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Glücksspiele

Glücksspiele sind so alt, wie die Kulturen, die immer wieder versuchten sie zu verbieten. So verwundert es nicht, dass die ersten literarischen Erwähnungen von Glücksspielen meist in Zusammenhang mit deren Untersagung erfolgte. In der Antike ging es dabei nicht um das Spiel selbst, sondern um die schwerwiegenden finanziellen oder persönlichen Folgen für die Spieler. Erst mit dem Christentum kam die Idee auf, Spiele an sich zu verbieten.

Aus dem alten Griechenland weiss man, dass sich die Spieler an speziellen Orten versammelten, um dort ihrer Leidenschaft zu frönen. Zwei hiervon sind überliefert worden: der Tempel der Athena Skira und in Korinth beim Pirene-Brunnen. Von ersterem leitete man sogar das Wort skirapheion (Ort für gewerbliches Glücksspiel) ab. Plutarch hielt Glücksspiel und Philosophie nicht für vereinbar, sodass es für Philosophen als unschicklich galt sich diesen zu widmen.

In Rom gab es seit dem 3.Jh.v.Chr. eine lex alea(to)ria (Würfelgesetz), zwei Jahrhunderte später bereits mehrere derartige Verbote, die sich wohl verschiedenen Spielen widmeten. Als Strafe wurde vom gemeinen Bürger das vierfache seines Einsatzes erhoben und Spielschulden galten als Ehrenschulden (d.h. sie waren nicht einklagbar). Für höhergestellte Personen dürften allerdings härtere Bandagen gegeben haben, bis hin zur Exilierung.

Die Überwachung des Verbots fiel in den Amtsbereich der Ädilen. Ein rigoroses Einschreien der Obrigkeit gegen das weitverbreitete Glücksspiel fand indes nicht statt. Razzien blieben selten und dürften eher in Zusammenhang mit der Übertretung anderer Gesetze erfolgt sein - nach dem Motto, wenn man schon einmal vor Ort ist...

Doch Rom wäre nicht Rom, wenn es eine kleine Lücke gäbe, die das Glücksspiel erlaubte. Dies war das Fest der Saturnalien im Dezember. Während einer Woche konnte jeder soviel würfeln, knobeln und wetten wie es ihm Spass machte und es sein Geldbeutel erlaubte.

Glücksspiele wurden von den antiken Schriftstellern klar in den Bereich der Kriminalität gerückt. Sie fanden in engen, schlecht beleuchteten Kneipen statt. Doch das Spielfieber hatte alle gesellschaftlichen Schichten erfasst. Einige Kaiser wie Augustus, Gaius, Claudius, Nero, Vitellius, Domitianus, Lucius Verus oder Didius Iulianus waren leidenschaftliche Spieler.

Ovid empfiehlt in seiner Ars amatoria jedem Mädchen mit der Kunst des Glücksspiels vertraut zu sein. Glücksspiele waren damit keine Männerdomäne und waren ein idealer Anknüpfungspunkt für amouröse Abenteuer. Der moderne Glaubenssatz "Pech in der Liebe - Glück im Spiel" galt in der Antike nicht. Man glaubte vielmehr, dass sich in den Würfeln das künftige Liebesgeschehen weissagte. Als der Schriftsteller Properz einmal zum Vorspiel mit zwei leichten Mädchen würfelte und dabei nur die schlechtesten Würfe erzielte, konnte er Schlimmes erahnen - und tatsächlich stand sogleich seine Freundin in der Tür...

Im 7.Jh.v.Chr. veranstaltete man in Griechenland Wettkämpfe im Austrinken von Weinbechern. Dieses "Kampftrinken" hielt sich über die Jahrhunderte und wurde natürlich auch von den Römern übernommen, die es mit Glücksspielen verbanden. Dabei war die gewürfelte Zahl an Wein zu bechern... 

Die römische Gesetzgebung ist für ein weiteres Kuriosum gut. Das Verbot betraf ausschliesslich die Spieler. Ein Lokal zu betreiben, wo Glücksspiele stattfanden, war hingegen erlaubt. Allerdings wurde der Wirt eben als susceptor (Spielunternehmer) eingestuft und genoss einen reduzierten Rechtsschutz im Falle von Problemen mit Spielern. Ob es im Stadium gewerbsmässiger "Spielhöllen" bereits Jetons gab, ist umstritten. Ergrabene Spielmarken aus Blei könnten entweder als Jetons oder aber auch als Pfandmarken zur Einforderung von Gewinnen gedient haben.

Polyedrischer Würfel mit Buchstaben & Symbolen
(c) British Museum, London


Quellen: Marco Fitta, "Spiele und Spielzeug in der Antike", "Der kleine Pauly", K.-W.Weeber, "Nachtleben im alten Rom"

 

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(PL)