Version LX

GEOGRAFIE
Provinzen


GEOGRAFIE
VORGESCHICHTE
VERWALTUNG
WIRTSCHAFT
RELIGION
NACHFOLGER

zurück zum
Provinzindex

zurück zur
geografischen Übersicht

zurück zum Index

Die Provinz Cyprus

Landwirtschaft & Handwerk

Bereits in den frühneolithischen Dorfgemeinschaften wurde auf Zypern Ackerbau betrieben. Gleichzeitig zähmte man wilde Schafe und Ziegen. Gegen Ende des Neolithikums kam die Töpferei auf und im Handel mit Syrien und Kleinasien gelangten Steinwerkzeuge aus Obsidian und Schmuckketten aus Karneol auf die Insel. Die Keramik erlebte dann vor allem in der mittleren Bronzezeit einen Aufschwung mit grosser Formenvielfalt. Die Herstellung von Schmuck aus Kupfer wurde nun ergänzt durch jene aus importierten Glasperlen und Fayencen.

In der späten Bronzezeit verlagerte sich die Schmuckproduktion hin in Richtung Gold mit besonderer Vorliebe für getriebenes Goldblech mit Spiralmustern und Tiermotiven. Sowohl Keramik als auch Schmuck lassen mykenischen Einfluss erkennen. Importschmuck wiesen meist östlichen (Greifen- & Löwendarstellungen) bzw. ägyptischen (v.a. Glas, Fayence & Skarabäen) Einfluss aus, wohingegen Importkeramik aus Griechenland kam. Ab Mitte des 5.Jh. entwickelte sich die Bildhauerei unter ionischem und vor allem attischen Einfluss weiter und es entstanden bedeutende Kunstwerke in Stein und Metall.

Die Herrschaft der Ptolemäer brachte Zypern einen Aufschwung in allen Handwerkskünsten. Der neue Reichtum der Oberschicht führte zu einem gesteigerten Bedürfnis nach Repräsentation und Luxuswaren. So spezialisierte sich nicht nur das Handwerk, sondern es kamen auch neue Zweige hinzu, wie etwa die Glasherstellung.

Seit alters her war Zypern dicht bewaldet gewesen und glaubt man Strabon, so habe es einige Gegenden gegeben, die derart mit Urwald überwuchert waren, dass man nur schlecht Landwirtschaft betreiben konnte. Da die Kupferpfannen Unmengen an Holz verbrauchten und dieses auch exportiert wurde, machte sich spätestens in römischer Zeit eine Verödung mancher Landschaftsstriche bemerkbar. Viel Holz verbrauchte auch eine typisch zypriotische Handwerkskunst: der Schiffbau. Man rühmte sich seit jeher auf der Insel ganze Flotten ohne Importwaren ausrüsten zu können.

In römischer Zeit konnte sich Zypern mit Getreide selbst versorgen. Bedeutend waren sowohl vom Umfang, als auch in puncto Qualität die Gewinnung von Olivenöl und der Weinbau. Auch die Gewinnung von Salz war nicht unbeträchtlich. Im 2.Jh.n.Chr. wurde zypriotisches Glas zum Exportartikel und die Produktion durch Manufakturarbeit beträchtlich erweitert. Als in der Spätantike die Kupfererzförderung deutlich zurückging und auch mit Holz und Schiffbau weniger verdient wurde, kam der Agrarwirtschaft erhöhte Bedeutung zu. Neben Ägypten lieferte nun Zypern Getreide für das Oströmische Reich. Neben den grossen Erdbeben im 4.Jh.n.Chr. kam es auch zu einer langanhaltenden Dürre und damit verbundenen Naturkatastrophe. Kaiser Iustinianus machte sich besonders um die Wirtschaft der Insel verdient, als er auf ihr die Seidenraupenzucht einführte und förderte. In ihrem Gefolge entwickelte sich eine entsprechende Textilindustrie.

