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PERSONEN
Gegenpäpste


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GEGENPÄPSTE

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Hippolytos (217 bis 235, gegen die Bischöfe Calixtus I., Urbanus & Pontianus)

Hippolyt wurde vermutlich um 170 in Kleinasien oder Alexandria geboren und war ein Schüler des Irenaeus von Lyon. Unter Victor hatte er durch seine Gelehrsamkeit und Autorentätigkeit als Presbyter eine herausragende Stellung eingenommen. Sein Anliegen war der Kampf gegen Irrlehren seiner Zeit: Adoptianismus, Chiliasmus, Gnosis & Modalismus. Als Gegner standen ihm dabei vor allem Noetus und Sabellius gegenüber. Mit Zephyrinus überwarf er sich wegen der Berufung des Calixtus zum Diakon und dem Verdacht der Anhängerschaft von Irrlehren. Somit vertrat Hippolyt eine sehr konservative Auslegung des Christentums.

Da Zephyrinus Calixtus zum Nachfolger designiert hatte verschärfte sich der theologische Streit. Konkret ging es um die Anhänger des Sabellius, die Hippolyts Meinung nach nicht entschieden genug verfolgt wurden. So kam es zu einer Verleumdungskampagne gegen den amtierenden Bischof von Rom und Hippolyt beschuldigte Calixtus der Anhängerschaft von Irrlehren. Die weiteren Umstände seiner Wahl zum Gegenpapst sind nicht bekannt, doch hatte Hippolyt zunächst eine grosse Anhängerschaft und Calixtus musste unter dem Druck seines Widersachers Sabellius exkommunizieren. Das strenge Regiment Hippolyts liess jedoch bald die meisten Anhänger das weite suchen und er konnte sich nur mehr im dogmatischen Umfeld einer Religionsschule halten. Dort dürften auch die meisten seiner Werke entstanden sein. Hippolyt hielt an seiner Position auch unter den folgenden Bischöfen fest und unter Pontianus kam es zu einem erneuten Konflikt. Der Streit geriet ausser Kontrolle, sodass sich Kaiser Maximinus Thrax gezwungen sah die beiden Kontrahenten in die Marmorsteinbrüche auf Sizilien zu verbannen, wo sie beide 235/236 umkamen. Angeblich hatten sich die beiden kurz zuvor versöhnt. Fabianus holte beider Gebeine schliesslich nach Rom zurück und Hippolyt wurde am 13. August 236 im Coemeterium an der Via Tiburtana zur letzten Ruhe gebettet (man hat ihm sogar eine Statue gewidmet, die 1551 wiederentdeckt wurde). Wie Pontianus wurde auch er zum Märtyrer erklärt. Zahlreiche seiner Werke sind zumindest dem Namen nach oder in Fragmenten überliefert worden. In späterer Zeit genoss er so hohes Ansehen, dass man Schriften fälschte und ihm zuschob.

Noviatanus (März 251 bis 258, gegen Bischof Cornelius)

Noviatanus war vermutlich stadtrömischer Herkunft und wurde von einem Exorzisten am Krankenlager notgetauft. Wieder erholt widmete er sich ganz dem Glauben und brachte ein enormes Wissen in die Christengemeinde ein. Dies veranlasste Bischof Fabianus ihn zum Presbyter zu ernennen. Neben diesem Amt hatte er noch genügend Zeit ein einsiedlerisches, asketisches Leben zu führen. Während des Sedisvakanz nach dem Tod des Fabianus nahm Noviatan eine führende Rolle in der römischen Gemeinde ein.

Nachdem Cornelius zum Bischof gewählt worden war, unterstützte eine einflussreiche Minderheit Noviatan, der sich dann auch durch drei Landbischöfe weihen liess. Er und Cornelius stritten sich nun vor allem darum, wie mit den während der Decianischen Christenverfolgung Abgefallenen zu verfahren sei. Noviatan trat für eine restriktive Politik ein. Noch 251 wurde er von einer Synode, an der 60 Bischöfe teilnahmen, aus der Kirche ausgeschlossen.

Aus diesem Grund gründeten seine Anhänger eine "Kirche der Reinen" (auf diese Ansichten sollten sich später die Katharer berufen) genannte Parallelorganisation und tauften die Gläubigen ein zweites Mal. Nun wurde auch den Todsündern die Wiederaufnahme in die Kirchengemeinschaft verweigert. Über sein weiteres Leben ist nichts bekannt. Sein Todesjahr 258 ist ebenso fragwürdig wie sein Märtyrertum. Die von ihm inspirierte Kirche hatte vor allem im 4.Jh.n.Chr. infolge ihrer überhöhten Ideale und Strenge ein gewisses Mass an Zulauf. Zu einer Verfolgung kam es erst in den folgenden Jahrhunderten, doch konnten sich Gemeinden bis in das 7.Jh. halten.

