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KULTUR
Römischer Luxus


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Schmuck

Schmuck und Matrone waren im frühen Rom zwei Begriffe, die nicht recht zueinander passten. So schlich sich der Goldschmuck in die reichen Haushalte sehr langsam ein und hinkte allen anderen Luxusformen zunächst merklich hinterher. Dass die lex Oppia im Zuge des 2.Punischen Krieges das Gewicht des Goldschmucks pro Frau auf eine halbe Unze (ca. 14 g) ohne grossen Aufstand beschränken konnte, zeigt die geringen im Umlauf befindlichen Schmuckmengen. 20 Jahre später sah die Sache schon anders aus. Als man das Gesetz nicht aufheben wollte, gingen die Matronen auf die Strasse und demonstrierten für die Freiheit Schmuck in beliebigem Ausmass tragen zu dürfen.

195 v.Chr. kam es zur Aufhebung der lex Oppia und der Schmuckhandel erlebte einen sagenhaften Aufschwung. Die erste nennenswerte Schmuckproduktion tauchte bei den Römern allerdings erst im 1.Jh.v.Chr. auf. Bis zu diesem Zeitpunkt behalf man sich mit Handelsware und Kriegsbeute. Die Kreationen waren zwar nicht besonders kunstvoll, jedoch betont farbig gehalten.

Gold war das beliebteste Schmuckmetall und es wurde in mannigfaltigster Weise verarbeitet. Man trug es an Armen, Fingern, am Hals, an Ohren, ja sogar in Haar und an den Hüften. Nur die Beine blieben meist ausgespannt, da Beinschmuck das Flair der Prostitution hatte. Sieht man von den Hüftketten ab, liess sich das Erwähnte massenhaft archäologisch erschliessen. Vorbilder dürften u.a. Götterstatuen sein, die ebenfalls mit reichem Zeremonialschmuck bedacht wurden.

Die reiche Römerin dekorierte sich somit mit anuli (Ringen), inaures (auch pendentes; Ohrringe), armillae (Armreifen), spinthera (Oberarmreifen), monilia (Halsketten) sowie vittae (golddurchwirkte Haarbänder), reticula (güldene Haarnetze) und Fibeln in allen Formen und Macharten.

Wahrscheinlich ausgehend von den Siegelringen der Männer verbreitete sich rasch die Sitte Metallschmuck mit Edelsteinen zu verzieren. Den Gipfel des Luxus bildeten hierbei gravierte Steine. Von den Römerinnen wurden an Edelsteinen vor allem Saphire, Smaragde, Aquamarine und Topase bevorzugt. Diamanten wurden geschliffen und ungeschliffen getragen. Auch Opale, Berylle, Jaspise, Onyxe, Granate und Rubine genossen ein hohes Ansehen.

Am begehrtesten waren jedoch Perlen, die fast ausschliesslich über ägyptische Zwischenhändler importiert wurden. Das Hauptgewinnungsgebiet lag im Roten Meer, aber auch Europa hatte mit Britannien ein kleines Vorkommen. Die Perle gelangte interessanterweise erst sehr spät in die Kulturen des Mittelmeerraumes (sieht man von Ägypten an der Quelle ab). In Griechenland waren sie nahezu unbekannt und erst durch die Eroberungen Alexanders d.Gr. trat das kleine runde Schmuckstück seinen Siegeszug an.

Allen Römern schlagartig bekannt wurde die Perle erstmals 61 v.Chr. als Pompeius über Mithridates triumphierte und in seinem Zug ein Portrait seiner selbst aus Perlen mitführte. Zwar hatte auch schon Jahre zuvor der korrupte sizilianische Statthalter Verres alle Perlen der Insel für sich in Anspruch genommen, doch erst das ausgehende 1.Jh.v.Chr. brachte die Preise für Perlen in fragwürdige Höhen. Wie heute richtete sich der Wert nach Grösse, Form und Farbe. Am beliebtesten war die weisse Perle in einer etwas länglichen Form.

Manch reiche Römerin liess sich ihren Ohrschmuck mit Geräuschgarantie herstellen. Die Perlen klapperten beim Gehen aneinander und sorgten offensichtlich für ein gewisses "Lustgefühl." Die Sucht nach Perlen (Margaritomanie) machte auch vor den unteren Bevölkerungsschichten nicht halt, doch mussten weniger betuchte Bürgerinnen sich mit Glasperlen oder raffinierten Perlmuttimitationen behelfen.

