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Die Kaisertitulatur

Die Namen und Titeln der römischen Kaiser sind nicht nur lange Aneinanderreihungen von klingenden Wörtern. Sie geben uns oft Auskunft über wichtige Ereignisse und erleichtern deren Datierung und umgekehrt. Auf Münzen sind uns die meisten Titeln überliefert, und da zu allen möglichen Anlässen Münzen geprägt wurden, stellen sie eines der wichtigsten Mittel zum besseren Verständnis der historischen Abläufe dar.

Für die ursprünglichen Namen der Kaiser gelten die gleichen Richtlinien, wie für die allgemeine Namengebung zu Zeiten des römischen Reiches. Mit der Zeit wurde die Titulatur immer länger. Das Hinzufügen von Bezeichnungen besiegter Völker und die Aufnahme von einfachen Eigenschaftswörtern wie "glücklich", "unbesiegt" etc., erleichterte dies erheblich. Mit der Zeit wurden viele Titeln nicht mehr aufgrund von Leistungen verliehen, sondern waren einfach fixer Bestandteil, der bei Amtsantritt übernommen wurde.

Eine Liste der Inthronisationsnamen von Augustus bis Konstantin ist im Kapitel über die Namensgebung der Römer angeführt.

Namensänderungen und Spitznamen

Adoptionen waren zu römischen Zeiten nichts aussergewöhnliches. Sogar eine Epoche - die der Adoptivkaiser - wurde nach dieser Form der Kindergewinnung für die eigene Familie benannt. Durch die hohe Sterblichkeitsrate konnte es vorkommen, dass eine Person mehrmals adoptiert wurde und so natürlich auch mehrmals den Namen ändern musste. Hinzu kommt, dass verliehene Titel direkt in den Namen einflossen. Ein gutes Beispiel für all dies ist Lucius Verus, Mitregent von Marcus Aurelius.

Geburtsname 130: Lucius Ceionius Commodus
Adoption durch Hadrian 136: Lucius Aelius Caesar
Adoption durch Antoninus Pius 138: Lucius Aelius Aurelius Commodus
Inthronisation 161: Imperator Caesar Lucius Aurelius Verus Augustus
Tod 169: Imperator Caesar Lucius Aurelius Verus Augustus Armeniacus Parthicus maximus Medicus Tribuniciae potestatis IX, Imperator V, Consul III, Pater patriae

Zu allen Zeiten wurden Menschen aus den unterschiedlichsten Gründen verspottet oder mit Kosenamen belegt. So auch einige der römischen Kaiser. Caligula (nach der Verkleinerungsform für Soldatenstiefel) war eigentlich Kaiser Gaius, Caracalla (nach der Bezeichnung eines engen Übermantels) sollte wohl unter Marcus Aurelius Antoninus in den Geschichtsbüchern stehen.

Beim Tod des Tiberius forderte die wütende Volksmenge "Tiberius in den Tiber!", um den Leichnam, wie den von Verbrechern, in den Fluss zu werfen. Aber auch der umgekehrte Weg war möglich. Maximinus Thrax war von solch körperlicher Konstitution, dass die Redewendung "Stiefel des Maximinus" als Bezeichnung für hochgewachsene Personen Eingang in den täglichen Wortschatz fand.

Imperator

Imperator ist jener Titel, der im Deutschen als auch im mittelalterlichen Latein als Synonym für Kaiser verwendet wird. Im alten Rom war die Bedeutung allerdings eine andere. Der Fehler kann darauf zurückgeführt werden, dass Imperator immer an erster Stelle der Titulatur steht und es normalerweise üblich ist einen Titel wie Kaiser ganz am Anfang zu tragen.

Mit dem Titel Imperator wurde in Rom der siegreiche Feldherr von seinen Truppen verherrlicht. Somit gab es Imperatoren bereits in der Römischen Republik und den Titel konnte man sich immer wieder neu verdienen. Augustus war der erste, der diesen Titel als ständigen Bestandteil in seinem Namen führte um seine einzigartige militärische Stellung im Reich zu verdeutlichen.

Bei vollständiger Titulatur taucht die Bezeichnung Imperator oft ein zweites Mal im Zusammenhang mit einer Nummerierung auf. Die Nummer bezeichnet die Anzahl der Ausrufungen zum Imperator durch die Legionen. Leider lassen sich Zeit und Ort oftmals nicht feststellen. Trajan wurde erstmals bei seiner Inthronisierung und je sechs Mal während seiner Feldzüge in Dakien und Parthien - insgesamt 13 Mal - akklamiert.

