MILITÄR |
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AUGUSTUS |
Flottenoperationen der
Konstantiner
Durch den Abfall Britanniens samt seiner Flotte konnte Kaiser Konstantin sehen, wie problematisch es war, in einem Eck des Imperiums über keine einsatzfähigen Marineeinheiten zu verfügen. So verstärkte er die Rheingrenze nicht nur durch Militärbauten, sondern auch durch die Reorganisation der Germanischen Flotte. Bislang war sie hauptsächlich aus Transportschiffen und Liburnen zusammengesetzt. Seit dem 3.Jh.n.Chr. hatte man navis lusoriae (leichte Flusskampfschiffe) entwickelt und nun wurden alle noch verbliebenen Liburnen durch diese neuen Einheiten ersetzt. 306 liess der Kaiser übersetzen und verwüstete das Gebiet der Brukterer jenseits des Rheins. Auch die Flussübergänge wurden verbessert. Bei Köln entstand so eine hölzerne Brücke auf Steinpfeilern. Während der Kämpfe um die Macht im Reich hatte sich Maximinus nach Massilia (Marseille) begeben. Um seinem Rivalen bekämpfen zu können, setzte Konstantin eine Flotte zur Abriegelung der südgallischen Küste in Marsch. Von Caballodunum (Châlon-sur-Saône) aus nutze der Kaiser die Flussflottillen auf Saône und Rhône. 312 kam es zur Besetzung der italischen Häfen sowie der vorgelagerten Inseln und Afrika durch konstantintreue Seetruppen. Im Jahr darauf stiess die Germanische Flotte erneut nach Germanien (will heissen: die Nebenflüsse des Rheins) vor und betrieb damit offensive Grenzpolitik. Diese Operationen zeigen, dass in den letzten Jahren die Seerüstung massiv ausgeweitet worden war. Die meisten Einheiten der römischen Flotten waren veraltet, sodass Konstantin um 321 gleich 200 Moneren auf Stapel legen liess um die zahlreichen Polyeren ausmustern zu können. Diese Schiffe hatten nur mehr eine Rojerreihe und waren damit den germanischen Schiffen Ende des 3.Jh.n.Chr. gleichwertig. Vermutlich wurden erste Exemplare bereits von Carausius gegen Franken und Sachsen eingesetzt. Die Polyeren hatten ausgedient, da es kaum noch grössere Gefechte auf hoher See gab. Stattdessen traten taktische Landungsoperationen (vgl. modern engl. Raids) in den Vordergrund. Die Germanischen Boote waren stets Moneren gewesen. 322 liess Konstantin Thessalonice zum Kriegshafen erweitern, da er im Kampf mit Licinius stand. In Piraeus wurden 2000 Transporteinheiten zusammengezogen, die die etwa 200 Schiffe starke Kriegsflotte ergänzten. Sein Gegner kam indes auf 350 veraltete Trieren, die in den Dardanellen vor Anker lagen. Selbstbewusst, wollte Konstantin mit seiner Flotte im Rücken des Feindes landen, doch vereitelte Licinius dieses Vorhaben. So wurden die Schiffe zurückgepfiffen und das Landheer war am Zug.. Licinius verschanzte sich in Byzantium (Istanbul) und solange die Dardanellen von seiner Flotte gesperrt waren konnte er nicht besiegt werden. So suchten die beiden Flottenkommandanten, Amandus auf Licinius' Seite und Flavius Valerius Crispus auf Konstantins' Seite die Schlacht. Crispus liess seine Transporter gut bewacht zurück und rückte mit 80 Schiffen vor. Ihm gegenüber standen gut 200 Triremen des Amandus. Der Kampf fand in der schmalsten Stelle der Meerenge statt und obwohl Crispus die lahmen Triremen ausmanövrierte konnte keine Seite die Oberhand gewinnen. So zog er sich nach Elaius (Seddülbahir) zurück, währenddessen Amandus den Schutz in der Bucht von Kum Kali suchte. Die folgende Entscheidung wurde vom Wetter verursacht. Amandus verlor 130 Schiffe an den Klippen durch einen Sturm. Mit ihnen gingen auch eingeschiffte Landtruppen unter. Derart dezimiert musste er den Weg für Crispus räumen; zumal jener Verstärkung erhalten hatte. Transportschiffe gab es noch genug auf beiden Seiten, sodass jeder der Kontrahenten seine Truppen in diesem Gebiet hin- und herschieben konnte. Konstantin liess seine Soldaten an einer unwirtlichen Stelle an Land setzen und überraschte damit Licinius und leiteten das Ende seiner Herrschaft ein. Als Alleinherrscher gründete Konstantin nicht nur die nach ihm benannte neue Hauptstadt des Reiches, sondern auch den Eleutherioshafen an der Küste des Propontis. Ab 330 nahm dieser neue Kriegshafen die Einheiten der beiden alten Hauptflotten aus Ravenna und Misenum auf. Nach langer Zeit des Stillstandes hatte damit ein Kaiser der römischen