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WIRTSCHAFT
Die Münzprägung in der Antike


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Bilder prägen Münzen

Der Beginn der Prägungen

Es ist anzunehmen, dass Privatleute das Geld im ökonomisch-religiösen Kreis der Tempel erfanden, jedoch die Herrscher daraus die ersten Gepräge zur Bezahlung der Söldner entwickelten. Die ältesten Geldstücke, welche die Bezeichnung Münzen rechtfertigen erschienen gegen 630 v.Chr. in Lydien und Ionien. Sie wurden aus dem natürlich vorkommenden Elektron (Blassgold, lange Zeit als eigenes Metall zu ¾ Goldwert gehandelt) zunächst bohnenförmig ausgebracht und schliesslich mit einer bildlosen Einstempelung versehen.

Erst später kam das Bild (z.B. der Löwe der Lyder oder die Biene der Epheseer) auf die Münzen mit einer darstellungslosen Eintiefung am Revers. Diese Quadratum incusum genannten Stücke dominierten zumindest von ihrer Gestaltung her auch noch die Zeit der späteren verfeinerten Münzprägung, die ab ca. 540 v.Chr. datiert werden kann. Völlig verschwanden dafür die etruskischen oder zyprischen Prägungen mit glattem Revers bzw. aus Unteritalien und Zankles, die den mittelalterlichen Brakteaten ähnlich eine Durchprägung des Aversmotivs zeigten.

Den ersten Bildern folgten archaische Schriftzeichen und diesen Herkunftsbezeichnungen. Königsnamen blieben sehr selten auch selbst eigennützige Tyrannen setzten keineswegs ihre Namen auf die Münzen. Möglicherweise bestand hier eine gewisse religiöse Zurückhaltung. So erscheinen Ende des 6.Jh.v.Chr. erstmals Monogramme und Namen von Münzbeamten, die lediglich als Echtheitsbestätigung zu werten sind. Ihnen folgen in der Mitte des 5.Jh.v.Chr. vereinzelte Angaben zum Nominale. Erst in der Zeit des Hellenismus tauchten auch Prägedaten mit Nennung von Herrschaftsjahren, Rechnung nach diversen Ären und selten Monatsangaben auf. Aber auch besondere Hinweise, wie etwa die Signatur des das Münzbild entwerfenden Künstlers konnten erscheinen.

Die Bilderwelt der Münzen blieb zunächst beschränkt auf die Wiedergabe des die prägende Stadt sybolisierenden Zeichens. In aller Regel handelte es sich dabei um die Stadtgottheit bzw. eines seiner Attribute oder die Tempel (z.B. in Athen die Eule der Athene). In Staaten ohne entsprechende Tradition - hier ist das frühe Athen, aber vor allem Rom zu sehen - kamen Abbildungen diverser Tiere, aber auch Fabelwesen und simple Gerätschaften in den Prägestock. Manche Münzen waren bereits redend, so wie jene mit dem Apfel (grch. melon) aus Melos oder dem Eppichblatt (grch. selinon) aus Selinus.

Reale Personen und damit das eigene Portrait abzubilden dürfte eine Erfindung der persischen Satrapen Pharnabazos und Tissaphernes gewesen sein, aber erst mit dem Tode Alexanders wird die Trennung zwischen dem Göttlichen und dem Realen endgültig verwischt und seit 305 v.Chr. erscheinen die Diadochen erstmals real mit göttlichen Attributen. Obwohl manche ihrer Nachfolge wieder darauf verzichten, hat sich die Idee weitgehend im östlichen Mittelmeerraum durchgesetzt und im Sinne der orientalischen Monarchien erhalten auch Frauen das Bildnisrecht.

Verbreitung in der gesamten Mittelmeerwelt

Von der Gestaltung her orientierte sich die Münzprägung meist an den Modeströmungen der Grossplastik und später im Hellenismus bevorzugt der Architektur. Dabei ist zu berücksichtigen, dass man mancherorts aus handelspolitischen Überlegungen oder schlicht Marketinggründen an überbrachtem Aussehen festhielt. Der angebliche Verfall der Kunst in der Spätantike hat jedoch mehr mit geändertem Zeitgeist und Propaganda zu tun, als mangelndem Können.

Da das östliche Mittelmeer der münzkulturell höchstentwickelte Raum war, wurde im weiteren Umkreis versucht nicht nur die Werte, sondern auch das Aussehen zu imitieren. Dies galt damals sogar auch für die Karthager und Mittelitalien. Besonders erfolgreich war die Übernahme in Mesopotamien, wo die parthische Münzprägung die hellenistische aufgriff und später von der sassanidischen fortgeführt werden sollte.

Die staats- und tempelorientierte Wirtschaft des Alten Ägyptens hatte lange Zeit keinen wirklichen Bedarf für Münzen, sodass erst mit der Eingliederung ins Alexanderreich hier eine Änderung eintrat. Ab ca. 320 v.Chr. nutzten die Ptolemäerherrscher den Prägestock jedoch in grösster und künstlerisch höchststehender Vielfalt.

