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EINLEITUNG |
Iulius Nepos Herrschaft Der Ausweglosigkeit seiner Situation bewusst, verzichtete Glycerius auf den Thron im Westen und kapitulierte um später zum Bischof von Salonae in Dalmatien geweiht zu werden. Iulius Nepos fand rasch die Anerkennung der italischen Bevölkerung und des Senats und trat damit in die Fussstapfen des Anthemius, der seinerzeit ähnlich in das Kaiseramt gekommen war. Infolge der Herkunft des neuen Kaisers kam Dalmatien wieder zum Weströmischen Reich, da es sich von dort aus besser kontrollieren liess. Diesem Zugewinn an Land stand jedoch eine grosser Verlust in Gallien gegenüber. Mittels der germanischen Foederaten auf römischem Boden hatte sich die grosse Provinz im Nordwesten einigermassen im Reichsverband halten können. Nach einer vernichtenden Niederlage der römischen Truppen und der damit einhergehenden Ausdehnung des Westgotenreiches, erklärte sich dessen König Eurich für unabhängig und machte es in diesem Punkt den Vandalen nach. Um seine Ansprüche zu bekräftigen versuchte er Averna (Clermon-Ferrand) zu erobern. Die Hauptstadt der Averner wurde nur von lokalen Einheiten verteidigt. An deren Spitze stand der Sohn des Exkaisers Avitus, Ecdicius, der als patricius und magister militum alles in seiner Macht stehende tat, um die Stadt zu halten. Tatkräftige Unterstützung erhielt er von seinem Schwiegervater Sidonius Apollinaris, der mittlerweile zum Bischof von Averna avanciert war. Vier Jahre lang rannten die Westgoten gegen die Stadt an und Nepos konnte ihnen aus Italien keine Verstärkungen schicken. Auch die Burgunder weigerten sich - wohl aus Angst vor Rache ihrer mächtigen Nachbarn - Hilfe zu leisten. So sah sich der Kaiser aller gallischen Proteste zum Trotz gezwungen mit Eurich zu verhandeln. Da dieser aber der Meinung war, es gäbe nichts zu verhandeln, bedurfte es fünf Bischöfe gleichzeitig um die beiden Parteien an einen Tisch zu bringen. Die Gespräche zogen sich hin und Nepos musste im Frühjahr 475 schliesslich klein beigeben. Damit ging nicht nur das Avernerland vollständig in den Besitz der Westgoten über, sondern auch ein grosser Teil Galliens und Spaniens. Trotz seiner Bemühungen wurde Ecdicius seines Amtes als Heermeister beraubt und an seiner Stelle ernannte der Kaiser mit Orestes einen ehemaligen Sekretär des Hunnenkönigs Attila in dieses Amt. Damit handelte sich Nepos auch ein internes Problem ein, denn dieser hatte die Schwäche des Kaisers ebenfalls erkannt und wollte seinen eigenen Sohn Romulus auf den Thron im Westen setzen. Mit dieser Absicht zog er an der Spitze eines Heeres gegen Ravenna um Iulius Nepos aus dem Amt zu jagen. Der Kaiser erkannte die Absicht und floh vorsichtshalber im August 475 zur See in das sichere Dalmatien. Kapituliert oder abgedankt hatte Iulius Nepos hingegen nicht. Für Orestes war der Weg zur Macht geebnet. Am 31. Oktober 475 liess er seinen Sohn Romulus zum Kaiser ausrufen. Dessen Herrschaft endete bereits am 4. September 476 durch Flavius Odoaker, der das Regime des Orestes stürzte. Da Leo I. im Osten Romulus nie anerkannt hatte, war damit rein rechtlich gesehen weiterhin Iulius Nepos Kaiser im Westen, auch wenn er in Dalmatien regierte. Mit Romulus war zum letzten Mal ein Kaiser in Italien ausgerufen worden. Odoaker verzichtete auf diesen „Brauch“ - mehr war das Kaiseramt ohnedies nicht mehr gewesen - und liess sich von seinen Soldaten zum König machen. Inzwischen hatte es auch im Osten einen Machtwechsel gegeben und Zenon war Leo I. als Kaiser nachgefolgt. Kaum im Amt trafen zwei Delegationen bei ihm ein, die sich jeweils für die eigene Position stark machten. Odoaker wollte sich seine Königsherrschaft in Italien absegnen lassen und bot dafür die Unterwerfung unter den oströmischen Kaiser an. Iulius Nepos hingegen pochte auf seine Verwandtschaft und die von Leo I. ihm übertragene Legitimität. Die Entscheidung Zenons war doppeldeutig. Einerseits erkannte er den Anspruch Odoakers auf Italien an, andererseits befahl er Nepos nach Ravenna zurückkehren zu lassen. Dafür erhielt Odoaker auch den Rang eines patricius. Der Senat in Rom wurde gerügt, dass er Anthemius und Nepos habe fallen lassen. |
Iulius Nepos |
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