Version LX

GEOGRAFIE
Provinzen


GEOGRAFIE
VORGESCHICHTE
REGN. NORICUM
VERWALTUNG
MILITÄR
WIRTSCHAFT
RELIGION
NACHFOLGER

zurück zu den
Donauprovinzen

zurück zum
Provinzindex

zurück zur
geografischen Übersicht

zurück zum Index

Provinz Noricum

Militärische Einheiten in Noricum

Eine einheimische Truppe während der Besetzung war die cohors I Montanorum. Pannonische Truppen wurden zum Bau von Anlagen herangezogen, so die legio VIII Augusta (stationiert in Poetovio) und die legio XV Apollinaris (stationiert in Emona).

Folgende in Noricum aufgestellte Einheiten kamen ausserhalb der Provinz zum Einsatz:

  • ala Noricorum (zuerst in Ober- später in Untergermanien)

  • cohors I Noricorum equitata (zuerst in Pannonien, später in Unterpannonien)

  • cohors II Noricorum equitata (Einheit und Stationierung unbekannt)

Aus dem Bürgerkrieg von 69 n.Chr. ist die ala Auriana bekannt. Wohl seit um 100 existierten die cohors I Asturum und die ala I Commagenorum. Zwischen 128 und 138 sind nachstehende Formationen mehr oder minder belegt:

  • cohors II Batavorum

  • ala I Commagenorum

  • ala I Pannoniorum Tampiana

  • cohors I Tungrorum milliaria vexillatio

  • cohors Noricum ?

Truppen für die Donaugrenze zur Zeit der Markomannenkriege um 169 im Kommandobereich des Konsuls und legatus Augusti ad praetenturam Italiae et Alpium (Sonderkommando im Bereich Emona, Teile Oberpannoniens und das südöstl. Noricum) Q. Antistius Adventus Postumius Aquilinus waren:

  • Legio II Italica (Kommandant: Q. Herennius Silvius Maximus, Garnison: Lotschitz bei Celeia, dann nach 170 in Albing/Ennsmündung, dann um 205 Lauriacum)

  • Legio III Italica (Kommandant: C. Vettius Sabinianus Iulius Hospes, Garnison: Tridentum, dann Castra Regina in Raetien)

  • ala Antoniniana (Kommandant: Q. Herennius Silvius Maximus)

Als Kommandant der legio I Adiutrix säuberte Helvius Pertinax die Provinzen Noricum und Raetien von versprengten Feinden. Bei einem seiner Züge im Feindesland dürfte sich auch das vielzitierte Regenwunder zugetragen haben. Hauptgegner scheint das germanische Volk der Naristen gewesen zu sein, dessen Wohnsitze nördlich der norischen Donau in Oberösterreich lagen (der Flussname Naarn könnte von den Naristen herstammen). Neben der Legion beteiligte sich noch die in Arrabona liegende ala I Hispanorum Aravacorum an dieser Expedition. Ihr Kommandant M. Valerius Maximianus tötete eigenhändig den Naristenkönig Valao. Ausserdem führte der Präfekt der damals in Noricum stationierten ala Tampiana L. Iulius Vahilius Gratus Iulianus als praepositus vexillationibus tempore belli Germanici et Sarmatici das Kommando über ein vermutlich aus norischen Auxiliareinheiten bestehendes Detachement.

