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Jenseitsvorstellungen der Antike

Ägypten

In Ägypten lagen die Friedhöfe am Westufer des Nils und damit am Rande der Wüste. Die älteste Vorstellungen der Unterwelt wurden dadurch massgeblich beeinflusst, wie man an den ältesten Bezeichnungen für die Unterwelt wie „Grosser Sand“ oder schlichtweg „Westen“ sieht. Letzteres ist auch im Sinne von „Land im Bereich des Sonnenuntergangs“ zu interpretieren. Die Toten nannte man „die Westlichen“ und den schakalköpfige Totengott umschrieb man als „den Ersten der Westlichen“. Andere Bezeichnungen für das Totenreich bezogen sich auf die Dunkelheit oder die Mystik des chaotischen Ursprungs. Durch den Transport per Barke auf dem Nil bei Ehrenbegräbnissen bürgerte sich im weiteren die Vorstellung von einer gleichgerichteten Fahrt ins Jenseits ein (vgl. dazu die Sonnenbarke).

Dem Urverlangen nach Orientierung im Totenreich kam die ägyptische Religion kaum wie eine andere nach. Zahlreiche Pforten und Bereiche liessen aus dem Jenseits einen Ort mit greifbarer Geografie und kartografischer Erschlossenheit (sogar mit expliziten Grössenangaben!) werden. Die seit Mitte des 2.Jahrtausends v.Chr. belegbaren Einteilungen umfassten auch die Vorstellung eines Ortes der Bestrafung - einer Hölle. Dies sollte bald darauf Eingang in andere Religionen finden, die mit der ägyptischen in Berührung kamen. Zunächst übernahmen die Juden, später die Griechen (allen voran die Orphiker) und schliesslich auf beider Vermittlung die Christen die Annahme eines strafenden Ortes in der Unterwelt.

Hetemit (ägypt. = Vernichtungsstelle) hiess für die Ägypter dieser infernalische Gau der Unterwelt. Ganz den Strafkodex der Sterblichen existierten dort für die Verdammten Prügelhäuser, Marterpfahle und Schlachtbanken, aber auch die Idee von unterirdischen Feueröfen und -seen war bereits damals präsent. Inwiefern hier Erfahrungen im Umgang mit tatsächlichen unterirdischen Naturgewalten (Vulkane, Lava) eingeflossen sind, ist nicht mehr nachvollziehbar. Als gedankliche Gegenwelt dazu sah das Reich der Seligen aus, das als liebliche Schilfregion entsprechend jener des Nils interpretiert wurde.

Noch älter scheint bei den Ägyptern die Vorstellung eines Totengerichtes zu sein, die bereits um 2300 v.Chr. nachzuweisen ist. Abseits der Unterweltvorstellungen sah man darin die Möglichkeit der Wiedergeburt und einer Lebenserneuerung.

Mesopotamien

Sumerer und Babylonier zimmerten sich ihre Vorstellungen von der Unterwelt ebenfalls unter der Berücksichtigung geografischer Aspekte zusammen; kur ist etwa das feindliche Bergland, edin die wüstenhafte Steppe und die entsprechenden Götter werden als „Herren der Steppe“ tituliert. Im Sinne einer Dreiteilung des Kosmos (Himmel, Erde, Unterwelt) hiess der letztere Teil „untere Erde“ oder „Land ohne Rückkehr“ und zeigt damit das gleiche Gedankengut, wie später in der griechischen Religion. Wie bei den Ägyptern nahm man dieses ferne Land am Rande der Welt im fernen Westen an. Es sollte jenseits der syrischen Wüste liegen und im Gegensatz zur Erde nächtens vom Sonnenlicht durchflutet werden.

Um in dieses jenseitige Reich zu gelangen, musste meist die „Gewässer des Todes“ überwunden werden (vgl. dazu die äusseren Regionen des grch. Okeanos). Dieser Unterweltstrom (akkdad. hubur, sum.-babylon. i-lú-ru-gú) konnte nur mit dem Fährmann Urschanabi oder Hummut-tabal (der Name bedeutet „Holt eilig fort“) überquert werden. Die Sagen kennen jedoch auch einige andere Eingänge in die Unterwelt und im allgemeinen dachte man sich von jedem Grab aus eine Verbindung in das Jenseits. Auch die Möglichkeit ein Tiefes Loch zu graben, um dorthin zu gelangen, ist überliefert. Dazu gesellte sich noch die Ansicht der Pforten in die Unterwelt (bis zu sieben) und eines Wächters vor ihnen. Zusammen mit der Vorstellung eines unterirdischen Palastes zeigen sich hier die Parallelen zum frühen griechischen Unterwelthorizont.

