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Längenmasse

Das römische Grundlängenmass war der pes (Fuss zu 0,296 m), das als praktisches Äquivalent zum Pfund der Gewichtsmasse angesehen werden kann. Es wurde eingeteilt in 4 palmi (Handbreit zu 7,4 cm) oder 12 unciae (Längenunzen zu 2,5 cm) oder 16 digiti (Fingerbreit zu 1,85 cm). Das kleinste Längenmass war mit 1/24 pes das scripulum (Längenskrupel zu 1,23 cm). Etwas grössere Einheiten waren die von 1 ½ bis meist 6 pedes variable ulna ("Klafter"-Elle zu 0,444 bis 1,776 m) und der 1 ½ pedes umfassende cubitus (oder cubitum; "echte" Elle zu 0,444 m)

Die ulna war kein amtliches Mass und taucht auch nur selten in der Überlieferung auf. Meist wurde sie als Äquivalent zum griechischen Klafter zu 6 pedes angesehen. Auch der cubitus wurde nur verwendet, wenn er sich aus der Praxis anbot oder als Übertragung von griechischen Massen.

Ganze Vielfache des pes waren der dupondius (Doppelfuss zu 0,592 m), der 5 pedes zählende passus (Doppelschritt zu 1,48 m), die 10 pedes umfassende decempeda (Zehnerfuss zu 2,96 m) und der 120 pedes messende actus (Furchenlänge zu 35,52 m). Die genormte römische Feldlängenmesslatte hiess eigentlich pertica, wurde wegen ihrer Grösse jedoch meist decempeda genannt.

Beim 600 pes umfassenden stadium handelte es sich um ein griechisches Längenmass, das mehr oder minder in das römische Masssystem "hineingepresst" wurde. Es gab ein rechnerisches Problem, denn das Stadium wurde gerne mit 185 m (eig. 625 pes) gerechnet. Als Basis für die römische Länge diente jedoch das attische stadium mit 177,6 m (das olympische betrug indes 192 m). Um die Sache noch zu verkomplizieren, galt ein stadium rein rechtlich eigentlich 123 Doppelschritte, was 182 m ergeben würde. Probleme damit wurden allerdings nicht überliefert; man redete sich wohl auf die Ungenauigkeit der Messungen aus und rundete entsprechend.

Da es für den Handel wichtig war immer die gesetzlichen Masse verfügbar zu haben, wurden auf den Foren der Städte entsprechende Normmasse zum Vergleich aufbewahrt. Im Streitfall konnte sich jeder Bürger an den zuständigen Magistrat wenden. In Rom wurde das "Urmass" im Tempel der Iuno Moneta am Capitolhügel verwahrt und dementsprechend auch pes monetalis (Monetafuss; vgl. hierzu das "Pariser Urmeter") genannt.

Folgende Übersicht bringt die Längenmasse zueinander in Verbindung. Die Angaben sind Richtwerte und als theoretische Gegenüberstellung zu sehen. In der Praxis wird wohl niemand eine Längenangabe in Meilen auf Fingerbreit umgerechnet haben. Zum besseren Vergleich sind auch die Werte für eine Strecke von 3 Meilen angegeben. 

Längenmass Pedes m
Milia (Meile) 5.000 1.480
Stadium 600 / 615 / 625 177,6 / 182 / 185
Actus (Furchenlänge) 120 35,52
Decempeda (Zehnerfuss) 10 2,96
Ulna (Klafter) meist 6 1,776
Passus (Doppelschritt) 5 1,48
Dupondius (Doppelfuss) 2 0,592
Cubitum (Elle) 1,25 0,444
Pes (Fuss) 1 0,296
Palmus (Handbreit) 0,25 0,074
Uncia (Längenunze) 0,08333 0,02467
Digitus (Fingerbreit) 0,0625 0,0185
Scripulum (Längenskrupel) 0,04167 0,01233

Gemessen wurden Strecken mit genormten Messinstrumenten. Für Maurer und Zimmerleute gab es Bronzemasse in definierten Längen (z.B. 1 Fuss). Die Feldvermesser brauchten schon grössere Einheiten und benutzen fixe Doppelschrittmasse, die man sich dreieckig vorzustellen hat. Zwei Hölzer wurden an einem Ende zusammengeleimt, wobei die Strecke zwischen den beiden anderen Enden das entsprechende Mass ergaben. Zur Stabilisierung fügt man ein kürzeres drittes Holz in etwa der Mitte ein. Diese Messmethode gibt es übrigens noch heute.

Die grösste Erfindung der Antike auf diesem Gebiet ist jedoch der Kilometerzähler. Dies war ein zweirädriger Karren mit einem grossen 400zähnigen Zahnrad quer zur Achse. An einem der Räder war ein einzelner Zahn angebracht, der das grosse Zahnrad immer um eine Stellung weiterbewegte. Auf dem Karren lag ein weiteres grosses Zahnrad mit zahlreichen Einbuchtungen, in denen je ein Kieselstein lag. Bei jeder vollen Umdrehung des Rades fiel so ein Steinchen in einen Behälter. Am Ende der Strecke brauchte man nur noch die Steine zählen und man hatte die Entfernung gemessen.

Erfunden wurde der Kilometerzähler möglicherweise von Archimedes selbst im Auftrag der römischen Armee. Nach dem Ersten Punischen Krieg erliess der Senat ein Gesetz, wonach alle Überlandstrassen mit Meilensteinen zu versehen wären. Und kurz nach diesem Erlass, tauchte der Mechanismus zum ersten Mal auf. Das Gerät, obwohl einfach konstruiert, beschäftigte auch spätere Generationen und selbst Leonardo da Vinci scheiterte bei einer Umsetzung. Das Geheimnis lag übrigens in den spitzen Zähnen der Zahnräder.



Zusammenklappbares Bronzemass über einen Fuss (29,6 cm). Solche Hilfsmittel wurden von Maurern und Zimmerleuten benutzt.


Quellen: H.Pleticha & O.Schönberger, " Die Römer", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)