RELIGION |
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SOL |
Sol (Invictus) Der römische Sonnengott Sol (grch. Helios; sabinisch Au(s)el; daraus die römischen Familiennamen Auselius & Aurelius) besass trotz einer Verschmelzung mit dem griechischen Helios während der klassischen Zeit Roms eine untergeordnete Bedeutung. Aber auch im alten Griechenland stand die Verehrung weit hinter jener der orientalischen Gebiete mit zahlreichen verschiedenen Sonnengottkulten zurück, wie bereits Herodot bemerken konnte. Während der Hohen Kaiserzeit verbreitete sich der Kult in Rom vor allem durch den orientalischen Einfluss des Elagabalus und dann in der Spätantike beinahe explosionsartig nach der Erklärung zum obersten römischen Staatsgott durch Aurelianus. Dem Kult des Sonnengottes in Rom verbunden war - darum auch namensgebend - die gens Aurelia. Als Attribute gab man ihm neben einem Kranz aus blitzenden Strahlen über seinen goldenen Locken noch die ihm heilige quadriga (Viergespann) bei. Derart als Wagen- bzw. Weltenlenker ausgezeichnet gab man ihm noch eine schnalzende Peitsche in der erhoben Rechten und/oder eine Weltkugel zur Seite. Das helle Gewand um die Hüften soll vom Hauch des Windes Zephyros gewebt worden sein.. Infolge der Ähnlichkeit als Lichtgestalt war sein Aussehen in der Kunst dem des Apollo angeglichen. In Ägypten konnte er auch mit dem Kopf des Serapis auftreten. Als häufigste Beinamen erscheinen Invictus (unbesiegt) und Titan. Letzteres wurde vor allem von den römischen Dichtern in Bezugnahme auf die mythologische Herkunft verwendet. Im Circus Maximus hatte Sol einen alten Schrein mit Kultstatue an dessen Giebel und wurde dort zusammen mit Luna verehrt. Ein weiterer Tempel befand sich auf dem Quirinalhügel, wo öffentliche Kulthandlungen am 8. August eines jeden Jahres vorgenommen wurden. Der darauf folgende Tag galt als Feiertag zu Ehren des Sonnengottes. In Lavinium feierte man ein Opferfest für Sol Indiges (den einheimischen oder zu Hilfe gerufene Sonnengott), der vermutlich in ganz Italien als Teil der ursprünglichen Bauernreligion verehrt wurde. Eine mögliche Kulteinführung in Rom könnte durch den sabinischen König Titus Tatius erfolgt sein. In dieser Frühzeit scheint es auch eine Gleichsetzung von Sol mit Ianus gegeben zu haben, da dieser u.a. mit einer Iana als Sonne und Mond angesehen wurde. Bedeutende Kultstätten der griechisch-römischen Welt lagen auf der Burg von Korinth (die Stadt selbst war dem Poseidon heilig), in Athen, vielleicht auch auf Kreta und besonders auf Rhodos. Auf dieser Insel stand auch die berühmte zu den antiken Weltwundern zählende Kolossalstatue des Helios Eleutherios (der freie bzw. edle Helios). Ihm zu Ehren zelebrierte man durch den Kultverein der Haliasten das Fest Halieia, bei dem eine Quadriga im Meer versenkt wurde. In Elis wurde sein Beiname Augeias zu einer selbständigen Gottheit weiterentwickelt. Literarisch wurde der römische Sonnengott erst in der 2.Hälfte des 2.Jh.v.Chr. erwähnt. Auf Münzen war er bereits ein Jahrhundert früher in Erscheinung getreten. Die römische Darstellung mit Quadriga erschien erstmals für das Jahr 135 v.Chr., wohingegen sich dieser Typ in den Griechenstädten Süditaliens bereits auf Vasen des 5.Jh.v.Chr. fand. Daraufhin verbreitete sich dieser Kulttypus auch in der Architektur, wie etwa im Apollotempel am Palatin oder am Panzer des Kaisers Augustus. Die beiden aus Ägypten erbeuteten Obelisken, welche in Rom als Sonnenuhrzeiger fungierte, waren ebenfalls Sonnengott geweiht. Der von Nero nahe seines goldenen Hauses errichtete colossus Neronis (Kolossalstatue