WIRTSCHAFT |
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BILDMOTIVE |
Prägung & Guss
Noch bevor die ersten Prägungen auf den damals sehr kleinen Münzen erschienen, wurden Metallbarren mit Motiven gegossen. Das Giessen von Geld blieb während der gesamten Antike trotz der Übermacht der geprägten Münze weiterhin erhalten und erhielt in der Krisenzeit ab Mitte des 3.Jh.n.Chr. erneut Aufschwung in den Randgebieten des Römischen Reiches. Die für die Prägung notwendigen Schrötlinge mussten auf möglichst einfache und schnelle Weise hergestellt werden, um den Produktionsprozess nicht unnötig zu verteuern. Dies führte konsequenterweise zu ungleichförmigen und ungleichgewichtigen Rohlingen. Über die Genauigkeit der Toleranz beim Gewicht in der Antike ist leider nichts bekannt. Die ersten greifbaren Daten sind erst für das späte Ostrom bzw. das frühe Byzanz des 6./7.Jh.n.Chr. greifbar. Damals betrug die Abweichung beim goldnen Solidus 1 Siliqua (Karat zu 0,188 g =1,4 %), beim silbernen Miliarense ½ Scrupulum (½ Skrupel zu 0,57 g = 12 %) und beim kupfernen Follis 1/8 Uncia (1/8 Unze zu 3,40 g = 25 %). Es ist anzumerken, dass die Grammangaben moderne Rechenwerte darstellen. Um goldene Schrötlinge herzustellen wurde möglichst genau abgewogenes Rohmaterial (Goldkörner oder -staub) in die Vertiefungen einer Tüpfelplatte gegeben. Dabei handelte es sich um eine tönerne Platte mit in regelmässigen Abständen angelegten kleinen Vertiefungen. Durch das Erhitzen im Ofen verschmolzen die Goldteilchen zu linsenförmigen Rohlingen. Nach dem Abkühlen klopfte man sie mit einem Hammer flach. Die Herstellungsweise ist für alle Mittelmeerkulturen, von den Griechen über die Kelten bis zu den Römern belegt. Nun wurde wieder gewogen und zu schwere Stücke mussten befeilt oder bei grösserer Abweichung beschnitten werden. Ein erneutes Einschmelzen empfand man damals als zu aufwändig. Selbst bei deutlich zu leichten Schrötlingen schmolz man sie nicht wieder ein, sondern schlug mit einem Meissel ein Loch um dieses hernach mit einem Goldkörnchen oder Golddraht auszufüllen. Nach nochmaligem Hämmern war der Rohling justiert. Ob man diese Methode bereits in der Hochantike oder gar früher praktiziert hat ist unbekannt. Eindeutige Justierungsspuren sind - wie erwähnt - erst an der Wende zum 6.Jh.n.Chr. nachweisbar. Silbermünzenschrötlinge wurden auf dem gleichen Weg wie jene der Goldmünzen hergestellt. Abseits davon schnitt man sie bereits im 5 Jh.v.Chr. mittels halbmondförmigen Stanzeisen aus Silberplatten heraus. Augenfällig für diese Methode sind zwei kleine Zipfel am gegenüberliegenden Ende der Münze. Für das 6.Jh.n.Chr. und später ist erwiesen, dass die Schmelzmethode nicht mehr angewendet wurde. Der Einfachheit halber schnitt man nun quadratische Stücke aus der Silberplatte und prägte sie einfach. Das Ergebnis sind Münzen, die an mehreren Seiten wie abgehackt wirken. Dazu gesellte sich noch eine weitere Methode, bei der bis zu finderdicke Silberstangen in regelmässigen Abständen zu 1 bis 2 cm markiert und abgehackt wurden. Das so gewonnene Rohmaterial wurde zu ca. 1 mm dicken Schrötlingen flachgeklopft. Bei den Schrötlingen aus Kupfer oder Bronze nahm man es nicht so genau. Wichtiger als das Einzelgewicht der Stücke waren zum einen der aufgeprägte Wert und zum anderen das Gesamtgewicht mehrere Stücke. Wie beim Silber bediente man sich in der Spätantike quadratischer Metallplättchen, die rasch geprägt werden konnten. Auf eine Justierung dürfte - abgesehen von signifikanten Abweichungen - weitgehend verzichtet worden sein. Seit dem 7.Jh.n.Chr. ging man sogar dazu über alte Münzen zu teilen und diese Teile mit neuen, kleineren Stempeln zu überprägen. Der Nominalwert blieb dabei trotz viel geringerem Gewicht meist gleich. Die Standardausbringung von Münzen erfolgte mittels Warmprägung durch Ober- und Unterstempel. Letzterer umfasste das eingravierte Aversbild und war in einem Amboss mit Holzummantelung eingelassen. Der Münzarbeiter legte einen Schrötling auf den Unterstempel, fixierte ihn und schlug mit einem Hammer auf den darauf platzierten händischen Oberstempel. Die Wucht der Schläge führte dazu, dass sich die Oberstempel - also die Reversbilder - rascher abnutzten, als die Unterstempel. So entstand automatisch eine Motivvielfalt auf der Rückseite der Münzen. Für die Prägeutensilien wurde in der Regel Eisen verwendet, doch gab es bereits Patrizen für die Vervielfältigung von Stempeln, bei denen auch Bronze zum Einsatz kam. Da ausschliesslich per Hand geprägt wurde, war der Bedarf an Künstlern und Münzarbeitern - vor allem in der spätantiken Inflationszeit - enorm. Auch die logistischen Probleme dürfen nicht unterschätzt werden. Technische Hilfsmittel, welche das Prägen entweder rationalisierten oder qualitativ verbesserten, wurden am Ende des Mittelalters unter dem Gesichtspunkt der Talerprägung ersonnen und vornehmlich in der Neuzeit realisiert. Die erste grosse Revolution - die Spindelpresse - ist erst für die Mitte des 16.Jh. belegt! Nur vom Grundprinzip hat sich bis heute nichts geändert. Nach wie vor gibt es Ober- und Unterstempel, Graveure und Münzarbeiter - nur dass sie heute Maschinen bedienen und hochqualitative Stücke händisch verlesen. Mit der Zeit der latenten Inflation in der Spätantike kam zu den üblichen Arbeitsschritten bei den Silbermünzen noch ein weiterer hinzu. Da der Silbergehalt in jener Zeit drastisch sank, besassen die geprägten Stücke kein silbriges Aussehen mehr. Um diesem Umstand abzuhelfen wurden die fertigen Münzen in Säure (meist Weinstein; später im Mittelalter nahm man auch Ammoniak) kurz gekocht. Diesen Vorgang nennt man Weisssieden (im Mittelalter auch Weisssotten). Dabei löst die Säure das unedle Metall an der Oberfläche heraus, sodass das Edelmetall wieder schimmert. Nach kurzer Zeit im Umlauf verschwindet dieser jedoch Effekt wieder, da die unedlen Metalle zu oxydieren beginnen. Auf diese Art und Weise wurden Millionen Münzen optisch zu klingender Münze. Andere Versilberungsmethoden gab es damals noch nicht, sie wurden - wie etwas die sogenannte "Versilberung" von reinen Kupfer- oder Bronzemünzen über verdampftem Zinn - erst im Mittelalter erfunden. |
Drachme aus Korinth |
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Quellen: "Der kleine Pauly", Zeitschrift "money trend" u.a. 2/2011, p.205,1; p.214ff |
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