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Nymphen

Gruppen

Die Zahl der Nymphen ist nicht genau bestimmt. Sie treten entweder in undefinierten Gruppen oder auch einzeln auf. Im letzteren Fall sind sie meist namentlich fassbar. Kultisch spielen auch paarweise oder in Dreiergruppen auftretende Nymphen eine Rolle, wobei dann eine von ihnen hervorgehoben werden kann und die anderen repräsentiert. Die angenommene grosse Zahl der Nymphen führte dazu, dass sich bereits seit den Zeiten Homers Abstammungen im Sinne von Generationen entwickelten und sie nach ihren Aufenthaltsorten zusammengefasst wurden. Im Wesentlichen hielt man diese Gruppen auseinander, wenn auch die konkrete Zuordnung im Einzelfall sich schwierig gestaltete.

Najaden (von grch. nao fliessen)
grch. Naiades, Naides, Hydriades oder Ephydriades
lat. Naias, Nais; ursprüngliche römische Bezeichnung: Lymphae

Süsswasser ist jenes Element, das mit den Nymphen am meisten in Verbindung gebracht wurde. Salzwasser blieb hingegen eine Domäne der Nereiden. Die Vorstellung beider Wesensarten beeinflussten sich jedoch gegenseitig. In byzantinischer Zeit waren die Nymphen vollständig in der Bezeichnung Nereiden aufgegangen, aber trotz des Christentums immer noch präsent.

Wie die Nymphen allgemein, versuchte man auch die Najaden selbst in Gruppen einzuteilen. Daraus resultierte die grch./lat. Klassifizierung in Krinaiai/Crinaeae (Springbrunnen), Pegaiai/Pegaeae (Quellnymphen), Eleionomai/Eleionomae (Sumpfnymphen), Potameides (Flussnymphen) und Limnades bzw. Limnatides (Seenymphen). Die Römer reihten auch die Gewässer des Hades als Nymphae Infernae Paludis (unterirdische Sumpfnymphen) oder Avernales (Unterweltswesen; nach dem Averner See) hier ein.

In diesem Sinne repräsentieren Nymphen alle Arten von Binnengewässern, seien sie natürlich (Flüsse, Seen, Teiche und Sümpfe) oder künstlich angelegt (gefasste Quellen, Brunnen aller Art). Thermalquellen standen infolge der Verbindung mit den heilenden Kräften der Natur unter ihrem besonderen Schutz. Weiters sollte das musische Geräusch des Wassers durch sie Dichter und Sänger inspirieren. Durch ihre jugendliche Natürlichkeit wurden sie nicht nur zum fixen Bestandteil von Heil-, Geburts- und Fruchtbarkeitsriten, sondern zum antiken Sexsymbol schlechthin. In der Mythologie erscheinen sie sowohl als Verführte, als auch als Verführerinnen.

Man dachte sich die Nymphen meist in ihren Gewässern wohnend oder zumindest schwimmend bzw. mit ihnen verfliessend. Die Austrocknung eines Flusses bedeutete ihr Ende. Sie schenkten das Wasser der Quellen (wenn es sich um Heilquellen handelte wurden diese Quellnymphe besonders verehrt) und konnten sogar Regen herbeiführen. Auch kümmerten sie sich um die Ertrunkenen, die sie so in ihren Kreis aufnahmen.

Viele Najaden waren Töchter des Zeus; ähnlich viele Abkömmlinge von Flussgöttern. Sie wohnten nicht nur in Grotten, Höhen und an Quellen, sondern auch an den Ufern der grösseren Gewässer. Alte Sagen berichten, dass sich aus Blut oder Tränen einer Nymphe eine Quelle entwickelte. Seit Ovid verwandelte sich die Nymphe selbst in die Quelle. Nach ältestem Glauben lebten sie allerdings auf dem Land in Grotten und Höhlen. Da darunter auch trockene Höhlen waren, standen sie diesbezüglich nicht nur mit den Najaden in Verbindung. Deshalb zählt man die auf Wiesen lebenden Leimoniades (zu grch. leimon Wiese, Weide, Au) und die in Gärten hausenden Kepides (zu grch. kepos Garten) ebenfalls zu den Najaden.

Nereiden
grch. Nereides
lat. Nereis (Singular); Nerides (Plural)

Die Nereiden sind keine Nymphen im eigentlichen Sinne, werden jedoch als jene des Mittelmeeres zu ihnen gezählt. Als Töchter des grch. Meeresgottes Nereus existieren sie in endlicher Zahl. Als Mutter der fünfzig Nereiden wird die Okeanide Doris genannt.

Hesiod nannte in seiner Theogonie alle fünfzig Namen und wies darauf hin, dass sich in ihnen die vielfältigen Eigenschaften des Meeres widerspiegeln. Auch im Bereich der Küstengebiete und der Schifffahrt hatten sie so Bedeutung. Ihre Namensnennung in anderen Quellen ist hingegen sehr dürftig und obwohl sie Teil zahlreicher grch. Sagen sind, erscheinen die Nereiden in der Regel namenlos.