Felix (Ende 355 bis 358, gegen Bischof Liberius)

Da der offizielle Inhaber des Stuhles Petri, Liberius, nach Boraea in Thrakien verbannt war, wurde der Archidiakon Felix II. von Kaiser Constantius II. in sein Amt eingesetzt. Er und die stadtrömischen Kirchenvertreter hatten zwar zuvor per Eid geschworen zu Lebzeiten des Liberius keinen anderen Bischof anzuerkennen, doch Ende 355 liess sich Felix von drei arianischen Bischöfen im Kaiserpalast weihen.

Wohl infolge praktischer Erwägungen erkannten ihn die Kirchenvertreter rasch an, wohingegen die Bevölkerung ihn des Meineids bezichtigte und die Gefolgschaft verweigerte. Seine Amtszeit war zudem geprägt vom Konflikt mit den Arianern, die Felix im Sinne des Kaisers wieder in die Kirche aufnahm. Infolge des Drucks der öffentlichen Meinung konnte Liberius 358 zurückkehren und man befand sich in einer Pattsituation. Constantius II. dachte an eine Doppelherrschaft der beiden Päpste, doch Felix wurde vor Eintreffen von Liberius durch Volk und Senat aus der Stadt vertrieben. Er starb am 22. November 365 in Porto. Felix als Gegenpapst zu führen ist eigentlich doppeldeutig, da er die Unterstützung des Kaisers hatte. Aus diesem Grund wurde er noch im 6.Jh. in manchen Papstlisten als rechtmässiger Bischof geführt. In jener Zeit kam es auch zu einer Verwechslung mit einem afrikanischen Märtyrerbischof, was Felix ungerechtfertigterweise in den Rang eines Märtyrers und Heiligen brachte.

Ursinus (24. September oder 1. Oktober 366 bis 16. November 367, gegen Bischof Damasus I.)

Nach Liberius' Tod wählten 3 der 7 Diakone samt einer Zahl Presbyter Ursinus am 24. September oder 1.Oktober 366 in der Basilica Iulii (Kirche Santa Maria in Trastevere) den Diakon Ursinus zum Gegenbischof und liessen ihn durch Bischof Paulus von Tibur weihen. Kurz darauf wählten die restlichen Kirchenvertreter Damasus mit Mehrheit auf den Stuhl Petri und er wurde im Lateran geweiht.

Diese Doppelwahl versinnbildlichte den tiefen Graben zwischen den Anhängern der verschiedenen Glaubensrichtungen an, der vor allem von der Kirchenpolitik des Kaisers Constantius II. geschürt wurde. Die Auseinandersetzungen mündeten rasch in blutige Strassenkämpfe und Überfälle, die drei Tage lang andauerten. Damasus konnte sich nur mit Hilfe der Staatsmacht, allen voran der Stadtpräfekt Viventius und dem Praefectus Annonae (Vorsteher der Getreideverwaltung) mit Mühe gegen die Anhänger des Ursinus durchsetzen.

Die Ursinus verteidigenden Presbyter wurden verhaftet, er selbst samt der ihn unterstützenden Diakone aus der Stadt verbannt. Trotz dieser Massnahmen kam es immer wieder zu Ausschreitungen und die Lage entspannte sich nur mässig. Nach Fürsprache beim Kaiser konnte Ursinus am 16. November 367 von seinen Anhängern triumphal empfangen wieder nach Rom zurückkehren. Doch bereits kurz darauf wurde er vom Stadtpräfekten erneut nach Gallien verbannt. Wiederum erreicht er eine Lockerung der Verbannung und reist nach Mailand. Dort dürfte er ebenfalls für Unruhe gesorgt haben, da erneut die Ausweisung in die Provinz erfolgte. Seinen Lebensabend verbrachte Ursinus nachweislich in Köln, wo er vielleicht 385 verstarb.

Eulalius (27. Dezember 418 bis 10. April 419, gegen Bonifatius I.)

Der Archidiakon Eulalius wurde von den Diakonen im Lateran als Gegenbischof zum von den Priestern gewählten Bonifatius in das Amt bestellt. Er wurde vom ostiensischen Bischof geweiht und fand politische Unterstützung beim Stadtpräfekten Symmachus, was zunächst auch zu einer Anerkennung durch Honorius führte. Bonifatius hatte die Stadt verlassen müssen, doch seine Anhänger machten sich beim Kaiser für seine Rückkehr stark. Um die Pattsituation aufzulösen berief der Kaiser für den 8. Februar 419 eine Synode nach Ravenna zur Entscheidung. Die Bischöfe konnten sich jedoch nicht einigen und die Sitzung wurde vertagt. Honorius untersagte daraufhin beiden Bischöfen das Betreten der Stadt Rom bis zur nächsten Synode am 1. Mai 419, um Ausschreitungen zu vermeiden. Doch Eulalius hielt sich nicht daran und liess am 18. März den Lateran gewaltsam besetzen. Da er der Aufforderung des Rückzuges nicht Folge leistet, entschied sich der Kaiser am 10. April 419 für Bonifatius. Am 29. April wurde Eulalius aus Rom vertrieben und nach Campanien verbannt. Möglicherweise blieb er dort der Kirchenhierarchie verbunden, denn er könnte als Bischof von Nepi amtiert haben. Nach dem Tode von Bonifatius im September 422 wollten ihn die Gegner von Coelestin erneut zum Gegenbischof wählen, doch Eulalius hatte von den politischen Querelen genug und lehnte deren Ansinnen ab.

