MILITÄR |
|||
KÖNIGSZEIT |
Das spätantike Heer Im Zuge der Völkerwanderung wandelte sich die antike Kriegsführung völlig. Die schweren Fusstruppen verschwanden und wurden durch mobilere Einheiten ersetzt. Am Ende dieser Entwicklung standen die Vorläufer der gepanzerten und berittenen Einheiten des Mittelalters. Infanterie Schon während des 3.Jh.n.Chr. begannen erste Umorganisationen als Antwort auf die Auswirkungen der beginnenden Völkerwanderung. Die Armee wurde in zwei Teile geteilt. Zum einen in statische Einheiten, die die Grenzen zu verteidigen hatten, zum anderen in ein mobiles Feldheer samt der damit verbundenen Spezialtruppen. Das Feldheer wurde in Reserve gehalten, um bei Einfällen rechtzeitig Gegenmassnahmen ergreifen zu können. Weiters zeigte sich, dass die bisherigen Verteidigungsmassnahmen nicht mehr den Erfordernissen der Zeit entsprachen. Konsequenterweise begann man die Kastelle, Befestigungen und Wachtürme zu verstärken und in ein regionsübergreifendes Konzept einzubinden. Aus dem Ende des 4.Jh.n.Chr. ist mit der Notitia Dignitatum eine Liste sämtlicher Armeeeinheiten sowohl des weströmischen, als auch des oströmischen Reiches erhalten geblieben. Kern der Armee waren die comitatenses, die als regionale mobile Feldarmee an zentralen Orten konzentriert wurden. Sie wurden wahrscheinlich aus Detachements der Grenzlegionen und neu ausgehobenen Truppen gebildet. In späterer Zeit entnahm man der Feldarmee Eliteeinheiten, die palatini genannt wurden. Die bisherigen Legionen und Hilfstruppen verloren an Bedeutung und wurden unter der Bezeichnung limitanei (an Befestigungsanlagen) bzw. ripenses (an Flüssen) zusammengefasst. Man könnte ihren Status mit einer lokalen Grenzmiliz vergleichen. An den bedeutenden Schlachten jener Zeit nahmen sie nicht teil. Wurde es brenzlig, so konnten sie als pseudocomitatenses das Feldheer unterstützen. Als auxilia wurden neu ausgehobene Einheiten bezeichnet. In vielen Feldzügen bestanden die Truppen hauptsächlich aus solchen Hilfstruppen. Auch die Einheitengrösse hatte sich verändert. Die 6.000-Mann-Legion gab es nicht mehr und nach stetigen Verringerungen bestanden die Feldtruppen aus nur mehr 1.000 bis 1.200 Mann pro Einheit (vgl. Regimentsgrösse). Eine auxilia-Einheit umfasste etwa 500 Mann. Seit dem 4.Jh.n.Chr. akzeptierte man sowohl bei den Legionen als auch bei den Hilfstruppen Söldner jenseits der Grenze; hauptsächlich Germanen. Mit der Veränderung der Truppen ging eine Änderung in der Taktik einher. Kleinere Einheiten begünstigen eine flexiblere Kriegsführung. Manche Feldzüge bestanden hauptsächlich aus überfallartigen Kommandoaktionen. Kam es zu einer echten Schlacht kämpften alle wieder in Reih und Glied. Hier kam sowohl den comitatenses als auch der auxilia die Aufgabe der schweren Infanterie zu. Teile der Einheiten waren aber auch als leichte Infanterie ausgebildet. Im Rahmen einer Schlacht fasste man sie zusammen, wie man sie gerade benötigte. Solche Spezialisten waren sagittarrii (Bogenschützen), exculatores (Speerwerfer), funditores (Schleuderer) und balistarii (Feldartillerie). Neben den gewöhnlichen Bogen verwendete man bereits die arcubalista (Armbrust) und Dartpfeile! Kavallerie Im 5. und 6.Jh.n.Chr. errang die Kavallerie endgültig den Vorrang gegenüber der Infanterie. Die pedes (Fusstruppen) standen zwar nach wie vor in Reih und Glied, wurden aber nicht mehr als Rückgrat der Armee angesehen. Bereits im 3.Jh. begann die Bedeutung der eques (Berittene) zu steigen, um mit den überfallsartig und in