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Procopius Anthemius

Herrschaft

Das Ostreich und der Reichsfeldherr im Westen verständigten sich relativ schnell und Ricimer gab dem neuen Kaiser sogar seine Tochter Alypia zur Ehefrau. Nachdem dies über die Bühne gegangen war, setzte er in Begleitung einiger hochgestellter Persönlichkeiten und einem grossen Heer nach Italien über.

In Rom war die Begeisterung über den neuen Kaiser gross und der Senat erkannte Anthemius ohne Widerstände an. In Gallien stand man dem neuen Herrscher wohlwollend gegenüber und auch die germanischen Söldner huldigten dem neuen Kaiser. Die auf diesen Anlass geprägten Münzen tragen die Umschrift Salvis rei publicae (Heil des Staates) und verherrlichen die gemeinsame Herrschaft der beiden Kaiser über den Erdkreis. Leo I. verwies besonders auf die väterlichen Tugenden, die er dem neuen Herrscher im Osten entgegenbrachte. Die meisten Menschen hatten sich ein Ende der Rivalitäten zwischen den beiden römischen Reichen gewünscht und es schien, als wäre ihr Wunsch in Erfüllung gegangen.

Im Gepäck hatte Anthemius nicht nur seine Ernennung zum Kaiser, sondern auch militärische Pläne zur Vernichtung des Vandalenreichs in Afrika. In einer konzertierten Aktion zwischen West- und Ostreich sollte der Einfluss von Geiserich eliminiert werden.

Für dieses ehrgeizige Ziel wurden enorme Mengen an Mensch und Material zur Verfügung gestellt. Damalige Schriftsteller sprechen von 1.113 Schiffen und 100.000 Soldaten. Die Zahlen dürften übertrieben sein und wenn nicht, so beinhalten sie garantiert Versorgungsschiffe und den Tross.

Trotz allen Ehrgeizes endete der Feldzug in einem Desaster. Das Kommando über die Invasionstruppen hatte der oströmische Feldherr Basiliskos, der sich als äusserst unzuverlässig erwies. Dazu kam, dass Ricimer mit der Ernennung von Marcellinus zum Heermeister in Dalmatien nicht einverstanden war. Dennoch begann die Militärmaschinerie zu laufen.

Marcellinus griff vereinbarungsgemäss die Vandalen auf Sardinien an. Parallel segelte Basiliskos mit seinen Einheiten gen Karthago. Vor der Hauptstadt des Vandalenreiches trafen die beiden Flotten aufeinander und Geiserich setzte dabei die oströmische Flotte in Brand. Dieser Geniestreich konnte ihm nur gelingen, da sich Basiliskos als unfähig erwies (er hatte einen fünftägigen Waffenstillstand ausgehandelt, den Geiserich für die Rüstung nutzte) und das Wetter - speziell der Wind - gegen die Invasoren verschworen hatte. Die meisten Schiffe gingen auf See verloren und Basiliskos rettete sich zu Marcellinus auf Sizilien. Letzterer fiel dort einem Attentat zum Opfer, das vermutlich Ricimer auf ihn ausüben hatte lassen.

Parallel zu diesen Ereignissen spitzte sich die Lage in Gallien zu. Der Westgotenkönig Theoderich II. war 466 von seinem jüngeren Bruder Eurich ermordet worden und regierte als Tyrann. Die Gallier fürchteten, ihr Land würde von Eurich einverleibt werden. Aus diesem Grund schickte der lokale Adel eine Gesandtschaft zu Anthemius mit der Bitte um Hilfe. Mit von der Partie war übrigens auch wieder Sidonius Apollinaris, der die Gelegenheit dazu benutzte erneut Lobeshymnen auf einen Kaiser zu verfassen. Prompt wurde er dafür zum Stadtpräfekten von Rom ernannt. Diese Vorgangsweise scheint darauf hinzudeuten, dass es dem Westen gerade an qualifiziertem Personal mangelte. Vermutlich waren alle mit dem Vorhaben im Mittelmeer beschäftigt.

Um ein Gleichgewicht der Kräfte in Gallien zu erreichen, heiratete Ricimers Schwester den Burgunderkönig Gundioch. Im Gefolge dieser Ereignisse näherten sich auch die Sueben dem römischen Standpunkt an und Anthemius gewährte den Burgundern dafür zahlreiche Privilegien. Ziel war natürlich die Vernichtung des tyrannischen Eurich, doch machte der Verrat des gallischen Prätorianerpräfekten Arvandus diesem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. Arvandus konnte jedoch ergriffen werden und musste seine Tat mit dem Tod büssen.

In Kenntnis der Pläne konnte Eurich dem römischen Heer am Westufer der Rhone eine vernichtende Niederlage zufügen. In der Schlacht fielen nicht nur die drei fähigsten Feldherrn auf diesem Kriegsschauplatz, sondern mit Anthemiolus auch der Sohn des Kaisers.

Anthemius war zwar in Rom beliebt, hatte aber nicht überall Freunde. Seine betont griechische Lebensführung und Gerüchte über heidnische Riten erregten in allen Schichten Italiens Missfallen. Da war es nur logisch, dass nach den grossen Niederlagen an allen Fronten auch die wichtigste Stütze des Throns sich gegen ihn wandte. Ricimer und der Kaiser verstanden sich ab diesem Zeitpunkt ganz und gar nicht mehr. Begegnete man einander, so schimpfte man sich gegenseitig an. Anthemius bedauerte lautstark, seine Tochter einem Barbaren zur Frau gegeben zu haben und Ricimer schimpfte den Kaiser einen Griechentümler und Galater.

Dieses Klima liess fortan keine gemeinsamen Aktionen mehr zu und Italien zerfiel in zwei Einflusssphären. Anthemius residierte in Rom, Ricimer in Mediolanum (Mailand). Unter dem Eindruck der auswärtigen Ereignisse und der Vermittlung von Epiphanius, dem Bischof von Ticinum (Pavia), versöhnten sich die beiden Kontrahenten 470 wieder. Leider hielt der Frieden nicht lange an, denn schon zwei Jahre später zog Ricimer mit einem Heer vor die Tore Roms um den Kaiser zu stürzen. Sein neuer Favorit auf dem Thron des Westreiches hiess Olybrius. Dieser war mit Placidia der Jüngeren verheiratet - der Witwe von Valentinianus III. - und traf zeitgerecht in Italien ein.

Anthemius gab sich trotz der Umzingelung nicht geschlagen. Die westgotischen Söldner hatten die Schmach in Gallien nicht vergessen und stellten sich unter dem Kommando von Bilimer - wohl der magister militum von Gallien - demonstrativ an die Seite des Kaisers. Auch Senat und die Bevölkerung von Rom standen zu überwiegenden Teilen zu ihrem Herrscher.

Anthemius im Seitenportrait
auf einem Solidus

 
 

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(PL)