Tiberius verzichtete auf diesen Titel vor dem Namen, obwohl ihn die Soldaten acht Mal zum Imperator ausgerufen hatten. Von Augustus bis Konstantin trugen nur Tiberius, Gaius, Claudius, Nero und Commodus den Titel nicht.

Der Name ist heute noch Synonym für uneingeschränkte Gewalt und verbreitet alleine durch seine Nennung Ansehen, Macht und Würde.

Caesar

Der Name von G. Iulius Caesar übertrug sich durch Adoption auf Octavian und war somit eigentlich nichts anderes als ein echter Namensbestandteil. In diesem Sinne übernahmen ihn die Nachfolger der iulisch-claudischen Dynastie. Er war schliesslich mit dem Kaiseramt so verwurzelt, dass ihn die folgenden Kaiser als Titel gebrauchten und man auch von den "römischen Caesaren" sprach. Die Verleihung des Caesarentitels erfolgte meist vor der Inthronisation eines Kaisers, quasi als "Vorgeschmack" für die wirkliche Macht.

Diocletian änderte die Verwendung des Titels bei seiner grossen Verwaltungsreform. Den beiden Augusti (Hauptkaiser) standen je ein Caesar als Juniorpartner und potentieller Nachfolger zur Seite. Nachdem Konstantin die Alleinherrschaft wieder errungen hatte, verfuhr man wieder wie vor Diocletian.

Im Byzantinischen Reich blieb der Caesartitel in der Kaisertitulatur bis zur Herrschaft von Iustinianus II. erhalten. Danach wurde er zum reinen Ehrentitel, der allerdings nur selten ausserhalb der kaiserlichen Familien verliehen wurde. Eine weitere Abschwächung erfolgte unter Kaiser Alexios I. Komnenos an der Schwelle vom 11. zum 12.Jh.n.Chr. Ab diesem Zeitpunkt war Caesar ein reiner Ehrentitel ohne politische Bedeutung.

Von Caesar leitete sich später das deutsche Wort Kaiser und der russische Zar ab. Das Wort wird gerne im Sinne von Alleinherrschaft gebraucht. Die Verschmelzung von kirchlicher und weltlicher Macht (zeitweise in Byzanz und Moskau) in einer Hand, wird etwa Caesaropapismus genannt.

Augustus

Augustus (der Erhabene) war für die Römer das Synonym für den Kaiser schlechthin. Er wurde in der Regel hinter dem Eigennamen geführt und zeigt dadurch ebenfalls seine hervorragende Bedeutung.

Der Titel wurde Octavian vom Senat im Zuge einer Verfassungsregelung des Jahres 27 v.Chr. nach der Schlacht von Actium verliehen und ist eigentlich der religiösen Sphäre entnommen. Mit diesem Zeitpunkt ging Augustus als erster Kaiser in die Geschichte ein.

In der Tetrarchie Diocletians regierten zwei Augusti das römische Reich. Der Titel war auch nie auf nur eine Person beschränkt und die Frauen der Kaiser wurden als Augusta bezeichnet.

Seit seinem ersten Träger haben alle römischen Kaiser den Titel geführt. Bis in unsere Zeit hat sich im Deutschen der Vorname August(us), mit seiner weiblichen Form Augusta, gehalten. Auch die Städtenamen Augsburg oder Kaiseraugst stammen von Augustus ab.

Siegertitel

Wurde ein Gegner des Römischen Reiches militärisch besiegt, so wurde dem Feldherrn oder seit Domitian dem verantwortlichen Kaiser ein Siegertitel verliehen, der zumeist aus der Bezeichnung des besiegten Gegners bestand. War ein Sieg überaus glorreich oder der Gegner besonders mächtig, so wurde noch der Bestandteil maximus hinzugefügt. Die Siegertitel selbst folgten dem Augustustitel.

Der erste Kaiser, der sich einen derartigen Siegertitel zulegte war Domitian, der sich seit seinem Germanenfeldzug im Jahre 83 mit Germanicus schmücken konnte. Die Bezeichnung Germanicus in der Titulatur des Kaisers Vitellius war kein Siegertitel, sondern sollte lediglich verdeutlichen, dass ihn die Rheinlegionen zum Kaiser gemacht hatten.

Im Laufe der Zeit häuften sich mit der Anzahl der Kriege und Feldzüge auch die Siegernamen in der Kaisertitulatur. Trajan kam auf drei, Diocletian schon auf 17 und Galerius sogar auf 30 Siegertitel. Andere, die nur kurz regierten konnten sich nicht damit schmücken, aber selbst der über 20 Jahre regierende Hadrian trug keine Siegertitel.

