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EINLEITUNG |
Marcus
Iulius Philippus (Philipp der Araber)
Herrschaft II (1000 Jahre Rom) Das grösste Ereignis seiner Herrschaft war das Miliarium saeculum
(Tausendjahrfeier) der
Stadtgründung Roms. Nach der varronischen Zeitrechnung (benannt nach
dem Gelehrten Varro aus Caesars Zeiten) war 248 das Jahr, in dem das
elfte Jahrhundert nach der Gründung begann. Das Fest wurde als
Spektakel sondergleichen im April 248 begangen. Der Kaiser folgte
damit einer Tradition in regelmässigen Abständen die Stadt, das
Imperium und das Kaiserhaus hochleben zu lassen. Es wurden zahlreiche neue Münzen geprägt, die die alten Zeiten priesen und das neue Zeitalter willkommen hiessen. Jeder stadtrömische Bürger erhielt 100 Denare. Begleitet von religiösen Feiern wurden gigantische Spiele abgehalten. Aufwendige Wagenrennen, Gladiatorenkämpfe und Tierhetzen überdauerten mit den Münzbildern. Bei den Tieren kam dem Kaiser der Umstand entgegen, dass Gordian III. vorgesorgt hatte. Nach Beendigung des Perserkrieges war ein Triumphzug geplant und eben dafür waren schon die Tiere zusammengesammelt. Das Diktat der leeren Kasse hatte die Vorgänger zum Sparen genötigt, aber für die Abhaltung der Tausendjahrfeier wurden weder Kosten noch Mühen gescheut. Im Zuge der Vorbereitungen zum grossen Fest, wurde auch auf den Strassen Italiens Tabula rasa gemacht. Da es in der Antike kein allgemeines Polizeiwesen gab, hatte sich auch in Italien das Bandenunwesen immer mehr ausgebreitet. Damit die Menschen ohne Gefahr nach Rom zu den Feierlichkeiten kommen konnten, liess er Prätorianertrupps und Einheiten der Marineinfanterie aus Ravenna die Banden ausheben. Während
diese Aktionen voll anliefen, kam der Kaiser zum Schluss, dass es
wegen der ständigen Bedrohungen an den verschiedensten
Grenzabschnitten einer mobilen Einsatzgruppe bedurfte, die zwar an
einem zentralen Ort stationiert war, aber als Krisenfeuerwehr schnell
an den betroffenen Grenzabschnitt geschickt werden konnte. Damit nahm
er das Konzept des Kaisers Gallienus in
seinen Grundzügen vorweg. Seine Wahl fiel auf die Stadt Aquileia,
wo Kavallerie und berittene Bogenschützen kaserniert wurden. Philippus versuchte den allgemeinen Freudentaumel um das ewige Rom auch für sich auszunützen. Nicht nur die Stadt, auch seiner eigenen Dynastie sollte langes Leben beschieden sein. Um dies zu dokumentieren gab es Münzen mit dem Bildnis eines Elefanten und der Aufschrift Aeternitas Augustorum. Philippus unternahm alles, um an die traditionellen Werte der Römer zu appellieren und an die glorreiche Vergangenheit zu erinnern. Er wollte damit nicht nur die allumfassende Legitimation für sich selbst, sondern vor allem eine gemeinsame Basis für die künftigen Herausforderungen schaffen. Der Versuch war löblich, doch er konnte die bereits begonnene Krise nur mässig übertünchen. Noch
während die Feierlichkeiten anliefen erhoben sich irgendwo zwischen Ende 247 und Frühsommer 248 die
Legionen in Moesien und Pannonien. Sie riefen mit Tiberius Claudius
Marinus Pacatianus ihren Kommandanten zum Kaiser aus und konterten
damit vielleicht der "orientalischen Vormacht", die
Philippus' Herrschaftsstil mit sich brachte. Eiligst
ausgegebene Münzen sprechen vom „Sieg der Kaiser“. Die Legende
legt den Wunsch von Pacatianus nahe, sich mit Philippus arrangieren.
Dazu sollte es aber nicht kommen. Möglicherweise aus eben diesem
Grund wurde er von den eigenen Soldaten ermordet. Dieser eher kurze Umsturzversuch sollte weitreichende Folgen haben. Da die Münzstätte (sie versorgte seit Gordian III. die pannonischen Legionen mit ihrem Sold) in Viminacium (Kostolac) von Pacatianus voll in Beschlag genommen worden war, konnten die den Goten noch von Gordian III. versprochenen Tributzahlungen nicht bezahlt werden. Dies nahmen sie zum
Anlass um die Donau zu überqueren und in Untermoesien einzufallen.
Beunruhigend war, dass sie andere germanische Stämme (Asdingen, Penciner, Taifalen,
Vandalen) und selbst 3000 Karpen für sich gewinnen konnten um mit ihnen gemeinsame Sache zu
machen. Die 300.000 Eindringlinge (Zahl wohl übertrieben) machten jedoch den Fehler sich auf die stark
befestigte Provinzhauptstadt Marcianopolis zu konzentrieren. Infolge mangelnder
Kenntnisse im Belagerungswesen konnten sie die sich hartnäckig
verteidigende Stadt nicht einnehmen. Dadurch verlor der Ansturm seine
Wucht. Zur gleichen Zeit rebellierten jene Provinzen im Osten, in denen
Philippus’ Bruder das Sagen hatte. Dieser war mittlerweile vom
Statthalter von Mesopotamien samt der angrenzenden Gebiete zum
Kommandanten der ganzen Ostregion befördert worden. Er führte den
ausgesprochen grossspurig klingenden Titel „Prätorianerpräfekt und
Regent des Ostens“. Sie protestierten gegen das strenge Regime und
die drastischen Steuereintreibungen. Ein gewisser Iotapianus wurde von den Aufständischen in Nordsyrien zum
Kaiser ausgerufen. Dieser könnte verwandtschaftliche Beziehungen
sowohl zu Severus Alexander als
auch dem lokalen Herrscherhaus in Commagene an der Grenze zu Syrien
gehabt haben. Der Thronkandidat nahm den gleichen Titel wie Priscus an
und fügte noch Augustus hinzu. Durch zwei Aufstände gleichzeitig bedroht, war der Kaiser ratlos und
enttäuscht. Er bot dem Senat seinen Rücktritt an. Etwas Ähnliches
war seit Tiberius praktisch nicht
vorgekommen und das Gremium war ebenfalls ratlos. Der amtierende
Stadtpräfekt Quintus Decius Valerinus löste das Dilemma, indem er
verkündete, dass die Thronkandidaten nicht das Zeug zum Kaiser hätten
und sicher bald von den eigenen Leute umgebracht werden würden. Es
dauerte nicht lange und die erwarteten Morde trafen ein. Indes erwies
sich die Rebellion im Osten als zäher und erst im Sommer 249 war mit
Mühe die legitime Ordnung wieder durchgesetzt. Während der Herrschaft Philippus’ gab es noch zwei weitere Aufstände,
die nur durch Münzen bekannt wurden. Die erste fand unter einem
gewissen Silbannacus in Germanien, die zweite unter einem Sponsianus
an der Donau statt. Näheres dazu wurde nicht überliefert. |
Rest einer Statue des |
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Quellen: M.Grant "Die römischen Kaiser", C.Scarre "Die römischen Kaiser", O.Veh "Lexikon der römischen Kaiser" |
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(PL) |