Laurentius (22. November 498 bis 506, gegen Symmachus)

Da die byzanzfeindliche Mehrheit der Kleriker Symmachus zum Papst bestimmt hatte, wählte eine byzanzfreundliche Minderheit Laurentius zum Gegenbischof von Rom und liess ihn (am gleichen Tag wie Symmachus) in der Kirche Santa Maria Maggiore weihen. Seine Anhänger erhofften sich eine Anerkennung des sog. Henotikons, eines Erlasses des Kaisers Zeno, der trotz anderslautender chalkedonischer Beschlüsse eine Wiedervereinigung mit den Monophysiten anstrebte. Um die Situation zu entschärfen bat man den Ostgotenkönig Theoderich um eine Entscheidung, die zugunsten des Symmachus ausfiel und Laurentius den Bischofsstuhl von Nuceria in der Campania zuwies. Als Archidiakon nahm er auch an einer Synode vom 1. März 499 teil und unterfertigte wie die anderen Bischöfe deren Beschlüsse, die sich vor allem um die Regeln bei der Bischofswahl (reine Mehrheitsentscheidung) und um Bestrafungen bei Bestechung drehten. Dennoch wurde dem Papst ein gewisses Designationsrecht eingeräumt.

Trotz dieser Regeln sollte im Frühling 501 der Machtkampf wieder aufflammen, als gegen Symmachus zahlreiche Beschuldigungen erhoben wurden. So soll er zur Berechnung des Ostertermines nicht die griechische, sondern die römische Methode verwendet (was immerhin ein ganzes Monat ausmachte) und Kirchengüter verscherbelt haben. Zur Prüfung der Vorwürfe erreichten die byzanzfreundlichen Senatoren Festus und Probinus die Einsetzung eines königlichen Visitators. Symmachus wartete derweilen in Rimini ab, als Laurentius die Situation ausnutzte und 502 in Rom Einzug hielt. Daraufhin machte Symmachus kehrt um seine Stellung in der Stadt zu sichern. Es folgten wie schon so oft Strassenkämpfe und Überfälle, bei denen Symmachus den Kürzeren zog und sich schliesslich mit der Peterskirche zufrieden geben musste. Laurentius schaffte es hingegen Einfluss über die ganze Stadt zu erlangen. Der königliche Visitator Petrus von Altinum berief wohl noch im gleichen Jahr die sog. "Palmensynode" ein, die erst in ihrer vierten Sitzung zu einem Ergebnis kam, das es allerdings in sich hatte. Man rückte Symmachus in die alleinige Gerichtsbarkeit Gottes und er dürfe in allen Kirchen Roms Gottesdienste abhalten. Während der Synode wurden die Streitigkeiten vor allem auf dem Papier ausgetragen und es entstanden dabei die "Symmachianischen Fälschungen", die es anlegten den Stuhl Petri überhaupt von jeder irdischen Gerichtsbarkeit zu befreien. Zusätzlich hielt Symmachus im November 502 eine Synode ab, die jedoch ebenfalls zu keiner Lösung führte. Erst 506 bahnte sich eine Entscheidung an, als Theoderich sich immer mehr vom oströmischen Kaiser emanzipierte. Laurentius musste sich einem Befehl des Königs beugen und zog sich auf die Besitzungen seines engsten Freundes Festus zurück, wo er den Lebensabend in einsiedlerischer Abgeschiedenheit verbrachte.

Dioskur (22. September bis 14. Oktober 530, gegen Bischof Bonifatius II.)

Der aus Alexandria stammende Grieche Dioskur war Diakon in Rom und genoss hohes Ansehen, da strikt gegen den Monophysitismus auftrat. Nach der offiziellen Wahl von Bonifatius, erwählte sich eine gotenfeindliche und damit byzanzfreundliche Minderheit Dioskur zum Gegenbischof. Doch ehe es zu Auseinandersetzungen kommen konnte, verstarb Dioskur am 14. Oktober 530. Bonifatius reagierte auf seine Art und Weise, indem er seinen verstorbenen Gegner verdammen liess. Bischof Agapet liess dieses Schandurteil jedoch bereits fünf Jahre später zur allgemeinen Erleichterung aufheben.

Bischöfe von Rom sind erst seit der Zeit Neros belegt
e libro C.Scarre "Die römischen Kaiser", p.50; (c) Brit.Mus.


Quellen: R.Fischer-Wollpert "Lexikon der Päpste", "Der kleine Pauly"

 

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