Bekannte Siegertitel sind u.a:

Adiabenicus, Adiabenicus maximus (Landschaft in Mesopotamien)
Arabicus (Arabien)
Armeniacus, Armenicus maximus (Armenien)
Britannicus, Britannicus maximus (England)
Dacicus (Dakien, heute Rumänien)
Germanicus, Germanicus maximus (Germanien, heute Deutschland, Österreich, Tschechien)
Gothicus, Gothicus maximus (Goten)
Medicus, Medicus maximus (Medien, Landschaft in Persien)
Parthicus, Parthicus maximus (Parthien = Mesopotamien)
Persicus maximus (Perser = Mesopotamien)
Sarmaticus, Sarmaticus maximus (Sarmaten, Rumänien & Südrussland)

Amtstitel

Eine Reihe von Amtstiteln wurde hinter die Siegernamen gereiht. Den Titel Pontifex maximus (oberster Priester) hatte Augustus im Jahre 13 v.Chr. nach dem Tod des Lepidus angenommen. Alle folgenden Kaiser übernahmen ihn zusammen dem zugrundeliegenden Priesteramt. Selbst die ersten christlichen Kaiser führten ihn weiter, bis schliesslich Gratian den Titel 383 abschaffte.

Die Verleihung der Tribuniciae potestatis (tribunizische Amtsgewalt) wurde ebenfalls im Titel mit einer Nummerierung vermerkt. Da diese Machtbefugnis alle zwölf Monate erneuert werden musste, stellt sie eine ausgezeichnete Quelle zur Datierung von Ereignissen dar. Zuerst erfolgte die Erneuerung am Jahrestag der Erstverleihung, seit Trajan am 10. Dezember.

Übte ein Kaiser auch das Amt eines Konsuls aus, so wurde dies mit Consul samt einer Nummer in seiner Titulatur vermerkt. Das Interesse der Kaiser am Konsulat war unterschiedlich. Domitian hatte in zehn von 15 Regierungsjahren das Konsulat inne, Trajan fünf Mal (plus ein Mal vor seiner Inthronisierung), doch verloren die meisten Kaiser nach ihrer ersten Amtszeit das Interesse daran.

Die Kaisertitulatur schliesst in der Regel mit dem Titel Pater patriae (Vater des Vaterlandes). Dabei handelte es sich zuerst um einen reinen Ehrentitel, den der Senat in der Republik erstmals Cicero im Jahre 63 v.Chr. verlieh. Später wurde er auch G. Julius Caesar angetragen. Augustus und seine Nachfolger hielten wie bereits in vielen Dingen daran fest. Allerdings benötigte man einige Jahre im Amt um ihn verliehen zu bekommen, so dass Kurzzeitkaiser wie Galba, Otho oder Vitellius ihn nie erhielten. Seit Pertinax wurde der Titel automatisch bei der Inthronisation verliehen.

Allgemeine Titel und Namensbestandteile

Um die Legitimität der Thronansprüche zu unterstreichen wurde von einigen Kaisern ihre Herkunft im Namen festgehalten. Trajan benutzte etwa die Wendung Divi Nervae Filius (Sohn des vergöttlichten Nerva) um seine Abkunft zu bezeugen. Manchmal arteten diese Formulierungen jedoch in blosses Wunschdenken aus.

Zwischen dem eigentlichen Herrschernamen und dem Titel Augustus wurden von zahlreichen Kaisern allgemeine Titel eingefügt, die sich auf spezielle Ereignisse beziehen. Sie sollten das Verhalten des Kaisers unterstreichen, seine Macht festigen oder auch nur die Abwendung von Schicksalsschlägen kennzeichnen.

Die gebräuchlichsten Titel waren Pius (der Milde, der Rechtmässige), Felix (der Glückliche) und Invictus (der Unbesiegte). Seit Philipp dem Araber waren sie in der angegebenen Reihenfolge fixer Bestandteil der Titulatur. Aber auch andere Eigenschaftsbegriffe fanden den Weg in die Namensgebung, wie Maximus (der Grosse), Optimus (der Beste) und Victor (der Sieger).

Als Unikum darf die Formulierung Sacerdos Amplissimus Die Invicti Solis Elagabali (Hohepriester des unbesiegten Sonnengottes Elagabal) gelten, die sich Elagabal im Jahre 220 zulegte.

Kaiser Diocletian verwendete die Titel  Augustus und Caesar in neuem Sinn.

 
 

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(PL)