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Die Provinz Cyprus Religion Zypern galt und gilt noch immer als die Insel der griechischen Liebes- und Fruchtbarkeitsgöttin. Zwischen Pafos und Limassol lag der berühmte Felsen der Aphrodite, wo sie dem Schaum der Brandung entstiegen sein soll. Ausgrabungen in Kouklia bei Pafos brachten die Reste eines der grössten Aphrodite-Heiligtümer der gesamten antiken Welt zu Tage. Die frühesten Zeugnisse religiösen Handelns Die ältesten Zeugnisse in puncto Religion fallen in das 8. bzw. 7.Jt.v.Chr., als man die Toten unter den tholoi (Rundhütten) der ersten dörflichen Siedlungen - vermutlich aus einem Glauben an Wiedergeburt - in zusammengekauerter Hockerstellung begrub. In diese Zeit datieren auch die ersten religiösen Artefakte aus Stein in Violinform. Im Chalkolithikum (3800-2300 v.Chr.) begrub man die Toten nicht mehr unter den Hütten, sondern ausserhalb der Dorfgemeinschaften. Die religiösen Artefakte wiesen nun Kreuzform und weibliche Geschlechtsmerkmale auf und wurden aus Steatit gefertigt. Sie dienten höchstwahrscheinlich der Verehrung von Fruchtbarkeits- und Muttergottheiten. Die frühe Bronzezeit (2300 bis 1900 v.Chr.) brachte eine erneute Änderung der Begräbnisriten mit sich. Nun begrub man die Toten in Kammergräbern mit dromos (grch. Laufgang), der vor allem beim Totenkult eine Rolle spielte. Besonders in der späten Bronzezeit (1500 bis 1050 v.Chr.) entwickelten sich lange dromoi mit mehreren angeschlossenen Grabkammern. Im 2.Jt.v.Chr. wurden die religiösen Vorstellungen vor allem durch orientalischen Einfluss geprägt. In der späteren Bronzezeit fand man neben den obligatorischen Muttergottheiten besonders häufig die Darstellung des phönizischen Gottes Bes. In der kyproarchaischen Epoche (725 bis 475 v.Chr.) erfolgt durch den zunehmenden Reichtum der Städte eine üppige Ausgestaltung der Gräber. Während die Architektur derselben griechische Vorbilder hat, zeigen die Grabbeigaben weiterhin stark orientalischen und auch ägyptischen Einfluss. Nun wurde auch die Kauerstellung der Toten aufgegeben zugunsten einer Rückenlage in steinernen Sarkophagen und die Grabanlagen durch Stelen auch weithin sichtbar gemacht. In diese Zeit fällt auch die Ausbringung zahlreicher Terrakotten in Stiergestalt, die eine Spaltung des Fruchtbarkeitskultes in einen neuen männlichen (symbolisiert durch den Stier) und den transformierten weiblichen (vereinigt in der Figur der Aphrodite) aufzeigt. Die alten Kulte Die ersten griechischen Siedler aus Achaia um 1200 v.Chr. fanden bei ihrer Ankunft bereits Fruchtbarkeitskulte rund um aus dem Orient stammende Muttergottheiten vor. Vor allem die babylonische Fruchtbarkeitsgöttin Ischtar wurde verehrt. Ihr Kult verschmolz mit jener der phönizischen Astarte und später, nach Abkehr von Matriarchatsstrukturen hin zum Patriarchat unter griechischem Einfluss zu jenem der Aphrodite. In weiterer Folge entstand rund um die Göttin der Liebe ein Geflecht aus Sagen und Mythen, den man zusammenfassend den kyprischen Sagenkreis nennt. Aus ihm kann man durchaus historische Erkenntnisse gewinnen, so etwa über die frühe Existenz von Tempelprostitution und das Ende des Matriarchats. Mit dem Aphroditekult am engsten verbunden blieb stets Paphos, deren Stadtkönig