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EINLEITUNG |
Titus Flavius Vespasianus
Der Machtwechsel Als Vespasian von seinen Truppen zum Kaiser ausgerufen wurde, war er mit diesen noch beschäftigt, den jüdischen Aufstand niederzuschlagen. Da sich die Kämpfe weiter hinzogen - und zu diesem Zeitpunkt noch ein Jahr dauern sollten - bestellte er seinen ältesten Sohn Titus mit dem Kommando über die Legionen. Er selbst brach nach Alexandria auf; vermutlich um die Getreidelieferungen nach Rom zu unterbinden. So hätte er Vitellius leicht zur Aufgabe zwingen können, da die Stadt von ägyptischem Getreide abhängig war. Eine zuvor abgegebenes Treuegelöbnis Vitellius gegenüber darf als Ablenkungsmanöver gelten. Zum selben Zeitpunkt liess er G. Licinius Mucianus, den Statthalter Syriens, mit der Hauptmacht der Truppen - in der Stärke von 20.000 Mann - nach Westen marschieren, um die militärische Konfrontation zu suchen. Noch bevor dieser den Bosporus überschreiten konnte, liefen die vermeintlichen Gegner an der Donaugrenze zu Vespasian über und drangen in Italien ein. So brauchte Mucianus nichts mehr unternehmen, da ihm die Arbeit abgenommen worden war. Trotzdem liess er fortan jedermann wissen, dass Vespasian den Thron ihm zu verdanken habe. Er spielte später noch eine wichtige Rolle in der Staatsverwaltung und wirtschaftete kräftig in die eigene Tasche. Dabei waren sich Mucianus und Vespasian zuerst gar nicht wohlgesonnen, da ersterer es nicht verkraften konnte, dass Vespasian als Militärführer einen höheren Rang einnahm als er als Statthalter. Doch mit dem Ausbruch des Bürgerkrieges hatten sie ihre Differenzen beglichen. All dies schien von langer Hand vorbereitet gewesen zu sein. Mucianus und Vespasian konnten auch Ti. Iulius Alexandros, den Präfekten von Ägypten, für sich gewinnen. Alexandros gehörte dem Ritterstand an, war aber nicht Römer von Geburt, und schied deshalb als Thronkandidat aus, und Mucianus hatte keine Kinder; so war eben Vespasian übrig geblieben. Am 1. Juli 69 veranlasste Alexandros die ägyptischen Legionen den Treueeid auf Vespasian zu leisten und noch Monatsmitte hatten sich ihnen die Truppen in Iudaea und Syrien angeschlossen. Ab diesen Zeitpunkt nahm wiederum eine andere Person das Zepter in die Hand. Die Donaulegionen hatten sich Ende August Vespasian angeschlossen. Ein Gallier aus Tolosa (Tolouse) mit Namen Marcus Antonius Primus kommandierte die in Pannonien stationierte VI. Legion und begab sich vermutlich eigenmächtig in Eilmärschen nach Italien und schlug dort die Soldaten des Vitellius in der „Zweiten Schlacht bei Bedriacum“. All dies war ohne Handeln von Mucianus und Vespasian geschehen. Primus marschierte augenblicklich nach Rom und stiess dort auf unerwartet grossen Widerstand seitens der Bevölkerung. Kurz vor seinem Eintreffen versuchte Vespasians Bruder Sabinus in seiner Funktion als Stadtpräfekt, Vitellius zur Kapitulation zu zwingen. Die Sache ging jedoch schief und nach einer erfolglosen Verschanzung auf dem Capitol, bei der der Iuppiter-Maximus-Tempel in Flammen aufging, wurden sie gefangen genommen und hingerichtet. Einen Tag nach Vitellius gewaltsamen Tod am 20. Dezember 69 zog Primus mit seinen Truppen in die Stadt ein und der Senat bestätigte Vespasian als neuen rechtmässigen Kaiser. Kurz darauf erreichte auch Mucianus die Hauptstadt und beschuldigte Primus eigenmächtig gehandelt und Greueltaten begangen zu haben. Primus begab sich daraufhin zu Vespasian in den Osten um die Sache zu bereinigen. Dieser ehrte ihn für sein entschlossenes handeln, entliess ihn jedoch aus dem Militärdienst. Primus kehrte daraufhin in seine Heimatstadt Tolosa zurück. Eine beherrschende Stellung nahm unterdessen auch der jüngste Sohn Vespasians, Domitian, ein. Während des Einfalls der Donaulegionen hatte er sich noch in Rom versteckt gehalten und war bei dem Umsturzversuch seines Onkels durch eine abenteuerliche Flucht aus dem Capitol nur knapp dem Tod entronnen. Nach der Machtübernahme teilte er sich die Regierungsgewalt für seinen Vater mit Mucianus. Sie ernannten nach freien Stücken Konsuln, Statthalter und Präfekten. Drahtzieher allen Übels war Mucianus, der auch Vitellius’ Sohn und den berüchtigten Freigelassenen Asiaticus hinrichten liess. Gleichermassen Kommandeur über die Truppen, schickte er die Legionen nach Norden, um den Aufstand von Iulius Civilis an der Rheingrenze niederschlagen zu lassen. Während dieser Vorfälle hielt sich Vespasian in Alexandria auf und erwartete sehnsüchtigst die Eroberung von Jerusalem. Doch verliess ihn bald die Geduld und er reiste nach Rom ab. Während dieser Reise erreichte ihn dann doch die Nachricht vom Fall der Stadt am 26. September 70. Damit war der jüdische Krieg praktisch beendet. Nur einige Widerstandsnester waren noch zu bekämpfen, darunter die Bergfestung Masada, die erst 74 eingenommen werden konnte. Im Juni 71 feierten Vespasian und sein Sohn Titus für den Sieg im Osten einen pompösen Triumphzug. Der Fall Jerusalems wurde auf Münzen mit dem Schriftzug IVDAEA CAPTA gefeiert. Aber auch am anderen Ende des Imperiums regte sich Widerstand. Wenige Monate nach dem Triumphzug erhoben sich in Britannien die Stämme der Briganten, Siluren und Ordowizen. Zudem mussten die Legionen unter ihrem Feldherrn Cerealis auch gegen das im Osten der Insel gelegene Königreich Commagene ausrücken, das 72 endgültig erobert wurde. Damit wurden die grössten militärischen Probleme gelöst. Die weitere Regentschaft Vespasians sollte in ihren Grundzügen eine Friedensherrschaft werden. |
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