kleinen Gruppen einfallenden Germanen fertig zu werden. Kaiser Gallienus schuf um 260 n.Chr. als erstes in Reserve gehaltene berittene Armeeeinheiten. Die Legionen begleitende Kavallerie wurde aufgelöst und durch neue 500 Mann starke vexillationes (nicht zu verwechseln mit den gleichnamigen Truppendetachements der klassischen Periode) ersetzt. Ihre Soldaten rekrutierten sich vor allem aus Randgebieten des Reiches, die bekannt für ihren Umgang mit Pferden waren (Dalmatien, Mauretanien). Unter den Soldatenkaisern wurden die Berittenen zur wichtigsten Stütze im Abwehrkampf gegen die einströmenden Feinde. Erst unter Diocletian wurde der stehende Reichsverteidigung höhere Priorität eingeräumt, wenn auch sie über die gleichen Kavallerieeinheiten verfügte, die vielfach aus den alten alae hervorgegangen waren. Kaiser Constantin fügte je fünf vexillationes und Legionstruppen und zehn auxilia zu einem Verband namens comitatus zusammen. Sie hatten höheren Status als die Grenztruppen und innerhalb eines comitatus rangierte die Kavallerie höher als die Fusstruppe. Im gleichen Atemzug wurde die Prätorianergarde durch eine rein berittene Einheit, den scholae palatinae, ersetzt. Vermutlich 365 - unter Valentinian und Valens - wurden die Truppen endgültig den jeweiligen Reichshälften zugeteilt. Geteilte Einheiten behielten ihren Namen mit der Bezeichnung seniores und iuniores um sie unterscheiden zu können. Der Speer war die bevorzugte Waffe der Berittenen. Dazu kamen berittene Bogenschützen und die leichte Kavallerie. Parther und Perser waren für schwere Einheiten Pate gestanden. Cataphracti bzw. clibanarii hiessen die voll gepanzerten und lanzentragenden Reiter, die seit dem 4.Jh.n.Chr. aufgestellt wurden. Mehr noch als bei den Fusssoldaten kamen Söldner zum Einsatz. Dies führte dazu, dass ganze Einheiten nach dem Namen ihres Stammes benannt wurden. Einige Truppen bestanden aus comites und nicht aus eques. Der Sinn ist unklar, doch wird es sich um eine Auszeichnung gehandelt haben. Als cunei equitum wurden irreguläre Reitertruppen - vor allem im Donaubereich - bezeichnet. Sie dürften in Krisenzeiten mobilisiert worden sein. Gegen Endes des Weströmischen Reiches wurde die Armee von germanischen Heerführern kommandiert. Sie reihten infolge grosser Verluste und einer mangelnden Anzahl von Rekruten ihre eigenen Leute in die Truppen ein. Damit einher ging natürlich, dass diese Heerführer ihre eigene Politik verfolgten und nicht nur dem Kaiser dienten. Vor allem katastrophale Niederlagen gegen die Goten und die Perser machten diese Massnahme nötig, um wenigstens vorübergehend den Zusammenhalt der beiden Staatsgebilde zu sichern. In dieser Zeit konnten auch mächtige oder reiche Männer ausreichend eigene Leute als Privatarmee anheuern. Sie schützten die lokalen Interessen ihrer Kommandanten und konnten es durchaus mit den offiziellen Einheiten aufnehmen. 476 wurden diese Privatarmeen offiziell verboten. Die comitatenses wurden laufend reduziert und versahen schliesslich ebenfalls Grenzsicherungsdienst. Durch die Begegnung mit den Hunnen und Persern wurde der Bogen zur bevorzugten Waffe der Kavallerie. Aus den leichten Lanzenreitern war indessen eine Stoss-Kavallerie für schnelle Schockattacken in die feindlichen Linien geworden. Im 6.Jh. stellten fast ausschliesslich germanische Föderaten die berittenen Truppen. |
Der Vandale Stilicho als Führer der
römischen Truppen zu Zeiten des Kaisers Honorius, |
|
|
|||
Sie wollen Fragen stellen, Anregungen
liefern oder sich beschweren? |
(PL) |