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Nero Claudius Caesar Drusus Germanicus

Herrschaft & Wirken I (Ein guter Start)

Der Beginn von Neros Regierung schien alle Hoffnungen auf ein aufgeklärtes Regime im Geiste des Augustus zu erfüllen. Er stiftete den Prätorianern eine grosse Geldsumme und hielt im Senat eine Rede, die ebendiese Rückkehr zur Augusteischen Tradition versprach und liess seinen Adoptivvater Claudius vergöttlichen. Auch wurde den Senatoren in Zukunft mehr Freiheit bei ihren Handlungen und in ihrer Meinungsäusserung versprochen. Die vorgetragene Rede entstammte aber nicht seiner eigenen, sondern der Feder Senecas.

Nero war bei der Machtübernahme mit 17 Jahren noch sehr jung für das Amt und es nur natürlich dass er sich weniger für Politik als für Literatur, Gesang sowie Pferde und Wagenrennen interessierte. So wurde der unter Claudius verbannte Stoiker und Schriftsteller Seneca als Lehrer des Nero zurückgeholt. All dies erfolgte mit der tatkräftigen Unterstützung des Prätorianerpräfekten Sextus Afranius Burrus und seiner Mutter Agrippina.

Die wahren Regierungsgeschäfte lagen somit in der Hand der Agrippina, die als Frau zweier Kaiser und Mutter eines dritten quasi sakrosankt war. Wenn der consilium principis (=Kaiserlicher Rat) tagte, nahm sie verdeckt durch einen Vorhang daran teil. So wunderte es auch niemanden, wenn sie ihre Macht dazu benutzte um potentielle Rivalen aus dem Weg zu räumen. Ein solcher Rivale war u.a. Marcus Iunius Silanus, ein Urgrossenkel des Augustus. Diese Macht kam auch auf den Münzen des jungen Neros zum Tragen, wo Mutter und Sohn gleichermassen aufschienen; Aprippina jedoch dominierte.

Die ersten Jahre entwickelten sich für das Reich positiv. Es wurden strenge Vorschriften zur Verhinderung von Betrügereien erlassen, die Finanzverwaltung neu geregelt (einige verarmte Senatoren kamen im Zuge dessen wieder zu ihrem Mindestvermögen) und an die Statthalter in den Provinzen ging der Befehl auf Kosten der Bevölkerung keine Spiele mehr zu veranstalten. Zu jener Zeit war die durch Seneca im Hintergrund gelenkte Politik geprägt von Milde, die auch den Neigungen der Herrschers zu entsprechen schien.

Je älter er wurde, desto mehr nahmen ihn die Regierungsgeschäfte in Beschlag. Er machte sich um Verfahrensänderungen bei Gerichtsprozessen verdient. Manche Reformen scheiterten jedoch an der Grösse und Komplexität des Imperiums. Der Versuch die verhassten indirekten Steuern abzuschaffen, musste aufgegeben werden, da die direkten Steuern nicht in dem Mass erhöht werden konnten, dass der Einkommensausfall wettgemacht hätte werden können. Indes übernahm der Senat die ihm wieder übertragene Kompetenz und arbeitete mit der kaiserlichen Verwaltung beinahe schon harmonisch zusammen.

Auch eine komplette Reform der Gladiatorenkämpfe scheiterte. Nero wollte die Verwendung von verurteilten Verbrechern in der Arena abschaffen, doch verlangte das Volk genau diese Essenz in den Spielen. So blieb auch der Einfluss der Prätorianer aufrecht, um deren Beschränkung er sich ebenfalls Gedanken gemacht hatte.

Wirklich interessant ist Neros Ablehnung der Todesstrafe in jenen Tagen. Wie sein Lehrer Seneca äusserte er immer Bedenken bei Unterzeichnung eines Todesurteil, das von Gesetz wegen zu vollstrecken war. Als der Stadtpräfekt Lucius Pedanius Secundus von einem seiner Sklaven ermordet wurde, musste Nero gemäss dem römischen Recht alle 400 Sklaven des Haushalts zum Tode verurteilen. Der Kaiser beugte sich widerwillig dem Druck der Gesetze und vermutlich auch der Strasse.

Eine Reihe derartiger Rückschlägen dämpften Neros Begeisterung am aktiven Regieren. Er zog sich immer mehr davon zurück und widmete sich seinen Vergnügungen. Wichtig erschien ihm nun vor allem die Aufrechterhaltung seines Ansehen bei Volk und Senat durch die Hervorhebung seiner Grosszügigkeit.

So konnte er sich vermehrt den Wagenrennen widmen und das typische Leben eines jungen Adligen jener Tage geniessen. Mit seinen Freunden zog er nächtens durch die Stadt und sorgte für manchen Wirbel. Doch nicht nur die reinen Lustbarkeiten des Nachtlebens hatten es ihm angetan. Verse gingen ihm sehr leicht von der Hand und da er seine Stimme unvollkommen sah, nahm er Gesangsunterricht. Zu diesem Zeitpunkt wurde Terpnus, der berühmteste Lyraspieler dieser Zeit in den Palast gerufen. Nero beschäftigte sich sehr ernsthaft mit den musischen Dingen des Lebens und befolgte die Ratschläge seiner Lehrer penibel genau.

Portraitbüste des
jungen Kaiser Nero

e collectione imaginum W.Tungsten (c) incognitus


Quellen: C.Scarre "Die römischen Kaiser", M.Grant "Die römischen Kaiser", O.Veh "Lexikon der römischen Kaiser"

 

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(PL)