Kupferbergbau und Fernhandel

Zyperns ökonomische Bedeutung wurde die gesamte Antike hindurch vom Kupferbergbau und dem damit verbundenen Handel geprägt. Begonnen wurde damit bereits im frühen Chalkolithikum (3800 bis 2300 v.Chr.), in dem getriebene Kupferwerkzeuge jedoch noch importiert wurden. Aus dem Metall stellte man später selbst Schmuck, Waffen und Werkzeug her. In diese Zeit fallen auch die ersten intensiveren Handelsbeziehungen mit dem Nahen Osten, Mesopotamien, Ägypten (Alabastervasen) und den Phöniziern. In der mittleren Bronzezeit gelangte das Wissen um die Bronzeherstellung durch anatolische Händler auf die Insel und Zypern avancierte zum grössten Kupferexporteur der Mittelmeerwelt. Nun wurde auch Griechenland in den Fernhandel einbezogen und die Mykener errichteten im 15.Jh.v.Chr. Handelsstützpunkte. In weiterer Folge gelangte das Wissen um die Eisenverarbeitung durch phönizische Kaufleute nach Zypern. Trotz des Erzreichtums war verarbeitetes Kupfer lange Zeit teuer gewesen und erst jetzt kamen  langsam Metallgefässe in Gebrauch, die nicht nur kultischen Handlungen dienten; vor allem Schalen aus Bronze, Silber und Gold.

Durch den Kupferreichtum konnten sich die Zyprioten auch während der archaischen Epoche (ab 750 v.Chr.) eine gewisse innere Autonomie trotz verschiedener Invasionen erhalten. Handel und Bergbau spülten jenes Geld in die Kassen der Stadtstaaten, das den fremden Herren als Tribut bezahlt werden musste. In dieser Zeit erlangte auch die Holzverarbeitung eine überregionale Bedeutung. Die Ptolemäer wandelten sowohl die Kupferminen von Tartassos und die Wälder des Troodos zwecks Gewinnmaximierung in einen staatlichen Regiebetrieb um.

Der Schriftsteller Strabon lobte die in römischer Zeit noch immer hohe Ausbeute der Kupferminen von Tartassos. Man förderte nicht nur Kupfererz aus dem Berg, sondern auch Kupfersulfat und Grünspan. Die beiden letzten Produkte kamen in der Arzneimittelkunde zum Einsatz, sodass von einer frühen "Pharmaindustrie" auf Zypern gesprochen werden kann. Als Nebenprodukt fiel bei der Kupfergewinnung auch Silber und etwas Gold an. Die Erträge der Kupferminen sollten erst in der Spätantike zurückgehen. Ob es auch in geringen Mengen eine Eisenerzgewinnung gab, ist bislang ungeklärt. Gesichert ist jedoch der Abbau von Asbest.

Über alle Epochen hinweg bewahrte sich Zypern eine bevorrangte Stellung im Fernhandel. In der römischen Kaiserzeit wurden sogar Waren aus Indien und China über die Insel verschifft. Mit der Eingliederung ins Imperium erschlossen sich für die lokalen Händler völlig neue Absatzmärkte, vor allem im Westen des Mittelmeeres.

Ein Importgut wurde auf der Insel besonders benötigt: Marmor. Es gab auf der Insel kaum brauchbare Vorkommen, sodass der Bedarf für Architektur und Kunst fast ausschliesslich durch Einfuhren aus Ägypten und Kleinasien gedeckt werden musste. Infolge des Mangels nutzte man in den Jahrhunderten vor der hohen Kaiserzeit besonders Kalkstein für Grossplastiken, die hauptsächlich von orientalischer Mode beeinflusst wurden.

Kaiser Iustinianus machte sich besonders um die zypriotische Wirtschaft verdient, als er die Seidenraupenzucht einführte und eine entsprechende Textilindustrie förderte.


Quellen: T.Bechert "Die Provinzen des Römischen Reiches", Baedeker Reiseführer "Zypern", W.Eck "Die Verwaltung des Römischen Reiches in der hohen Kaiserzeit", "Der kleine Pauly"

 

Sie wollen Fragen stellen, Anregungen liefern oder sich beschweren?
Dann klicken Sie auf meine Kontaktseite!

(PL)