des Nero) liess Kaiser Vespasianus - wohl auch infolge grosser Ähnlichkeit in der Ausbringung - dem Sol weihen. Orientalische Kultformen des Sonnengottes sind in Rom erstmals für das Jahr 102 n.Chr. inschriftlich belegt; die Bezeichnung als Sol invictus für 158 n.Chr. Auf Münzen tritt letzterer aber erst unter Septimius Severus auf. Grossen Aufschwung nahm der Kult unter Kaiser Elagabalus, der auch nach dessen orientalisch-griechischen Namensform Heliogabal (grch. Sonnengott Helios plus syrischer Gott Gabal) benannt wurde. Neben der Kultnähe zu Apollo verbanden sich mit dem Sonnengott auch auch Wiederauferstehungsvorstellungen, die ähnlich denen des persisch-phrygischen Mithras und syrischer Himmelsgottheiten waren. Während der Krisenzeit des 3.Jh.n.Chr. avancierte deshalb Sol zum obersten römischen Staatsgott neben Iuppiter; insbesonders nach der Inhalation des Reiches der Palmyra. Kaiser Aurelianus weihte ihm am 25. Dezember 274 n.Chr. am Marsfeld einen prächtigen Tempel in Rom mit eigenen pontifices Solis (Priester des Sol). An diesem Tag der Wintersonnenwende in der Antike wurden schon zuvor entsprechende Feste gefeiert, doch ist der entsprechende Feiertag als dies natalis Solis Invicti (Geburtstag des unbesiegten Sonnengottes) erst für das Jahr 354 n.Chr. literarisch überliefert und wird in einem Atemzug mit dem Geburtstag Christi genannt. Als offizieller Staatskult wurde seine Verbreitung - unter Konkurrenz des Mithraskultes und des Christentums - besonders in der Armee gefördert. Als besondere Verbindung mit Sol trug Aurelianus von nun ab den Strahlenkranz (der Vorläufe der mittelalterlichen Krone) bevorzugter als den Lorbeerkranz. Auf Münzen erschien in der Spätantike häufig die Umschrift Soli Invicto comiti (Gefährte des Sonnengottes) womit die enge Verbindung zwischen den Herrschern der Erde und des Himmels zum Ausdruck gebracht wurde. Die folgenden Kaiser hielten vor allem am Siegescharakter des Sol fest, während etwa die Tetrarchen seit Diocletianus vor allem für Iuppiter und Hercules votierten. Dennoch ist sowohl von Diocletianus und Konstantin bekannt, dass sich beide gerne auch persönlich als Sol präsentierten. Kaiser Konstantin verstärkte zunächst nochmals den Kult des Sol, doch bevorzugte er in weiterer Folge eine eher allgemeine Form eines höchsten Gottes. Ziel könnte eine Verschmelzung aller auf ein solares und heilbringendes höchstes Wesen hingerichteten Religionen gewesen sein. Doch da das Christentum den Alleinvertretungsanspruch in der Religion für sich reklamierte, wurde die offizielle Solverehrung nur noch bis 323/325 n.Chr. tradiert. 321 n.Chr. liess er den dies Solis (Sonntag) anstatt des jüdischen Sabbats zum allgemeinen Ruhetag erklärt. Das Ende des Kultes wurde von Kaiser Theodosius per seinen Religionsdekreten von 390 & 392 n.Chr. verordnet, nachdem die letztmalige inschriftliche Erwähnung von Solpriestern in das Jahr 387 n.Chr. fällt. Der Jahrtausende alte Festtag am 25. Dezember wurde Zug um Zug vom Christentum vereinnahmt, da er ziemlich genau neun Monate nach dem Fest der "Verkündigung des Herrn" liegt. Eine erstmalige Erwähnung hierzu gibt es für das Jahr 243 n.Chr. Inwiefern es einen weiteren Zusammenhang mit dem Ende der Saturnalien gibt ist ungeklärt. Auch nach dem offiziellen Ende und trotz der theodosianischen Heidenverfolgung hielt sich der Kult bis in das 6.Jh.n.Chr. im Oströmischen Reich. 