MILITÄR |
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AUGUSTUS |
Flottenoperationen
von Tiberius bis Nero
Im Jahre 15 unternahm der Adoptivsohn des Tiberius, Germanicus, einen Feldzug gegen die an der oberen Ems beheimateten Brukterer. Die Rheinflotte schiffte 4 Legionen durch die Zuidersee in die Emsmündung ein und landete beim heutigen Rheine/Ems um sich mit 40 zu Lande entsandten Kohorten zu vereinigen. Ziel war u.a. der Ort der Varusschlacht. Das römische Heer musste sich unter grossen Verlusten zurückziehen, wobei die Flotte zwei, später alle vier, Legionen wieder in ihre Garnisonsorte am Rhein zurückbrachte. Kavallerie und sonstige Infanterie benutzte auch hier wieder den Landweg. Im folgenden Frühjahr brachte eine, über den Winter gebaute, 1000 Schiffe zählende Transporterflotte, wieder ein Heer ins rechtsrheinische Germanien. 8 Legionen samt Reiterei und Auxiliareinheiten wurden von der Insel Batavorum (Beveland und Walcheren) aus über die Emsmündung in der Gegend des heutigen Jemgum angelandet. Die Flotte blieb am westlichen Ufer zurück, währen das Heer die Ems mit Brücken überquerte. Nach mehreren siegreichen Schlachten im Hochsommer gegen Brukterer, Cherusker und Agrivarier, schifften sich die Römer wieder Richtung Rheingrenze ein. Dabei fiel fast die gesamte Flotte samt Truppen einem Herbststurm zum Opfer. Germanicus selbst konnte sich mit einer Trireme ins Gebiet der Chauken retten. Nach dieser Niederlage gegen die Elemente im friesischen Wattenmeer, verzichtete Rom auf weitere Flottenoperationen im Norden. Zudem ging im Jahre 28 durch einen Aufstand der Friesen die Kontrolle über die germanische Küste bis zur Rheinmündung verloren. Noch im gleichen Jahr wurde die Rheinflotte dazu eingesetzt, ein Heer in das Aufstandsgebiet zu transportieren. Weiters sollte das Kastell Flevum entsetzt werden. Die Lage des Kastells ist unbekannt, doch deutet der Name auf die Inseln Vlieland hin. Nachdem Cunobelinus von 37 bis 41 das südöstliche Britannien besetzt hatte, holte Claudius 43 zum letzten Schlag aus. A. Plautius Silvanus landete mit seiner Flotte vier Legionen in Kent um nach Norden vorzustossen. Bis zur endgültigen Eroberung der Provinz im Jahre 85 spielte die römische Flotte eine wichtige Rolle, da sie durch amphibische Operationen das Landheer unterstützte. Im Feldzug gegen das Bosporanische Reich unter Mithridates II. unternahm Didius Gallus, vermutlich mit den Einheiten der Moesischen Provinzialflotte, eine Expedition zur Krim. Während dieser Operation wurde der Kotys, der Bruder des Mithridates, als neuer König eingesetzt. Zu dessen Schutz wurden einige Kohorten und Teile der Flotte unter Iulius Aquila auf der Krim stationiert. Nach einem abgewehrten Angriff des Mithridates unternahm 46 Iulius Aquila einen Vorstoss gegen die Operationsbasen des Gegners. Dabei durchquerte die Flotte den Bosporus Cimmerius (Strasse von Kertsch), lief in die Maeotis (Asowsches Meer) und drangen bis zur Mündung des Tanais (Don) vor. Die einzigen Schiffsverluste wurden durch die unbekannten und vor allem relativ seichten Gewässer verursacht. In den Jahren 46 und 47 wurden die Friesen erneut unterworfen, doch konnte trotz Einsatz der Rheinflotte die Herrschaft nicht dauerhaft errichtet werden. Im Jahre 50 wurde der von den Römern über Teile des Stammes der Sueben eingesetzte König Vannius von seinem Volk vertrieben und rettete sich mittels der Pannonischen Provinzialflotte über die Donau in römisches Gebiet. Unter Kaiser Nero soll es den Römern gelungen sein die wichtigsten Ausgangsbasen für den Indienhandel unter ihre Kontrolle zu bekommen. Dabei handelte es ich um den Hafen von Adana (Aden) und die Insel Dioscorides (Sokotra). Die Angaben darüber sind jedoch unsicher, zumal keine stehende Flotte im Roten Meer überliefert ist. Es ist jedoch möglich, dass an strategisch wichtigen Punkten Teile der Alexandrinischen Flotte stationiert waren. Auch denkbar wäre, dass dafür ägyptische Schiffe, die im Roten Meer operierten requiriert wurden, und deshalb nicht offiziell als Flotte in Erscheinung traten. (vgl. dazu heute die US Coast Guard, die ja auch nicht zur US Navy gehört.) Im Jahre 57 wurde ein römisches Expeditionskorps nach Chersonesus (Sewastopol) verlegt. Unter dem Kommando von Plautius Silvanus dürften sie wahrscheinlich mit der Moesischen Provinzialflotte befördert worden sein. Zahlreiche Einheiten der Misenischen Hauptflotte fielen im Jahre 64 einem Sturm zum Opfer. Für das Unglück muss Nero verantwortlich gemacht werden, denn er hatte befohlen nach einem Flottenbesuch in Formiae (Formia), ohne Rücksicht auf das Wetter, an einem bestimmten Tag nach Misenum zurückzukehren. Bei bereits starken Südsturm mussten die Schiffe auslaufen. Beim Versuch das Promunturium Misenum (Capo Miseno) zu umrunden, wurden sie gegen die kampanische Küste gedrückt. Zahlreiche Triremen und kleinere Einheiten gingen verloren. Im ersten Jüdischen Krieg (66-70) operierten jüdische Kaperschiffe vom Hafen Joppa (Tel Aviv) aus. In den syrischen Gewässern waren zu diesem Zeitpunkt nur wenige Kriegsschiffe stationiert und so gelang es nicht die syrische und phönizische Küste zu schützen. Den Römern kam schliesslich das Wetter zu Hilfe. Ein Sturm vernichtete die Kaperschiffe und Joppa wurde von einem Landheer genommen und vollständig zerstört. Im Zuge der Kampfhandlungen kam es auch zu einem Seegefecht auf dem See Genezareth bei der Stadt Taricheae. Der Kampf zwischen jüdischen Booten und schnell gebauten römischen Kähnen oder Flössen endete zugunsten der Römer. Bei diesem Gefecht zeichnete sich der spätere Präfekt der Syrischen Provinzialflotte, Sex. Cornelius Dexter aus. |
Auch Rom wurde nicht an einem Tag erbaut. |
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Quellen: H.D.L.Viereck "Die römische Flotte" |
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