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EINLEITUNG |
Marcus
Iulius Philippus (Philipp der Araber)
Herrschaft
I
Philippus wurde im Februar 244 zum Kaiser ausgerufen. Da sich die
Truppen tief im Feindesland befanden und er so schnell als möglich
nach Rom zurückkehren wollte, sammelte er die Kräfte und trat
geordnet den Rückzug an. Philippus wollte nicht den gleichen Fehler
wie Maximinus Thrax machen, der
sich um Rom nicht gekümmert hatte. So wurde übereilt mit den Persern Frieden geschlossen. Die
Friedensbedingungen des Perserkönigs Schapur waren für die Römer
aber alles andere als ehrenhaft. Der neue Kaiser willigte ein, zusätzlich
zu einem jährlichen Tribut eine sofortige Einmalzahlung in der Höhe
von einer halben Million Denaren in Gold zu entrichten (Die antike
Überlieferung ist diesbezüglich doppeldeutig; es könnten auch eine
halbe Million Aurei gewesen sein). Was den Römern darüber
hinaus blieb war die mittelbare Kontrolle von Unterarmenien und
Mesopotamien bis nach Singara. Das wog den Tribut wenigstens teilweise
auf; für Philippus so, dass er ab nun den Titel Persicus
Maximus führte. Nachdem der Friedensschluss über die Bühne gegangen war setzte
Philippus seinen Bruder Gaius Iulius Priscus als Statthalter über die
östlichen Grenzprovinzen ein. Derart abgesichert kehrte der neue
Kaiser in die Hauptstadt zurück. Allseits wurde verkündet, dass Gordian
III. an einer Krankheit verstorben war. Diese Nachricht war für
viele glaubwürdig, hatte das Heer doch zahlreiche Verluste infolge
Klima und Hunger erlitten. Es folgte ein Staatsbegräbnis und die Vergöttlichung
durch den Senat. Am Schlachtort selbst wurde ein Kenotaph (Scheingrab
mit Inschrift) errichtet. Familienbande wahren für den Kaiser sehr wichtig. Sein Schwiegervater
oder Schwager Severianus ernannte er nach 244 zum Statthalter in
Moesien und Makedonien. Um
eine neue Herrscherdynastie zu gründen, liess er seinen fünf oder
sechs Jahre alten Sohn gleichen Namens bei der Inthronisierung zum Caesar
und „Ersten der Jugend“ ausrufen. Kaiserliche Erlasse trugen immer
beide Namen. Seine Gattin Otacilia Severa bedachte er mit dem Titel Augusta.
Beide erscheinen oft auf Münzen. Philippus suchte nach weiterer Legitimation seiner Herrschaft. Dies führte
zur Vergöttlichung seines Vaters Marinus, dessen Bildnis aus
syrischen Regionalmünzen bekannt ist. Seine Heimatstadt erhob er zur
römischen Kolonie und verlieh ihr den Namen Philippopolis. Eine
gleichnamige Stadtgründung ist aus dieser Zeit auch in Thrakien
bekannt. Volk und Senat brachte Philippus schliesslich auf seine Seite
durch Grosszügigkeit. So erscheint oft die Liberalitas Augustorum
Aus den Jahren von 244 bis 247 gibt es kaum Berichte. Die meiste Zeit dürfte Philippus auf diversen Feldzügen an der Donaugrenze verbracht haben. Kurz nach Regierungsantritt überschritten die dakischen Karpen Ende 244/Anfang 245 die Donau. Weder Severianus noch der militärische Befehlshaber von Untermoesien konnten die Provinz gegen die Eindringlinge mittels der lokalen Truppen ausreichend verteidigen. Aus diesem Grund brach der Kaiser Ende 245 persönlich in Richtung der bedrohten Reichsgrenze auf. 246 schlug er die Angreifer in mehreren, den Gegner zermürbenden Gefechten, zurück. Die Karpen waren so eingekreist worden, dass sie aus ihrer eigenen Hauptfestung nicht ausbrechen konnten und um Frieden nachsuchen mussten. Im folgenden Jahr wurde ein entsprechender Vertrag geschlossen und die Karpen zogen sich wieder auf das jenseitige Donauufer zurück. Im selben Zeitraum gab es auch Kämpfe gegen die Goten unter ihrem Fürsten Ostrogotha. Als Folge der siegreichen Feldzüge legte sich der Kaiser den Titel Germanicus
Maximus zu. Mit dem zusätzlichen Titel Carpicus Maximus
genehmigte sich Philippus einen Triumph und verlieh dabei im Juli oder
August 247 seinem Sohn den Rang eines Augustus. Ihm schwebte
wohl ein Doppelkaisertum ähnlich des Balbinus
und des Pupienus vor. Infolge der Jugend
seines Sohnes war dies wohl eher eine symbolische Geste ohne
praktische Auswirkungen. Gemeinsam bekleideten sie 248 den Konsulat,
der Vater das dritte, der Sohn das zweite Mal. Bezüglich der Innenpolitik beschritt Philippus bewährte Wege. Schon längere Zeit bestand im Westen Roms eine Wasserknappheit, die auf ein mangelnd ausgewogenes Verteilungsnetz zurückzuführen war. Um diesem Missstand zu beseitigen liess er ein Reservoir anlegen. Im Sinne der Erschaffung einer neuen Dynastie verstand sich der Kaiser eben auch als Förderer öffentlicher Bauten. Auch ausserhalb Roms profitierte man davon durch wieder instand gesetzte Strassen und Stadtgründungen (vgl. Philippusopolis). Das Verhältnis zum Senat entwickelte sich positiv, da der Kaiser das Consilium principis (kaiserliches Beratergremium aus Senatoren und hohen Würdenträgern; ein Vorläufer des Kronrats) in wichtigen Fragen um Rat ersuchte. Verbannte erhielten eine Generalamnestie und die Beschwerdemöglichkeiten in Finanzverfahren wurden verbessert. Das Volk konnte sich derweilen über eine verbesserte Getreideversorgung und grosszügige Geldspenden erfreuen. Drei Mal (244, 245 und 248) wurden insgesamt 70 Millionen Denare in Umlauf gesetzt. Für
einen Soldatenkaiser eher untypisch - damit aber im Geiste der
gerechten Kaiser vergangener Jahre handelnd - versprach Philippus bei
ungerechtfertigter Härte im Zuge der Fouragetätigkeit des Militärs
Abhilfe. Seit dieser Zeit war es aktenkundig, dass die
landwirtschaftliche Produktion durch die Ablieferungen an das Militär
gestört wurde. Den Steuerdruck hatte der Kaiser gemildert, bei der
Alimentierung des Heeres konnte er nur die Auswüchse bekämpfen. |
Statue des Philippus Arabs |
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Quellen: M.Grant "Die römischen Kaiser", C.Scarre "Die römischen Kaiser", O.Veh "Lexikon der römischen Kaiser" |
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(PL) |