Version LX

GEOGRAFIE
Städte


ALALIA

ALPHABETISCH
NACH PROVINZEN

zurück zum
Städteindex

zurück zur
geografischen Übersicht

zurück zum Index

Alalia (Aléria auf Corsca)

Alalia - ein strategisch günstiger Handelsstützpunkt der Griechen

Die ältesten zivilisatorischen Funde in der Gegend von Alalia reichen bis in das 6.Jh.v.Chr. zurück. Von 1600 bis 800 v.Chr. besiedelten iberische Torreaner die Ostküste von Corsica und drängten die Urbevölkerung ins Innere der Insel zurück. Ab diesem Zeitpunkt rückte die Gegend in das Blickfeld der Handelsvölker.

565/564 v.Chr. gründeten griechische Siedler aus Phocaea in Kleinasien auf einem Plateau an der Mündung des Flusses Rhotanos (Tavignanu) den Handelsstützpunkt Alalia. Als die Heimatstadt um 545 v.Chr. von den Persern unter Kyros belagert wurde, flohen zahlreiche Bürger in die Kolonie. Trotz des plötzlichen Bevölkerungszuwachses, lebte man mit der einheimischen Bevölkerung in Frieden. Die Siedler brachten das Wissen um Olivenanbau und Weinkulturen mit.

Nun konnte man daran gehen die Stadt grosszügig auszubauen. Man errichtete mehrere Tempel (wohl auch einen zu Ehren der Artemis), mehrere Nekropolen und betätigte sich im Handel, aber auch der Piraterie. Deshalb dauerte es nicht lange und die Grosshandelsmächte der Region, Etrusker und Karthager, sahen sich gezwungen ein Bündnis zur Beendigung des Seeräuberunwesens einzugehen. Um 530 v.Chr. errangen schliesslich die Phönizier in einer überraschenden Militäraktion in einer Seeschlacht vor Alalia unter grossen Verlusten die Oberhand. Die meisten Einwohner der Stadt wurden nach der kampanischen Stadt Elea umgesiedelt.

Alalia stand nun - wohl gab es vertragliche Vereinbarungen mit den Karthagern - unter etruskischer Herrschaft, die bis ins 3.Jh.v.Chr. dauerte. Unter ihnen nahm die Stadt grossen Aufschwung. Die strategisch günstige Lage führte zu weitreichenden Handelskontakten und zum Zuzug von Menschen aus aller Herren Länder, was zu einem Rückzug der Einheimischen in die Berggebiete der Insel führte. Nun konnte man auch das Umland besser für den Ackerbau nutzen.

Das römische Alalia

Den durch die Römer verursachten Niedergang der Etrusker am Festland ausnutzend, griffen die Karthager nach Corsica und damit auch Alalia. Doch ihre Oberhoheit währte nur kurz. 259 v.Chr. eroberte Lucius Cornelius Scipio während des Ersten Punischen Krieges die Stadt. Nachdem die gemeinsame Kolonie Sardinia et Corsica gebildet worden war, wurde Alalia 238/237 v.Chr. endgültig römisch und zum Ausgang der Eroberung ganz Corsicas.  Die einheimischen Stämme leisteten erbitterten Widerstand, doch die Kolonisierung ging zäh, aber planmässig voran. So gründete Sulla aus der Stadt heraus die Colonia Veneria Aleria, die sich jedoch scheinbar mehr schlecht als recht entwickelte, da Octavianus die Kolonie mit Hilfe von Veteranen der legio III Augusta in den Jahren 36 bis 27 v.Chr. mit dem langen Namen Colonia Veneria Iulia Pacensis Restituta Tertianorum Aleria und nach Plänen Caesars neu errichten musste.

Alalia war Stützpunkt der strategischen Hauptflotte von Misenum. Die Inbetriebnahme des Handelshafens von Ostia führte zu einer deutlichen Abnahme des Warenumschlags; dennoch konnte sich die Stadt über die Jahrhunderte der Antike halten. Mit der Einrichtung einer eigenständigen Provinz Corsica (wohl unter Diocletianus) wurde Alalia Statthaltersitz. Die Einwohnerzahl wird für die Stadt in der Hohen Kaiserzeit auf maximal 20.000 Personen geschätzt.

Von den städtischen Ämtern kennt man die obligatorischen duumviri (Zweimännerkollegium als Bürgermeister), sowie das Priesteramt eines Flamen und aus der Spätantike einen principalis coloniae Aleriae (wohl ein ranghoher Vertreter des Stadtrates). Den duumviri war ganz im klassischen Sinne ein ordo decurionum (Stadtrat) beigegeben. Architektonisch passte man sich vollends der römischen Kultur an. Die öffentlichen Gebäude gruppierten sich um ein trapezförmiges Forum. Die Stadt besass ein Amphitheater und eine Stadtmauer. Das Christentum scheint in Alalia bereits früh Fuss gefasst zu haben, denn der Bischofssitz der Stadt bewahrte über die Antike hinaus bis in das Mittelalter seine herausragende Stellung.

Die Lage nach Ende der römischen Herrschaft

Als erstes entrissen die Vandalen mit ihrer mächtigen Flotte den Römern die Insel irgendwann in den Jahren 455 bis 470 n.Chr. Ihren folgten ab 533 abwechselnd die Ostgoten und Byzantiner. 754 griffen die Franken nach Corsica und ab 850. bis zum 11.Jh. verheerten die Sarazenen stetig die Städte der Insel mit ihren Überfällen. Deshalb schmiedeten die Städte Pisa und Genua 1020 eine Allianz, um die Sarazenengefahr von Corsica abzuwenden. Zu dieser Zeit entwickelten sich auch die ersten lokalen Herrschaften, die sich ähnlich wie auf dem italienischen Festland gegenseitig das Leben schwer machten. Von 1078 bis 1248 stand die Insel unter der Oberhoheit Pisas, dann Genuas. Die Streitigkeiten zwischen den Seemächten mündeten in einen Schiedsspruch durch Papst Innozenz II., der Aleria, Ajaccio und Sagone den Pisanern, Accia, Marian und St. Florenz den Genuesen zuteilt. Jedoch erringen die Genuesen in der Seeschlacht bei Meloria 1284 die endgültige Oberhoheit für fast 300 Jahre.

Auch Alalia wurde nicht an einem Tag erbaut...


Quellen: T.Bechert "Die Provinzen des römischen Reiches", diverse touristische Internetseiten; Wikipedia.org
 

Sie wollen Fragen stellen, Anregungen liefern oder sich beschweren?
Dann klicken Sie auf meine Kontaktseite!

(PL)