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Nymphen

Übersicht

Der Name Nymphe steht allgemein mit lat. nubere (heiraten) im Zusammenhang und bezeichnet eigentlich Mädchen im heiratsfähigen Alter. Im speziellen handelt es sich nach griechischer Religionsvorstellung um Elementargeister weiblichen Geschlechts. Die Römer bezeichneten sie zunächst mit unterschiedlichen Namen (z.B. Lumpae oder oskisch Diumpais) um im Zuge der Übernahme griechischer Kulturformen ebenfalls von Nymphae zu sprechen. Die von den Nymphen entzückten Menschen nannte man grch. nympholeptoi, lat. lymphati. Besonders den Römern galten diese als verrückt.

Nymphen sind äusserst vielseitige Wesen, die im Laufe der geschichtlichen Entwicklung im Zusammenhang mit zahlreichen Gottheiten auftauchen. Ihr ursprünglichste Verbundenheit hatten sie mit Hermes und Pan sowie Apollo. Durch letzteren erschienen sie im Gefolge der Artemis. An manchen Kultplätzen galt Artemis als nur eine zu den Göttern emporgestiegene Nymphe. Im Dienste des Dionysos wurden ihre Tänze exstatisch. Sie begleiteten Artemis in auf der Jagd und sagen für sie im Chor. Als Weberinnen erscheinen sie hingegen nur einmal bei Homer.

Da Satyrn und Silene als ihre männlichen Pendants gedacht waren, tauchten sie auch im Gefolge des Dionysos auf und bildeten die göttliche Version der menschlichen Mänaden. Die Grenzen zwischen diesen waren aber derart fliessend, dass eine Unterscheidung oft nicht möglich ist. Mit den Nymphen gerne verglichen (aber selten gleichgesetzt) sind die Musen. So gibt es Weihungen an Musen und Nymphen. Die Hymnides sind eine nachantike Schöpfung aufgrund einer äusserst problematischen Auslegung von Schriften des Theodontius durch Boccaccio.

Seit der Zeit Homers dachte man sich die Nymphen als Töchter des Kronos, des Zeus, des Okeanos, des Flussgottes Acheloos oder der Gaia. Einige (melische Nymphen) entsprangen dem Blut des Uranos. Sie sind allerdings von ähnlichen Wesen wie den Okeaniden zu unterscheiden. Als deae (grch. theai; Göttinnen) oder semideae (Halbgöttinnen) bezeichnet, wurden sie meist als zwar äusserst langlebig, aber sterblich angesehen.

Die Nymphen können als die Bewohner räumlich begrenzter Lokalitäten angesehen werden und der Geografie entsprechend in Ein- oder Mehrzahl auftreten. Sie repräsentieren dann auch die in ihrem Gebiet errichteten Siedlungen der Menschen. Es kann allerdings vorkommen, dass einzelne Nymphen nach jenem Grundstückseigner benannt wurden, wo ihr Refugium lag. Diese Verfahrensweise ist vor allem für das Römische Reich bezeugt (vereinzelt bereits in Griechenland) und führte zu echten Ortsbezeichnungen wie etwa ad nymphas Catabassi (bei der Catabassischen Nymphe).

Nymphen erscheinen in der Regel als junge und vor allem durch ihre Natürlichkeit schöne Wesen. Damit wurden sie zum Vorbild für die jungen Mädchen, z.B. auf Sizilien. In Kreta wurde in diesem Sinne sogar bei den Nymphen geschworen. Erscheinen sie bei Artemis in völliger Keuschheit, so geben sie sich gerne den Göttern oder sogar den Menschen hin. Letztere mussten danach meist ihre Untreue büssen. In der Mythologie wurden sie so zu Müttern, Ammen und Erzieherinnen von Göttern. Heldengeschlechter führten gerne ihren Ursprung auf Nymphen zurück.

Da die Nymphen in der freien Natur angesiedelt waren, spendeten sie Fruchtbarkeit. Sie wachten über den Viehbestand und besonders über Bienenvölker. Diese Verantwortung wurde auch auf Kinder übertragen. Das rituelle Brautbad vor der Hochzeit stand ebenso unter ihrem Einfluss, wie die Geburt und das Wohlergehen des Neugeborenen. Dies spiegelt sich etwa in der grch. Namensgebung wieder, wo man Nymphaios, Nymphodoros oder ähnliches taufte.

Ihre Psyche wurde durch die Schriftsteller mit weiblicher Angst charakterisiert. Im allgemeinen waren es freundlich gesinnte Wesen, die mit den Menschen die Toten betrauerten, ihnen im Alltag halfen und sich gerne unter deren Feste mischten. Allerdings konnten sie auch zornig werden (z.B. wenn sie alleine sein wollten und man sie störte) und die dunkle Seite der erdbezogenen Gottheiten annehmen. Die Landbevölkerung hütete sich deshalb davor, die Nymphen zu vergrämen.

Nymphe mit Wasserurne
(c) ex collectione imaginum W.Tungsten


Quellen: W.Vollmer "Wörterbuch der Mythologie", H.Gärtner "Kleines Lexikon der grch. & röm. Mythologie", E.Simon "Die Götter der Römer", "Der kleine Pauly" sowie einige nicht mehr identifizierbare Internetseiten aus dem Jahre 2000

 

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(PL)