Um 400 n.Chr. versah ein dux Pannoniae Primae et Noricae seinen Dienst um die Grenze zu verteidigen. Wie seine Titulatur schon sagt, umfasste sein Militärbezirk die Provinzen Noricum und Pannonia Prima. Unter seinem Kommando (in Lauriacum) standen folgende Einheiten:

Infanterie

Kavallerie

  • Cuneus Equitum Dalamtarum (in Flexo)
  • Cuneus Equitum Stablesianorum (in Arrabona)
  • Equites Promoti (in Arrabona, Flexo, Ad Mauros & Comagenis)
  • Equites Sagittarii (in Quadriburgio, Gerolate, Lentiae, Lacufelicis)
  • Equites Dalmatae (in Ala Nova, Aequinoctio, Ad Herculem, Arlape & Augustianis)
  • Equites Mauri (stationiert in Quadrato)

Flotteneinheiten

  • Classis Histriae (mit Stützpunkt Arrunto)
  • Classis Arlapensis
  • Classis Lauriacensis

Entwicklung

Die Prokuratoren verwalteten über ein Jahrhundert lang eine äusserst friedliche Provinz. Um 50 n.Chr. existierte ein erstes Erdkastell in Lauriacum. Der exercitus noricus (Truppenbericht) weist für das Jahr 69 wenigstens eine Ala und 8 Kohorten aus. Trajan begann um 100 den Donaulimes als erster Kaiser systematisch auszubauen (Bauinschrift von 104 aus Comagenis).

Die militärische Konzentration ging allerdings an Noricum vorbei und wurde vor allem in der Nachbarprovinz Pannonien verwirklicht. 106 dürfte es 3 Alen und 6 Kohorten mit insgesamt 5.000 Mann gegeben haben. Unter Hadrian erscheinen 3 Alen und mindestens 5 Kohorten. Im 2.Jh.n.Chr. wurde bei Schlögen (Oberösterreich) ein Kastell errichtet, 110/17 das erste Steinkastell bei Zwentendorf (Niederösterreich). Noch vor den Markomannenkriegen bekam Noricum mit der ala Pannoniorum Tampiana milliaria eine zweite 1000 Mann starke Truppeneinheit.

Erste Grenzprobleme gab es während der Regierung von Antoninus Pius, verheerend wirkten sich anschliessend die Markomannenkriege Marcus Aurelius' aus. In den Jahren um 170 wurde auch norisches Gebiet in Mitleidenschaft gezogen und Iuvavum (Salzburg) sowie Flavia Solva (Leibnitz) zerstört. In der Folge wurde Noricum neben Pannonien zum Aufmarschgebiet. Die Errichtung einer nördlich der Donau gelegenen Provinz Marcomannia scheiterte.

Im Zuge der 168 geschaffenen praetentura Italiae et Alpium (Sonderkommando zum Schutz von Italien und der Reichsgrenze) wurde die in Italien ausgehobene legio II Italica in das südliche Noricum verlegt. Die Römer errichteten nach 171 in der Nähe von Caleia (bei Lotschitz) ein Lager um einen Wachtposten für die Übergänge der Julischen Alpen zu bilden.

Aus den Erfahrungen der Markomannenkriege begann Marcus Aurelius die Grenzverteidigung der Donauprovinzen neu zu organisieren. Es hatte sich gezeigt, dass Auxiliareinheiten allein dem Druck der Grenze nicht gewachsen waren. So bezog 176 die legio II Italica Posten an der Grenze, zuerst in Albing, dann in Lauriacum (Lorch). Das erste Lager dürfte wegen der permanenten Überschwemmungs- und damit Unterspülungsgefahr aufgelassen worden sein. Unter Kaiser Valentinianus I. wurde es wieder in die Grenzverteidigung einbezogen. Liburnarier (Marineinfanterie) der Legion waren auch in Ioviacum (im Raum Eferding und Aschach), berittene Einheiten in Eferding untergebracht.

199 sympathisierte die Bevölkerung von Noricum und Raetien mit dem Usurpator Clodius Albinus. Die Truppen blieben hingegen kaisertreu. Um 200 wurde Lentia zum Legionslager ausgebaut. Das Holz-Erde-Kastell wich damit einem Steinbau. Unter Caracalla rückten zum ersten Mal die Alamannen nördlich von Noricum in das Gesichtsfeld der Römer. 214 hatte er gegen diese zu Felde zu ziehen. Die Zeit danach war mehr oder minder ruhig, bis es unter Severus Alexander und besonders Gallienus wieder zu harten Kämpfen kam. Um 280 wurde im Auftrag von Kaiser Probus der Donaulimes verstärkt. Gleichzeitig wurden Grenzlegionen fix an ihre Standorte gebunden. Westlich der Provinz ging der rätische Limes unter und im Osten hatte Pannonien mit ständigen Invasionen zu kämpfen.

