WIRTSCHAFT |
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LÄNGENMASSE |
Hohlmasse Flüssigkeiten wurden ursprünglich nach Gewicht berechnet, dennoch etablierte sich bald eine beinahe unübersichtliche Zahl von Hohlmassen, als deren Ausgangsmass die hemina (Becher) gewertet werden kann. Die meisten Einheiten wurden jedoch vom sextarius (Sextar) abgeleitet. Dazu gesellte sich noch das wichtigste Getreidemass: der modius (Scheffel). Die hemina (Becher zu 0,273 Liter) wurde in 12 unciae (Flüssigunzen zu 22,75 cm³) unterteilt. Um die Sache zu verkomplizieren, wurde die hemina auch cotula (Becherchen) genannt. Das Mass hatte seinen Ursprung in Mesopotamien und bezeichnete eigentlich den Rauminhalt eines unbestimmten Stoffes im Gewicht einer halben Mine. Verwendung fand die hemina vor allem bei Olivenöl. Aus diesem Grund nannte man einen entsprechenden Becher mit 12unziger Skalierung auch Ölpfund oder Pfundhorn. Im weiteren wird bei den deutschen Bezeichnungen zwar meist "Flüssig-" verwendet, doch wurde in der Antike auch das trockene Schüttgut gemessen. 12 heminae ergaben einen congius (Muschel, Schale zu 3,28 Liter). Dessen sechster Teil hiess bezeichnenderweise sextarius (Sextar zu 0,546 Liter) und war eines der am meisten benutzten Hohlmasse im täglichen Gebrauch. Ein Drittel eines sextarius nannte man triens (Flüssigtriente zu 0,18 Liter), ein Viertel quadrans (Flüssigquadrant zu 0,135 Liter), ein Sechstel sextans (Flüssigsextans zu 0,091 Liter), ein Achtel acetabulum (Essigschüsselchen zu 68,25 cm³), ein Zwölftel cyathus (Schöpfbecher zu 45 cm³), der 288. Teil scripulum (Flüssigskrupel zu 1,9 cm³) und schliesslich zur Verwirrung noch fünf Zwölftel quincunx (Quinctar zu 0,228 Liter). Das wichtigste Getreidemass Roms fasste 16 sextarii und hiess modius (Scheffel zu 8,74 Liter). Die Hälfte hiess semodius (Halbscheffel zu 4,37 Liter). Die ansonsten römischen Neuerungen eher abgeneigten Griechen übernahmen den modius schlicht als modios. Für die Spätantike ist noch ein Modius Castrensis (Lagerscheffel) überliefert, von dem man annimmt, dass er entweder einen Doppelscheffel zu 17,5 Liter oder einen Anderthalbscheffel zu 13,1 Liter darstellt. Ebenfalls ein grösseres Hohlmass, welches in der Landwirtschaft Verwendung fand, war das quadrantal mit ca. 27 Liter. Das medimnum (grch. medimnos, der grch. Scheffel zu 52,5 Liter) umfasste wurde in 6 hektei (grch. Sechstel) unterteilt, was dem röm. modius entsprach. Weitere Untereilungen waren 8 choinikes und 32 kotylai. Sowohl in römischer Zeit, als auch davor wichen in den griechisch dominierten Ländern die genauen Werte voneinander ab. Auch das hellenistische Ägypten übernahm im wesentlichen dieses Masssystem. Vom 7.Jh.v.Chr. bis in die röm. Kaiserzeit wurde der grch. Scheffel stetig im Volumen verändert, sodass Angaben nur schwer umzurechnen sind (Schwankungsbreite des attischen Scheffels: 27,36 bis 65,64 Liter). Darüber hinaus gab es zahlreiche lokale Scheffelmasse. Jene des Ptolemäerreiches waren mit ca. 60 bis 80 Liter stets grosser als die in Griechenland verwendeten. Selbst unter römischer Herrschaft verringerten sich die Unterschiede kaum. Das grösste bekannte Raummass war der 160 congii umfassende culleus (Schlauch zu 524 Liter). Im Gegensatz dazu war das kleinste Mass, das besonders in der Medizin verwendet wurde, der cochlear (Esslöffel zu 11,4 mm³). Als Handelsmass wurde die amphora (Amphore zu ca. 26 Liter) verwendet. Sie wurde noch in 2 urnae (Urne zu ca. 13 Liter) eingeteilt. Zur Berechnung des Schiffsballasts entsprach eine amphora dem Gewicht von Wasser, folglich knapp über 26 kg. Eine Einheit, die eher nur theoretische Bedeutung hatte war der pes quadratus (Kubikfuss! zu 25,93 Liter), der in der Grössenordnung der amphora angesiedelt war. In Ägypten wurden auch weiterhin die einheimischen Masse verwendet, so die Artabe mit 29,2 Liter zu in der Regel 40 Choiniken mit 0,73 Liter oder 10 Metren mit 2,9 Liter als allgegenwärtiges Getreidemass. Daneben treten die Wein- und Ölmasse Keramion mit 40 Liter und Kotyle mit ca. ¼ Liter. Ebenfalls verwendet wurde das Chous zu etwa 3,2 Liter. Gebräuchlich war auch das Monochoron, das im allgemeinem einem Keramion gleichgesetzt wurde. Bei einigen Massen bestehen infolge der dürftigen Überlieferungslage Auffassungsunterschiede bezüglich ihrer Grösse. Dazu kam, dass Masse in unterschiedlichen Gegenden in eine unterschiedliche Zahl von Teilgrössen gerechnet wurden. Folgende Übersicht bringt die römischen Hohlmasse zueinander in Verbindung. Die Angaben sind Richtwerte und als theoretische Gegenüberstellung zu sehen, da sicher niemand im praktischen Leben auf die Idee kommen würde eine Schiffsladung in Esslöffel umrechnen zu wollen. Es wurden Flüssigkeits- mit Getreidemassen gemischt. Die Masse sind untereinander nicht gerade kompatibel.
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Quellen: H.Pleticha & O.Schönberger "Die Römer", F.De Martino "Wirtschaftsgeschichte des alten Rom", H-J.Drexhage "Preise, Mieten/Pachten, Kosten & Löhne im römischen Ägypten", "Der kleine Pauly" |
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