Flotte neues Leben eingehaucht. Kaiser Constans im Westen nutzte 343 Bononia (das alte Gesoriacum, Boulogne) als Ausgangsbasis für seinen Britannienfeldzug. Die Britannische Flotte wurde nicht der Kämpfe wegen, sondern auch als Mittel der Machtdemonstration eingesetzt. Unterdessen führte Constantius II. im Osten die Flottenpolitik seines Vaters fort. Er legte beispielsweise in Seleucia Pieriae (Samandag), dem alten Stützpunkt der Syrischen Flotte, einen neuen, moderneren Hafen an. 351 liess er zahlreiche Einheiten auf Stapel legen und schon nach zehn Monaten in Dienst stellen. Wie Konstantin war auch er sich über die strategische und kriegsentscheidende Macht der Flotte voll bewusst Im Kampf gegen den Usurpator Magnentius stiess die Flotte Constantius II. 352 nach Sizilien und Unteritalien vor. Die dabei angelandeten Truppen vermieden die direkte Konfrontation, banden jedoch grosse gegnerische Kontingente. Als sich die Ravennatische Flotte von Magnentius lossagte, konnte Constantius II. bequem an der Pomündung landen und die Truppen des Gegners trennen. Im selben Jahr sicherte ein ähnlich gelagertes Flottenunternehmen die Provinz Africa für Constantius. 353 kam es nochmals zu einer solchen Landeoperation bei den Pyrenäen, die Magnentius auch von Spanien abschnitt. Ab 355 hatte Iulianus das Kommando an der Rheingrenze. Er machte während seiner Operationen zur Grenzsicherung reichlich Gebrauch von der Germanischen Flotte. In den beiden folgenden Jahren kam u.a. zu Kämpfen am Main. 357 und 358 bekämpfte man die nach Niedergermanien eingedrungenen Franken. Iulianus konnte sie auf einer Insel der Maas mit Hilfe seiner Schiffe einschliessen. Da im Winter der Rhein zufrieren konnte und dies von den Germanenstämmen immer wieder für Truppenbewegungen genutzt wurde, setzte man die Schiffe vermehrt dazu ein, die Bildung einer festen Eisdecke zu verhindern. Konkret konnte einer Flucht der Franken über das Eis begegnet werden und nach zwei Monaten kapitulierten die Eindringlinge. 359 konnte ein Geschwader von 40 Schiffen das Heer beim Kampf mit den Alamannen unterstützen. Da die germanischen Provinzen durch die Einfälle der Germanen wirtschaftlich sehr gelitten hatten und zudem grosse Truppenkontingente zu unterhalten waren, liess Iulianus binnen zehn Monaten eine Transportflotte von 400 Booten aus dem Boden stampfen und erhöhte damit die Kapazität der Britannischen Flotte um 200 %. Nun konnte britannisches Getreide in grossem Umfang an die Rheingrenze verbracht werden. Die Transporte verliefen in der Regel ohne Probleme, das die Flotte die Seeherrschaft im Kanal wiedergewonnen hatte. 360 brachte Lupicinus von Bononia aus Hilfstruppen nach Rutupiae (Richborough) um plündernde Scoten und Picten zurückzudrängen. Als Kaiser folgte Iulianus auch im Osten den Ideen seiner Vorgänger indem er den Juliushafen bauen liess, der noch im 7.Jh.n.Chr. von den Byzantinern genutzt werden sollte. Für seinen Kriegszug gegen die Perser zog der Kaiser aus allen Teilen des Reiches Einheiten im Osten zusammen; u.a. verschiffte er 361 von Raetien aus 3000 Mann auf der Donau bis zur Savemündung. Zwei Jahre später standen die Römer wieder einmal vor Ctesiphon am Tigris und Iulianus setzte eine Euphratflotte von 50 Kriegsschiffen, ebenso vielen Pontonbooten und 1100 Transportern ein. Das Kommando darüber hatten Männer mit den Namen Lucillianus und Constantianus. Die Transporter verfrachteten einen Teil der Legionen als Reservearmee auf dem Flussweg und hielten sich inmitten der vorwärts ziehenden Armee entlang des Flusses. Die Kriegsschiffe erwiesen sich zudem als äusserst nützlich bei der Einnahme zahlreicher auf Inseln errichteter persischer Flussfestungen. Als sich Iulianus entschloss seine Trupen mit dem zweiten Landheer zu vereinigen liess er die Schiffe verbrennen. Was aus strategischer Sicht ein Fehler war, erwies sich schlussendlich als glücklicher Umstand, denn Iulianus wurde kurz darauf im Kampf getötet und der Feldzug endete in einem Desaster. Nicht vernichtet, wären die Schiffe wohl in die Hände der Perser gefallen. |
Auch Rom wurde nicht an einem Tag erbaut. |
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Quellen: H.D.L.Viereck "Die römische Flotte" |
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