Sie beklagten den Tod des Achill, verdingten sich im Gefolge des Poseidon und konnten den Menschen Meeresungeheuer schicken (z.B. der prahlerischen Kassiopeia). In der antiken Kunst erschienen die Nereiden als beliebtes Schmuckelement bei Meeresszenen.

Okeaniden
grch. & lat. Okeanides

Die Okeaniden sind ebenfalls keine Nymphen im eigentlichen Sinne, werden allerdings als solche des Ozeans aufgefasst. Die 3000 Okeaniden sind die Töchter des Titanen Okeanos und der grch. Göttin Thetys. Die Okeaniden repräsentieren nicht ausschliesslich das Meer, einigen dachte man auch Gewässer an Land zu. Ausserdem reihte man hier die Nephelai (lat. Nubes; Wolken- & Nebelnymphen) hier ein.

In seiner Theogonie erwähnt Hesiod 41 Namen. Der Dichter Aischylos liess in seiner Tragödie "Der gefesselte Prometheus" die Okeanides bzw. Nephelai in einem Chor das Schicksal des Helden beweinen.

Oreaden
grch. Orestiades, Oreades, Oreiades
lat. Oreas

Die auf den Bergen lebenden Oreaden sind die zweite Gruppe der Nymphen. Eine spezielle Gruppe, die Napaiai (grch. napos Schlucht, Waldgebirge; vgl. das lat. Wort saltus) bewohnen Täler und Schluchten. Manchmal erscheinen sie auch in den Bergwäldern und stehen dann in Verbindung mit den Bergkiefern. Die Oreaden gehören in der Regel zum Gefolge der Artemis und werden manchmal zu den Dryaden gerechnet.

Dryaden
grch. & lat. Dryades

Die Dryaden repräsentieren als dritte Gruppe einzelne Laubbäume, darunter aber auch die Halseides (zu grch. halsos, heiliger Hain) ganze Haine. Die fruchttragenden Bäume hatten mit den Meliades bzw. Epimelides ihre eigenen Nymphen. In späterer Zeit wurden sie zu Hütern der Schafe erklärt, was sich aus einer Missinterpretation des grch. Wortes melas ergibt, das sowohl Apfel als auch Schaf bedeuten kann.

Unter der Gruppe der Daphniai fasste man nicht nur die Nymphen der Lorbeerbäume sondern auch solche anderer Gehölze zusammen (Aigeroi (Schwarzpappel), Ameploi (Weinstöcke), Balanis (Eichen), Karyai (Haselnussstrauch), Kraneiai (Kirschbaum), Moreai (Maulbeerbaum), Pteleai (Ulme) & Sykei (Feige))

Nymphen, die mit ihrem Baum geboren wurden und mit ihm starben, hiessen Hamadryades. Als der thessalische Königssohn Erysichthon im heiligen Hain der Demeter eine Eiche fällte, erflehten die anderen Hamadryaden von der Göttin Rache für den an einer der ihren begangenen Mord.

Dieser alte Glaube (jedoch kein Baumfetischismus) führte zu zahlreichen Sagen rund um die Verwandlung in Bäume. Dennoch mass man ihnen volle Bewegungsfreiheit zu. In ältester Zeit dachte man sich die Menschen als Abkömmlinge der Bäume, was den Dryaden damals eine besondere Stellung zuteil werden liess.

Eine spezielle Gruppe von Baumnymphen waren die Meliai (Eschennymphen) welche aus dem Blut des Uranos geboren wurden und in der Mythologie die Frauen der ersten Männergeneration waren, da es noch keine sterblichen Frauen gab. Mit hoher Wahrscheinlichkeit sind die Meliai vorhomerischen Ursprungs.

Sonstige Gruppen

Neben den erwähnten grossen Gruppen gibt es noch einige andere, deren Kategorisierung problematisch ist, das sie aus dem eigentlichen Nymphenrahmen fallen. Die Aurai sind geflügelte Windnymphen und damit Töchter von Boreas, dem Nordwind. Die Lampades stellen keine eigentliche Gruppe dar, sondern sind vermutlich nur eine Zusammenfassung bestehender Nymphen der Unterwelt. Sie erscheinen im Gefolge der Hekate bei ihren nächtlichen Jagden und Gelagen. Ihr Kennzeichen ist das Tragen einer Fackel.

Schlussendlich gibt es auch Nymphen, die keiner Gruppe zugeordnet werden können und somit entweder für sich selbst stehen oder mit ihren Geschwistern Kleingruppen bilden. Dazu gehören u.a. die Töchter einiger Riesen oder von Göttern, wie die Heliades. Letztere waren die Töchter des Sonnengottes, deren Tränen in Bernstein verwandelt wurden. Am bekanntesten sind sicher die Plejaden, die wohl ursprünglich Bergnymphen darstellten. Mythologisch wurden sie durch Zeus an den Himmel versetzt, da ihnen Orion nachstellte.

Nymphe mit Wasserurne
(c) ex collectione imaginum W.Tungsten


Quellen: W.Vollmer "Wörterbuch der Mythologie", H.Gärtner "Kleines Lexikon der grch. & röm. Mythologie", E.Simon "Die Götter der Römer", "Der kleine Pauly" sowie einige nicht mehr identifizierbare Internetseiten aus dem Jahre 2000

 

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(PL)