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WIRTSCHAFT
Griechisches Geld & Münzen


Imperialer Adler OBOLOS

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Der Obolos

Der griechische Obolos

Die Bezeichnung Obolos (Mz. Oboloi) stammt vom gleichnamigen grch. Ausdruck für einen meist eisernen Bratspiess, der im alten Griechenland als weit verbreitetes Primitivgeld Verwendung fand. Aus Grab- und Votivfunden des 8.& 7.Jh.v.Chr. in Argos, Delphi, Korinth, Sparta usw. lassen sich zwei Entwicklungsstufen bezüglich Form und Gewicht dieser Spiesse ableiten. Da zumeist sechs Spiesse mit der Hand umfasst werden konnten, wurde der sechste Teil der Drachme zunächst als Obelos, später Obolos, bezeichnet.

Neben dem einfachen Obol prägte man in der gesamten hellenistischen Welt den Diobolos als Doppelstück im Wert von 1/3 Drachme, den Triobolos als halbe Drachme (= Hemidrachmon) sowie den Tetrobolos als Vierfachstück im Wert von 2/3 Drachme. Nur im zentralen Griechenland und Athen münzte man den Trihemiobolos als Anderthalbstück und im Wert einer ¼ Drachme. In Athen des 4.Jh.v.Chr. brachte man den Pentobolos als Fünffachstück im Wert von 5/6 einer Drachme aus. Die höherwertigen sehr seltenen Stücke sind der Oktobolos als Achter im Wert von 1 1/3 Drachmen (oder besser gesagt: 1/3 Tetradrachme) und der Dekobolos als Zehner im Wert von 1 2/3 Drachmen.

Der silberne Obol wurde je nach Gegend in 8, 12 oder 16 bronzene Chalkoi unterteilt. Ausgemünzte Teilwerte waren Halb-, Viertel- und Zweidrittelstücke. Später brachte man den Obol auch in Bronze aus und versah ihn mit Wertzeichen (z.B. O, OBO). Neben den "echten" Teilwerten existierte noch der Tetartemorion als Viertelstück.

Trioboloi hatten auf ihrem Münzbild meist eine abgekürzte Wertangabe (H, E, H M) und wurden vor allem auf dem Peleponnes, später in Kolophon, Korinth (mit Pegasuskopf), Orchomenos und Athen (Eule statt Mondsicheln) geschlagen. Die Wichtigkeit dieses Nominales zeigt sich an ihrer teilweisen Ausbringung in Gold. In Athen erhielt der Ruderer eines Kriegsschiffes einen Triobol als Sold, sowie die Söldner in den hellenistischen Königreichen. Auch die üblichen Richterdiäten lagen in dieser Höhe.

Tetroboloi wurden nach attischen, phönizischem und persischem Münzfuss geschlagen; wobei sie bei letzterem als Ausgleichsmünzen erscheinen. Die Wichtigkeit ihrer Ausprägung wird durch die Tatsache verdeutlicht, dass sie in der Regel den (erhöhten) Tagessold eines Söldners in den hellenistischen Königreichen darstellte. Die attischen Gepräge zeigen am Revers zwei Eulen. In Korinth (das den Stater zu drei Drachmen und 12 Obolen rechnete) nannte man teilweise die Drachme Tetrobol. Auch der Trihemiobol wies eigene Münzbilder auf und wurde vielfach mit den Marken T, TRI oder in Heraia und Tegea mit EEE gekennzeichnet.

Tetrobol aus Ainos von 2,57 g Gewicht. 440/412 v.Chr.
Der Avers zeigt Hermes, der Revers einen Ziegenbock samt Doppelaxt.
Der Ausrufungspreis dieser Münze beim Wiener Auktionshaus H.D.Rauch betrug EUR 250.

Als Silbermünze wurde der Obol in beinahe ganz Griechenland und den hellenistischen Reichen zu den jeweiligen Münzfussen ausgeprägt (z.B. im attischen Münzfuss 0,73 g, im äginischen 1,04 g Silbergewicht; das Gewicht der anderen Legierungsmetalle schwankte ständig. Als Medizinergewicht wog der Obol 0,57 g.) Die Münze war DAS typische naulon (grch. Fährgeld) für Charon und wurde Toten entweder unter die Zunge oder zwischen die Zähne gelegt.

Die athenischen Obolen zeigen auf dem Revers vier Mondsicheln, die syrakusischen ein Rad. Einige wenige Prägeorte (z.B. Metapont im 3.Jh.v.Chr.) versahen die Münze mit einer Wertbezeichnung. Durch die schleichende Entwertung der Drachme sank der Obol später zur reinen Bronzemünze herab.

Der mittelalterliche Obolus

Über die lateinische Entsprechung Obolus hielt der Obol auch im frühmittelalterlichen Westeuropa Einzug in die verkümmerte Geldwirtschaft. Seit dem Frankenreich bezeichnete man mit einem Obol die Hälfte des Denarius (Pfennig). Das Nominale sprang nur sehr selten vom Münzstock, sodass man sich in der Praxis entweder mit zerteilten Pfennigstücken oder deutlich zu gering ausgemünzten Pfennigen bediente, die man einfach zu Obolen erklärte.

Neuzeitliche Obolen

In der Neuzeit prägten die von 1809 bis 1863 unter britischem Protektorat stehenden Ionischen Inseln im Jahre 1819 Obolen. Ausserdem trugen Kupfermünzen des Königreiches Griechenland von 1869 bis 1882 die Aufschrift "Obolon" (5-Letpa-Stück) & "Diobolon" (10-Lepta-Stück).

Hemiobol aus Thasos von 0,28 g
411/350 v.Chr.

Der Ausrufungspreis dieser Münze beim Wiener Auktionshaus
H.D.Rauch betrug EUR 100

Obol aus Thasos
von 0,42 g Gewicht
411/350 v.Chr.

Der Ausrufungspreis dieser Münze beim Wiener Auktionshaus
H.D.Rauch betrug EUR 120

Diobol aus Methylion
von 1,31 g Gewicht 4.Jh.v.Chr.

Der Ausrufungspreis dieser äusserst seltenen Münze beim Wiener Auktionshaus
H.D.Rauch betrug EUR 1500

Trihemiobol aus Thasos von 0,87 g
411/350 v.Chr.

Der Ausrufungspreis dieser Münze beim Wiener Auktionshaus
H.D.Rauch betrug EUR 90


Quellen: W.Gemoll "Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch", "Der kleine Pauly", Zeitschrift "money trend"; www.muenzen-lexikon.de 

 

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