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Iulius Nepos

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Als Kandidat des Ostens schien Iulius Nepos gleichsam in die Fussstapfen eines Vorgängers zu treten, wie seinerzeit Anthemius. Doch lag der Fall nun anders, da sich infolge einer Verschiebung im Machtgefüge der Germanenstämme das Kaiseramt als nicht mehr für notwendig erachtet wurde.

Der Kaiser konnte nicht verhindern, dass Gallien - die letzte verbliebene Provinz von Wichtigkeit - verloren ging. Der grösste Teil wurde von Westgoten, Franken und Burgundern beherrscht. Lediglich Syagrius, der letzte Statthalter Galliens konnte sich mit einem eigenen Reich von betont römischer Prägung von 464 bis 486 im Nordwesten der Provinz halten, ehe er von den Franken besiegt wurde.

Mit der Entlassung des Edicius und der Hereinnahme eines Orestes handelte Nepos sehr fahrlässig und legte damit den Grundstein seines eigenen Untergangs. Inwieweit der Kaiser an seinem Amt überhaupt interessiert war, kann nur erahnt werden. Immerhin hatte er es nach der Absetzung von Romulus nicht eilig nach Italien zurückzukehren. Sein eigener Einflussbereich in Dalmatien war ihm wichtiger.

Da Romulus weder von Leo I. noch von Zenon anerkannt worden war, wurde Nepos weiterhin im Osten als Kaiser tituliert und war offizieller Ansprechpartner. Bei seiner Wiedereinsetzung verhielt sich der oströmische Kaiser Zenon, jedoch sehr zwiespältig. Vermutlich wollte er nur einfach Ruhe im Westen haben.

Welche Pläne Iulius Nepos gehabt hat, ist unbekannt. Seine plötzliche Ermordung legt nahe, dass es Vorhaben gab, die anderen nicht passten. Wie Glycerius als Anstifter in dieses Bild passt ist nicht mehr zu rekonstruieren.

Die Reste der römischen Verwaltung funktionierte auch nach dem Tod des Nepos weiter, nur dass ihnen der Kaiser fehlte. Die Beamten arbeiteten nun für die Germanenfürsten oder die Kirche. Die Sprache Latein blieb dadurch für Verwaltung und Glaubensfragen konserviert, die Geldwirtschaft brach im Westen endgültig zusammen und gab erst unter den Franken im 8.Jh.n.Chr. wieder ein Lebenszeichen von sich. Von nun an entwickelten sich die ehemaligen Provinzen unter ihren neuen Herrschern unabhängig von einander fort, da auch der Fernhandel mehr oder minder zum Erliegen kam.

Im Osten machte man sich natürlich Gedanken über den indirekten Verlust von Italien. Indirekt deshalb, da die unmittelbar folgenden Germanenfürsten nominell unter der Oberhoheit Konstantinopels standen. In weiterer Folge verselbständigten diese ihre Politik und die Ostkaiser dachten daran ihren Herrschaftsbereich wieder auszudehnen. Am konsequentesten wurde dieser Gedanke von Iustinianus verfolgt, der weite Teile des Westens zurückeroberte. Unter seinen Nachfolgern gingen diese Eroberungen jedoch wieder verloren und die alte Reichsidee wurde in ihrer klassischen Version fortan nicht mehr aufgegriffen.

Iulius Nepos
auf einem Solidus

 
 

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(PL)