Die Militärführung ging seit Gallienus auf einen eigenen Militärkommandanten für den oberpannonischen und norischen Limesabschnitt, den dux Pannoniae primae et Norici ripensis, über. Er residierte in Lauriacum und hatte ebenfalls den Rangtitel vir perfectissmus. Drei Namen sind mehr oder minder vollständig bekannt:

  • Aurelius Senecio (310)

  • Aurelius Saturninus (Anfang 4.Jh.n.Chr.)

  • Tempo [...] Ursicinus (wohl unter Valentinianus)

Auch der dux konnte auf eine eigene Kanzlei zurückgreifen. Die Zusammensetzung der Kanzleibeamten stellt sich nach Ämtern wie folgt dar: Numerarium (Zahlmeister), Commentariensem (Protokollführer), Adiutorem (Gehilfe), Subadiuvam (Hilfsdienst), Regerendarium (wohl eine Art Archivar), Exceptores (Schriftaufsetzer), Singulares et reliquos officiales (Ordonanzen).

Die Alamanneneinfälle zur Zeit Aurelians dürften bis in das Pustatal Wirkung gezeigt haben. Diocletian verstärkte daraufhin die Truppen am Donaulimes und damit einher ging die Stationierung der neu ausgehobenen legio I Noricua (auch als legio I Noricorum bezeichnet) in Ufernoricum. Sie hatte den östlichen Teil des norischen Limes zu bewachen, die bereits bestehende legio II Italica den westlichen Teil bis zum Inn. Kaiser Valentinianus I. liess den Donaulimes und besonders die Lager Lauriacum, Lentia und bei Zwentendorf nochmals verstärken. In Lauriacum (Lorch/Enns) wurde wohl seit Diocletian eine fabrica scutaria (Schildfabrik) eröffnet. Die beständigen Bedrohungen veranlassete den Kaiser die Claustra Alpium Iuliarum als Sperrriegel zu errichten. Zentrum dieses Verteidigungssystems lag bei der Festung Ad Pirum (Festung auf der Passhöhe des Birnbaumer Waldes im Nordwesten des heutigen Slowenien).

Im Jahre 395 fielen die Markomannen in Noricum und vor allem Pannonien ein. Das Kommando der Donauflottille wurde deshalb von Comagenae (Tulln) nach Arelape (Pöchlarn) verlegt. Im 1. Viertel des 5.Jh. dehnten die Hunnen ihren Machtbereich bis an die nördlichen Grenzen Noricums aus. 405 radierten Ostgoten unter ihrem König Radagais auf ihrem Zug gegen Italien Flavia Solva endgültig aus. Ein Jahr später wurden alle an der Donaugrenze verbliebenen Legionstruppen abgezogen. 407 besetzten die Westgoten unter Alarich einen Teil Noricums. Provinzaufstände in den Jahren 430 und 431 wurden vom germanischen Feldherrn im römischen Dienst, Aetius, im Blut erstickt. Nach dieser Zeit verwischen sich die Spuren römischer Militärmacht im Nebel der Geschichte. In der 2. Hälfte des 5. Jh. bestand in Ufernoricum kein wirksamer Grenzschutz und auch keine geregelte politische Verwaltung mehr.

Claudius Paternus Clementianus war um 125 Statthalter von Noricum.



 

Sie wollen Fragen stellen, Anregungen liefern oder sich beschweren?
Dann klicken Sie auf meine Kontaktseite!

(PL)