554/555 zerstörte ein Blitzschlag den Haupttempel in Heliopolis (Baalbek), was die christlich-fanatischen Kaiser dazu anspornte dem Heidentum endgültig den Garaus zu machen. Die mythologische Einordnung folgte den griechischen Vorstellungen über Helios. Demnach überquerte Helios von einer Bucht des Okeanos aufsteigend in einem grossen Bogen das Firmament und tauchte abends wieder in den Okeanos ein. Eos eilt ihm dabei voran, öffnet die Sonnentore der irdischen Regionen und streut Rosen auf seinen Weg. Die nächtliche Rückkehr verbrachte er schlafend in einer Schale oder einem goldenen Kahn von den Hesperiden zum Kaukasus. Auch Aufenthalte bei Mutter, Frau und Kindern wurde manchmal erwähnt. Die Vorstellung einer Verbindung mit Feuerrössern erschien erstmals bei Homer, aber auch ein Stiergespann (als Parallele zum Kuhgespann der Selene) sind bezeugt. Als Wohnsitz dachte man sich eine Insel mit Sonnepalast, Gärten und Weiden. Da sich die Griechen im Gegensatz zu den Römern die Gottheiten in familiärer Verbindung dachten, wurde dem Helios die Titanen Hyperion als Vater und Theia als Mutter zuerkannt. Die Römer waren sich hierbei nicht so sicher und dachten manchmal auch Iuppiter und Vulcanus die Vaterschaft und Akantho, Basileia, Euryphaessa und Nyx die Mutterschaft zu. Auch bei den Gemahlinnen schieden sich über die Jahrtausende hinweg die Geister: Aigle, Klymene, Perse, Rhode und Selene. Möglicherweise standen all diese Wesen als Synonym für die Mondgöttin. Um die Verwirrung komplett zu machen erscheinen Selene und Eos gleichzeitig als Schwester und Töchter des Helios. Infolge seines hohen Bogens über dem Erdkreis konnte Helios alles sehen und auch hören. Folglich ist er stets Zeuge aller Taten; den guten wie den schlechten. Durch seine Strahlkraft konnte er jedoch das Unrecht wortwörtlich ans Licht bringen. Aus diesem Verständnis heraus riefen ihn die Griechen neben Zeus und Ge als Schwurgottheit an. Die Reinheit des Lichts machte ihn auch zu einem Heilgott, der speziell für die Augen zuständig war, aber auch Frevler mit Blindheit strafen konnte. Bereits Homer machte Helios zu einem Symbol für die schöpferische Lebenskraft, da man bei Geburt das Licht der Sonne erblickte. Im täglichen Leben bedeutete dies Freiheit, Glück und Kinderreichtum. Schon Sophokles bezeichnete ihn als ersten Gott bei den Griechen, doch lag dieser Vorstellung primär eine religiöse Lokationsproblematik zugrunde, da der Sonnengott weder am Olymp wohnen noch in einer erdbezogenen Kultstätte heimisch werden konnte. Die Alleinstellung am Himmel liess ihn in der Dichtung des öfteren als von den anderen Göttern abhängig erscheinen. Bereits in der antiken Astrologie zählte man ihn zu den Planetengöttern und die unter seinem Zeichen geborenen Menschen waren dazu bestimmt über andere zu herrschen und konnten sich Kraft und Gesundheit erfreuen. Im Absolutismus symbolisierte er die absolute Macht des weltlichen Herrschers. Genau in diesem Sinne liess sich der französische "Sonnenkönig" Ludwig XIV. gerne mit Helios vergleichen. |
Silberplakette
Ein dem Sonnenwagen des Sol
nachempfundenes Viergespann bringt den heiligen Stein des Elagabal
nach Rom. Die Umschrift lautet SANCT(O) DEO SOLI (Dem heiligen
Sonnengott)
Sol mit
Peitsche auf seinem Sonnenwagen auf einem Denar
des Jahres 132 v.Chr.
Münzportrait
des Kaisers Aurelianus
mit Strahlenkrone. Die
Zacken standen nicht in senkrecht in die Höhe, sondern zur Seite, wie
man es von der Freiheitsstatue kennt. |
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Quellen: W.Vollmer "Wörterbuch der Mythologie", H.Gärtner "Kleines Lexikon der grch. & röm. Mythologie", C.Scarre "Die römischen Kaiser", M.Grant "Die römischen Kaiser", "Der kleine Pauly"; en.wikipedia.org |
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