zugleich Hohepriester war. In der kyproklassischen Zeit (475 bis 325 v.Chr.) erreicht die Plastik im allgemeinen und damit auch die religiöse Bildhauererei einen ersten Höhepunkt. Orientalische und hellenistische Vorbilder verschmelzen ineinander. Unter ptolemäischem Einfluss entstehen neue Tempelanlagen und die ägyptische Kunst bereichert die Grabbeigaben (z.B. Skarabäen). An sonstigen Gottheiten wurden nun neben den phönizischen Anat, Baal, Eshmun, Melkart, Mikal und Reshef auch Bes, Hathor, Ptah und Thoeris verehrt, wie aus Amulettfunden zu erkennen ist. Mit der Hellenisierung im Laufe des 4.Jh.v.Chr. und vor allem der Einführung der griechischen Schrift bekamen die Gottheiten langsam andere Namen. Aus Anat wurde Athena, aus Astarte die Aphrodite, Hylates und Reshef zu Apollo sowie Eshmun zu zum Heilgott Asklepios. Mit der Erringung der Pax Romana im Mittelmeerraum nahmen die Heiligtümer auf Zypern einen enormen Aufschwung und im 1.Jh.n.Chr. wurden zahlreiche Tempelanlagen aus- und neugebaut. Die religiöse Plastik erlebt ihren absoluten Höhepunkt während der hohen Kaiserzeit mit zahlreichen Statuen von Göttern und Heroen. Kaiserkult und damit verbundene Spiel wurden in Palaipaphos zelebriert. Trotz frühem und hohem Christianisierungsgrad bleiben die alten Kulte - vor allem durch den Aphroditekult - lange Zeit auf Zypern bestehen. Ein uneingeschränkter Betrieb lässt sich bis weit in das 4.Jh.n.Chr. nachweisen. Das Ende kam erst unter Kaiser Theodosius, der im Zuge seiner grossangelegten Heidenverfolgung, zahlreiche Tempel niederreissen liess. Da im selben Zeitraum zahlreiche Kirchen entstanden, erscheint eine teilweise Wiederverwendung des damit gewonnenen Baumaterials nicht ganz unrealistisch. Das Christentum Mit dem Christentum machte Zypern erstmals ab 45/46 n.Chr. Bekanntschaft. Die Apostel Marcus, Paulus und Barnabas waren sich der Wichtigkeit der Insel sehr wohl bewusst und entfalteten eine gross angelegte Missionstätigkeit. Angeblich sollen sie sogar den Statthalter Sergius Paulus zum Christlichen Glauben bekehrt haben (was eher unwahrscheinlich ist, aber vermutlich hatte man bei ihm das Interesse an dieser neuen Fasson des jüdischen Glaubens geweckt) und die Christianisierung schritt voran. Am Konzil von Nicaea 325 n.Chr. nahmen drei zypriotische Bischöfe (jene von Paphos, Salamis und Tremithus) teil und an jenem von Sardica 344 n.Chr. bereits zwölf. Nach der Teilung des Römischen Reiches stand die zypriotische Kirche unter dem Einfluss von Konstantinopel und seiner Religionspolitik. Direkt ausgeübt wurde die Kirchenherrschaft durch den Patriarchen von Antiochia. Das lokale metropolitische Oberhaupt residierte seit 400 n.Chr. in Salamis/Constantia. Diese Abhängigkeit war bei den Zyprioten nicht gerne gesehen und Anfang des 5.Jh.n.Chr. eskalierten die Auseinandersetzungen und die Insel erhielt 431 n.Chr. auf dem Konzil von Ephesos durch Kaiser Zeno die religiöse Eigenständigkeit in der orthodoxen Kirche. Die starke Verwurzelung des orthodoxen Christentums sorgte in den späteren Jahrhunderten auch dafür, dass weder der Islam noch der Katholizismus auf der Insel wirklich Fuss fassen konnte. In der Spätantike wurden wesentlich mehr Sakral- als Profanbauten errichtet und die meisten Städte erlangten den Status