GEOGRAFIE |
|||
GEOGRAFIE |
Provinz
Pannonia Verwaltung
& Entwicklung Nach der Niederwerfung der Stämme wurde Pannonien um 9 v.Chr. durch Augustus als Teil der Provinz Illyricum organisiert. Die Verwaltung im pannonischen Gebiet übernahm ein legatus exercitus, der als ein Militärkommandant über die eingeborenen Stämme angesehen werden kann. Sieben Legaten sind bekannt: P.
Silius Nerva (16 v.Chr.) Ab diesem Zeitpunkt erscheint Pannonien als eigenständige Provinz. Die alte Bezeichnung Illyricum verschwindet langsam zugunsten von Pannonien und Dalmatien. Die Teilung hatte den Zweck, die befriedeten von den noch nicht befriedeten Stämmen zu trennen. Die bekannten Statthalter im ungeteilten Pannonien waren:
M.
Aemilius Lepidus (8 bis 9 n.Chr.) Unter Trajan wurde Pannonien entweder 103 oder 106 nach militärischen Gesichtspunkten in zwei Teile gegliedert. Pannonia Superior erhielt als Dreilegionenprovinz einen konsularischen Legaten, Pannonia inferior als Einlegionenprovinz einen praetorischen Legaten. Folgende senatorische Statthalter von Pannonia superior sind bekannt:
P.
Alfius Maximus (106 bis 108 n.Chr., Datierung unsicher) Analog die praetorischen Statthalter von Pannonia inferior:
P.
Aelius Hadrianus (106 bis 108 n.Chr.) Seit Augustus erhielt jede Provinz ein concilium (Landrat aus den Vertretern der Städte). Im ungeteilten Pannonien war Savaria dessen Sitz; desgleichen für das spätere superior. Für inferior kommen Aquincum und Gorsium in Frage. Mit T. Statilius Maximus (136 bis 137) taucht ein iuridicus auf, der nur bestellt wurde, wenn es in der Provinz zu einer abnormen Häufung von Gerichtsfällen kam. Unter dem Statthalter C. Vettius Sabinianus gab es ebenfalls einen iuridicus. Kolonialisierung und Stadtgründungen begannen unter Kaiser Tiberius mit Colonia Emona. Sie setzten sich unter Claudius mit Colonia Savaria und den Flaviern mit den Kolonien Sirmium und Siscia sowie den Munizipien Andautonia, Neviodunum und Scarbantia fort. Seit dem Ende des 1.Jh.n.Chr. begann man die Holzhäuser nach und nach durch Steinbauten zu ersetzen. Der Statthaltersitz des ungeteilten Pannoniens bleibt im Dunkeln, doch gibt es Präferenzen für Poetovio. Unter Trajan wurde die Colonia Poetovia gegründet. Die
Urbanisierung erreichte unter Hadrian ihren Höhepunkt, der ausser der
Colonia Mursa weiteren sieben Städten (Carnuntum (um
120), Aquincum, Mursella, Mogentiana, Cibalae,
Bassiana, Iasorum) das Munizipialstatut verlieh.
Septimius Severus gründete Brigetio, Vindobona und noch
weitere Städte. Unter
Caracalla wird Vindobona 212 Munizipium. Um
230 kam es zu einer Hochwasserkatastrophe an der Thaya und die
dortigen Quadensiedlungen fielen den Naturgewalten zum Opfer. 214 wurde nach einem Besuch Caracallas durch eine Grenzänderung und dem damit verbundenen Zuwachs an Militär auch der Statthalter von Pannonia inferior konsularisch:
L.
Alfenus Avitianus (214 bis 215) Interessant ist, dass nicht nur Militärs die Provinz regierten, sondern mit Claudius Maximus ein stoischer Philosoph und mit Cassius Dio der berühmte Geschichtsschreiber. Die Finanzverwaltung wurde in den Provinzteilen von einem centenaren (= 100.000 Sesterzen Jahresgehalt) Finanzprokurator erledigt. Folgende sind namentlich bekannt:
Cornelius
Fuscus (69 n.Chr., im ungeteilten Pannonien) Zur Verwaltung gehörte auch der procurator ad census (Bevölkerungszensus mit Sitz in Poetovio), die Beamten der 5%igen Erbschaftssteuer und des cursus publicus (Staatspost). Die Politik von Kaiser Gallienus, die senatorische Führungsschicht aus den Militärkommanden zu verbannen, wirkte sich auch auf die Provinz Pannonien aus. Die konsularischen Statthalter wurden durch praesides ersetzt, die das Rangprädikat vir perfectissimus tragen durften. Von Pannonia superior kennt man mit M. Aurelius Maximus aus dem 3.Jh.n.Chr. nur einen derartigen Statthalter. Aus Pannonia inferior sind drei praesides bekannt:
T.
