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EINLEITUNG |
Flavius Gratianus Herkunft & JugendFlavius
Gratianus wurde am 18. April 359 in Sirmium als Sohn des späteren
Kaiser Valentinian I. und der Marina Severa geboren. Namensgebend wird
mit Gratianus dem Älteren, sein Grossvater gewesen sein. Als Valentinianus I. gerade gegen die eingedrungenen Alamannen kämpfte, kam es zu einer ernsthaften Erkrankung. Um allen Spekulationen einer Nachfolge entgegenzutreten und möglichen Usurpatoren den Wind aus den Segeln zu nehmen, liess er seinen erst achtjähren Sohn Gratianus im Sinne einer dynastischen Nachfolgeregelung zum Kaiser ausrufen. Im Gegensatz zu der Verfahrensweise unter den Konstantinern, wurde der Rang eines Caesars gleich übersprungen. Bereits
366 hatte er den Konsulat bekleidet und die Ausrufung zum Augustus
im Zuge einer Heeresversammlung in Samarobriva
(Amiens) fand am 24. August 367 statt. Seine Regentschaft stand unter dem Motto Gloria
novi saeculi (Ruhm des neuen Zeitalters). Die
Ernennung schien keinerlei Probleme zu verursacht haben und wohl auch
erwartet worden sein. Eine dynastische Fortführung stand damals voll
im Trend der Zeit, da man sich auch als Fortführer des christlichen
Erbes verstand, das nur durch Iulianus kurz unterbrochen worden war.
Dass er nicht getauft war, entsprach aber den praktischen Verhältnissen
der Spätantike. In
diesem Sinne wurde Gratianus bereits im zarten Alter von sieben Jahren
mit der zwölfjährigen Constantia, der Tochter von Constantius
II.,
verheiratet. Dieser Verbindung sollte ein Sohn entspringen, der jedoch
wie seine Mutter noch vor 383 verstarb. Später heiratete Gratianus
ein zweites Mal. Aus der Ehe mit Laeta gingen - wie es scheint - keine
Kinder hervor, doch sollte sie ihren Mann um mehr als zwanzig Jahre überleben. Das
Motto vom „Neuen Zeitalter“ hatte einen politischen Hintergrund.
In Anlehnung an Vergil (in seiner vierten Ekloge wurde das Goldene
Zeitalter in Aussicht gestellt, das nach den Sibyllinischen Büchern
„das Kind“ herbeiführen werde) sollte die gebildete Führungsschicht
angesprochen werden und damit ein Manko der provinziell-soldatischen
Kaiser Valentinianus und Valens ausgleichen. So
wurde der junge Gratianus schon von Kindesbeinen an auf seine neue
Aufgabe als christlicher Weltherrscher vorbereitet. Sein Vater gewann
mit Ausonius, einen politisch verständigen Literaten aus Bordeaux für
die Erziehung seines Sohnes. Die Bildungspalette umfasste sämtliche
klassischen Fächer mit einer Haube aus konservativ-christlicher
Weltsicht, die sich an den Ergebnissen des Konzils von Nicaea
orientierte. Sogar die späteren Gegner Gratianus’ lobten sein
umfassendes Wissen. Die
Aufsicht des jungen Kaisers lag betont bei Valentinanus, der seinen
talentierten Sohn mitsamt seinem Lehrer bereits 368 nach Mainz rief um
dort an den militärischen und diplomatischen Missionen gegen die
Alamannen teilzunehmen. Literatur, Militär, Politik und Religion
verschmolzen in diesem Sinne zu einer einzigen Weltsicht, wie sie auch
für spätere Kaiser und deren germanische Nachfolger prägend werden
sollte. Als Valentinianus I. am 17. November 375 plötzlich an den Folgen eines Schlaganfalls verstarb, blieb Gratianus nicht lange Einzelherrscher. Den Heerführern lagen immer noch die Vorfälle rund um Iulianus und Iovianus im Magen, sodass sie bereits am 22. November ohne Absprache mit anderen einen weiteren Kaiser ausriefen. Geschickt erwählten sie dabei Valentinianus, den vierjährigen Halbbruder Gratianus’ mit dem nominellen Herrschaftsgebiet von Italien, Illyrien und Nordafrika. Damit gab es zwei „Kindkaiser“ und drei Augusti - Valens, Gratianus und Valentinianus II. |
Rest einer Statue |
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Quellen: M.Clauss "Die römischen Kaiser", C.Scarre "Die römischen Kaiser", M.Grant "Die römischen Kaiser", O.Veh "Lexikon der römischen Kaiser", "Der kleine Pauly" |
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