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Tiberius Claudius Nero Germanicus

Herrschaft und Wirken III (Die zentralisierte Verwaltung)

Gleich zu Beginn seiner Regierungszeit wurde Claudius mit den gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Griechen und Juden in Alexandria konfrontiert. Beide Parteien sandten Delegationen zum Kaiser. Claudius hielt sich aus dem Streit heraus, machte aber deutlich, wer auf alle Fälle die stärkere Seite sein würde: das Imperium.

Zur grössten Stütze bei den täglichen Geschäften wurde der Senator Lucius Vitellius, Vater des späteren Kaisers Vitellius. Dieser war einer der anpassungsfähigsten Politiker seiner Zeit. Sein Aufstieg begann unter Tiberius und Gaius, und unter Claudius wurde ihm die seltene Ehre erteilt ein drittes Mal Konsul zu werden. Nebenbei fungierte er auch als Zensorkollege des Kaisers.

Die Staatsaffäre, die Messalina heraufbeschworen hatte, zeigte deutlich das Grundübel von Claudius' Herrschaft. Er stand weitgehend unter dem Einfluss seiner Frauen und der Freigelassenen im Palast. Zum damaligen Zeitpunkt setzte sich die Hofverwaltung hauptsächlich aus ehemaligen Sklaven zusammen.

Narcissus war als ab epistulis der oberste Sekretär und somit Kabinettschef, Pallas als a rationibus hatte die Finanzverwaltung über, Polybios war a studiis (Archivsekretär) und ein Callistus nahm als a libellis die Petitionen entgegen. Trotzdem scheinen die massgeblichen Richtlinien der Politik immer noch von Claudius selbst ausgegangen zu sein. Die Schuld an den Missständen wurde im allgemeinen seinen Frauen und Hofbeamten gegeben.

Claudius entwickelte während seiner Herrschaft reges Interesse an Finanz und Justiz. Dies ging soweit, dass er fast tätlich einige Stunden selbst Gerichtsverhandlungen vorsass. Doch trugen die unberechenbaren Urteile nicht gerade zu seiner Popularität, vor allem bei den Senatoren, bei. Doch ungeachtet dessen schuf Claudius verbindliche Rechtsnormen für sozial Schwache, erreichte Verfahrensbeschleunigungen und sorgte dafür, dass das Recht nicht kleinlich nach den Buchstaben, sondern nach den Umständen ausgelegt wurde.

Trotz der immer wieder hingerichteten Senatoren, vermied es Claudius sich mit dem Senat anzulegen, wie es sein Neffe und Vorgänger Gaius getan hatte. Er begegnete den Senatoren mit Höflichkeit und Respekt, auch wenn er versuchte ihre Kompetenzen einzuschränken. Um den Zugang zum Senatorenamt zu kontrollieren führte er wieder das Amt des Zensors ein, das er 47/48 sogar selbst bekleidete. Die fortschreitende Zentralisierung der Verwaltung war fortan das Hauptmerkmal der claudischen Herrschaft.

Der Kaiser war ausserdem ein Veranstalter grosser Spiele. Doch trug ihm dies auch Kritik besonderer Grausamkeit ein. Er soll sich besonders am Gesichtsausdruck sterbender Gladiatoren erfreut haben. Dazu kam noch, dass er es nicht lassen konnte in der Öffentlichkeit Witze zu reissen, über die offenbar nicht alle gelacht haben dürften. Selbst als Claudius zur 800-Jahrfeier Roms Spiele veranstaltete, wurde er verhöhnt, als er bekannt gab, dass es Spiele werden würden, wie es sie noch nie gegeben hat. Zuletzt waren diese Spiele 17 v.Chr. von Augustus abgehalten worden.

Während seiner Herrschaft wurden fünf okkupierte Gebiete dem Imperium als Provinzen einverleibt: Britannien, Thrakien, Lykien, Mauretanien und Noricum. Dies, und die vermehrte Verleihung des römischen Bürgerrechts, diente dazu das Imperium von seinen Personalressourcen her auf eine breitere Basis zu stellen.

Gallien und seiner Heimatstadt Lugdunum erwies er sich besonders grosszügig. Gegen den Widerstand des Establishments ernannte er einige gallische Fürsten zu Senatoren und änderte damit auch in diesem Bereich die bisher geübte Praxis der Senatorenernennungen, was zu vermehrter Fremdenfeindlichkeit in Italien führte.

Auch im Bereich der Veteranen gab es Neuerungen. Zum ersten Mal tauchen sogenannte diplomata auf, die einem Legionär samt Anhang nach 25 Jahren Dienst das Bürgerrecht verliehen.



Kaisers Claudius
als Gott Iuppiter


Quellen: C.Scarre "Die römischen Kaiser", M.Grant "Die römischen Kaiser", O.Veh "Lexikon der römischen Kaiser"

 

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(PL)