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Flavius Leo (I., der Grosse)

Herrschaft I

Die Religion sollte nicht nur im privaten Leben des neuen Kaisers eine grosse Rolle spielen. Zu Beginn seiner Amtszeit wurde Leo mit jenen Glaubenskämpfen konfrontiert, die durch die Ergebnisse des Konzils von Chalkedon nicht verhindert worden waren. Am Karfreitag 457 ergriffen in Alexandria Konzilgegner unter der Führung von Timotheus Aelurus den amtierenden Bischof Proterius und erschlugen ihn gemeinsam mit einigen Anhängern im Baptisterium seiner Kirche. Darauf machte man den Aufrührer zum neuen Bischof, der sogleich die Beschlüsse des Konzils in seinem Amtsbezirk für nichtig erklärte.

Leo liess die Mörder hinrichten, sammelte die Stellungnahmen der beiden kontrahierenden Parteien und informierte die anderen Bischöfe. Sie sollten über das weitere Schicksal des Timotheus befinden. Die Antwort - unter anderem auch von Papst Leo in Rom - war für diesen niederschmetternd. Die Beschlüsse sollten weiterhin Geltung haben und Aelurus vom Kaiser bestraft werden. Nach einigem bürokratischem hin und her setzte Leo den abtrünnigen Bischof ab und verbannte ihn. Eine ähnliche Vorgangsweise erfolgte 469 in Antiochia als ebenfalls Befürworter und Gegner des Konzils aneinander geraten waren. Der einzige Unterschied bestand darin, dass sich der spätere Kaiser Zeno bewusst für den Gegner Petrus (gegen den Befürworter Martyrius) einsetzte. Hier zeichnete sich schon die sich eine Änderung in der Haltung der künftigen Politik ab.

Im allgemeinen setzte sich Leo nicht mit den theologischen Feinheiten der religiösen Streitigkeiten auseinander. Es lag ihm mehr daran die Gesamtsituation nach aussen hin zu verbessern. Seine Gesetzgebung in diesem Punkt kann deshalb mehr als rege angesehen werden. Er brachte alte Gesetze in Erinnerung (z.B. Asylrecht der Kirchen, Vermeidung öffentlichen Aufruhrs, etc.), verbot die Veräusserung von Kirchengut und liess die Eintrittsbestimmungen für den Klerus publizieren. Abweichlern hatten von nun an ebenfalls Anrecht auf ein ordentliches Begräbnis. Grundstücke mit kirchlichen Bauten durften allerdings von diesen nicht erworben werden und Advokaten mussten nun dem rechten Glauben angehören. Schlussendlich gab Leo noch einen Erlass bezüglich der Heiligung der kirchlichen Feiertage heraus. Er legte fest, dass kirchliche Feiertage über den weltlichen Ereignissen (z.B. Kaiserkrönung, -jubiläum, -geburtstag, Siegesfeiern, etc.) standen.

Die Bevölkerung nahm es mit Begeisterung auf, dass Leo den angeblichen Schleier der Jungfrau Maria aus Galiläa in die der Gottesmutter geweihten Blachernenkirche in Konstantinopel überführen liess. Die Einwohner der Hauptstadt glaubten nun felsenfest daran, dass sie diese wertvolle Reliquie vor feindlichen Eroberungen schützen werde und sie somit göttlichen Beistand genossen.

Auf militärischem Gebiet hatte sich Leo mit Problemen in unmittelbarer Nachbarschaft der Hauptstadt herumzuschlagen. Sein grösster Gegner waren hier die Ostgoten, denen seit 454 erlaubt war in Pannonien zu siedeln. Da die parallel von Konstantinopel zu leistenden Tribute nicht mehr bezahlt wurden, kam es um 460 zu einem Raubzug im östlichen Illyrien. Da es offenbar keine militärischen Kräfte für diesen Kriegsschauplatz gab, verpflichtete sich Leo gegenüber dem ostgotischen König Valamer 461 zur Wiederaufnahme der jährlichen Leistungen. Teil des Vertrages war auch der Austausch von Geiseln. So kam der Sohn von Valamers Bruder Thiudimer, Theoderich, an den Hof von Konstantinopel. Die dort herrschenden Verhältnisse machten grossen Eindruck auf den jungen Mann und er erhielt quasi Lektionen in fortgeschrittenem Herrschertum.

Leo besass die Gabe durch geschickte Verhandlungen an sein Ziel zu gelangen. So erreichte er nach mehrjährigem Tauziehen die Freilassung der Eudoxia samt ihrer Tochter Placidia, die 455 vom Vandalenkönig Geiserich fortgebracht worden waren. Als Gegenleistung musste die zweite Tochter Eudocia als Ehefrau des Königssohnes Hunerich in Africa zurückbleiben. Geiserich nahm dies alles als Schwäche Ostroms an und erhob Anspruch auf das von ihm besetzte Gebiet als Mitgift seiner Frau. Um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen, zog er immer wieder plündernd gen Italien.

Auf die Dauer konnte sich der an stabilen Verhältnissen interessierte Kaiser eine solche Provokation nicht leisten. Er nahm die steten Raubzüge zum Anlass und rüstete für eine Grossoffensive. Als vorbereitende Massnahme liess er sich vom römischen Senat einen Kaiserkandidaten erbitten. Dieser hatte keine andere Wahl und folgte dem Ratschlag aus dem Osten. So sandte er mit Anthemius einen schon auf dem Balken erfolgreichen Feldherrn und Vertrauten nach Rom. Parallel erhielt Geiserich eine Warnung vor weiteren Raubzügen.

ein Solidus von Leo I.


Quellen: Manfred Clauss "Die römischen Kaiser"; Michael Grant "Die römischen Kaiser"; Otto Veh "Lexikon der römischen Kaiser"; "Der kleine Pauly"

 

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(PL)