eines Bischofssitzes. Dies lag auch an der relativ hohen Bevölkerungszahl, die im Gegensatz zu anderen Teilen des Imperiums nicht signifikant schrumpfte. Gebaut wurden vor allem Basiliken und Baptisterien. Hervorzuheben ist etwa die fünfschiffige Epiphanios-Basilika in Salamis/Constantia. Im 10.Jh.n.Chr. erfolgte unter byzantinischem Einfluss eine Welle von Klostergründungen, die noch heute nachwirkt. In dieser Zeit erfolgte auch der Übergang von der klassischen langgestreckten Kirchenbasilika des 4.Jh.n.Chr. hin zum Zentralbau mit Kreuzkuppel in der Mitte. Die Kirchenmalerei setzte erst im 6.Jh.n.Chr. ein, nachdem religiöse Darstellungen nach der Zerstörung der heidnischen Tempel lange Zeit als verpönt galten. Zwischen 726 und 843 kam es darüber zum Ikonoklasmus (Bildersturm), in dem die Verehrung religiöser Darstellungen in Frage gestellt worden war. Nachdem sich die Bilderverehrung durchgesetzt hatte, wurden die Darstellungsformen in einem Kanon exakt definiert. Das Judentum Nach der Zerstörung Jerusalems im Zuge der Niederschlagung des Jüdischen Aufstandes 70 n.Chr. floh eine nicht unbeträchtliche Zahl von Juden auf die Insel. Sie begründeten eine der grössten Diasporagemeinden des Judentums. 115/116 n.Chr. kam es unter der Führung eines gewissen Artemion - die Annahme griechischer Namen war damals auch bei den Juden Mode - zu einer Revolte, die sich wie ein Flächenbrand über weite Teile des Orients ausbreitete. Ein Mitgrund für das Übergreifen des Aufstandes könnte in den verstärkten Versuchen der Christen gelegen haben, die zahlreichen jüdischen Gemeinden der Insel zu bekehren. Sowohl Paulus, als auch Barnabas waren bei den Juden auf wenige Gegenliebe gestossen und letzterer wurde von ihnen sogar zu Tode gesteinigt. Infolge der weiten Verbreitung der Revolte dürften eschatologische Strömungen die Hauptursache gewesen sein, d.h. man rechnete mit dem Weltenende und der Erscheinung des Messias. Zypern hatte besonders unter Gewalttaten zu leiden. Die überlieferten 200.000 Toten sind vermutlich um mehr als eine Kategorie übertrieben (die Einwohnerzahl betrug ja nur eine halbe Million), doch zeigt sich darin die Brutalität der Auseinandersetzungen und die Konsequenz der Unterdrückung der Rebellion durch den Heerführer Lusius Quietus. Die jüdische Tradition sah in Quietus den Prototypen des römischen Judenfeindes und es ist interessant zu bemerken, dass es sich bei ihm um einen Mann maurischer Herkunft handelte. Nach der Niederschlagung wurden alle Juden von Zypern verbannt und mit der Zeit erholte sich die Insel wieder von diesem Tiefschlag und die Entwicklung konnte weitaus friedlicher als in anderen Provinzen fortschreiten. Trotz all dieser Vorfälle, sah die Verwaltung später keinen Grund sich in interreligiöse Streitigkeiten einzumischen. |
Mythologisch war Zypern stets mit der
Geburt der Aphrodite
verbunden
Unter Kaiser Trajan
kam es zu einem grossen jüdischen Aufstand im Osten des Reiches, der
besonders auf Zypern wütete. |
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Quellen: T.Bechert "Die Provinzen des Römischen Reiches", Baedeker Reiseführer "Zypern", W.Eck "Die Verwaltung des Römischen Reiches in der hohen Kaiserzeit", "Der kleine Pauly" |
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