Clementius Silvinus (267 bis 268) Die Reichsreform Diocletians bescherte Pannonien eine Aufsplitterung in vier Provinzen: Pannonia prima, Pannonia secunda, Savia und Valeria. Sie gehörten zur Präfektur Illyricum. Aus dieser Zeit sind keine Statthalter mehr namentlich überliefert. Die
einheimische Bevölkerung war anfangs in civitates peregrinae
(einheimische Städte mit vertraglichen Bindungen an Rom) organisiert. An deren Spitze standen zuerst ritterliche Offiziere und
frühestens seit den Flaviern eingeborene Stammesfürsten als praefecti
civitatis. Ihre Gemeinden gingen nach und nach in den Städten
auf. Die
städtische Oberschicht bestand in den Kolonien vorwiegend aus
Veteranen italischer Herkunft. In den Munizipien waren die Decurionen
zumindest teilweise Einheimische. Die starke Besatzung gab der Kultur
Pannoniens somit einen ausgeprägt militärischen Charakter. Unter den
Severern ist in den Städten ein vermehrter Zustrom von Bürgern aus
den östlichen Provinzen erkennbar. Die
inneren Städte Pannoniens konnten nach den erfolgreichen Abwehrkämpfen
der Soldatenkaiser einer nochmaligen Blüte erfreuen. So wurden 292
unter dem späteren Kaiser Galerius die Sümpfe um den Plattensee
durch die Rodung von Wäldern und die Anlage von Schleusen
trockengelegt und die Gegend nach seiner Frau Valeria benannt. Das
Jahr 308 markierte für Pannonien und Carnuntum einen seiner
wichtigsten Tage in seiner Geschichte. Kaiser Diocletian, der bereits
seit drei Jahren abgedankt hatte, griff nochmals aktiv in die Politik
ein, um die Thronstreitigkeiten seiner Nachfolger zu regeln. Als
Ergebnis wurde Licinius Augustus des Westens, Galerius des Ostens,
Konstantin Caesar im Westen und Maximinus Daia im Osten. 330
siedelte Kaiser Konstantin Vandalen in Pannonien an. Seit dieser Zeit
verfielen die Städte der
Provinz immer mehr. Der römische Historiker Ammianus
Marcellinus beschrieb Carnuntum 375 als desertum,
quidem nunc et squalens (verfallenes, schmutziges Nest). Als
Folge der Niederlage der Römer bei Adrianopel siedelten sich 376
Alanen, Goten und wohl auch einige Hunnen als Föderaten in Pannonien
an. Seit Kaiser Gratianus wurde Pannonien ein Land, das an neu
hinzugezogene Barbarenstämme vertragsmässig verteilt wurde. Die Ansiedlung
der Stämme dauerte von 380 bis 401. Vor den Hunnen geflohene Heruler
siedelten sich zudem im Marchgebiet an. In den folgenden sieben Jahren zogen die Goten westwärts und die römischen Bürger ergriffen die Flucht. 395 waren die Markomannen nochmals eingefallen und zerstörten Vindobona und Carnuntum. Ein Jahr später überlässt Stilicho, vandalischer Feldherr in römischen Diensten, den Markomannen den Raum Wien und Klosterneuburg. 405 verwüsteten die Ostgoten unter ihrem König Radagais auf ihrem Zug Richtung Italien Pannonien. 406 kam es zu einem Aufstand barbarischer Sklaven und von freien Bauern, der von Abzug der Legionen begünstigt worden war. 409 erfolgte ein kurzer Versuch der Wiederherstellung der römischen Autorität, was sich auch an reger Bautätigkeit an ehemals römischen Stützpunkten erkennen lässt. In den Jahren von 410 bis 420 überfluteten aber die Hunnen schrittweise das Land. Mit dem Limes brach schliesslich auch die römische Verwaltung im Laufe des 5.Jh.n.Chr. zusammen. Pannonia Prima musste 433 aufgegeben werden. Aetius, Feldherr Westroms, überliess das Gebiet offiziell dem Hunnenfürsten Rua um Kontingente für seinen Kampf gegen persönliche Feinde führen zu können. Administrativ hatte dies gar keine Auswirkungen mehr, da schon zuvor die Reste der Provinz dem Ostreich zugeschlagen waren worden. In der Folge besiedelten Markomannen unter hunnischer Herrschaft das Land. Lediglich Pannonis secunda kann sich bis ins 6.Jh.n.Chr. einigermassen unter oströmischer Herrschaft halten. |
Kaiser Trajan teilte die Provinz nach
militärischen Gesichtspunkten. |
|
Quellen: A.Dobo " Die Verwaltung der römischen Provinz Pannonien von Augustus bis Diocletianus, ""Der kleine Pauly" |
|||
Sie wollen Fragen stellen, Anregungen
liefern oder sich beschweren? |
(PL) |