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Flavius Anastasius (I.)

Herrschaft II (religiöse Quereleien)

511 feierte der mittlerweile 80jährige Anastasius sein 20jähriges Regierungsjubiläum. Da er von allen religiösen Seiten geschmäht wurde, bot er Senat und Kronrat den Rücktritt an, falls sie an seinen Motiven Zweifel haben sollten. Viele Anwesende sollen in Tränen ausgebrochen sein und als Ergebnis sass der Kaiser wieder fester im Sattel und der Patriarch Makedonios erhielt eine Anzeige wegen Majestätsbeleidigung. Auch das Volk konnte er wieder für sich einnehmen. Ohne Diadem zeigte er sich den Massen im Hippodrom von Konstantinopel und die Stimmen der Unzufriedenen verstummten.

Die Krise wurde seit langem von radikal-orthodoxen Zirkeln tatkräftig geschürt und es gab schliesslich Strassenschlachten, die von rivalisierenden (orthodoxen und monophysitischen) Mönchsgruppen angeführt wurden. Häuser gingen in Flammen auf und mehrere hohe Beamte, wie Prätorianer- und Stadtpräfekt mussten die Stadt überstürzt verlassen.

Im November 512 eskalierte die Lage in der Hauptstadt zu einem grossangelegten Volksaufstand. Die Quelle des Unfriedens war eine lächerliche Lappalie. Es gab eine kleine Änderung des in der Liturgie verwendeten "Dreimalheilig". Im Text wurde "für uns gekreuzigt" eingefügt, was die Orthodoxen als Gotteslästerung gegen das Bekenntnis zur Lehre von der einen Natur Christi empfanden.

Der Kaiser hatte bei der Ernennung und Absetzung der kirchlichen Würdenträger keine gute Hand. Zunächst war 496 der Patriarch Euphemius durch Makedonios ersetzt worden. Dieser passte Anastasius aber ebenfalls nicht und er wurde an die Schwarzmeerküste verbannt. Der neue Amtsinhaber hiess Timotheos und hatte dem Kaiser nun die veränderte Liturgie eingebrockt. Den oft vorgebrachten Vorwurf eines religionspolitischen Kurswechsels hat er dennoch nicht getätigt, da er bei den Ernennungen von Bischöfen zu Antiochia und Jerusalem alles beim alten belies.

Der Volksaufstand wurde von den Drahtziehern dazu benutzt um einen Gegenkaiser auszurufen. Der erwählte Heermeister der Ostarmee war ein idealer Kandidat gewesen, da er über seine Frau Iulia Anicia als Urenkelin des Theodosius II. besten Leumund genoss. Doch Areobindus kannte die Machtverhältnisse zu gut und lehnte ab. Mit ein Grund dafür dürfte die Tatsache gewesen sein, dass sein Sohn Olybrius, der Konsul des Jahres 491, mit einer Nichte des Kaisers verheiratet war.

Die innenpolitische Krise nutzte in den Jahren 513 bis 515 ein in römischen Diensten hochgedienter Gote namens Vitalianus weidlich aus. Jedes Jahr bestürmte er vom Balkan her die Lange Mauer um den Kaiser zu stürzen. Das Bollwerk hielt ihn jedes Mal davon ab, tatsächlich einen Erfolg zu verbuchen, doch die ständige Unterstützung, die dieser von Theoderich bekam, war naturgemäss ein grosses Ärgernis.

Anastasius versuchte schliesslich auf dem Verhandlungsweg dieser Bedrohung Herr zu werden. Wie gefordert wurde Vitalianus Heermeister in Thrakien und der Kaiser griff auch die Forderung nach einem neuen Konzil auf, mit dem Ziel die Kirchenstreitereien von Papst Hormisdas schlichten zu lassen. Rasch wurden Vorbereitungen hierfür getroffen, doch die Parteien hatten sich derart in ihre Positionen einzementiert, dass schon im Vorfeld von einer Einberufung abgesehen wurde.

Vitelianus wollte dies nicht zur Kenntnis nehmen und setzte erneut auf die militärische Karte. Dazu hatte er sogar Flotteneinheiten organisiert. Doch der Angriff kam zum Stehen und die regulären Truppen des Kaisers schlugen den Feind ohne grosse Probleme. Das Kuriosum daran war, dass den Oberbefehl ein Zivilist inne hatte, der noch nie im Feld gestanden war. Die Rebellenarmee löste sich sofort auf, doch Vitelianus entkam vom Schlachtfeld und tauchte unter.

Nach all diesen Attacken vom Balkan war die militärische Lage in diesem Gebiet brenzlig geworden. Es gab nicht genug Wehrbauern, die einen von aussen getragenen Angriff so lange aufhalten konnten, bis die reguläre Armee vor Ort war. Als erstes erkannten die Bulgaren diese Schwäche und ab 517 nutzten sie diese voll und ganz aus. Sie konnten bis nach Mittelgriechenland vordringen und unbehelligt Tausende Gefangene machen. Anastasius musste für die Rückgabe der Geiseln 1000 Pfund (=327 kg) Gold bereitstellen.

ein von Anastasius
geschaffener
neuer Follis


Quellen: M.Clauss, "Die Römischen Kaiser", O.Veh, "Lexikon der römischen Kaiser", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)