Die Sumerer dachten sich die Seelen ebenfalls schattenhaft und geflügelt wie die Vögel. Sie vegetierten in ewiger Finsternis und Stille im „Haus des Staubes“, wie sie die schlammige und dornige Unterwelt auch nannten. Inwiefern bereits ein Totengericht bekannt war, ist noch umstritten, da es einerseits nicht zu anderen Vorstellungen passt und andererseits die frühen Griechen auch nicht vermittelt bekommen hatten. Belegt ist hingegen eine soziale Hierarchie der Toten in der Unterwelt, die sich an jener der Oberwelt orientierte, aber auch die Zahl der Söhne spielte eine Rolle, denn viele Nachkommen konnten entsprechend viele Rituale durchführen. Dieser Schluss unter dem Motto „Die Menge macht’s“ zieht sich durch die meisten Religionen bis hin zum Christentum. Eine rein sumerische Idee war jene des Totendurstes, denn im Jenseits gab es kein frisches Wasser (vgl. Schlamm, Staub, etc.) und die Toten waren angewiesen auf die rituellen Spenden zu ihrem Andenken.

Griechenland & Rom

Die frühgriechischen Unterweltvorstellungen stellen eine bunte Mischung aus urtümlich vorhandenem Glauben und Einflüssen von aussen, allen voran Mesopotamien und auch Ägypten, dar. Zu Zeiten Homers waren so der Glaube an das Reich im Westen, die zahlreichen Flüsse, der Wächter an der Pforte, die Schattenhaftigkeit der Seelen und überhaupt eine vielfältige Collage an Einzelmythen bereits vorhanden.

Ein besonderer Aspekt der griechischen Vorstellungen waren die Unterweltzugänge durch Grotten, Höhlen und Quellen. Besondere Bedeutung gewann nun auch der Feldcharakter im Jenseits im Zusammenhang mit den Asphodeloswiesen. Der weisse Asphodill (lat. Asphodelus albus) wurde deshalb von den Griechen als Pflanze des Trauerns auf die Gräber gepflanzt. Entsprechendes gab es einerseits bereits bei den Hethitern, die für ihre verstorbenen Könige im Totenritus sogar ein Stückchen Wiese ausgruben, und andererseits bei den alten Indern, welche die Unterwelt gávyūti (=Rinderweide) nannten. Letzteres steht wiederum in Verbindung mit dem Staat von Urartu, deren Unterweltgott „schöne Herden“ besass. Dieses „Wissen“ um den Weidencharakter des Jenseits wird als indogermanisches Gedankengut ältester Prägung angesehen.

All dies führte gemeinsam mit den griechischen Mythen zu einer Vorstellung von der Unterwelt, wie sie bizarrer nicht sein könnte und noch heute Faszination ob der zugrunde liegenden Phantasie ausübt. Über etruskische Vermittlung kamen diese Ansichten schon früh nach Latium und je intensiver der Kontakt Roms mit der näheren und weiteren Mittelmeerwelt - aber vor allem Griechenland - wurde, desto grösser wurde der Ausgleich in den Unterweltvorstellungen. Lediglich anhand der Sprache lassen sich die Gemeinsamkeiten/Trennungen erkennen. Hades wurde zu Pluto und dieser mit Plutos, dem Gott des Reichtums (vgl. dazu auch die „reichen“ Herden im Jenseits; also nicht nur Erzreichtum im Boden und die Feldfrüchte), verschmolzen. Wie bei den Griechen hatten zunächst Totenherrscher und -reich den gleichen Namen (grch. Hades, lat. Orcus), doch schon im 3.Jh.v.Chr. war die Gleichsetzung mit Pluto resp. Dis Pater vollzogen worden. Die Deutung des Namen Orcus ist leider trotz zahlreicher Versuche - auch des Altertums - nicht eindeutig geklärt.

Im Sinne der erwähnten Dreiteilung des Kosmos liegt das Totenreich eigentlich ausserhalb der bekannten Erde (eben im äussersten Westen beim Sonnenuntergang) und erstreckt sich in ihr Inneres. Der Hades/Orcus ist jene unterirdische Gegend, in der nicht nur mehrere Unterweltströme fliessen, sondern unter Aufsicht des Herrschers des Totenreiches das Totengericht stattfindet. Unterhalb der „gewöhnlichen“ Unterwelt existiert noch der Tartaros als schrecklicher Verbannungsort all jener, die abscheuliche Verbrechen begangen haben. Der absolute Kontrapunkt dazu sind die „Inseln der Seligen“ oder das Elysion, welche paradiesische Zustände für die Rechtgläubigen und Helden der alten Zeit verheissen.

Durch das komplexe Konglomerat an Einflüssen widersprechen sich manche Ansichten über die Unterwelt, sodass die geografische Komponente zwar bildlich vorhanden, doch nicht so exakt geregelt war, als etwa bei den Ägyptern. Auch ist zu berücksichtigen, dass über das Jenseits weniger wissenschaftliche Arbeiten - Plinius sieht etwa konkrete Glaubensvorstellungen sehr skeptisch - als qualitativ hochwertige Werke der Lyrik auf uns gekommen sind. Folglich sind Ausreizungen des Vorstellbaren weiter verbreitet, als das gewöhnliche Bild aus der Summe persönlicher Ansichten.

Hercules musste bei seinen 12 Taten auch in die Unterwelt hinabsteigen


Quellen: E.Simon "Die Götter der Römer", W.Vollmer "Wörterbuch der Mythologie", H.Gärtner "Kleines Lexikon der grch. & röm. Mythologie", "Der kleine Pauly"

 

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