei mit Figuren verzierten Beinen bestanden. Da war immer noch etwas Platz für edles Geschirr... Teppiche, Geschirr & Co Teppiche wurden ebenfalls aus dem Orient eingeführt und babylonische Exemplare konnten bis zu 800.000 Sesterzen kosten. Nero hatte solche Kunstwerke für 4 Millionen. Vela (Wandbehänge) erfreuten sich weiter Beliebtheit und man verzierte mit ihnen neben den Wänden auch andere Einrichtungsgegenstände wie Stühle, Tische und Betten. Als luxuriöses Statussymbol galten vela in lebhaften Farben, die mit Schmuck versehen waren. Auch andere Einrichtungsgegenstände passten sich dem Trend nach mehr Luxus an. Äginische Kerzenleuchter kosteten 25.000 Sesterzen und mehr das Stück. Murrha-Gefässe waren aus einem achatähnlichen Material, stammten aus dem Orient und wurden für 300.000 Sesterzen gehandelt. Kaiser Nero hatte eine besonders kunstvoll gestaltete Schale um eine Million. Luxuriöse Gastmähler wurden auf kostbaren Gold- und Silbergeschirr dargebracht. Um der Verschwendung in den reichen Häusern Einhalt zu gebieten, verfügte Kaiser Tiberius ein Verbot von Goldgeschirr in Privathaushalten. Trotz aller guten Vorsätze wurde das Verbot zumeist nicht eingehalten und Kaiser Aurelian hob es schliesslich wieder auf. Mehr noch als Gold- wurde Silbergeschirr verwendet. Grosse Silberschüsseln konnten ein Gewicht von 250 (ca. 82 kg) - in Ausnahmefällen sogar 500 Pfund (ca. 164 kg) - erreichen. Silbergerät war überhaupt das Nonplusultra der gehobenen römischen Lebensart. Man führte es sogar auf Reisen und in Kriegen mit sich. Senecas Schwiegervater liess im Tross seiner Armee in Germanien 12.000 Pfund (ca. 4 Tonnen!) Silbergerät mitführen. Gab es auf den Prunktischen in reichen Haushalten keinen Platz mehr, so schaffte man sich eben neue Prunktische an... Silber wurde aber nicht nur an der Tafel verwendet. Man verarbeitete es auch in Spiegel, Haarnadeln und sonstige Dinge des täglichen Bedarfs. Vornehme Damen konnten auch in silbernen Badewannen ihrer Schönheitspflege nachgehen. All diese Einrichtungsgegenstände dienten nicht nur einen reichen Haushalt zu verschönen. Die weitaus wichtigere Funktion war das Repräsentieren mit ihnen bei Besuchen und Gastmählern. Man einer legte sich solche Tische aber auch aus reinem Profitdenken zu. Die Tische legten, da das Holz immer spärlicher wurde, über die Generationen beträchtlich an Wert zu. Folglich bildeten sie eine wichtige Stütze des Antiquitätenhandels. |
Mittlerer Luxus: Esszimmer unter freiem Himmel in Pompeji
Dreibeiniger Delphischer Tisch
Marmorkandelaber |
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Quellen: H.Pleticha, O.Schönberger "Die Römer", K.-W.Weeber "Luxus im alten Rom" |
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