Den absoluten Spitzenreiter in Sachen Juwelenluxus nahm Lollia Paulina, die Exfrau von Kaiser Gaius ein, die bei einem minder wichtigem Bankett an ihrem Körper einen Perlen- und Smaragdbesetztes Gewand samt sonstigem Schmuck im Wert von 40 Millionen Sesterzen trug und zum Beweis der Summe die Rechnungen der Schmuckhändler herumreichen liess.

Nur eine Frau der Antike besass mehr und wertvollere Perlen: Kleopatra. Sie war es auch, die in einer Wette mit ihrem Geliebten Marcus Antonius 10 Millionen in Essig auflöste. Beide wollten sich in Verschwendung übertrumpfen und Kleopatra gewann dies durch das Auflösen einer von zwei bekannten Riesenperlen in Essig. Antonius gab sich geschlagen und verhinderte die Vernichtung der anderen.

Wie Antonius war auch Caesar von Perlen begeistert (und natürlich den Reiz, den sie auf Frauen hatten). Er zahlte für eine einzelne - mit Sicherheit grosse und makellose - Perle 6 Millionen Sesterzen und schenkte sie Servilia, der Mutter des Brutus. Da Schmuckstücke am Körper verpönt waren, griffen manche Reiche zur Verzierung ihrer Schuhe. Diese wurden dann mit Perlenstickereien verziert.

Einer der grössten Perlenverbraucher war hingegen Kaiser Nero, der sie allerdings nicht in Essig konsumierte sondern in alle möglichen Gebrauchsgegenstände verwandeln liess. Sein Szepter, sein Reisebett, ja sogar einfache Theaterrequisiten bei Hofe wurden mit Massen von Perlen verziert. Da ihm bekannt war, dass die Sucht nach Perlen alle Bevölkerungsschichten erfasst hatte, liess er bei besonderen Anlässen nicht nur Streumünzen, sondern auch Perlen unter das Volk werfen.

Die römischen Männer trugen keinen auffallenden Schmuck am Körper. An Brust und Hals erschienen höchstens militärische Auszeichnungen, die man sich allerdings bei der Armee verdienen musste und somit keinen Raum für Luxus boten, da sie einigermassen normiert waren.

Lediglich Ringe an den Fingern waren bei Männern weit verbreitet. Sie dienten u.a. der Standeskennzeichnung (Ritter, Senatoren), darüber hinaus aber seit dem Ende der Republik der Zurschaustellung des Reichtums. Ausgehend vom Siegelring erschienen seit dem frühen 3.Jh.v.Chr. Ringe als Statussymbol. Vorreiter war hierbei Scipio Africanus. Wurde zunächst nur an der Qualität und Aufmachung der Ringe "gefeilt", so bürgerte sich später das Tragen von mehreren Ringen ein.

Darüber hinaus begannen nicht wenige reiche Zeitgenossen sich eine Daktyliothek (Ringsammlung) zuzulegen. Zum ersten Mal erwähnt wurde eine solche 56 v.Chr. bei M.Scaurus, dem Steifsohn des Sulla. In der Kaiserzeit explodierte die Zahl der Sammlungen förmlich. Sie waren ein beliebtes Thema bei Gastmählern, wo der Gastgeber die Stücke herumreichen liess und man lebhaft darüber diskutieren konnte.

Für Einwohner, die aus fernen Gegenden des Reiches oder darüber hinaus stammten, galt die Schmuckbeschränkung nicht. Sie führten oft die diesbezüglichen Traditionen ihrer Heimat fort. Das Ganze änderte sich erst in der Spätantike, wo beinahe an allem Edelsteine, Gold- und Silberschmiedekunst angebracht wurde.

Schlangenarmreif
aus Gold mit Granat
Pforzheim 4.Jh.n.Chr
(c) Lotos Film, Kaufbeuren

Mumienportrait
einer jungen Frau
mit Perlenkette,
Ohrringen &
goldenen Haarkranz
Anfang 3.Jh.n.Chr.
(c) Akad .Kunstmus. Bonn

Goldener Perlenohrring mit Smaragden & Perlen
2./3.Jh.n.Chr.
(c) RMN, Jean Mathiot


Quellen: H.Pleticha, O.Schönberger "Die Römer", K.-W.Weeber "Luxus im alten Rom"

 

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(PL)