In Zentral- und Westeuropa ahmten die Kelten ab ca. 200 v.Chr. makedonische Münzen nach und entwickelten damit ihren eigenen Prägestil. Auch die Prägungen der griechischen Kolonien in Südfrankreich dienten ihnen als Vorbild, ehe römische Denare das Nonplusultra für die Nachahmungen wurden.

Neben das Elektron traten bald Münzen aus Gold und etwas später aus Silber. Die ersten Prägungen in Gold und Elektron erfolgten in den Monarchien Kleinasiens, wohingegen in der griechischen Welt sich die Silberprägung durchsetzte. Grund hierfür war schlicht die natürliche Verteilung der Münzmetalle im Boden.

Der Beginn der griechischen Prägungen begann in Aigina noch im 7.Jh.v.Chr. Erst um 600 v.Chr. folgten die wichtigen Prägezentren Athen und Korinth. Das lange Zeit auf Eisenkreditgeld in Barrenform handelnde Sparta folgte gar erst im 3.Jh.v.Chr. So zersplittert die griechische Poliswelt war, so fragmentiert war auch das Münzwesen, das zwar im allgemeinen die gleichnamigen Nominale ausbrachte, jedoch in unterschiedlichstem Münzfuss. Unter Führung Athens wurde wurde die Tetradrachme zur allgegenwärtigen Massenmünze im Mittelmeerraum und darüber hinaus in den späteren Diadochenreichen. Die sich ausbreitenden Territorialstaaten führten zu lokalen Prägungen, die aber auch von der Zentralmacht untersagt oder auf bestimmte Metalle bzw. Sorten begrenzt werden konnten. Vor allem Handelsstädte engagierten sich als Prägestätten mit dem Zusatznutzen der Eigenwerbung.

Der späte römische Start ins Münzwesen

Abgesehen von den Etruskern hielt sich in Italien trotz des Kursierens qualitativ hochwertiger ausländischer Münzsorten der Guss von Metallbarren, die mit dem Aes signatum jedoch bereits ein nennenswertes künstlerisches Niveau erreichten. Mit der steten Reduzierung des kupfernen Münzfusses wurden die einzelnen Einheiten handlicher und näherten sich den fremden Münztypen an. Nun verdeutlichten Wertzahl und in einer nur wenig vom Schrifttum durchdrungenen Welt vor allem das Prägebild den Wert der Münze nach aussen.

Erst mit der Expansion in die numismatisch gut erschlossenen Gebiete von Süditalien wurde die Schwäche der einheimischen römischen Gepräge offenbar und bewirkte in mehreren Schüben (Didrachmen, Quadrigatus, Denarius) die Einführung adäquater Silbermünzen mit ebenfalls eindeutigen Prägebildern und ersten Namensnennungen Roms. Als silberne Handelsmünzen sprangen der Victoriatus und der gezahnte Serratus vom Prägestock. Um den Wiedererkennungswert im Ausland aufrechtzuerhalten wurden deren Bildmotive nie geändert. Goldgepräge blieben als Notmünzen sehr selten und tauchten erst als Feldprägungen unter diversen Feldherren auf.

Um 210 v.Chr. verdrängten die Namen von Münzbeamten und diverse Beizeichen die Standardaufschrift ROMA sowie die Wertzahl. Im Laufe des 1.Jh.v.Chr. traten daneben auch noch besondere aktuelle oder vergangene Taten aus den Geschlechtern der Münzbeamten, doch erst mit Caesar erscheint als bislang nur den hellenistischen Monarchen zuerkanntes Privileg ein menschliches Portrait auf römischen Münzen.

Die augusteischen Reformen ordneten das nach dem Bürgerkrieg zerrüttete Münzwesen und normierten die einzelnen Nominale nach Grösse und vor allem Bildmotiven. In der Kaiserzeit traten neben dem Bildnis des Herrschers in Lorbeerkranz oder Strahlenkrone auch solche von anderen Mitgliedern der kaiserlichen Familie. Vor allem der Revers der Münzen mutierte zu einem Propagandainstrument der jeweiligen Herrscher mit der Propagierung diverser Tugenden oder schlichtweg Eigenmarketing bzw. im Extremfall reinem Wunschdenken abseits der Realität.

Die Inflation während der Krisenzeit im 3.Jh.n.Chr. hatte das meiste umlaufende Geld bereits Kreditfunktion und den drastisch sinkenden Realwert machte man mit einer umso grösseren Massenausprägung minderwertiger Münzen wett. Änderungen im künstlerischen Geschmack gingen nun einher mit rasch zu gestaltenden Motiven und absoluter Propagandaausrichtung. Nur im Zusammenspiel dieser drei Faktoren ist die vom hochantiken Gesichtspunkt aus zu sehende mindere Qualität der Münzportraits zu bewerten. Es war nun wichtiger das Denken der Menschen in einer Notzeit zu beeinflussen, als realistische Bilder zu schneiden.

republikanischer Denar
zw. 100 und 95 v.Chr. mit behelmtem Romakopf

Der Preis dieser Münze beim Wiener Auktionshaus H.D.Rauch betrug EUR 70


Quellen: "Der kleine Pauly", Zeitschrift "money trend"

 

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(PL)